Volltext Seite (XML)
^rdederrooktsbeuutr: ^«svLrl»-VerlLs O. m. d. ll., Lvrlin 8^V SS 1)1 , Mchdruc! verboten. Klaus sieht einen Augenblick schweigend aus die Ord ner, die noch immer am Boden liegen. Lendwig hat so genau von dem Verbot gewußt, aber für ihn gelten wohl andere Bestimmungen! Sin wenig verschiebt sich in diesem Augenblick das Bild, Las Klaus sich von seinem Vorgesetzten gemacht hat. Er hielt ihn für kleinlich und beinah engherzig, aber er glaubte nicht, daß Lendwig für sich Ausnahmen zuließ, die er bei allen Angestellten aus das strengste untersagte. „Dann muh man allen ein Beispiel in der Befolgung aller Anordnungen sein", überlegte Klaus und ein alte» Sprichwort, das sein Vater ihm als Junge so oft oorge- halten hat, klingt in diesem Augenblick in seinen Ohren. „Wer befehlen will, mutz auch gehorchen gelernt haben, inein Junge! Darum ist der erste Weg, gehorchen zu lernen!" Als er noch immer schweigt, führt Lendwig ihn noch einmal höhnisch an. „Stehen Sie nicht herum, legen Sie die Ordner wie der in das Fach zurück." Ohne ein Wort zu sagen, kommt Klaus dieser Auf forderung nach. , „Sie scheinen eine Neuregelung der Arbeitszeit einftih- ren zu wollen", sagt Lendwig, der noch immer in der Türe steht, und in seiner Stimme liegt Heller Spott. „Aber wahrscheinlich holen Sie setzt früh die Zeit auf, die Sie am Tage versäumen!" Es ist ein« nur allzu deutliche Anspielung aus die Be suche Frau Renys, die Klaus nur allzu gut versteht. Aber er hält es für besser, nicht darauf einzugehen, Pro kurist Lendwig ist imnierhin sein Vorgesetzter. So zwingt er sich mit fast übermäßiger Anstrengung zur Beherrschung. „Ich glaube, daß ich meine Arbeit bisher zur Zufrieden- heit erledigt habe!", sagt er langsam und betont. „Und heute bin ich etwas früher gekommen, um di« gewünscht« Kalkulation zur rechten Zeit fertigzubekommen. Sie seh»n also, ich hatte nur das Interesse der Firma im Auge!" Diesen kleinen Hieb kann er sich nicht versagen, es ist zu niederträchtig, wie Lendwig ihn behandelt. Ohne ein Wort zu erwidern, ist der Prokurist davon- gegangen. Klaus dagegen steht noch eine ganze Weile regungslos in der Mitte des Zimmers und sinnt diesem kleinen In termezzo nach. Erst als die Kollegen aus dieser Abteilung das Zimmer betreten, schreckt er zusammen. „Mensch, Wegener, was ist denn mit Ihnen los? Sie stehen ja wie Lots Weib, zur Salzsäure erstarrt, mitten im Zimmer?" Der dicke Grämlich klopfte ihm lachend auf di« «Hutter. „Stehen Sie etwa schon seit gestern abend hier?" Nun mutz Klau» doch lachen und diese» Lächeln löst ihn mm seiner Erstarrung. „Nein, hier an dieser Stelle hab ich schon am frühen Morgen «inen Anpfiff von Lendwig bekommen!", gibt er lachend zur Antwort. „Weil es mir eingefallen ist, schon chn« Viertelstunde früher mit der Arbeit zu beginnen." Di« anderen Kollegen stimmen in das Lachen mit ein. „Das find auch Streberallüren, Wegener, di« müssen bestraft werden. Aber im Ernst, was hatte Lendwig denn Hm» hier in aller Frühe zu suchen?" „Er brachte drei Ordner, di« ins oberste Fach gehören", «hortete Klaus. „Ich habe sie wieder hineinlegen mnsfen. Eigentlich blödfinnig, denn die drei brauche ich duOgerechnet für meine Kalkulation." -Komisch", sagte der dicke Grämlich nun und schließt bedächtig die Fächer seines Schreibtische» auf. „Und al» W gestern abend ging, war die Reihe noch vollzählig. Die Mß sich Lendwig erst nach Geschäftsschluß geholt haben!" Einen Augenblick hängt ein Schweigen im Raum, ach»« niemand sagt etwas. Man ist gerade bei Lendwig Wollet Außergewöhnliches gewöhnt. ^V«nn heute nur Frau Reny nicht im Werk