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Donnerstag, am 27. Juni 1935 101. Jahrgang M.147 Kurze Nottzen Am Sonnabend, den 29. Juni, wird in feierlicher Form in München das Richtfest des Hauses der deutschen Kunst begangen werden. Wie von zuständiger Stelle verlautet, wird das Staats theater Wiesbaden mit dem 1. August 1935 vom Reich über nommen Reichspost- und Reichsverkehrsminister Freiherr von Eltz-Rübenach empfing gemeinsam mit dem Generaldirek tor der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft, Dr. Dorpmüller, die nach Berlin gekommene Reisegesellschaft Danziger Stu denten im Festsaal des Ministeriums. Der Führer und Reichskanzler hat Benno von Arent beauftragt, die Entwürfe für die Kostüme und Dekorationen zur Festaufführung der „Meistersinger" anläßlich des Reichsvarteitages 1935 und des erfolgten Umbaus des Opernhauses Nürnberg zu entwerfen. Der neue lüdslawische Ministerpräsident Stojadinowitsch wird demnächst nach Paris kommen. Dabei sei Gelegenheit gegeben, die Möglichkeiten sür den Abschluß eines Abkommens über Oesterreich zu prüsen. Etwa 100 Kriegsschiffe find aus der Reede von Brest zu den großen französischen Flottenmanövern zusammengezogen worden. Kriegsmarineminister Pistri wird an Bord eines Torpedoboots- Zerstörers an den Uebungen teilnehmen. Die portugiesische Flotte ist zu einer größeren Vcrbandsübung zwischen Madeira und den Azoren ausgelaufen. Cs nehmen an den Uebungen sämtliche neuen Flotteneinheiten einschließlich der erst kürzlich von England gelieferte» modernen U-Boote teil. Bei der Eröffnung des Eucharistischen Kongresses in Edin burgh kam es zu schweren Unruhen. lieber 2000 Menschen demon strierten gegen die römisch-katholische Kirche und versuchten, die Versammlung zu sprengen. Ein katholischer Priester wurde ange- grifsen und geichlagen. Die Polizei griff schließlich ein und zer streute die Demonstranten. Die Volksabstimmung über die Amtsverlängerung des jetzl- gen Präsidenten von Guatemala, Ubico, gestaltete sich zu einem gewaltigen persönlichen Ersölg sür diesen bewährten Staatsmann Nach dem bisherigen Ergebnis der Gesamtzählung wurden 834 168 Ja-Stimmen und 1227 Nein-Stimmen abgegeben. Versailles 1919 — 28. Juni — 1935. Vor sechzehn Jahren durchlebte das deutsche Volk schwerste Stunden vaterländischer Not und Erniedrigung. Man fragte sich, ob die Unterzeichnung des Diktates tat sächlich von der Regierung der roten Revolution vollzogen und von der Nationalversammlung gebilligt werden würde, oder ob ein gnädiges Geschick das Volk und das unbesiegte Heer vor einer solchen Schmach bewahren würde. Die da maligen Machthaber nahmen indessen das Versailler Ver tragswert in allen seinen Teilen an und luden damit dem ganzen Volk eine Bürde auf, deren Gewicht von den meisten erst viel zu spät oder gar nicht erkannt wurde. Es ist nicht notwendig, noch einmal die uns noch in lebendiger Erinnerung befindlichen Zeiten schlimmster na tionaler, moralischer und wirtschaftlicher Katastrophen zu schildern, die alle deutschen Lande erfüllten. Blühendes deutsches Land sowie schj^r unerträgliche Tribute wurden die Beute der „Sieger". Und neben aller wirtschaftlicher und sozialer Not im Reick, wurden in den besetzten Gebieten deutsche Männer in Ketten gelegt und waren deutsche Frauen und Mädchen der Roheit feindlicher Soldaten und Farbiger preisgegeben. Die Wurzel dieses Elends liegt in den fünfzehn Ka piteln, 44V Artikeln und zahlreichen Anlagen des Versailler Diktates. 