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Erzgebirgischer Volksfreund : 21.02.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-189502211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18950221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18950221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-02
- Tag 1895-02-21
-
Monat
1895-02
-
Jahr
1895
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 21.02.1895
- Autor
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Ta-esgeWchte. Minister d« Ehevertrag «tt Jkbat Harum, der Matter der irr voriger Woche geborene« Prinzessin.. kanischer Seit« sehr geheilten Beifall, und als Hr. Ribot den Wunsch au-sprach, di« Interpellation um «inen Monat zu vntagev, erhob sich di« Mehrheit der Abgeordnete« gegen di» Vertagung. Es fehlt« nicht viel, so Mär« di« Reqtenmg über di« J-deustag« gestürzt vnd die Reih« der französisch« Ein lage Ministerien wäre um ei« neue» Glied vermehrt worden Mau schritt deshalb zu einer zweiten, namentlichen Abstim mung. Die Deputierten schienen nunmehr doch di« Verant wortlichkeit für den Sturz des jungen Ministeriums öffentlich und namentlich nicht meß auf sich nehmen zu «ollen, und so kam «in« Majorität von 268 gegen 208 Stimmen zu stand«. Bor S Jahr« gab der bekannte Redakteur der „Libre Parole", Edouard Drumont, der kürzlich gleichfalls «ach Pr- r» zurückkehrt», eine Schrift mit dem Titel: „Das jüdische Frankreich" heraus. Damals hielt man ihn für den einzigen Antisemiten in Frankreich. Jetzt zeigt e» sich, daß die groß« Mehrzahl der Deputierten antisemit.sch gesinnt ist, und man kann hiervon mü Recht auf di« Stimmung in der Landbevöike- rung schließen. Inwieweit d'e Juden in Frankreich an dieser Situation schuld tragen, ist bekannt. Man braucht nur auf die Enthüllungen in de« Panamasache zu verweisen, ferner auf den Hauptmann DreysuS, auf David Rayna!, d«n Urheber der 1883er Eisenbahnverträge, deren Entstehen kürzlich im Staal Srath gebrandmarkt worden war, sodann auf den Generalsteuereinnehmer L«va'llant, der mit seinem eigentlich n Namen JesaiaS L-Vy heißt, und auf den Redakteur Camille DrkyiuS, der in dem gegenwärtig vor dem Seine-Gericht verhandelten Erpressung-Prozeß «ine hervorragende Rolle spielt. Daß durch derartige Persönlichkeiten da- französische Volk gegen die Juden eingenommen wird, ist wahrhaftig kein Wunder, und wie sehr der jüdische Geist diese Lage sich selbst geschaffen hat, geht auch au- dem Ausspruch des Generalsteuereinnehmer» Levaillant hervor, den derselbe in einem Briefe an seine Geschäftsgenossen, di« Gebrüder Schwob, richtet«; «r äußer'« darin: „Jh bin stolz auf unsere Rasse, die ich al- die höchste Aristokratie der Weit (!!) betrachte." Solange dieser „höchsten Aristokratie" Leute, wie R-Yaal, Reinach, Cornelius Herz, Arton (Aaron), Levy und die ver- schieden« Herren DreysuS angrhvren, kann man dem fran zösisch n Volke nicht verübeln, wenn ihm das schön« Prinzip brr „Egaiittz" allmählich v«rleid«t wird. Paris, 19. Februar. Die Deputirten des Departe- mentS Cüte d'Or interpellirten die Regierung über den Ge sundheitszustand der Garnison Dijon und verlangten eine Un tersuchung, um die Verantwortlichkeit der betreffenden Behörde festzustellen. Der Kriegsminister erwiderte, eS