auf« baucht!", d«nkt Klaus, al» «r nach einiger Zeit hinüber W fei» Ammer geht. „Da» hatte mir gerade noch g«- Mt!" Und «Gleich mit seinem Gutenmorgengruß bekommt Lea« KaUvt, di« «r heute noch nicht begrüßt hat, dies»» MMMG-Entermezzo berichtet. „AM« mär« ko schön, wenn nur Lendwig mir nicht im- »Msmkader da» «den so schwer machen würde", sagt Klau» ahnt nicht, daß «» noch schlimmer komm«« soll. —— 1L. Kapitel ' »Dv, Pltnge, pling, plang, groß« Suqgen« W nicht MU Mß». Pling«, pling, plang", sang Thrlsia Ws« Hst M hi« uäd ging dabei Ordnung machend in ihrem Hellen Wnntz«« auf und ab. -«nge, plinge, pling, plang", - — « M» G Keines Mdchen, da» Klau» so gern hatte, da» ft» ihm immer dor-i' WWNGen hatte, wenn st« mit dem Boot hihauquhre». Klaus bekam von der Hitze so leicht Kopsweh und Christas kleines Liedchen war dafür ein gutes Abwehrmittel. Es waren wohl mehr die kühlen, schlanken Hände, die so lieb«, voll über die heiße Stirn fuhren, aber das^wollten beide nicht wahrhaben. Sie schworen auf die Zauberwirkung dieses Liedchens. „Singe, plinge, pling, plang." Sie nahm den glänzenden Seidenrock aus dem Schrank und hielt ihn prüfend vor sich hin. „Gut wirst du aussehen, Christa", sagte sie vergnügt und nickte ihrem Spiegelbild zu. „Zu dem seidenen Rock mußt du die weiße Spitzenbluse nehmen " Heut war einer der Tage, von denen Christa behauptete, daß sie goldene Füße hätten. Ein Tag, an dem die Ueber- raschungen nur so herniederprasselten und keine einzige etwas Böses in Händen hielt. Es gab dann noch Tage mit silbernen Füßen, Vas waren die Tage mit den kleinen Freuden, die man eben falls dankbar hinnahm. Nur die Tage mit Eisenfüßen waren wenig bekömmliche Pillen, di« man tapfer und schnell hinunterschlucken muhte. Eie waren i^er letzten Zeit die häufigsten Gäste gewesen. Aber das war ja nun vorbei — heut war ja nun ein Tag, der goldene Füße hatte, heut hatte Klaus geschrieben, etwas verändert, etwas kühler klangen seine Zeilen, es war nicht mehr viel von dem alten Klaus zu spüren, aber was will das besagen, wenn man eine unendliche Reihe von Tagen vergeblich auf ein Lebenszeichen gewartet hat. Es kommt nicht an gegen die jubelnde Freude, daß Klaus sie doch nicht ganz vergessen hat. Auch im Geschäft tritt nichts ein, das diese» Glücks gefühl dämmen oder abzuschwächen vermag. Heute gibt es kein« schwierige Kundinnen, die Christa» Langmut er fordern, heute braucht man auch keine Sport- und Golf- kleider zu entwerfen, die unangenehme Erinnerungen zu Tage fördern, heute liegt ein leuchtender Glanz über allem. Und da» Angebot von Just Ooerland, sein für heute fälliges Opernabonnrment, das sonst verfallen würde, zu benutzen, ist di« Krönung d«s Tage». Es find sogar zwei Plätze, und so kann Thrista ihr« liedst« Kollrgin, die klein« Inge Schmidt, zum Mitkommen auffordern. „Ich bin so glücklich, ich komme so selten in die Oper", hat di« Kleine gejubelt, und ihre leuchtenden Augen haben di«s« Worte bestätigt. Haben es zuwege gebracht, daß Thrista sich nun doppelt aus diesen Abend freut. „Singe, plinge, pling, plang", so, jetzt die weiße Spitzen bluse, und dann noch einmal mit dem Kamm die Frisur zurechtgerückt. Befriedigt nickte Thrista ihrem Spiegelbild zu. Ein wenig will sie dann die Trauer überkommen, daß Klaus nicht dakei sein wird, aber dieser Tag leidet keine be trübten Mienen. Er will bis auf die letzte Minute leuchtend und hell sein. Zur verabredeten Zelt ist Lhrjfta pünktlich an der Haltestelle, an der Inge Schmidt sie schon erwartet. Die Kleine hat strahlende Augen und vor Aufregung gerötete Wangen. Und als Christa am späten Abend noch