662 Seiten füllt der dreisprachige Text des Reichs- gesetzblattes vom 12. August 1919, in dem immer wieder zu lesen ist: „Deutschland verzichtet", „Deutschland erkennt an", „die deutsche Regierung liefert aus", „Sie übernimmt die Verpflichtung", „Sie erklärt sich einverstanden", „Deutschland verzichtet auf jeden Anspruch", „Deutschland hat zu räumen", „hat auszuliefern . . ." Allein eine solch oberflächliche Betrachtung des Vertrages zeigt, daß er von brutalem Machtwillen formuliert und diktiert ist. Dieser Charakter, der vor allem die deutsche Ehre treffen sollte, offenbart sich besonders in den Strafbestimmungen der Ar- tikel 227 bis 230 sowie im Artikel 231, in denen die deutsche Kriegsschuld in zweifacher Form als Schuld am Kriege und als Schuld im Kriege festgelegt werden sollte. . . Während hier Deutschlands moralische Unaleichwertigkeit festgestellt werden sollte, liegt sie dem Teil lv, der über deutsche Rechte und Interessen außerhalb Deutschlands und insbesondere den Raub der deutschen Kolonien handelt, mehr versteckt zugrunde. Eine ihrer Hauptaufgaben sahen indessen die Verfasser des Versailler Diktates in der im Teil V auferlegten Zer schlagung der deutschen Armee, Marine und Luftstreitkräfte. Der Ruhm, den der deutsche Soldat in fast allen Erdteilen und gegen eine vielfache Uebermacht von Feinden erstritten hatte, sollte durch die entehrenden Friedensbedingungen vor aller Welt in den Staub gezogen werden. Ohne Wehr und Waffen sollte Deutschland in Zukunft im Kreise der Völker und insbesondere seiner Nachbarn stehen als eine Nation, die Ehre und Recht vor den anderen verloren hat. Und fast schien es, als sollte dieser tückische Plan der rachsüchtigen Kriegsgegner Wirklichkeit werden, als gäbe sich Deutschland selbst aus und habe es Stolz und Vernunft verloren. Sechzehn Jahre nach Friedensschlußl Das deutsche Volk ist durch eines Mannes Tat in einer Gemeinschaft zusam- mengeschweißt, die allen äußeren Stürmen Tron bietet und Sachsens Kampf um Arbeit Schulung der Kaufleute durch die sächsische Außenhandelsschule der Deutschen Arbeitsfront Schulung der Kaufleute durch die sächsische Außen handelsschule der Deutschen Arbeitsfront Die Abteilung Presse im Amt für Berufserziehung der DAF, Gau Sachsen, schreibt: Das Amt für Berusserziehung der DAF, Gau Sachsen, Hal Mitte vorigen Monats in' Leipzig, Dittrichrina 17, eine Außenhandelsschule mit Außenhandelsseminar eröffnet. Die Beschaffung von neuen Arbeitsmöglich, keilen muß immer noch unsere größte Sorge sein, um das vom Führer gesteckte Ziel der r e st l o s e n B e s e i- tigung der Arbeitslosigkeit erreichen zu können. Eng' verbunden damit ist die weitere Aufgabe, das berufliche Können aller schassenden Volksgenossen nicht nur zu erhal ten, sondern es zu vergrößern und es so zu vervollkommnen, daß sie jederzeit den gestellten Ansorderungen gewachsen sind. Diesen Erfordernissen trägt das Amt für Berufserzie hung der DAF mit der Gründung seiner Außenhandelsschule weitestgehend Rechnung. Die Außenhandelsschule wird ihre größte Ausgabe darin sehen, den Aussuhrkaufmann zur Erkenntnis seiner großen Verantwortung dem Volksganzen gegenüber zu erziehen und in ihm den so dringend notwendigen Aus fuhr w i > l e n zu erwecken. Die so herausgestellte und gefestigte Aussuhrsreudigkeit wird dann durch Unterweisun gen und Uebungen in allen Zweigen der Ausfuhr sachlich untermauert. Vöm fremdsprachlichen Briefwechsel mit dem Ausland bis zur Abfertigung der Ware, von tropensicherer Verpackung bis zum Versand und Verzollung, von der Be schaffung ausländischer Währung bis zum Verrechnungsver kehr mit dem Ausland wird alles gemeinsam unter Leitung bewährter Fachkräfte besprochen und verarbeitet werden- Eine wichtige Rolle spielt weiterhin die Ausfuhr werbung, die nur erfolgreich sein kann bei genauer Kenntnis des Auslandes, seiner Wirtschaft, seiner Kultur, seiner Sitten und seiner Sprachen. Auslands- und Länder kunde nehmen daher einen breiten Raum im Lehrplan ein. Weitere Aufgaben erwachsen der Außenhandelsschule aus ihrer Lage im mitteldeutschen Wirtschaftsgebiet und im GrenzlandSachsen. Umfassende Kenntnis der Eigen art des mitteldeutschen Wirtschastsraumes, seiner Volkswirt- , schastlichen und weltwirtschaftlichen Bedeutung zu vermitteln, < wird das Ziel