hab« unter der Garnison ein« ansteckende Grippe geherrscht, di« 18 Opf-r gesordtrt babe, die Krankheit sei aber jetzt rm Abnehmen d«. griffen. Die Regierung wünsche vor allem daS Wohlergehen der Soldaten und werde eine genau« Untersuchuna vornehmen lassen. Hierauf wurde eine Tagesordnung zu Gunsten der Untersuchung angenommen. Paris, 18. Februar. Die in der Militärschul« von La Fleeche angeblich infolge strenger Behandlung der Zöglinge ausgebrochene Meuterei ist nach Intervention des Komman danten der Schule beigelegt worden. Atolle». Rom, 19. Februar. Der Gemeinderath genehmigte in seiner gestrigen Stzung dazwischen dem Sindaco und dem deutschen Botschafter am Sonnabend unterzeichneten Vertrag, nach welchem die Gemeinde Rom auf alle auf Grund des Vorkaufsrechtes seit 40 Jahren aufrecht erhaltenen Ansprüche an den Besitz der Botschaft verzichtet und ein Stück des hinter dem Palazzo Caffarelli gelegenen Gartens Motanari gegen den im Besitz der Botschaft befindlichen Palazetto Clementino abtritt. Nutzlaud — Ein« neue Granat« mit Spitzkappe. Die Fortschritte der ArMen<techmk halten mit denjenigen der Metallurg» gleichen Schritt und sobald ein Ingenieur eine neue mächtige Panzerplatte erfunden hat, die die Schiffe gegen die feindlichen vervollkommneten Geschosse schützt, erfindet -in anderer ein noch stärkeres Geschoß, welches jene durchbohrt. In dieser Absicht hat der russische Marinemfizier Makarow soeben eine Granate mit Spitzkappt konstruirt, die bestimmt ist, die stärk- sten Panzerplatten, ohne sich zu deformiren, zu durchschlagen. Derselbe stellte sich die Frage, ob man, indem man die De- format on der Spitze der Granaten vermittelst einer Schutzvor richtung, bestehend in einer Kappe von besonders Widerstands- fähigem Metall, welches sein Geheimniß ist, verhindert, nicht beträchtlichere Eindringungstiefen erreicben werde. Die Ober fläche der Panzerplatten bietet den Geschossen den größten Widerstand; wenn dieses Hinderniß, auf Kosten der dazu im Voraus geopferten Kappe, überwunden ist, bleibt die Granate intakt und muß nach der Theorie des russischen Offiziers ins Innere der Platten wie in Butter eindringen. Die mit diesem Geschoß angestellten Versuche sind noch nicht völlig abgeschlossen. Die neue Granate mit Spitz kappe erzielt zwar weit bessere Resultate, wie die übrigen, wenn sie die Panzerplatten normal an der Oberfläche trifft; allein wenn der Schuß schräge trifft, was häufig der Fall zu sein Pflegt, ist der Vortheil auf Seiten der bisherigen Gra naten. Es ist schwierig, über eine Erfindung ein Urtheil ab- zugeben, deren Elemente naturgemäß geheim gehalten werden, und von der man weder die Art des Metalls der Kappe noch deren Befestigung kennt; allein eS ist nicht ausgeschlossen, daß diese neue Erfindung der Geschoßtechnik eine Zukunft be sitzt und zu neuen Mtttelaufwendungen Veranlassung bietet. Petersburg'," 19." Februar. Der Kaiser empfing gestern in feierlicher Audienz oen außerordentlichen chtnesiichen Gesandten Wang-Tschsü-Tschung. Darnach wurden dem Kaiser di« Mitglieder der außerordentlichen chinesischen Ge- sandschaft und der Gesandte Wang- Tfchsü Tschung auch der Kaiserin vorgestellt. Aste». Tokio, 19. Februar. Dem japanischen Landtage geht morgen «in« Vorlage zu, betr. die Bewilligung