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Nicht ohne auch die Kulissen anzudeuten, vor denen sich sein Leben abspielt. Er beginnt damit, uns einen Helden vorzustellen. Ein feu riger Schwärmer, der das Leben bejaht, so sagt uns gleich das Thema der Einleitung, ein echt Straußsches Thema, das zugleich den Strauß von damals charakterisiert: wie ein Sturmwind brach er in die Musik seiner Zeit ein. Im strahlenden E-dur voll unerhörtem Schwung tönt uns dann das eigentliche Don-Juan-Thema entgegen. Drei Frauen treten ihm entgegen. Zuerst Zerlinchcn. Ein cis-moll-Motiv schildert sie in ihrer zagen Zärtlichkeit und Scheu. Aber schon meldet sich der Überdruß: ein stark chromatisches Motiv. Da kommt, mit einem schwellenden Nonenakkord und Arpcggicn der Harfe angekündigt, des Grafen Witwe. Mit einer leicht ins Ohr und ins Blut gehenden Melodie bekennt er ihr seine Liebe. Aber auch ihrer wird er bald überdrüssig. Eine neue Blume lockt: Donna Anna. Aus der Musik, mit der Strauß sie umwirbt, geht hervor, daß sein Held nun glaubt, die Richtige gefunden zu haben. Fast zögernd naht er sich ihr. Ein zurück haltendes g-moll, in Seufzern endend, zeigt uns einen ganz neuen Don Juan. Ist es echt oder ist es Verstellung? Anna selbst wird als holdes Engelsbild gemalt. Süß-sanft fängt die Oboe an zu sin^y^^ Weiche Akkorde bilden den Untergrund. Bald sagt uns aber das M^^B des Überdrusses, daß Don Juan keine Ruhe finden kann. Fort stürnn er zu den Klängen des zweiten Don-Juan-Themas in den energischen Hörnern. Hin zu neuen Genüssen! Er findet sie im Trubel des Karne vals, den Strauß mit realistischen Mitteln malt. (Ein quakendes Motiv der gestopften Trompeten gilt als Porträt einer schamlosen Dirne.) Aus dem bisherigen Themenmaterial treibt die musikalische Entwick lung nunmehr einem gewaltigen Höhepunkt entgegen. Dem Rausch folgt Ernüchterung. Sie treibt Don Juan hinaus in die Einsamkeit des Kirchhofes. Dort trifft ihn der todbringende Stahl Don Pedros, in einen Pianissimo-moll-Akkord hinein sticht ein dissonantes f der Trompeten. Streicher-Tremoli gleiten abwärts: Don Juan haucht seine sündige Seele aus. Ein stark dissonierender Vorhalt vor dem e-moll- Dreiklang, dieser selbst: „Der Brennstoff ist verzehrt, und kalt und dunkel ward es auf dem Herd." Prof. Dr. Laux. Don Juan von Nikolaus Lenau Den Zauberkreis, den unermeßlich weiten, von vielfach reizend schönen Weiblichkeiten möcht’ ich durchziehen im Strome des Genusses, am Mund der letzten sterben eines Kusses. O Freund, durch alle Räume möcht’ ich fliegen, wo eine Schönheit blüht, hinknien vor jede und, wär’s auch nur für Augenblicke, siegen. Ich fliehe Überdruß und Lustermattung, erhalte frisch im Dienste mich des Schönen, die einzelne kränkend, schwärm’ ich für die Gattung. Der Odem einer Frau, heut’ Frühlingsduft, drückt morgen mich vielleicht wie Kerkerluft. Wenn wechselnd ich mit meiner Liebe wandle im weiten Kreis der schönen Frauen, ist meine Lieb’ an jeder eine andre; nicht aus Ruinen will ich Tempel bauen. Ja! Leidenschaft ist immer nur die neue; Sie läßt sich nicht von der zu jener bringen, sie kann nur sterben hier, dort neu entspringen und kennt sie sich, so weiß sie nichts von Reue. Wie jede Schönheit einzig in der Welt, so ist es auch die Lieb’, der sie gefällt. Hinaus und fort nach immer neuen Siegen, so lang der Jugend Feuerpulse fliegen! Es war ein schöner Sturm, der mich getrieben; er hat vertobt und Stille ist geblieben. Scheintot ist alles Wünschen, alles Hoffen. Vielleicht ein Blitz aus Höh’n, die ich verachtet, hat tödlich meine Liebeskraft getroffen. Und plötzlich ward die Welt mir wüst, umnachtet. Vielleicht auch nicht; - der Brennstoff ist verzehrt, und kalt und dunkel ward es auf dem Herd. 111/18/149 Lp 9400/53