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Urdoderreedtssevun: ^uknSrls-Vorlsr 8. w. d. L., verllo svc s» ivs Nachdruck verkn'en Aber Lore lacht noch immer. „Mein liebes, gutes Kläuschen, schimpf nur ruhig weiter. Ich will dir nur eins sagen. Du hättest in der ganzen Angelegenheit nicht halb so schnell etwas heraus bekommen wie Ich. Bitte, bitte" sie streckte lachend beide Hände gegen ihn aus. „Bei mir dagegen hat niemand vermutet, daß IK hinterherspioniere, und außerdem habe ich mit einem kleinen, liebenswürdigen Blick so allerhand erreicht." „Ja, aber du scheinst gar nicht daran zu denken, daß du dich, bei allem, was du auch unternimmst, und was du so hartnäckig zu verschweigen wünschst, in Gefahr begibst." Helge Sorge liegt in seiner Stimme und treibt dem Mädchen das Blut in die Wangen. „Christa hat recht gesehen, er liebt mich — — er liebt und bei diesem Gedanken ist ihr die ganze Diebstahls- Angelegenheit unendlich gleichgültig. Aber gleich darauf besinnt sie sich. Nein, Klans wäre trotz allem stets ein bedrückter, verzagter Mensch, solange sich die Cache niHt apfgeklärt hätte. Und sie, die Sekretärin der Leuchner- Werke, Lore Haller, wird die Sache aufklärcn. Sie hat jetzt ^^ ^ewe^ Schuldigen zu S Und mit klopfendem Herzen denkt sie noch einmal zu rück an die Schwierigkeit ihres Unternehmens. Nein, es war wirklich nicht so einfach. Welchen Gefahren hatte sie sich nicht ausgesetzt? Was wäre geschehen, wenn man sie dabei überrascht hätte, als sie den Schreibtisch einer ihrer Vorgesetzten einer genauen Durchsuchung unterzog? Und was wäre geschehen, wenn der Schuldige gemerkt hätte, daß sie ihm nachspionierte? Hat sie nicht außerdem ihre Stellung aufs Spiel gesetzt? Denn wie oft, wie entsetzlich oft ist sie nachmittags einfach auf und davon gelaufen, um den Kerl zu beobachten, um ihn n^cht aus den Augen zu lassen. Aber das Schlimmste war doch, daß sie Klaus nicht Ins Vertrauen ziehen konnte. Daß sie es zulassen mußte, wie »r, von der Quälerei seiner Gedanken gehetzt, schließlich alle Leute, die davon wußten, verdächtigte und auch sie in den Kreis mit bineinzog. Oh, sie hat es wohl gespürt, das Mißtrauen, das sich ihr wie eine träge, große Welle entgegenwarf und sie überfluten wollte. Und bei diesem Gedanken fröstelt das Mädchen, so daß Klaus ihr einen besorgten Blick zuwirft. Aber Lore schüttelt nur den Kopf. Sie ist mit ihren Gedanken noch immer weit weg und kann sich nicht so schnell zurückfinden. Und sie hat wieder jenen Abend im Gedächtnis, den sie im Derby-Hotel verbracht hat. Sie weiß es noch, als wäre es eben geschehen. Sie kam gerade von einer Unterredung mit Klaus nach Hause und war so müde, so grenzenlos müde. Da hatte sie ein Anruf der kleinen Tänzerin Helll Winter noch einmal hinaus gelockt. „Um ein halb elf Uhr im Derby-Hotel!" Lore ist dann pünktlich zur verabredeten Zeit dagewesen. Das Derby-Hotel mit seiner bekannten Var ist eins oer mondänsten der Stadt. Und der Hauptbetrieb Ist in den NachtstMtdeil, kurz vor Mitternacht, wenn die Theater und BarirtLs mit ihrem Programm zu Ende sind. Mit Schändern denkt Lore zurück, wie sie den ganzen Abend Tastz für Tanz ein leicht angetrunkener Tänzer geholt, und wie sie doch nur fieberhaft ans das Erscheinen jener Gesellschaft gewartet hat. Aber sie hat keine Ab lehnung gewagt, au» Furcht, irgendwie aufzufallen. Und das war es, was sic auf alle Fälle vermeiden mußte. Da war sie ein paarmal in die Versuchung geraten, Klaus