besonderer Vortragsreihen und Lehrgänge sem. j Auch die Leipziger Messe als einzigartiges Werkzeug der > Ausfuhr ist Lehraegenstand der Außenhandelsschule. Ein Blick in den Sommerarbeitsplan läßt die Erkennt- § nis gewinnen, daß die Außenhandelsschule bemüht ist, den in der Aussuhr tätigen Volksgenossen die Möglichkeit zu schassen, sich mit allen aus diesem Gebiet oorkommenden Fragen bekanntzumachen und die erforderlichen Kenntnisfe und Fähigkeiten zu erwerben. „Die Handelspolitik des neuen Deutschland", „Der Donauraum" und „Der deutsche Außen- handel", „Die Tageszeitung als Spiegel der Auslandswirt- schast", „Deutsche Devisenbewirtschaftung", „EncLche Kurz- ' schrist" sind neben denen für fremde Sprachen u. a. Lehr gänge dieses Sommerhalbjahres. Daß selbstverständlich der Besuch eines einzigen Lehrganges nicH genügt, um auf den weitverzweigten und vielgestaltigen Gebieten der Aussuhr sich gute Kenntnisfe aneignen zu können, bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung. Es darf erwartet werden, daß jeder strebsame, volks- bewußs handelnde Kaufmann'die große Bedeutung dieser Einrichtung, die ihm das Amt für Berufserziehung der DAF für seine berufliche Weiterbildung geschaffen hat und zur Verfügung stellt, erkennt und sich ihrer in recht großem Um fang bedient. Er wird so mithelsen, dem nationalsozialisti schen Deutschland auch aus dem Gebiet des Außen handels neue Weltgeltung zu erringen, da neben aber auch zu seinem bescheidenen Teil zur Erfüllung des großen Zieles des Führers durch Schaffung neuer Ar- beilsmöglichkeiten mit beitragen, die Arbeitslosigkeit restlos zu beseitigen. M «9» 85000 Wohlfahrt; erwerbrlole i« Sachse« Rach der Meldung der Bezirksfürsorgeverbände betrug die Zahl der Wohlfahrtserwerbslosen in Sachfen am 31. Mai 95 024 (18,29 auf 1000 Einwohner); sie hat seit dem Vor monat um 8408 <8,1 v. H.) abgenommen und betrug zum erstenmal seit November 1930 weniger als 100 000. Seit dem Höchststand am 28. Februar 1933 ist die Zahl der Wohl fahrtserwerbslosen um 70,2 v. h., also mehr als sieben Zehn tel, zurückgegangen. Von der? Kreishauptmannschaften schneidet Zwickau mit 16,86 Wohlfahrtserwerbslosen auf 1000 Einwohner a nr günstigsten ab; es folgen die Kreise Dresden-Bautzen mit 17,94, Chemnitz mit 18,07 und Leipzig mit 19,85. In dem früheren Kreis Bautzen entfallen sogar nur 10,48 Wohlsahrtserwerbslose auf 1000 Einwohner. Die bezirks freien Städte weisen noch eine Durchschnittsbelastung von 25,65 Wohlfahrtserwerbslosen auf 1000 Einwohner, die Be zirksverbände von 11,82 auf. Der Bezirksverband Kamenz ist auch weiter hin beinahesrei von Wohlfahrtserwerbslosen (1,33 auf 1000 Einwohner), es folgen Grimma mit 2,57 und Großen hain mit 3,25. Neun Bezirksoerbände haben über 5 bis 10, acht über 10 bis 15, vier über 15 bis 20, Flöha 20,94, Annaberg 21,73 und Pirna 23,28. Von den bezirksfreien Städten stehen Glauchau mit 7,21, Crimmitschau mit 9,91 und Zittau mit 9,97 am günstigsten, Pirna (42,19), dessen Wohlfahrtserwerbslosenzahl im letzten Monat um 17,7 v. H. nirückgegangen ist, Plauen (38,93), Freiberg (35.39) und Bautzen (32,42) am ungünstigsten. Drei Städte haben über 25 bis 30, je vier Städte über 20 bis 25, über 15 bis 20 und über 10 bis 15 Wohlfahrtserwerbslose auf 1000 Ein wohner. das deutsche Haus so zimmert, wie es die eigene Lebens- Notwendigkeit und Sicherheit erfordern. In Ehren und im Schutze eigener Kraft steht Heute die deutsche Nation wie der unter den Völkern der Erde, die die deutsche Entwick lung staunend betrachten. Sechzehn Jahre deutscher Wehr losigkeit gehören der Vergangenheit, der Geschichte an. Eines großen Volkes natürliche Lebensbedürfnisse haben die Formen des Versailler Vertrages gesprengt, die von vornherein nur so lange auf Unrecht und Gewalt beruhen konnten, als der deutsche Lebensimpuls keinen Auftrieb hatte. Durch die Wiederherstellung der deutschen