einmal den ganzen Tag überdenkt, da kann sie nicht sagen, was eigent lich schöner war. Die wundervolle Musik oder die kind liche Freude, mit der die junge Kollegin sich diesem seltenen Genuß hingab. Aber es gibt an diesem Abend so viel Ereignisse zu überdenken, daß Thrista es schließlich doch wieder vergißt. Da ist zuerst die kleine Fremdenloge, in der di« beiden Mädchen die einzigen Gäste find. Auch Thrista fitzt zum erstenmal in einer solchen Loge, und auch für sie ist es ein besonderer Genuß. Da ist dann die wild«, alle» aufwühlende Musik, die so unvermittelt in weichest«» Piano htnüberklingt. Zart und sanft wie linde Mutterhände, st« beruhigt und läßt alles Quälend« wesenlos und fern erscheinen. Al» der Vorhang fällt, finden sich die Beiden nur schwer in die Wirklichkeit zurück. „Wollen wir ein wenig hinau»g«hen?" fragt Thrista, und an dem lebhaften Kopfnicken der Kleinen erkennt sie die Richtigkeit ihrer Frag«. Im Foy«r, inmitten all d«r lachenden und schwatzenden Menschen, wartet die zweite Überraschung diHe» Lage» aus sie. Auf der Trepp», di« hinunter in« Restaurant führt, stoßen st« mit Just Overland zusammen. Einen Augenblick ist Christa sprachlos, grenzenlose» Er- staunen liegt aus ihren ausdrucksvollen Zügen. »Herr Overland -- Sie?" fragt fi« und tritt einen VchMt zurück. Auch die Nein, Kollegin ist st*hrng«blieb«n tznd weiß nicht recht, wa» dap Gani« bedeuten svy. Hat Christa ihr nicht gesagt, der Thes wäre verhindert? Wer Lust Overland ist hin« Gp« perl««». »Kein G«schäftefr«und h» ttn Letzten «Mchlick die »efprechung abg«sagi, so daß „ Hr doch mWch war", saat er, und in feinen MundwMeld sitzt «tu tzein«» ^Uber wir hatten doch Ihn VW beMV La« Lächeln verstärts sich " „writens konnte tch St« «ich« weh, emMhen, Aräuki!» Lindner, und zweiten» hätte Uh «» nicht über« -wu g bracht, Ihnen di« Karten ein« Mert«lstund« später »edc: abzunehmen. Es gibt doch noch Theaterkassen." „Ja — es gibt noch Theaterkassen", gibt Thrista » j Aber so glaubwürdig diese Erklärung auch klingt, sie kai das Gefühl nicht los werden, daß in dieser Angelegenh: . nicht alles in Ordnung geht. Aber ehe sie mit ihren Gedanken zu Lude gekomi». ist, ertönt das Klingelzeichen zum Beginn de» dritten m letzten Aktes. Mit einem schnellen Kopfnicken verabschi.d sie sich und ist froh, als sie wieder die Dunkelheit der kleine . Loge umfängt „Der Thef war ja jo komisch", jagt die kleine Ing Schmidt Dab^mlgen, „und wie er Sie angestarrt hat." Si« spricht genau das gleiche aus, was Thrista gesühli > hat. „Wie er mich ungeschaut hat!" sagt sie leise in die anschwellende Musik hinein. j „Als wenn er bis auf den Grund meiner Seele schauen wollte!" Und dabei beugt sie sich ganz vorsichtig Uber de» Rand der Loge, ob sie unten im Parkett seine schlanke Gestalt erblicken kann. Just Ooerland spürt selbst, daß jein Benehmen etwas eigenartig ist und daß es auch jo aus Thrista wirken muß. Aber er ist in bet'letzten Zeit nicht mehr der alte. Es kommt so oft vor, daß die Arbeit, die sonst keinen anderen Gedanken aufkommen ließ, vernachlässigt wird, und er ein schmales Mädchenantlitz vor sich sieht, das stets Thrista Lindners Züge trägt. Und seine Gedanken führen ihn dann immer wieder zurück zu jenem Modennachmittag, an dem Christa sich jo eifrig mit Direktor Welzler unterhalten hat. Er würde viel darum geben, wenn ihm der Inhalt jener Unter redung bekannt gewesen wäre. Wenn ihre klare Stimme in die Stille seines Arbeits zimmers hineintönt, wenn er hört, wie sie am Telephon - in ihrer gewandten Art mit den Kundinnen verhandelt, bann kann es ihm passieren, daß er um Haaresbreite