Volltext Seite (XML)
Beilage zur „Weitzeritz-Leitung Nr: 10 : -- Mittwoch, am 13 Januar 1937 103. Zahlung Kurze Notizen Der Führer und Reichskanzler empfing den zum Ge sandten in Asuncion (Paraguay) ernannten Dr. Büsing ferner den zum Gesandten tn Guatemala (zugleich füi Mittelamerika) ernannten bisherigen Generalkonsul Reine- beck zur Abmeldung vor ihrer Ausreise auf ihre neuen Botten. Der langjährige Besitzer und Herausgeber der „De,ti schen Zeitung von Mexiko", Carl Neinstedt, ist im Alter von 6» Jadren gestorben. Der Tote war ein hervorragen der Vorkämpfer des Deutschtums in Mexiko und wird dort tief betrauert. Der italienische Presse- und Propagandaminister Al fieri ist in Paris eingetroffen, um in seiner Eigenschaft als Vorsitzender am Internationalen Antorenkongreß teiliunebmen. Ter polnische Botschafter hat dem italienischen Außen« Minister mitgetcilt, daß seine Negierung den Gencralkstn-, sul in Nom ermächtigt habe, Aethiopien nlS senient-Amts- bereieh zugehörig anzuseheu. Eine der radikalen bäuerlichen Organisationen Polens, die »ach ihrem Leiter als „Dobroch Grttppc" bezeichnet wird, ist wegen ihrer staatsfeindlichen Tätigkeit , uigelvst und ver boten worden. Die Bevölkerung wird gewarnt, weiterhin die ser Partei anzngehörcn oder sich für sie zu betätigen. Wie von der britischen Nordwcstgrenze in Indien berichtet wird, sind nach Ablauf des einwöchigen Waffenstillstandes die Kämpfe im Khaisora-Tal in Waziristan wieder ansgelebt. Bor dem Waffenstillstand hatten die Tori-Khel-Stämme in Mirali ,00 Gewehre eingehändigt als Gewähr dasiir, daß sie sich ruhig verhalten würden. Dies ist jedoch nicht geschehen. Die briti schen Truppen sind daher weiter vorgerückt. Wie aus Jerusalem berichtet wird, werden vorläufig acht Bataillone der britischen Truppen, und zwar voraussichtlich bis zum Juni d. I. in Palästina verbleibe». Sic werden so aus die strategischen Punkte Palästinas verteilt, daß sie in» Falle weiterer Unruhen das ganze Land beherrschen. Die Kundgebungen in Antiochia habe» in Rihaniyah, einem Orte zwischen Antiochia und Aleppo, ihre Fortsetzung -gesunden. Bei Zusammenstößen zwischen der türkischen und arabischen Bevölkerung wurden zwei Araber getötet und acht verwundet. Es wurden zahlreiche Perhaftungen vor- . genommen. Alfred Rosenberg 44 Jahre alt. Neichsleiter Alfred Rosenberg, der Beauftragte des Führers zur Neberwachung der Schulung und Erziehung der gesamten nationalsozialistischen Bewegung, wurde am Dienstag 44 Jahre alt. Am bekanntesten von seinen Wer ken ist „Der Mythos des 20. Jahrhunderts". Seit 191.9 steht Rosenberg in vorderster Linie im Kampf gegen den Bolschewismus. ' Ausstellung „Gebt mir 4 Jahre Zeit". ' Reichsminister Dr. Goebbels besichtigte die Pläne und Modelle für die vom 29. April bis 20. Juni im Berliner, ' Ausstellungs- und Messegelände stattfindendc Ausstellung „Gebt mir 4 Jahre Zeit". Die Entwürfe, die die Zustim mung des Ministers fanden, versprechen eine Ausstellung von stärkster Wirksamkeit. In neuartiger, großzügiger Ge staltung. soll hier ein Ueberblick über das Aufbauwerk des Führers für die Oeffentlichkeit gegeben werden Alle Deutschen aus Sianfu abgereist. Dank der vorsorglichen Maßnahmen der deutschen Botschaft ist es gelungen, alle in Sianfu lebenden Deut schen unbehelligt aüs der unter kommunistischem Terror stehenden Stadt zu bringen. Zurück blieb lediglich, auf eigenen Wunsch, ein Deutscher, der auch während dieser kritische« Zeit sejnMDvsttzn philafsen ustd M Jttter-, essen feiner Firma weiter wahrnehme« will. Die Vely- " fchen Volksgenossen gelangten im Flugzeug über Nanking, nach Schanghai. Auch die Engländer und Amerikaner sind! abtransportiert worden. Dem „ZSVjchmM eiitrsiiiieii! Flüchtlinge berichten über die rote Hölle Erschütternde Berichte von österreichischen Schutz bündlern, die jetzt aus dem Svwjet-„Paradies" zurnck- gekchrt sind, beweisen wieder einmal, daß die Menschen immer erst aus der Erfahrung lernen. Die Schutzbündler, die seinerzeit »ach dem mißglückten Ausstand ihr Heil