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alte, zu neuem Leben erwachte Erde. Auferstehung predigen der warme Sonnenstrahl und der leuchtende Himmel, Auferstehung leuchtet aus dem frischen Grün der ersten Blätter und dcir fröhlichen Farben der jungen Frühlingsblumen, Auf erstehung singen Amsel und Fink in de» sprossenden Büschen und Hecken, Auferstehung arme» die ganze Welt an ihrem großen Nufcrstchungstag. Mit Jauchzen und Jubilieren, mit- Hellem Finkcnschlag, mit Blumen und mit Singen marschiert der Frühlingstag. Die ganze Nalur rüstet sich zur großen Lcbcnsfeier. Ein Meer von Licht und Leben, Lieben und Hoffen, Freude und Glück hat der Schöpfer über seine Erde und seine Geschöpfe ausgegossen. In ein Meer von Glanz und Licht taucht die Ostcrsvnne auch das verborgenste Tal, und ihre leuchtenden Slrahlenkinder wandern von Ort zu Ort, alles, wohin sie kommen, eintauchend in Wonne und Schönheit, erfüllend mit Leben und Frende. Weichen muffen alles Düstere und aller Schatten, wenn die Qster- sonne ihre goldenen Lichtbrücken über die Berge und Täler spannt, „löset, was in Dämmerung lag", und führt alles ins Helle Licht des Frühlings nnd der Auferstehung. Alles muh fich wende» Welches Menschcnhcrz bliebe wohl un berührt, »venu draußen die lenzlichen Wunder sich weben, daß nicht auch aus ihm neues Hoffen und heimliches Wün schen emporstiegen mit dem Klang der Osterglocken! Und wo Menschen gewan dert sind durch die öden Niederungen der Not und Entbehrung nnd das kalte Nebel land der Ungewißheit und Traurigkeit, auch da segnet die Ostcrsonnc ihre Herzen und füllt sie mit neuem Lebensmut und neuem Hoffen. „Nun, armes Herz, sei nicht bang, nun muß sich alles, alles wenden..." Selbst im stillen Kranken zimmer. wo der bleiche Tod schon ungedul dig wartet,' da träumt das todesbange Menschenkind, wenn der Sonnenschein zum Fenster hereinlacht, noch einmal einen Märchcntraum von Genesung und Glück Tag der Lieb' und Lcbcnsfeier, großer Aufcrstchnngstag ..." Und mitten hinein in die werdende Frühlingspracht läuten die Glocken der Ostern mit Hellem Schall, und durch die aufhorchende Menschheit geht wieder die alte, heilige Kunde von der Auferstehung des Lebens, das dem Tode den Sieg ab- gcwann. Mag sein, daß bei Ungezählten diese Kunde nur noch das schwermütige Echo auslöst: „Die Botschaft hör' ich wohl, Mein mir fehlt der Glaube!" Aber die dies Wort mehr oder minder tief nachempfin den oder auch nur nachsprcchen, irren sich, wenn sie glauben, damit die Osterbotschaft aus der Welt oder gar aus dem Herzen geschafft zu haben. Und das ist auch gar nichts der Sinn jenes berühmten Wortes. Denn obwohl Faust noch nicht oder nicht mehr glauben kann, hat diese Botschaft doch schon soviel Macht über ihn gewon nen, daß sie ihn am Leben erhalten kann. Wir Menschen wissen gar nicht, wie tief die Osterhoffnung in uns lebt! Sic geht wie ein breitender» segnender Strom durch unser Leben; könnte nian ihn einmal sichtbar macheil, dann wäre das gewiß die erhabenste und wirksamste Ostcrpredigt, die jemals gehalten worden ist. Denn bis ins buntbewcgte Leben hinein dringt die Auswirkung dieser Botschaft, wie der Dichter hinterher aus dcni Osterspazier gang vor dem Tor den Doktor Faust sagen läßt: „Ans dem hohlen, finstern Tor Dringt ein buntes Gewimmel hervor» Jeder sonnt sich heute so gern, Sie feiern die Auferstehung des Herrn, Denn sic sind selber auferstandcn..." Das ist's, — „sic sind selber auferstanden". Es ist etwas an ihnen, was sie zu andern Menschen macht, als sie bisher waren, auferstandene Menschen. Das sind Men schen, die an sich selber etwas von solcher Auferstehung aus der dunkle» Grabcs»achl erlebt haben »nd die n»n mit einem Hauch neue» Lebens durch diese Welt gehen und von denen etwas von todüberlcgcner Herrlich keit ausgcht, die aus der Kraft solcher Auferstehung stammt. Deutsche Aufeeltehnug Was an Staub und Moder und an dumpfer, stickige Lust, was au Sorge uud Kleiumut nnd Verzagtheit sich in uns angchüusl hat, der frische Wind der österlichen Auf erstehung soll cs sorlwehen! Nicht bloß da draußen soll cs grünen und blühen und lenzen, auch im Menschen- herzeu soll es Ostcru werden, denn