die dicke Polstertür öffnet, nur um ihrer reinen Mädchen stimme zu lauschen. In leisestem Piano verklingt der letzte Ton, lautes Händeklatschen reißt den Mann dann aus seinen Ge danken. Sofort fliegt sein Blick zu der Loge empor, in Ler sich die beiden Mädchen erhoben haben und ebenfalls, mit glühenden Wangen, zur Bühne hinunterklatschen. Am Ausgang trifft er wieder mit ihnen zusammen. „Dars ich Sie, meine Damen, noch zu einem kleinen Imbiß einladen?" sagte er, aber seine Augen fragen nur Thrista Lindner. Di« schüttelt ein wenig zögernd den Kopf. „Ich weiß nicht ich glaube nicht, daß es gehen wird." „Ich für meine Person muß leider ablehnen", sagt die kleine Inge Schmidt, bei der noch immer die wundervolle Musik nachklingt und die alle bisher gehabte Scheu vor dem gestrengen Thef beiseite schiebt wie ein lästiges Tuch. „Wenn" ich nicht bis zwölf Uhr zu Hause bin, dann ängstigen sich meine Großeltern." „Da darf ich also nicht zureden!" scherzt Just Ooerland und atmet erleichtert auf. „Aber Sie, Fräulein Lindner, Sie wollen mir doch nicht etwa auch einen Kvrb geben?" „Klaus — Klaus", denkt Christa. „Ist es wohi richtig, daß ich mitgehe? Ist es nicht ein Verrat an unserer Freundschaft?" Aber gleich darauf, gleichsam als Antwort klingen die Worte Direktor Welzlers in ihr auf. „Die elegante Frau Reny spielt jetzt Golf mit einem jungen Angestellten aus der Firma ihres Gatten. Ich glaube, er heißt Wegener." „Dann ist es also eine Revanche", sagt Christa leis« vor sich hin, ehe fie ihr zustimmendes Kopfnicken zu, Ausführung bringt. „Du mit der Gattin deines Chefs und ich mit meinem Chef. Revanche!" Und Just Ooerland, der da« letzte Wort verstanden hat, zerbrich« sich vergeblich den Kopf über seinen Sinn. Er weiß nicht, was er damit anfangen soll. Sie gehen in ein kleine« Weinrestaurant, das unweit der Oper in einer stillen, vornehmen Seitenstraße liegt. Um diese Zeit find fast alle Tische besetzt. Schließlich be- kommen sie noch einen freien Tisch im Hintergrund des kleinen Saales. Ein über und über mit alter Schnitzarbeit verzierter Pfeiler deckt fie gegen neugierige Blicke. Auch die Musik klingt nur gedämpft herüber. Just Overland bestellt ein reichhaltiges Menu und nötigt Christa, die fast gar keinen Appetit hat, immer wieder zum Zugreisen. Als der gewandte und dienstbeslissepe Kellner dann . die letzten Teller fortgenommen hat und in den durch- sichtigen Gläsern der dickflüssige Burgunder schimmert, da sagt Just Overland mit einem leisen Aufatmen: „Das ist ein Augenblick, den ich schon lange herbei gesehnt habe, mit einer jungen, liebenswürdigen Dame be haglich bei einem Glase Wein zu fitzen." „Der Attribut« find entschieden -u viel!" lachte Thrista. „Und außerdem glaube ich, daß sich Ihre Wünsch« eben nur auf «in« junge, liebenswürdige Dame konzentriert haben, wobei Sie sich vorsichtigerweise nicht auf eine be stimmte festlegten. Mich haben Eie nun gerade erwischt." „Vielleicht habe ich mich doch festgelegt und auch ge rade mein Wunschbild getroffen!" antwortet Just Over land aus ihren Scherz, und sein« Stimme klingt ernst und schwer. Eie klingt etwas zu schwer für dies« heitere, fried liche Atmosphäre, die der Raum ausströmt. Thrista ist ein wenig rot geworden, aber fie antwort«» nicht. Vom Rebentisch klingt heiter« Männerlachen, und dazwischen, wi« «in silbern« Glöckchen, da» Lachen einer Frau. Wenn fi« sich «in tvenis vorbeugt, kann fie die Gesell schaft sehen. Es scheinen zwei juitge Ehepaare zu sein, denn der Helle Schein der Lichter bricht sich an den goldene» R«ifen, di« fi« mit siWichem Stolz tragen. ' Hottsetzung folgt?, -