in der Flucht nach Moskau sahen, sind jetzt froh, wieder der roten Hölle entronnen zn sein, die sie halb verhungert und völlig a» Leib und Seele verelendet, verlassen haben. In Warschau wurden sie ans der Durchreise nach ihren Erlebnissen befragt nnd gaben darüber folgende Aus- küstfte, die eine deutlichere Sprache sprechen als alle Lü genberichte des Moskauer Senders in seinen Botschaften an die „Proletarier aller Länder". Die Schutzbündler hatten, als sie sich zur Flucht iu die Sowjetunion anschicktcu, erwartet, in ein Land sozialer Ge rechtigkeit und friedliche» Schaffens zu gelangen. Sebr bald erfuhren sie, daß die gesamte Sowjetunion nur e i u einziges Gefängnis ist, in dem sich niemand — und mag er selbst zehnmal sein Leben für die Geschäfte der Bolschewisten in die Schanze geschlagen haben — sicher fühlen darf. Sie führen Beispiele an. Einer von ihnen hatte ans der Flucht in die Sowjet union »och aus tschechischem Boden gcänßert, daß der rote Putsch für die Kommune siegreich verlaufen wäre, wenn die Untcrstütznngcn aus der Sowjetunion etwas reichlicher geflossen wären. Dieser Schntzbundmann wurde auf der ersten Sowjetstation von der GPU. verhaftet und für fünf Jahre in ein ZwangsarbcitSlagcr geschickt, »veil seine Aeußernng eine Kritik an der politischen Tätigkeit Stalins enthalten habe nnd sonnt als eine gegenrevolutionäre Tä tigkeit zu bewerten sei (!). Ein anderer Schutzbündler erzählte — um das „fröh liche Dasein in der Sowjetunion", von dem Stalin so gern spricht, weiter zu illustrieren —, von einem Wolgadeutschen , Bauern, den er selbst in einem Zwangsarbeitslagcr kcn- , nengelernt hatte. Der Mann hatte fünf Jahre bekommen, weil er gesagt hatte: „Die Streichhölzer brennen ja noch, aber im vorigen Jahr waren sie besser." Auch eine de artig harmlose Aeußeruug gilt als gegenrevolutionäre >a- ganda und wird als solche bestrast! Das schlimmste ist, daß in solchen Fällen : ts einem Angeklagten Gelegenheit gegeben wird, sich etwa vor dem Richter zu rechtfertigen und zu verteidigen. Alle solche „kleineren" Fälle werden von einer Sondcrkvm- misston der GPU. erledigt, die nicht daran denkt, die Ver hafteten und Angeklagten noch einem Verhör zu unter ziehe». Ein Schutzbündler erzählt von seinen Erlebnissen in einem Zwangsarbeitslager. Es handelt sich um das Lager von Tschibju an der Petschora, etwa >50 Kilometer westlich des Ural, in den, insgesamt mindestens 50 000 Gefangene untergebracht sind. Der Bestitzimungson für den etwa 8<m Mann starken Transport des Schutzbündlers lag unweit oer Mündung der Petschora in das Nördliche Eismeer. Der Weg dorthin führte von der letzten Eisenbahnstation aus fast 500 Kilometer nördlich dnrch die schneeüberdeckten gefrorenen Weiten der Tundra. Bel 50 Krad Külte im Freien übernachtet Der Bestimmungsort für den Transport war ein Wald ohne Pyxmlcu u»d Hütten Die. crstchl Rächte mußten sie im Freien verbringen Dann hätte« sie ihre Erdhütten ge baut, tn denen sie »ptbürstig den harte» Winter Über standen, der ihnen einen Frost bis über 50 Grad bescherte. Die Gefangenen sollten Holz fällen Die von ihnen ver langte Leistungsnorm lag so hoch, datt der Durchschnitts gefangene nicht Uber 30 v. H. der Norm kam. Nichterfüllung! der Mindestnorm bedeutet aber Kürzung der au sich spär-i lichcn Kost. Tatsächlich muß der Gefangene in» Durchschnitt sein Leben bei je einem halben Liter Brei am Nkorge l und am Abend und bei 300 Gramm trockenen Brotes fristen. Was das Leben im Zwangsarbeitslagcr aber für jeden anständigen Menschen zur Hölle macht, ist die Tat sache, daß überall politische Gefangene und gemeine Ver brecher gemeinsam untergebracht und beschäftigt werden, ja, daß der Verbrecher grundsätzlich höher gewertet un > besser behandelt wird, als der politische Gefangene. Die Verbrecher erhalten Vertrauensposten, ja sie erhalten zur Bewachung der politischen Gefangenen Schußwaffen. Bezeichnend ist das Schicksal eines Hamburger Kom munisten, der ebenfalls in dem Lager untergebracht war, weil er nach zehnjährigem Aufenthalt