die heilige Wundcr- machi will auch in uns ihre Wnndcrkrast erweisen, sie Wik und wird auch in uns de» Winter brechen und neue Lebenskraft wecken, wie sie einst das Leben neu erstehen ließ allen Todesgcwalten zum Trotz. Nun — wir „sind selber auferstandcn", so dürfen wir deutschen Menschen frohen und freien nnd freudigen Her zens sagen. Auferstandcn aus tiefer Grabesnacht der Schmach und Schande, aus Banden und Ketten, ist unser Volk durch seinen sieghaften Ostcrglauben. Ihm läuten die Osterglocken wie dem Faust zur Genesung nnd zur Auferstehung eines neuen Lebens. Als Gott ihm den Füh rer erstehen ließ, in dem sich der Wille zur Auf erstehung zu gewaltiger Kraft zusammenballte, der ihm die Erlösung bringen sollte. Diese Auferstehung ist der Welt wie ein Wunder. Und uns selbst, die wir es mit- crleben durften, erscheint es, wenn wir zurückschaucn, auch heute uoch wie ein Wunder, das Wunder der deutschen Auferstehung. Und das wollen wir nic vergessen, sondern mit uns nehmen wie ein heimliches Klingen der Oster glocken tief in der Seele als Motiv und Impuls unseres Lebens in des Tages Kamps und Mühe und auf der Freude Sonnenhöhe. Darum wollen nnd dürfen wir deutsche Ostern halten in Dankbarkeit und Freude. Nicht so, als wollten wir bloßen Frühlingsglauben einsctzen für dieses Festes innersten Gehalt. Wir wissen und haben es erfahren, daß Ostern mehr ist als der Frühling, der kommt und wieder vergehen muß. Ostern ist etwas Grundlegendes und Blei bendes, ein Wunder der Verwandlung aus Tod zum Leben, das Wunder der Auferstehung, wo der Tod zu siegen schien, wo scheinbar alles aus war, wo keine Hoff nung mehr schien. Diese Auferstehung zeigt, was Leben in Wirklichkeit ist: siegreich vordringendc, durchbrechende Kraft ans Gott, der Durchbruch in ein neues Reich der Freiheit und der Reinheit^ des wirklichen Lebens. Mir sollen hoffen ' . Auferstehung ist die Botschaft: es gibt ein Loben, das stärker ist als alles Sterben und Vcrgehcnmüffen. Die Osterglocken läu ten und rufen, daß wir hoffen sollen über den Erdenstanb hinaus. Wenn wir so Ostern anschauen, dann wirkt es erst sein volles Wunder an uns. Dann bleibt es nicht bloß ein Naturfest oder ein Kirchen- fest oder ein Ereignis, das mit dem Ka lenderdatum wieder vorüber ist, dann wird cs wirklich das Auferstehungsfest, das uns immer wieder jeden Alltag und Werktag in sein Auferstehungslebcn mit hineinhcbt, so daß eine Menschenseele ein mal von sich sagen kann: das Alte ist ver gangen, cs ist alles neu geworden! Das klingt und ist so ergreifend und beglückend, daß selbst alles Jauchzen und Entzücken, aller Jubel und alle Freude, die durch unsere Frühlingsliedcr klingen, nicht heranreichcn an die schlichte Größe dieses Wortes, wenn es einer wirklich ehrlich von sich sagen kann. Das alte, böse Wesen ein fach vergangen wie der alte, fchmutzige Winterschnec vor den Strahlen der Früh lingssonne! Alles neu geworden? Das sind keine billigen Phantastereien oder leeren Illusionen oder hochtrabende» Worte, hinter denen doch keine Wirklichkeit stündx, das ist die stärkste und notwendigste Wirklichkeit, die es gibt und ohne die Ostern allerdings nur ein leerer Schall, ein schöner Traum bliebe. Neues Leben, das ans einer Auferstehung gekommen, das ist Auferstehung. Unser Volk »nd wir alle haben etwas von dcni netten Leben vernommen, wir haben etwas von seinen, Segen verspürt, es hat uns wieder reich gemacht. Daß wir nur so bleiben und noch immer reicher werden möchten. Wer möchte nicht auch von Herzen düs Bessere haben, wenn cs nnn da ist! Wer möchte wünschen, daß jene Zeiten äußerer und innerer Verkommen heit noch einmal wiederkchrcn sollten! Wer einmal wirkliches Leben kcnncngclcrnt hat, den kann ein Scheinleben nicht mehr zu- sricden machen. Der wird weiter streben nnd ringen nach Vervollkommnung für sein Volk und für sich selbst, bis er das Alte überwunden hat und ganz in dem neuen Lcbcn stcht, das ihm Ostern geben will. Das bedeutet dann wirklich Auf- crstchuugsfcst! Ostern mit Sonne und Licht, Tage, da der Frühling nicht nur in das Laud zieht, sonder« auch in die Herzen der Menschen. . Margnardt. Osterwonne — Osterfreude Schcri-Bilderdicusi - M.