Wehr hoheit am 16. März d. I. sowie durch die Verkündung des Wehrgesetzes vom 21. Mai Ist der Teil V des Versailler Vertrages zum toten Buchstaben geworden, der für Deutsch land keinerlei Rechtskraft mehr besitzt. Dieser wichtigste Teil des Versailler Diktates hat durch die zielsichere Politik Adolf Hitlers seine Bedeutung verloren. Stolz können die Fahnen des alten siegreichen Heeres am 28. Juni 1935 wieder wehen. Der Geist der Gefallenen lebt und trägt Früchte in der jungen deutschen Mannschaft im grauen Ehrenkleid. Aber noch stehen wir nicht am Ende des Kampfes gegen Versailles. Noch ist der Artikel 231 von unseren Vertrags partnern nicht widerrufen worden. Deutschland wird nicht eher ruhen, als bis die Kriegsschuldlüge, die heute nur noch wider besseres Wissen draußen teilweise aufrechterhalten wird, aus der Welt geschafft ist. Auch die Kolonialschuld lüge wird Deutschland nicht auf sich ruhen lassen. Deutsch land fordert volle Gleichberechtigung. ,,Die deutsche Na- iion ist jedenfalls nicht gewillt, sür alle Zeiten als eine zweitklassige oder minderberechtigte angesehen oder be handelt zu werden." Dieses Wort des Führers ist ebenso richtungweisend wie jenes andere, dem sich kein ehrlicher und friedliebender Mensch verschließen kann: „Kein Krieg kann Dauerzustand der Menschheit werden. Kein Friede kann die Verewigung des Krieges sein! Einmal müssen Sieger und Besiegte den Weg. in die Gemeinschaft des gegenseitigen Verständnisses und Vertrauens wiederfinden." Die jüngste große Rede des Führers und Reichskanzlers hat die deutsche Bereitschaft, den Frieden mit allen Mitteln zu fördern, erneut bekräftigt, Deutschland streckt erneut die Hand aus. Jetzt ist »s Sache der andern, unter Anerken nung der vollen Gleichberechtigung diese Hand zu nehmen und zu halten. . Ptz. Semeis guten Willens England zum deutschen Verzicht aus unbeschränkten U-Bootkrleg. Im Verlauf der Aussprache im englischen Unterhaus über das Flottenabkommen, wies der Erste Lord der Admi ralität mit Rachdruck auf den Verzicht Deutschland» aus den unbeschränkten ll-Boolkrieg hin. Deutschlands Verzicht wird in den großen englischen Blättern ausführlich gewürdigt und uneingeschränkt be grüßt. „Diese Versicherung", so heißt es im Leitartikel des „Daily Telegraph", „wird einen tieferen und günstigeren Eindruck in allen britischen Kreisen machen als irgendeine andere denkbare Garantie, und sie wird um so gutgläubi ger ausgenommen werden, als Deutschland bei allen Ab rüstungsbesprechungen die vollständige Abschaffung der U-Boote begünstigt hat ebenso wie Großbritannien selbst. Deutschlands Bereitschaft, die Verpflichtungen au» dem Teil 4 des Londoner Alollenverirages unbeschadet der Hal tung anderer Mächte auf sich zu nehmen, ist der beste Be weis des guten Millens, den es geben kann, und al» solcher wird er hier ausgenommen werden." „News Chronicle" schreibt: „Der logische Abschluß die ses dunklen Kapitels der Seekrieasgeschichte sollte die Aus gabe des U-Boot-Baues durch freiwillige Verständigung aller Seemächte sein. Falls das nicht möglich ist, könnte man sich wenigstens aus die Abschaffung der großen U-Boote einigen." Das arbeiterparteiische Blatt „Daily Herold" sagt, der deutsche Schritt sei etwas wert. Alle anderen See mächte sollten jetzt ähnliche Versprechungen abgeben. Am besten wäre es, die «U-Boote völlig abzuschaffen und ein Vorgehen gegen Handelsschiffe nur für den Fall von San' tionen, die vom Völkerbund gebilligt seien, für zulässig z erklären. Unbelehrbar! Durchführung des Sparprogramm» in Danzig verhinderl Der Danziger Voltstag nahm den Antrag der NSDAP aus Herabsetzung der Diäten der Abgeordneten um 66 N Prozent mit 43 gegen 28 Stimmen an. Bei der Abstimmung über zwei Gesetzentwürfe des Senates, die die Rechtsstellung der Beamten und Lehrer nach der Guldenabwertung neu regeln bezw. ihre, vorzeitige Versetzung tn den Ruhestand