im „Sowjetpara dies" 1934 den Versuch unternommen hatte, nach Dentsch- land zurückzugelangen. Der Hamburger besaß von frü her her noch einiges Geld. Die Verbrecher, mit dencu er in einer Erdhütte zusammen untergebracht war, for derten ihn auf, ihnen das Geld freiwillig zu geben. Als er das nicht tat, wurde er vor den Augen der Wächter totgeschlagen. Da es sich aber „nur" um einen politischen Gefangenen handelte, erhielten die Mörd c lediglich einen Verweis und gingen im üW^en straflos ans. Wehrlose weibliche Gel Ageue Ucbcr ein Kapitel will niemand ton den ehemaligen Kommunisten, so stumpf und gefühllos sie das Leben in der Sowjetunion auch gemacht hat, viel sagen: über daS Schicksal der weiblichen politischen Gefangenen. DaS Schicksal dieser Frauen — so sagte einer — die mit den gemeinsten Verbrecherinnen und übelsten Stratzendirnen! zusammen in den Gefangenenlagern Hausen müssen und die jedes Selbstbcstimmnngsrccht über ihren Körper ver»! loren haben, ließe sich gar n ht beschreiben, so scheußlich! und ekelhaft sei es. Lebensfrage iiir die Türkei j Der türkische Außenminister über die Sandschak-Frage Der türkische Außenminister Dr. Aras äußerte sich ausländischen Pressevertretern gegenüber über die Lagt in der Sandschak-Frage: Die Türkei habe am Dienstag iu Paris ihre letzten Vorschläge überreichest lassen nnd habe die feste Zuversicht, daß Ministerpräsident Blum die Frage eingehend prüfen und auch richtig sehe«, werde. Die Lage sei völlig ungewiß; sie werde erschwert dadurch, daß die Sandschak-Frage für die Türkei eim Frage des Lebens und der Ehrs der Nation, für Franst reich aber nichts anderes als eine Rechtsfrage sei. Der Außenminister teilte mit, daß er am Mittwock nach Gens reisen werde. Er sehe keinen Anlaß, vorhet nach Paris zu reisen. Er scheide aber in der festen Hoff' nung, daß eine befriedigende Lösung gesunden werde nachdem man in Paris die Lage nun richtig emzuschatzeg gelernt habe. LeWruch lür 14. Januar : Der schvnste Glücksstern; der einein ins Ldbie» leuch- - - ten kann; lst der Glanbe, daß kein Unglück sei und daß jede Gefahr durch feste Fassung und durch den Mut, der auch daS eigene Leben nicht schont, besiegt werde. Johann Gottlieb Ficht« Polen möchte unbequeme Juden abschieben. Der Haushaltsansschuh des polnischen Sejm beriet den Haushalt des Außenministeriums. Dabei wurde auch die Frage der Auswanderung und vor allem der jüdischen Answanderung mehrfach angeschnitten. Aus führlich ging der Vizesejmmarschall Oberst Miedzinski auf diese Frage ein. Er wies daraus bin, daß infolge der früheren russischen Gesetzgebung gerade in Polen m,assen- Haft Juden lebten. Hinsichtlich der Juden, die ein von außerhalb emgestromter, durch künstliche Maßnahmen zu- ! sammengedrängter Bevölkerungsteil Polens seien, habe das polnische Volk als historischer nnd tatsächlicher Orga- nisator seines Staates das volle Recht auf eine Aende- rnng der Sachlage hinznwirken. Wenn Polen also nach Auswanderungsgcbietcn strebe, so denke es bei der Ab wanderung in erster Linie an das jüdische Element, dessen übergroße Zahl in Polen schwere wirtschaftliche Kompli kationen nnd damit politische Streitigkeiten Hervorrufe. Todesurteil vollstreckt. Iu Altona lElbe) ist der am >0. Januar I9l3 gebo- rcuc Otto Krepp aus Altona hingerichtet worden der am 13. Jnni 1936 vom Schwurgericht iu Altona wegen Mor des, schweren Randes, widernatürlicher Unzucht, Sittlich- keitsverbrechens, Kuppelei i,ud Diebstahls zum Tope und Zn einer gnchthausstrafc von acht Jahreis firmte zum dauernden Verlust det bürgerliche» Ehrenrechte verurteilt worden war. Krepp hat in der Nacht vom 3. zum 4. März 1935 in seiner Wohnung in Altona den 48 Jahre alten Schiffszimmermann Ludwig Tibbcru ermordet und seiner Habseligkeiten beraubt. Der Geburtstag dcS Ministerpräsidenten Göriug. Der Vorbeimarsch der Wachstandarle „Fcld- herruhallc" vor Gcnc- raloberst Göriug am Tage seines 44. Ge burtstages vor dem „Haus der Flieger" in der Prinz-Albrecht- Straßc. Dauebc» Stabschef Lutze. Weltbild (M)