weiterer 10 Millionen Jen für die Kriegsausgaben. Hongkong, 19. Februar. Di« Zuständr auf For- mosa sind schlimmer geworden. Die chinesischen Truppen scheinen nicht imstande, die Unruhen zu unterdrücken. DaS englische Kanonenboot „Rattler" wird zur Unterstützung des bereits nach Formosa entsandten Kreuzers „Mercury" bereit gehalten. Egypte«. Kairo, 19. Februar. Der Khedive unterzeichnet« heut« im Kubbech-Palast« in Gegenwart Nubar Paschas und and«r«r — Fünf sächsische Gtädt« «tt revtdirter Gtädteordmmg haben neuerdings, entsprechend dem von uns erwähnten, ü Dresden getroffenen Abkommen, beschlossen, dem Fürst« Bismarck da« Ehrenbürgerrecht zu verleihen, und zwar Zittau, Hainich«, Dübeln, Riesa und Wurzen, In letztgenanntem Ort« hat di« Abstimmung, welche im Weg» d»S Umlaufs b«t den einzelnen Mitgliedern der städtisch« Kollegien erfolgt«, «in hocherfreuliches Resultat «rgebr«. Bom RathSkollegium ist die Verleihung de- EhrendürgerrechtS an den Fürst« BiSmarck mit 7 gegen 1 Stimme, vom Stadtverordnetenkol- legium mit 11 gegen 4 Stimmen (3 Stadtverordnete ent hielten sich der Abstimmung) beschlossen Word«. — Di« 3. Klasse der 127. königlich sächsisch« LandrS- Lotierie wird den 4. und v. Mär» 189Ü gezogen. Die Er neuerung der Loos« ist nach 8 k der Planbestimmung« noch vor Ablauf des 23. Februar 189ö bei dem Kollekteur, drffm Name und Wohnort auf dem Loose ausgedruckt und aufge- stewpelt ist, zu bewirken. — Di« Zuschüsse Sachsens zu den Matrikularbeiträg« sind seit dem Jahre 1882 in rapider Weise gestiegen. Emer diesbezüglichen Zusammenstellung zufolge betrugen dieselben 1882/83 127178 Mark. 1884/8V 3 14b 000 Mark, 1886/87 1871000 Mark, 1888/89 10 884000 Mark und 1890,91 11230000 Mark. In den beiden letzten Jahren stieg« di« Beiträge noch um ein Beträchtliches, nur liegen offiziell« Zahlen noch n cht vor. — Geh. Medizinalrath Professor Thiersch in Leipzig, welcher nach schwerer Erkrankung Rekonvaleszent ist, wird im laufenden Semester nicht mehr lesen, sondern erst im Som merhalbjahre seine Vorlesungen wieder aufnehmen. — DaS Polizeiamt in Leipzig hat eine dom Verein der Schuh-und Schästearbeiter am Montag geplante Versammlung verbot«, weil in ihr der sccialdemokratische Schriftsteller Wittich ein« Vortrag üker das Thema „Die freie Liebe" halten wollte. — Wie aus Leipzig telegr. gemeldet wird, sind die 2 Sub jekte, Schmidt u. Werner, welche daS Attentat auf den Gelddrrefträge, Breitfeld verübt haben, gestern in Red witz beiWmsidel verhaftet worden. —Eine roheTyat wurde am Sonntag früh in Döbel« in der Bäcke-straße von einem dort in A bett stehenden Klempner, Oesterreicher, ausge- führt. Derselbe kam von einem Boctb ersest, bettelt« in dnBäckrr- straße einen ihm begegnenden Herrn, den Sohn eines Bürgers in Noßwnn, in frecher Welse um eine Cgane an und stach denselben, als er nichts erhielt, mit semem Messer in dm Kopf. Durch die zemuch bedeutende Verletzung hatte dieser großen Blutverlust und mußte sich nach der Poli zeiwache begeben, um sich vtrbindrn zu lassen. Der Rauf bold, der sich voiher m der betreffenden Restauration gerühmt hatte, daß er wegen schwerer Körperverletzung schon 3 Jahr« Kerker verbüßt habe, lst verhaltet worden. — In der Mühle in Grotzbauchlitz bei Düveln stürzt« am Sonnabend Nachmittag