herbsizurusen, sich von ihm beschützen zu lasten, aber Vann hatte sie es doch nicht getan. Es durfte ja nicht sein, wenn man sie zusammen sah, dann mar alles aus, dann war all die Anstrengung umsonst. Ala dann die kleine Helli Winter zurückkam, wurde es ein wenig bester. Der Tänzer verteilte seine Gunst zwischen die beide» Mädchen, und da Helli ihn größtenteils übernahm, konnte sich Lore mehr im Saal umsehen. Lange nach Mitternacht war dann die erwartete Ge sellschaft eingetrosfen und Lore hatte Glück gehabt, auch s hier hatte der Helfer Alkohol schon seine Schuldigkeit ge tan und es zuwege gebracht, daß man nicht mehr mit der nötigen Vorsicht zu Werke ging. So hat Lore Teile der Unterhaltung ausschnappen können, einer Unterhaltung, die Klaus' Unschuld klar zu Tage förderte. Der Zorn hatte sie gepackt, und sie hatte alle Be herrschung nötig, um nicht ans ihrer Ecke heroorzukommen. Soweit hatte sich alles programmäßtg entwickelt, aber als Lore dann mit eiligen Schritten den Saal verließ, da war man am Rebentisch auf sie aufmerksam geworden Etn Herr sprang auf und folgte ihr in sichtlicher Eile. Ls war gut, daß sie vor dem Portal in ein bereitstehendes Taxi hineinspringen konnte, so war sie dem Verfolger aus den Augen gekommen. An all das mußte das Mädchen denken, als sie jetzt mit Klaus durch die Straßen geht. „Das war ja alles für dich, Klaus, lieber, guter Klaus! denkt sie, und für einige Sekunden hängt ihre schmale Hand wie ein verirrter Falter in der Luft und möchte brennend gern über den Scheitel des Mannes fahren. Aber dann unterläßt sie es und reicht ihm nur stumm die Hand. „Auf Wiedersehen, Klaus, jetzt muß ich wieder ins Ge schäft. In zehn Minuten ist meine Tischzeit um." Und ehe Klaus etwas sagen kann, ist sie auf die ge- rade vor ihnen haltende Straßenbahn gesprungen und bald darauf seinen Blicken entschwunden. Von dem Augenblick, da Lore Haller dann wird» Ue Leuchner-Werke betritt, jagen sich die Ereignisse uH lagen das Mädchen vor Stunden nicht zur Ruhe kommen Gleich nach ihr kommt der kleine Stift ins Ammer und bestellt die ihm aufgetragene Weisung. „Sie möchten sofort das Aktenstück Elsholz zu Herrn Prokurist Lendwig hinüberbringen. Er will es nm auf die Reise nehmen." „Was will er damit?" Lore glaubt den Kleinen nicht recht verstanden zu haben. Aber dieser wiederholt noch einmal geduldig seine Worte. Da ist Lore auch schon mit einem schnellen Satz zur Tür hinaus. Auf der Treppe trifft sie mit Prokurist Lendwig zusammen, der gemeinsam mit Direktor Leuchner das Büro oerlasten will. Und bei diesem Anblick ist die sonst so ruhige und be herrschte Lore nicht mehr wiederzuerkennen. „Ich muß Sie dringend sprechen, Herr Lendwig", sagt sie, und in ihrer Stimme liegt unterdrückter Zorn. Man sieht, daß sie sich vergeblich um die notwendige Be herrschung bemüht. „Ick, ja, Sie haben mich schon richtig verstanden", wieder holt sie noch einmal, als der Prokurist sie erstaunt an sieht. „Und am besten ist es, wenn Herr Direktor Leuchner sich ebenfalls anschließt." Da legt sich der Direktor ins Mittel. „Mein liebes Fräulein Haller", sagt er. „Sie sehen doch, daß wir im Begriff sind, das Büro zu verlasten. So wichtig wird doch Ihre Angelegenheit nicht sein. Das können Sie doch auch nach seiner Rückkehr mit Herrn Lendwig besprechen!" - Doch das Wort „Rückkehr" reißt den letzten Damm der Beherrschung bei dem Mädchen nieder. „Das kann ich nicht, Herr Direktor", sagt sie, und dann überstürzen'sich die Worte. „Nein, das