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Konzerten aufgeführt und Kochan konnte selbst Zeuge der begeisterten Zu stimmung sein. Man merkt es dieser Musik an, daß sie aus dem Herzen eines echten und lebendigen Musikanten kommt, daß hier einer am Werke war, der sein Hand werk schon recht vortrefflich versteht (er studierte von 1946 bis 1950 an der Musikhochschule in Berlin - Charloltenburg, später in der Meisterklasse von Hanns Eisler). Natürlich knüpft Kochan in seinem opus 1 noch spürbar an seine großen klassischen Vorbilder an, doch er ist schon stark genug (und wird es noch mehr werden), spürbare eigene Wege zu gehen. Nicht zufällig ist die Wahl der D-Dur-Tonart, in der auch die Violinkonzerte von Beethoven und Brahms stehen. In der wohlüberlegten klassischen Formgebung und der Durchsichtigkeit der musikalischen Sprache könnte man auch an Mendelssohns Violinkonzert denken, und im Schwung des leßtenSaßes taucht auch der Lebensmut vonSchostakowitschs „Lied von den Wäldern“ auf. Wichtig für den Aufbau des ersten Saßes (Allegro molto) sind die Motive der kurzen Orchestereinleilung. Von wirklich echtem Einfalls reich tum zeugen die Themen: das sich großartig entwickelnde Hauptthema der Solovioline und das lyrische Nebenthema in mol!. Die brillante Kadenz zeigt Kochans handwerkliches Verständnis, das er der Geige entgegenbringt. - Der langsame Saß, der mit einem Fagollsolo beginnt, schließt ein klangseliges Orchesterzwischenspiel in sich ein und erhält durch eine zunehmende rhythmische Straffung ein immer markanteres Gesicht. Er leitet direkt in das Finale über, ein Vivace con brio, in dem eine tänzerische, beschwingte Stimmung vorherrscht. Wolfram Schwinger Max Reger hat mit seinem Opus 132, den „Variationen und Fuge (A-Dur) über ein Thema von Mozart“, eins seiner vollendetsten Werke geschaffen. Er arbeitete 1913 an diesem großartigen Orchesterstück, das in seinem Gewicht und seiner Tiefgründigkeit einer Symphonie gleichkommt. Im Februar 1915 fand die Uraufführung des Werkes im Rahmen der Opernhaus-Konzerte in Berlin unter der Leitung des Komponisten statt. Reger variiert hier auf geistvolle Weise in 8 Variationen (Veränderungen) ein recht bekanntes Thema aus der A-Dur-Sonate KV 331 von Mozart, das Mozart selbst schon zum Variieren geeignet fand und dazu auch verwendete. Reger nahm die Verwandlungen dieses graziösen, lichten Themas mit den Mitteln der spätromantischen und impressionistischen Orchester- und Kompositionslechnik vor, so daß es manchmal schwierig ist, aus dem be törenden Klangrausch die Melodie des Themas herauszuhören. Manchmal stellt der Meister die Melodie auf den Kopf; oft läßt er die Töne richtig erklingen, aber in einer rhythmisch anderen Fassung; manchmal läßt er neue Begleitstimmen hinzutreten und seßt das Ganze in eine andere Tonart, so daß etwas völlig Neues entsteht, etwas, das ganz das Regersche Gesicht trägt. Dazu ist der Stimmungs gehalt der einzelnen Variationen immer wechselnd, vom süßesten Schönklang bis zur troßigen Kraftgebärde, so daß ein ungemein farbiges Bild entsteht. Die Krönung des Ganzen ist aber zweifellos die Schlußfuge. Mit ihrem Einsaß be ginnt auch eine andere Welt. In den Variationen vorher die schillernde Vielfalt des Impressionismus- - in der Fuge ganz klar und eindeutig der Wunsch und Wille nach einer Kunst, die nicht zerfließt, sondern kraftvoll gebändigt ist. Die Fuge ist eine Doppelfuge, zu der Reger das Material dem Mozart-Thema ent nahm. Großartig und überwältigend ist der Schluß, wo Reger, ein Kontrapunkfiker größten Formats, das Mozart-Thema noch einmal ganz aulklingen läßt und dazu beide Fugenthemen in das Klanggewebe hinein bezieht. Diese Stelle allein würde genügen, Reger unsterblich zu machen. L. R.-H 154 B 690/54 1 65