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Ovp) rij>kt 1936 b^ ^ukvärts-Veilag, Herlin 5XV 68 2j Nachdruck verboten. „Nanu? Neue Maschinen? Dann kann doch aber die Sache gar nicht so faul stehen!" „Aber erst recht, Dick! Mit den alten ist der Abbau überhaupt ganz unlohncnd geworden; sie waren übrigens schon seit Wochen bestellt." „Also gut! Erst werde ich schnell unsere Anteile ver kaufen, dann die Aufträge für meine Firma erledigen und auf dem Heimwege gehe ich zu Wilkins mit vor." „Wann sehen wir uns wieder?" „Heule abend acht Uhr! Du kennst ja das Häuschen in Nondebosch. Es sind noch ein paar Freunde von mir Ha." , , - „Schön! Ich denke, daß wir uns nicht länger als bis sieben Uhr bei Brodersen aushalten werden. Vis halb fünf will ich im Lagerraum der Fabrik bleiben. Dann kann ich jederzeit beweisen, daß ich mit der Schiebung nicht das geringste zu tun habe; denn daß wir eben in den paar Augenblicken solch dickes Ding gedreht haben, kann keiner vermuten. Nun aber verschwinde! Ich werde mich erst ein paar Minuten später von hier abdrücken. Es ist nicht notwendig, vast uns jemand zusammen sieht. Also: Goocl d.vc, Dick!" „Ooock bve, olc! ünv!" Zweites Kapitel oiL neveu kvnvL ,,Na, Alterchen? Glücklich wieder zurück?" Mil sicht licher Freuve begrüßte Brodersen seine» alten Prospektor, und dieser spürte Vertrauen und Wohlwollei, im herzlichen Händedruck. „Wie sichl's aus auf den Feldern?" „Sie werden staunen, Herr Brodersen! In vier Wochen haben wir einen haushohen Boom!" „Das sollte mich aufrichtig freuen, mein lieber Elfers! Sic wissen, was ich gewagt habe, und viel bleibt mir nicht, wen» die Sache schief geht!" Glucker»d lachte vcr Alte heraus. „Schief gehen? Wie niacht man denn oas? Nein, lieber Herr Brodersen. Sie wissen ja. wie zuversichtlich ich immer war. Was sich da aber auf den neuen Feldern tut, ist kaum zu beschreiben!" „Na, sachteren, Aller! Aber mir soll's schcn recht sein. Ich tönnte's wirklich gebrauchen!" Der Alle zog ein paar Steine aus seiner Tasche und legte sic auf den Tisch. Brodersen nahm die Erzproben ver Reihe nach hoch, wog sie prüfend in der Hand und kratzte daran herum. „Alle Wetter! Das sieht ja fabelhaft aus! Weiß außer Ihnen jemals- davon?" „Keine Menschenseele! Die beiden Basutos, mit denen ich die Sprenglöcher gemacht habe, verstehen nichts von der Sache, Außerdem haben sie gerade nur das gesehen, was sie sehen sollten!" „Und Hopkins? Dem traue ich nicht!" „Ich sicher noch weniger; darum hatte ich ihm auf- getragen, die Abrechnung über die Ausbeute auf den alten Feldern ferligzumachen. Dabei hat er Blut und Wasser geschwitzt; denn mit dem Maulwerk geht's bei ihm flinker als mit Tinte und Feder. Und so hat er keinen Augenblick Zeit gehabt, seine Nase in die neuen Sprenglöcher zu stecken!" „Na, da wird er ja denn Ihre Abwesenheit weidlich ausnutzen und fleißig 'rumspionieren!" „Wird nicht gut gehen, Herr Brodersen. Ich habe ihn unschädlich gemacht!" Wie in iHsorgnis hob Brodersen den Kopf. „Was ist los? Wie meinen Sie das, Elfers?" Der Alte lachte in seiner lautlosen Art. „Na, um gebracht habe ich ihn natürlich nicht; aber m i«gebracht. Heute nachmittag um fünf machen wir beide bei Ihnen unsere Antrittsvisite!" Brodersen lachte hellauf. „Wie haben Sie denn dieses Kunststück zuwege gebracht, Elfers?" „Es giug leichter, als ich anfangs dachte. Der gute Fred hält mich nämlich für etwas beschränkt; er hat eine so dumrw-pfisfige und überlegene Art — wissen Sie. Dazu ist er neugierig wie eine Elster und außerdem..." Er zögerte. .Nun, Elfers?" „Ich muß mich zu Ihnen mal ganz offen über den