kann ich nicht. Es handelt sich um den Diebstahl der Eeheimkalkulation. Das ist eine Angelegen heit, die Herr Lendwig sofort aufklären muß, und wenn das nicht geschieht, dann schreie ich, ja, dann schreie ich so laut, bis man die Polizei herbeiruft." Direktor Leuchner hat einen kurzen Blick in das er regte Mädchenantlitz geworfen und er haj auch gesehen, daß der Prokurist bei ihren Worten zusammengezuckt ist Und sein Gefühl sagt ihm, daß man Lore Haller ihren Willen tun muß. „Gut, bitte, kommen Sie mit in mein Büro", sagt er und läßt das Mädchen vorangehen. Und als der Prokurist eine Einwendung machen will, meint er nur kurz: „Es wird ja nur einige Augenblicke dauern, Sie kommen ja immer noch rechtzeitig zu dem Nachmittagszug." . * Im Zimmer angekommen, setzt er sich an seinen Schreib tisch und bietet dem Mädchen ebenfalls einen Sessel an. Aber Lore wehrt ab. „Danke, Herr Direktor, es dauert tatsächlich nur einige Sekunden, ich möchte Ihnen nur gern im Beisein von Herrn Lendwig die Sie wahrscheinlich interessierende Mit teilung machen, daß Herr Lendwig es war, der die Ee heimkalkulation ans dem Schreibtisch von Herrn Wegen«" gestohlen und an die Konkurrenz verkauft hat!" Jetzt ist auch der Direktor erregt aufgesprungen „Aber das ist doch nicht möglich, Fräulein Haller. Sie wissen anscheinend gar nicht, was Sie da sprechen." Aber Lore läßt ihn nicht weiterredcn. „Ich weiß es nur zu gut, vielleicht lesen Sie vorerst einmal diesen Zettel durch, in dem Lendwig seine Tat begründet." Sie reicht ihm einen zerknitterten, jetzt aber sorgfältig geglätteten Zettel hinüber. „Ist das nicht die Handschrift Ihres Prokuristen?" Zögernd nimmt ihn der Direktor aus den leicht zittern den Mädchenhänden. , -.Alles wird M häßlich und gemein, M «kt dM Tat zusammenhäM, qm» ich gömne es Mem SuMy einfach nichj, daß er die Gunst der schönen FSu Md so werde ich es ttzN, um ihn ein für allemal «ck iM Firma zu entfernen!" liest er. s Aber jetzt ist auch Lendwig aufgesprungen und teilt erregt auf den Direktor zu. „Ich hoffe. Sie glauben hiess unsinnigen Mleum- dangen nicht, die Fräulein Haller gegen mich oordriW. Ich versichere —" . „Versichern Sie nichts, sondern erklären Sie mir vor allem, was dieser Zettel zu bedeuten hat, der, wie H Fräulein Haller beipflichten muß, bestimmt zu Ihren Un gunsten spricht!" fällt ihm Direktor Leuchner ins Wort. Und diele Frage ist etwas, was Lendwig nicht er wartet he- und worauf er nicht gewappnet ist. Er fiM, daß ihm der Boden unter den Füßen entgleitet und des! halb rettet er sich in eine betonte Sicherheit. „Das ist etwas, was weder für Sie noch für Fra'ulM Haller bestimmt ist, das geht einzig und allein mich ans" sagt er kühl und hochfahrend. < „Dieser Meinung war ich bis vor kurzem auch, ktzj kommt er aber für Sie einzig und allein darauf an, sich von dem geäußerten Verdacht zu befreien." Direktor Leuchner spricht kurz und bestimmt, ein leichter Zorn gegen Lendwig steigt in ihm auf, der diese Sache so kompliziert. Aber er glaubt noch immer nicht, daß Lore Haller mit ihrer Aeußrrung recht behalten soll. Aber jetzt kann Lore, die bisher stumm zngehört har, nicht mehr an sich halten. „Ich will Ihnen verraten, wie ich zu dem Zettel ge kommen bin. Ich habe den Schreibtisch von Herrn Lend- wig aufgebrochen. Jawohl, das habe ich getan. Und da- bei habe ich noch einiges Interessante Material gesunden. „Da ist hier zum Beispiel ein Duplikat der Auf stellung, die aus dem Schreibtisch von