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Beilage Mr „WMerch-retkris" Nr. 146 Mittwoch, am 26 Juni 1935 101. Jahrgang Kurze Notizen Die aus einer Studienrundsahrt in Polen befindlichen deutschen Jungjuristen sind in Krakau angekommen, wo sie an der' Grabstätte des Marschalls Pilsudski weilten und spater den Pilsudsti-Hügel besichtigten. Die Juristen, die vor allem das polnische Gefängniswesen studieren, werden sich von Krakau aus nach Gdingen und später nach Brom berg begeben. Die Sowjetregieruna hat ihre Gesandten in Bukarest und Sofia angewiesen, den Regierungen Rumäniens und Bulgariens den Abschluß eines Kulturpaktes nach dem Mu ster des sowjetrussisch-tschechoslowakischen Kulturpaktes vor- zuschlagen, über dessen Inhalt zur Zeit verhandelt wird Wie das Völkerbundssekretariat mitteilt, haben die Re-- gierungen dar Sowjetunion und der Tschechoslowakei den zwischen ihnen am 16. Mürz 1935 in Prag abgeschlossenen Vertrag über gegenseitige Hilfeleistung dem Völkerbund zum Zwecke der Registrierung gemäß Artikel 18 der Satzuno zugehen lassen. Im Palazzo Venezia ist zwischen dem italienischen Regie rungschef, dem schwedischen Gesandten in Nom und dem Präsiden ten der schwedischen Wirtschaftsabordnung, Arvid Richert, ein Ab kommen unterzeichnet worden, das die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Italien und Schweden regelt. Das Kriegsgericht in Oviedo (Spanien) hat nach mehrtägigen Verhandlungen im Prozeß gegen eine Reihe von Aufständischen der Oktober-Revolution das Urteil gefällt. Es sind vier Ausrührer zum Tode, 36 zu lebenslänglichem Zuchthaus und 7 zu je 12 Jah ren Gefängnis verurteilt worden. In Guatemala begann eine dreitägige Volksabstimmung über eine Verlängerung der Amtszeit des Präsidenten Ubico auf 6 Jahre. Djc Abstimmung, an der auch Ausländer teilnehmen, er brachte in den ersten beiden Tagen 281 760 Ja-Stimmen und 538 Nein-Stimmen. > Das Bezirksgericht in Lomza verurteilte einen katholischen Pfarrer zu sechs Monaten Gefängnis ohne Bewährungsfrist, da er nach dem Tode Pilsudskis den Schulkindern das Anlegen eines Trauerflors untersagt hatte. Der amerikanische Senat stimmte einer Vorlage zu, die die Gründung einer Korporation mit einem Anfangskapital von 50 Millionen Dollar vorsieht und die den Farmpächtern es ermög lichen soll, zu eigenen Farmen und Heimstätten zu gelangen. MWeGemeWH v. Tschammer und Osten über die Sportbeziehungen Lübeck. 26. Jun» Im Rahmen der 2. Reichstagung der Nordischen Ge sellschaft fand im Stadttheater in Lübeck die 2. Sitzung statt. Anwesend waren zahlreiche Vertreter von Staat, Par tei und Wehrmacht und eine große Anzahl Diplomaten aus den nordischen Ländern. Im Mittelpunkt der Sitzung stand ein Vortrag des Reichssportfllhrers von Tschammer und Osten über die deutsch-nordischen Sportbeziehungen. Der Reichssportsührer führte in,seinem Vortrag u. a. fol gendes aus: Die Aufgaben der Erziehung sind nicht in allen Staa ten und bei allen Völkern die gleichen. Das gilt ebenso für die Leibesübungen, und zwar nicht nur für deren Metho den und für deren Technik, sondern in noch ausgesproche nerem Maße-für den eigentlichen Inhalt und die Charak termerkmale der Leibesübungen. Hier springen die geistes- verwandtschastlichen Beziehungen zwischen den angelsächsi schen. deutschen und skandinavischen Leibesüungen ohne wei- l teres ins Auge. Denn bei ihnen allen ist trotz aller not wendigen Unterschiede die gleiche Grundäusfassung festzu stellen, eine Grundauffassung, die aus der gemeinsamen nordischen Wurzel kommt. Wie der Nordländer stet, ein naturwahrer Mensch ist. so ist er auch von jeher ein leibessroher Mensch gewesen. Daraus läßt sich auch da» Gemeinsame des nordisch be stimmten Kulturkreises hinsichtlich der Leibesübungen er- Nären: Ausgeprägte, aber natürliche Leibessreudtgkeit. starke Hinneigung zu Wettkämpfen mit ritterlichen Wett- kampfgesehen und Lin- und Unterordnung der Leibesübun gen unter die Gesamterfordernisse de« Volke». In drei großen Säulen haben die Leibesübungen ihren