Burschen aussprechen. Zwar habe ich noch immer keine vollgültigen Beweise, aber ich bin trotzdem überzeugt, daß er seine geheimen Verbindungen hierher nach Kapstadt hat. Darum habe ich ihm unter dem Siegel der größten Verschwiegenheit anvcrtrant, daß ich kein Glück ans den neuen Feldern gehabt hätte. Ich zeigte ihm ein paar Gestcinsproben und bat ihn, mit nach Kapstadt zu kommen, um meinen Bericht zu bestätigen, damit Sie Ihre Anteile schleunigst verkaufen können, ehe jemand was merkt." „Und damit war er gleich einverstanden?" „Mit Begeisterung, aber bestimmt nicht aus übergroßer Liebe zu Ihnen..." „Sondern?" „Weil er für sich dabei was rausschlagen will!" „Wie meinen Sie das?" ..Ich bin kicher, daß er augenblicklich bei irgendeinem Ihrer Freunde sitzt und seine Unkenntnis für teures Geld an den Mann bringt." „Elfers, Sie sprechen heut' so geheimnisvoll! Ich weiß tatsächlich nicht, was Sie.meinen!" „Das wird schon noch kommen, wenn die Juvestmcnt- sharcs in den nächsten Tagen ins Bodenlose gesunken sind!" „Ach so, Sie meinen..." „Ich meine nicht — ich weiß, daß Hopkins gegen ein anständiges Trinkgeld irgendeinen: Ihrer Freunde raten wird, zu verkaufen, che Sie Ihre eigenen Anteile — seiner Meinung nach — losschlagen werden." „Trauen Sie ihm wirklich solche Gemeinheit zu?" „Ich will Ihnen sagen, Herr Brodersen: Hopkinö ist im Grunde kein schlechter Kerl, aber er macht sich gern wichtig. Und ich habe den Eindruck, als ob er hier in der Stadt ein paar Burschen hat, die ihn ausnutzen. Ich habe mir von ihm mit tausend heiligen Eiden Verschwiegen heit angclobe» lassen, aber ich weiß, daß er ebenso viele Meineide geschworen hat!" „Ob er nicht etwas ahnt?" „Keine Spur. Das kann ich mit aller Bestimmtheit be haupten!" Schmunzelnd erzählte der Alte die Geschichte mit dem fingierten Brief, den Hopkins in seiner Rock tasche finden sollte. Brodersen schüttelte ein wenig verwundert den Kopf. „Sagen Sie mal, Alterchen, seit wann schleichen Sie auf krummen Pfaden?" „Seit ich weiß, wieviel Falschheit und Tücke es in der Welt gibt. Lassen Sie sein, Herr Brodersen — ich weiß, daß Sie mich stets für einen Halbwegs anständige» Zeit genossen gehalten haben, und für meinen anspruchslosen Bedarf genügt das durchaus. Diesmal mögen Sie denken, was Sie wollen: Ich habe mich nun gerade geizig darüber geärgert, daß Sie damals alle Aufschließungsarbcitcn aus eigener Tasche bezahlten, das ganze Risiko allein trugen, und daß sich dann Ihre guten Freunde die Finger geleckt haben!" „Wieder das alle Thema, Elfers! Woher haben Sie bloß diesen kindischen Haß gegen meine Freunde! Auf keinen Fall möchte ich, daß jemand von ihnen sein Geld durch meine Schuld los wird. Das müssen Sie doch cin- sehen!" „Seh' ich gar nicht ein! Im Gegenteil: WaS mir an Mitgefühl fehlte, würde ich durch Schadenfreude reichlich ersetzen. Wenn schon die Bande betrügen will, kann ihnen der Reinfall nur gut tun; und wcnn's Ihre Freunde ehr lich meinen, wird man Ihnen ja rechtzeitig Mitteilung machen. Aber eher glaube ich, daß der Sambesi die .Falls' hochsteigt!" Brodersen wurde nachdenklich. Es lag viel Wahres in den unverblümten Worten des alten Prospektors. Dieser fuhr fort: „In wenigen Tagen, soviel ist sicher, sieht man die Shares mit bloßem Auge überhaupt nicht mehr. Dann, aber wirklich auch dann erst müssen Sie zusammenkanfen, was das Zeug hält. Schließlich sind es doch Ihre Felder. Und selbst wenn Ihre Freunde aus Angst heut' oder morgen verkaufen, haben sie alle noch ein Bombengeschäft durch Ihre Hilfe gemacht." „Darin haben Sie freilich recht, Elfers — die Original anteile wurden