der Müller Hirsch, als er im fünft« Stockwerk den Fahrstuhl besteigen wollte, der in diesem Au genblicke vom Parterre au- niedergelassen wurde, in die Tief«. Im zweiten Stockwerk schlug er auf und fiel dann weiter ins Erdgeschoß. Hierdurch mag der Fall «iwa- ge mildert worden sein, denn trotz der groß« Höhe scheint der Verunglückte ernstliche Verletzungen nicht erlitten zu haben. — Am Sonntag früh m der 7. Stunde verunglückte aus dem Produktrnbahnhofe in Pirna der Wagenrücker Bongt. Der Genannte war mit Ankuppetn von Wagen beschäftigt und ge- rieth durch eigenes Verschulden bei die,er Arbeit so unglücklich zwischen die Puffer, daß ihm der Brustkasten gänzlich zu- sammengediückt wurde, woduich der Tod sosort eintrat. — Ein entsetzliches Verbrechen wurde am Sonnabend Vor mittag in Waldenburg begangen: Em 3jäynger Knabe wurde von der eigenen Mutter erwürgt. Dl« Muuer, di« in außerordentlich ärmliche» Verhältnissen lebt und im Armen- Hau e unter gebracht war, ist seit Jahren von ihrem Mann« verlassen. Sie erhielt deshalb schon leit längerer Zeit Armen- Unterstützung. Unter Noth und Ele»d hat sie eine Anzahl Kinder aufgezogen, die nunmehr zum Theil erwachsen stad. Ein Mädchen von 10 Jahren uao em Knabe, welcher diese Ostern konfirmirt wird, wohnten außer dem 3jährigen Kmd« bei ihr. Nach vollbrachter That begab stch die Verbrecherin ins Amtsgericht unv erstattete davon Anzeige; em« alsbald vorgenommene Besichtigung der Wohnung bestätigte die An gabe. Schon seit längerer Zett machten stch bei der Unglück lichen Spuren von Geistesschwäche bemerkbar und es wird Vermu thel, daß sie in einem Anfälle von Gestesstörung gehandelt habe. — Als am vergangenen Montag auf dem Bahnhof in Ka- meuz der Stationsvorsteher Langer auf den Bahnsteig trat, glitt er aus, fiel auf den Rücken unv blieb todt liegen. Er hatte sich bei dem Falle das Rückgrat gebrochen. — Ein herbes Mißgeschick traf jüngst in Obercriuitz die Familie Otto Freitag. Während die Mutter an der Nähmaschine arbeitete, stieß da- sechsjährige Mädchen die aus der Nähmaschine stehende Petroleumlampe um, so daß deren Oeloehälter zerbrach, wodurch das in Brand gerathea« Petroleum sich auf dl« Kleiver des Kinde« ergoß. Letztere- ist am Sonntage an den erhaltenen schweren Brandwunden verschieden, trotzdem sofortige ärzlich« Hülfe herbeigrrufen worden war. Große Brandwunden zogen sich auch di« Angehörigen des Kindes beim Löschen des Feuers zu- — Aus Reichenbach wird geichrteben: Am Morgen d«S 17. Februar starb nach längerem schweren Leid« Herr Stadt- rath Männel »m 54. Lebensjahre. Am 13. Juni 1841 wurde derselbe in Schneeberg gekoren. Herr Männel wirkte von 1872 an als juristischer Stadlrath in Reichenbach. In Anbetracht seiner viel« Verdienste hat de, hiesige Stadt- raty in einer außerordentlichen Sitzung beschloss«, den Hinter bliebenen «ine halbe Erbbegräbmßstelle kostenlos zu überlass«. — In der Nacht vom Sonntag zum Montag stürzte in dem zu Bad-Elster gehörigen OrtSthrile Kessel der Schornstein de- dem Handarbeiter Christian Feueret- gehörigen, aus Lehmmasse erbauten Wohnhauses «m. Der Schornstein, welcher bis zum Dachgeschoß aus ungebrannt« Ziegeln errichtet war, durchschlug da» Dach, ohne jedoch im Hau;« weiteren Schaden zu verursachen. Oertlich« Augelegeuheiteu. Schneeberg-Neustädtel, 19. Februar. Auf ein arbeitsreiches und gesegnete- Vereinsjahr kau» der im Jahre 18b8 gegründete Obst- und Gartenbauvereia Schneeoerg- — Im Neich-tage wurde gellem die Berathung de- Etats für da» ReichSamt d«S June« beim Eapitel „Reichs- dersicherungSamt" mit d«daz« aestellt«, gestern bere is mit- theilte« Anträge« fortgesetzt. Abg. EnneeeeruS (nat.