Herrn Wegener ge- stöhlen wurde. Wie das möglich ist, da die Aufstellung überhaupt nicht abgeliefert wurde, kann uns auch nur Herr Lendwig erklären. Und hier steht rechts am Rande die Zahl siebentausend. Das ist, wie ich erfahren konnte, der Betrag, den Herr Lendwig für das Original erhielt. Vielleicht hätte er die Kopie auch noch einmal weiter verkauft. Man kann ja immer Geld gebrauchen, menn einem der Boden unter den Füßen brennt." Sie geht nicht sehr sanft mit ihrem Vorgesetzten um, die blonde Lore, aber all das Leid der letzten Zeit ist ihr von Lendwig zugefügt worden. Bon dem ordentlichen, ja fast pedantischen Prokuristen, den kein Mensch je in den Kreis der Verdächtigungen hineingezogen hätte. Jetzt reicht sie dem Direktor die dünnen, weißen Blätter herüber. Da ist Lendwig auch schon aufgesprungen und will sie ihr aus der Hand reißen, aber Lore ist schneller. „Jetzt möchten Sie wohl gern, daß dieser Beweis un gesehen verschwindet?" fragt sie, und ihre Stimme ist getränkt voll Hohn und Spott. Jetzt ist ihre Erregung auch auf Direktor Leuchner übergesprungen. „Ich glaube, Sie wissen noch mehr, Fräulein Haller", sagt er. „Würden Sie mir, bitte, die Angelegenheit in aller Ausführlichkeit berichten!" „Gern", erwidert Lore, und hat dabei nur den einen Gedanken: „Jetzt ist es wieder der alte Klaus mit seinem ehrlichen, guten Namen, alles habe ich ja doch nur da für getan." Nnd sie möchte jetzt ihren Kopf auf die dunkle Schreib- tischviotte legen und weinen, haltlos und unbeherrscht, aber dann re ßt sie sich tapfer zusammen. Sie fühlt, daß sie bis zum Ende durchhalten muß. „Zuerst wurde ich auf Herrn Lendwig aufmerksam", berichtet sie, als mir ber Buchhalter Bennigsen berichtete, daß er de» Prokuristen an dem fraglichen Tage im Zimmer von Herrn Wegener gesehen hätte. Aber er ermähnte das nur leichthin, ganz ohne jeden Argwohn, und auch ich war vorläufig noch wett davon entfernt, ihn irgend wie zu verdächtigen. Aber schließlich mußte ich immer wieder daran denken, es war wie ein Zwang, der mich leitete, und ich rtes mir ins Gedächtnis, wie ärgerlich Herr Lendwig war, als,Ihre Gattin auf der Suche nach Ihnen einige Augenblicke mit Herrn Wegener sprach. Wie erbost, als er erfuhr, daß Klaus — ich meine Herrn Wegener", verbesserte sie sich — — „zu Ihrem Gartenfest geladen wurde." > Ich hörte zufällig ein Selbstgespräch mit an, das Herr Lendwig führte, als er die Treppe chinunterging. „De: grüne Bengel wird eingeladen", sagte er, „und an mich hat die schöne Frau Reny natürlich nicht gedacht. Aber das wird sich ändern!'' " Und einige Tage nach dem Diebstahl, da hielt ich es nicht länger aus. Ich konnte nicht untätig zusehen, wie man einen Unschuldiger, quälte, und Vas war die einzige Spur, der ich nachgehen konnte. Eine andere war sonst nicht vorhanden. Ich sollt« auch bald herausfinden, daß <s dle richtige war. Ich suhr Herrn Lendwig einmal nach, zweimal, und immer :raf er sich in einem kleinen, übel aussehenden Lokal der Vorstadt mit einem andere» Herrn. Dessen Beobachtung übernahm eine Bekannte von mir, die Tänzerin Helli Winter. Die konnte bald festftellen, daß Lendwig mit unserer schärfsten Konkurrenz, den Mattner- Werken, in Verbindung stand. Ich hoffe, Sie erlassen mir weiirre Einzelheiten, den letzten Beweis holte ich mir, als ich Herrn Lendwig in der Derby-Bar belauschte, wo bas Geschäft perfekt g^MaöA wurde. Auch das halt« H-lli.Wi.nter zur rechten Zell h»» ausbekommen i . (Fortsetzung folgt.)