ja für lächerliche Summen erworben!" „Sehen Sie! Mir scheint, wir kommen uns schon ein bißchen näher. Aber hart bleiben wie der Cnllinan -- Dia mant! Nichts aus der Hand geben und feste drauflos- kaufcn, wenn der Kurs auf den Nullpunkt gesunken ist." „Dazu wird es nicht kommen, inzwischen sind die wirk lichen Tatsachen langst bekannt geworden. Sie wissen, hier in Südafrika gibt es einen ausgezeichneten Nach richtendienst." „Ansgeschloffen, Herr Brodersen! Die Trommelsprache der Schwarzen ist für solche Dinge nicht zuständig, und außer mir weiß ja niemand davon. Meinen Sie', daß i ch mich aushvrchen lasse? Ich kann ganz unverschämt schweigen, und zur Not auch noch lügen wie gedruckt. Solche Nachrichten, wie ich sie diesmal habe, glaubt außer- dem überhaupt kein Mensch. Dazu sind Mißgunst und Neid viel zu groß in der Welt. Uebrigens ziehe ich heuten noch zu meiner Schwester nach Green-Point und bleibe dort, bis die Maschinen abgeschickt sind, ^ann aber muß ich ja sowieso auf die Felder zurück!" Ein Kapjnnge trat ein. „Das Essen ist fertig!" „Kommen Sie, Elfers, essen Sic einen Happen mit! Leg ein zweites Gedeck auf, Jakob!" Der Alte lehnte lebhaft ab. Es war ihm offenbar pein lich, sich in seiner abgetragenen Kleidung zu seinem Ehcs an den vornehm gedeckten Tisch zu setzen. „Danke, Herr Brodersen! Ich habe draußen auf den Feldern verlernt, mit Messer und Gabel zu essen!" „Reden Sie keinen Unsinn! Kommen Sie, mir schmeckt es sonst nicht!" Der Alte hatte gründlichen Hunger mitgebracht, und er legte tüchtig vor, nachdem er die erste Befangenheit überwunden hatte. Dabei war cs ein Vergnügen, zu sehen, mit welchem Anstand die groben Hände Messer und Gabel handhabten. Brodersen hatte seine heimlich Freude daran — wußte er doch, daß sein alter Prospektor früher einmal glänzende Tage geseh'ön hatte. Nach dem Essen saßen beide bei einer Dannemann und einem Glas feurigen Kapweins beisammen und besprachen die künftigen Arbeiten zur rationellen Ausnutzung der neuen Felder. Plötzlich klingelte das Telephon. Elfers fuhr auf, während Brodersen gleichmütig zum Hörer griff. „Was -haben Sie, Alterchen? Seit wann sind Sie nervös?" „Passen Sie auf! Der erste Sharbesitzer meldet sich schon zum Wort! Ich habe so einen Animus!" „Lassen Sie doch die Ulkerei, Elfers!" Das Gesicht Brodersens nahm einen gespannten Zug an. „Ah, Mister Wilkins! Freut mich! Na, was haben Sie auf Ihrem bedrängten Herzen? Wie? Wa—a—as? Ach, ist ja kom pletter Blödsinn! Welcher Esel hat Ihnen denn den Bären aufgebunden? — Nein, nein, unkontrollierbare Ge rüchte. Sie wissen ja, was afrikanische Stories sind; in meiner deutschen Heimat hat man dafür das runde »uo schöne Wort .Quatsch'. — Todsichere Quelle? — Nein, mein Lieber; an Quellen gibt's nur eine, die heißt Elfers! — So? Sollte der Alte doch am Ende geschwatzt haben?" Brodersen drehte sich um und sah in das pfiffig schmun zelnde Gesicht des Alten, der ihm zuraunle: „Was hab' ich Ihnen gesagt? Hören Sie die Shares noch nicht fallen?" Wieder sprach Brodersen ins Telephon „Nein, Wilkins, glauben Sie mir: Es ist alles purer Unsinn, was man Ihnen zugctragen hat. Gerade das Gegenteil ist der Fall. Die Dinge stehen gut. — Ja, natürlich. Schi gut sogar. Passen Sie auf, Wilkins, schon in zwei bis drei Wochen. Glauben Sie mir!" Elfers benahm sich während der Unterredung wie ein Tobsüchtiger in einer Zwangsjacke, nur daß cr zu seinem Leidwesen auf das dazugehörige Gebrüll Verzicht leisten mußte. Er winkle, blinzelte, telegraphierte mit Händen und Beinen. Alles vergeblich. Er mußte mit anhören, daß Brodersess wiederholte: „Glauben