-lib.) meinte, der Antrag de» Abg. Krus« weg« drr Hochse«fisch«r sti so treffend begründet, daß er auf sein, Annahme rechne; auch dem Antrag« de» Abg. Hitze, die Mitte der Verficht- rmtgSanstatt« dem landwirthschaftlich« Creditbedürfniß mehr al» bisher zugänglich zu machen, ständen eine polit sch« Freunde freundlich gegenüber. Der Redner w eS dann darauf hin, daß di« Opposition g«g« di« Alt«rS- und Invalidität»- versicherung jetzt maßvoller geworden sei und daß stch gestern keine Stimme dalü, erhoben habe, di« wegen des günstig« Ergebnisse- der Versicherungen die Beiträge der Arbeitgeber oder d« ReichSzuschuß herabgesetzt wissen wollte. Die- sollte doch, wie «e hervorhob, d« Socialdemokralen zu denk« geben. Mit dem Th»ile de- soeialdemokratischen Anträge-, nach d«m jeder Versichert« im Alter von 70 Jahren «in« Alter-rent« erhallen sollte, war er im Grunde einverstanden. Gegen den zweite« Theil diese-Antrages macht« er aber verschiedene Bedenken gellend Zu erwägen gab der nationalliberal« Redner, ob nicht die Wartezeit abzi kürzrn sei und bet nicht völliger Invalidität «ine Theilrenie gezahlt wer- d« könnte. Wenn er auch zur Zeit gegen den soeialdemo- krattschen Antrag stimmen wollte, so erklärte er sich doch da mit einverstanden, daß die von den Versicherungsanstalten auf. gesammelt« Fonds dm Arbeite« zu gute komm« müßte StaalSsecretär v. Boetticher trat nochmals der Besorgniß ent gegen, daß die socialpolitische Grsttzgebung in Stockung ge rath« sei. Mit Bezug aus di« Kritik, welche die Ausdehn ung der Unfallversicherung auf die Handwerker gefunden habe, erklärte er, daß, wenn auch der e ne oder andere Erwerbs zweig von der Einbeziehung in die Unfallversicherung ausge schlossen bleib« sollte, deswegen doch nicht auf j-de Erweiter ung der Unfallversicherung verzichtet zu werden brauche. Bei dem Jnvalidirätsgesetz erkannte er Mängel offen an und er klärte die Bereitwilligkeit der Regierung, diese Mängel zu beseitigen unter der Voraus sttzung natürlich, daß dir Grundlagen des „Gesetze- n cht erschüttert würden. Gegen d« Rechtsanspruch auf Rente wandle er ein, daß dann der erziehliche Werth de- Gesetzes verloren gehen würde. Dem Antrag« d«S Abg. Hitze weg« Beschleunigung d«r Reform der Versicherungsgesetz« stand er nicht ableh- «end gegenüber, dagegen machte er gegen die Verwend ung der Mittel der Versicherungsanstalten für landwirthschaft- liche Credttbedürfnisse Bedenken geltend. Auch gegen die Aus- nahm« der Hochseefischer in die Unfallversicherung, wie sie der Abg. Kruse wünschte, sprach er Bedenken aus, wenn er auch zugab, daß für di« Dauer der Segen der Versicherung den Hoch seefische« nicht entzogen werden könnt». Dos Verlange» des Abg. Kruse, die klimatischen Krankheiten der Sersch fflr als Betriebsunfälle anzusehen, fand er sachlich berechtigt, und er konnte ferner miltheilen, daß in dieser Sache Erwägungen angestellt Word« seien. Der socialdemokratische Abg. Gallen berger war bemüht, in den Versichert», gsgesetzen eine große Zahl von Mängeln nachzuweisen. Er hielt es sür angrzeigt, sämmtliche BersicherungSarten in einem großen centralistrten Körper zusammenzufassrn und zu diesem Zwecke bas Reichsott, stcherungsamt zu einem selbstständig»« Reichsamt auszubauen. Abg. Rösike wünschte die Arbener in höherem Maß« zur Ver waltung bei den Organen der socialpolitischen Gesetzgebung herangezogen zu sehen. Den Nachweis der Nothwendigkeit, die aufgesommell« Gelder dem landwirthschaftlichen Credi:- bedürfniß zugänglich zu machen, hielt er n cht für erbracht. Im Uebrigen nahm »r die Bemfsgenossen schäften gegen die Vorwürfe des Abg. Gallenberger m Schutz. Der Bauern- bündler Hilpert unterstützte den Antrag auf Gewährung des landwirthschaftlichen Credits, während der sruconfervalive Abgeordnete Meyer (Danzig) in scharfer Weise di» Mängel drr Vnsich<rungsgesttze heroorhob. Bei der Abstimmung wurde nur der Antrag d-.s Abg. Kruse und der Centrumsantrag auf Beschleunigung der Reform der Versicherungsgesetze angenommen. Beim Capitel „Rrichöver- sichttungsamt" wldmete Staatssekretär v. Boetticher dem ver storben« Präsidenten v. Helmholz einen warmen Nachruf. Die persönliche Zulage für den Präsidenten wurde auf An trag des Abg. v. Kardorf von 9000 auf bOOO herabgesetzt Drr Rest des Etats wurde ohne wesentlich« Besprechung ge- «rhmigt. Heute findet die dritte Lesung des Jesuitenantrages statt. Berlin, 19. Februar. Wie die „Kreuz-Zeitung" ver nimmt, findet am Donnerstag eine S tzung des Kriegsgerichts statt, in wrlcher über di« Angelegenheit des Ceremonienmeisters von Kotze verhandelt wird« soll. Berlin, 19. Februar. Giolitti ist heut« vormittag nach Italien abgereist. Oesterreich. Arco, 19. Februar. Unter den hier eingegangenen Beileidskundgrbungen befinden sich auch herzliche Telegramme des deutschen und des russischen Kaiserpaares, der Zarin- Witiwe und de» italienischen KönigSpaareS. Norwegen. Christiania, 19. Februar. Der König eröffnete heute die ordentliche Session teS StorthingS. Die Thron rede erwähnt, mit Belgien und Portugal fanden Verhand lungen über besondere neue Handelsverträge mit Norwegen statt und kündigt verschiedene Gesetzvorlag« an, darunter eine über die Stempelsteuer auf Wechsel und andere Schuld schein«. Schließlich «wähnt di« Thronrede, daß noch bedeu- tende Summen nothwendig seien, bevor daS VertheldigungS- Wesen al» zweckentsprechend geordnet anzusehen sei. Frankreich — Der Antisemitismus in Frankreich. — In der Stimmung der Franzosen ist schon seit geraumer Zeit eine Veränderung zu bemerken, die besonders in den letzun Wochen bestimmt«« Formen angenommen hat, und wüch« neuerdings auch bei den Mitgliedern der Kammer in nach drücklicher Weise zum Ausdruck gelangt. Letzter Tage inter pellierte ein Republikaner die Regierung über die Maßr»geln, die diese zu ergreifen gedenke, um die Vorherrschaft Ver Juden in der Verwaltung der Republik zu beseitigen. Ministerpräsident Ribot wie» diese Jnterpella- 1 oa zur'ck, ii ' i er erklär!«, daß die Regierung bei der Wahl ihrer Beamten keinen Untttschied drr Religion und der Abstammung mache. Diese Erklärung fand auf republt-
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