Sie mir, Wilkins — mein Wort darauf!" Der Alte schnitt eine entsetzliche Grimasse, aber merk- würdig schnell hellte sich sein zerknittertes Gesicht wieder auf, als Brodersen fortfuhr: „Schön, tun Sie, was Sie nicht lassen können. Ich bin ja schließlich keine Kinder gärtnerin. Kommen Sie mir aber später nicht mit Vor würfen! — Ich? Darüber sorgen Sie sich nur nicht.. Sie werden erleben, daß ich kein einziges Stück verkaufe! Nein, Wilkins, bestimmt nicht, darauf können Sie sich ver- lassen. — Schön,, dann sollen sie fallen. Ich halte jeden falls, was ich habe. — Danke, auch Ihnen viel Glück!" Brodersen legte den Hörer auf. Ta krähte der alte Elfers los: „Ist denn so was möglich? Gibt e§ das noch sonstwo in der weiten Welt? Wie können Sie diesem Gauner auch noch zureden?!" „Elfers", unterbrach ihn Brodersen hart, „Silver- gcssen, von wem Sie sprechen. Wilkins ist, ich will nicht gerade sagen, mein Freund. Aber immerhin gehört er zu meinem näheren Bekanntenkreis. Nehmen Sic bitte Rücksicht darauf!" „Entschuldigen Sie meine Heftigkeit, Herr Brodersen! Ich wollte Sie gewiß nicht tränken." „Ich kenne Wilkins seit Jahren. Wenn ich ihn auch nicht sonderlich schätze, so habe ich doch auch keinen Grund, ihm zu mißtrauen. Er hat sich mir gegenüber stet» an ständig gezeigt!" „Dazu gehört natürlich nicht viel. — Na, meinetwegen! Eins spricht ja schließlich für ihn, nämlich daß er Sie wenigstens in Kenntnis gesetzt hat; aber trauen tu' ich. ihm deshalb noch lange nicht. Lassen Sie doch die Leute verkaufen, wenn sie durchaus ihr Geld los fein wollen!" „Nein, Elfers! Nach dem, was ich jetzt weiß, wäre es unanständig, meine Freunde im unklaren zu lassen — zum mindesten, wenn ich von ihnen gefragt werde." „Es liegt aber doch klar auf der Hand, daß Hopkins hinter dem Anruf steckt. Sicher sitzt er jetzt mit Witkins zusammen und streicht den klingenden Lohn für seine Schurkerei ein. Sagen Sie doch selbst: Wäre eS nicht richtiger gewesen, wenn dieser — ich meine, wenn Ihr Freund ihn die Treppe hinuntergeworfen und^Sie vor ihm gewarnt hätte?" Brodersen horchte auf, als Elfers-fvrtfuhr: „Sie wissen, ich bin ein alter Goldgräber, der den- Staub von fünf Erdteilen samt all ihrer Bosheit geschluckt: hat. Man wird Ihnen Ihre Anständigkeit schlecht lohnen. Denken Sie doch an'vie Gründung der Investment- Company!" „Schön, Elfers! In manchem haben Sie unzweifelhaft recht; aber da kann ich nun mal nicht mit. Wenn mich- jemand von meinen Freunden fragt, werde ich ihm reinen- Wein einschenken.' „Natürlich, ich weiß, daß Sie für diese schlechte Welt viel zu anständig sind. Gut! Tun Sie, was Sie nicht lassen können. Aber Sie werden's erleben, daß man Ihnen nicht einmal glaubt, glücklicherweise! Dafür wird Hopkins schon sorgen. Ich wette um hundert Investments — und ich weiß bei Gott, was das heute bedeutet —, daß all Ihre gutgemeinten Beteuerungen bei den sogenannten Freunden nicht halb so viel gelten wie die Falsch meldungen des windigen Hopkins." „Na, Elfers, das bezweifle ich doch. Ueber meine Freunde habe ich eine etwas bessere Meinung. Aber lassen wir doch das unerquickliche Thema, auf diesem Gebiet sind Sie mir ein bißchen zu einseitig!" Brodersen machte plötzlich ein sorgenvolles Gesicht; dann fuhr er mit einem Seufzer fort: „Elfers, zu Ihnen habe ich ein unbegrenztes Vertrauen, und ich glaube Ihnen aufs Wort, das wissen Sie. Aber denken Sie mal, wcnn's nun wider alles Erwarten doch schief ginge? Ihne» will ich's anvertraucn: Ich habe Kopf und Kragen gewagt. Können Sie sich nicht über die Bedeutung der neuen Funde getäuscht haben?" cFortsetzung folg,.)