siegreichen Vormarsch in die ganze zivilisierte Welt ange treten: Die Angelsachsen führten die begeisterten Kolonnen der Leibesspielbewegung an, die Skandinavier fanden und bauten ein System der Leibeserziehung aus, das heute un ter dem Begriff „Schwedische Gymnastik" Weltruhm genießt, und Deutschland endlich trug mit seinen Großmeistern Guts muts und Jabn seinen wohlbemessenen Anteil zu dem all gemeinen Vormarsch bei. Zum Schluß seiner Ausführungen kam der Reichs sportführer auch auf die bevorstehenden Olympischen Spiele 1936 zu sprechen. Er gab hierbei insbesondere seiner Freude Ausdruck, daß 1936 viele tausend Skandinavier Gäste der Berliner Olympiade sein werden. Anknüpfend an die Tra dition der Olympischen Spiele 1912 zu Stockholm, die zwar in ihrer Größe, bisher aber nicht in ihrem stimmungs- mäßigen Gehalt und ihrem hohen Kulturwert übertroffen worden seien, sollten die Olympischen Spiele 1936 in Ber lin gestaltet werden. Dank dem persönlichen Eingreifen des* Führers und Reichskanzlers, der mit seinem großen Weit blick die Planung der Olympiabauten ermöglichte, werde Deutschland sür die bevorstehenden Olympischen Spiele Kampfstätten zur Verfügung stellen, die der Größe und Würde und dem Geist der Spiele Rechnung tragen. Kleinwohnungen und Eigenheime steuerfrei Das Landesfinanzamt Dresden weist aus Veranlassung des Reichsfinanzministeriums auf folgendes hin: Für neuerrichtete Kleinwohnungen und Eigen heime kann Steuerbefreiung nach den maßgebenden Vor-, ichriften nur dann gewährt werden, wenn die nutzbare -Wohnfläche bestimmte Größen nicht über steigt: diese Vorschriften sind bindend und müssen unbe dingt eingehalten werden. Die Steuerbefreiung ist also in allen Fällen abzuleknen, in denen die vorgeschriebene Grenze überschritten wird; das gilt auch dann, wenn die Ueberschrei- tung nach Auffassung der Beteiligten nur eine geringfügige ist. Alle Volksgenossen, die einen Neubau errichten und Steuerbefreiung in Anspruch nehmen wollen, müssen sich- rechtzeitig darüber vergewissern, daß die Wohnfläche das zulässige Maß nicht übersteigt. Diese Notwendigkeit besteht auch für diejenigen, die einen Architekt mit der Anfertigung des Bauplanes und mit der Ueberwachuna des Baues beauf- > tragen. Wer irgendwelche Zweifel hat, tut gut daran, deir Antrag aus Anerkennung der Steuerbefreiung bereits vor l Errichtung des Neubaues beim Finanzamt zu stellen, damit i etwaige Beanstandungen auch berücksichtigt werden können, i Oer Einwand, daß die zulässige Größe aus Unkenntnis der t gesetzlichen Vorschriften überschritten rüorden sei oder daß i man sich aus den Architekt verlassen habe- kann keine Aus- ! nähme rechtfertigen. Erteilt das Finanzamt vor Errichtung des Neubaues auf Grund der eingereichten Unterlagen einen Anerkennungs- dcscheid, so ist sorgfältig daraus zu achten, daß bei der Aus- jührung des Baues keine Aenderung vorgenommen wird, die die Steuerbefreiung hinfällig macht. Sollten sich bei der Nachprüfung solche Verstöße ergeben, so muß die.Anerken- nung unweigerlich zurückgenommen werden. Germanische Bolklunde Professor Lutz von Mackensen- Riga sprach über germanische Volkskunde. Er führte u. a. aus: Wir haben gelernt, daß jede Wissenschaft sich selbst äufgibt. die nicht auf das lebendige Volkstum ausgerichlet ist. Im Germanentum wurzelt zeitlich und räumlich unser ! Volkstum. Wir müssen daher nachdrücklichst die Forderung nach einer germanischen Volkskunde erheben. Die Land- ' schaftsvolkskunde muh sich weiten zur Stammesvolkskunde ! und darüber hinaus zur deutschen, diese dann zur geermani- ! fchen Volkskunde, und diese mündet an einem bestimmten ! Punkt von selbst in die rassische Volkskunde ein. Vom heutigen Stande bis zu einer germanischen Volks- künde führt ein nicht leichter Weg. Zwei Punkte zeichnen sich - in der Entwicklung zu diesem Ziel ab: der eine ist die maß- , gebende Zusammenfassung der deutschen Volksgutsammlun- j gen. der andere die Zusammenarbeit dieses deutschen Mit- ! telpunktes mit den repräsentativen nordischen Volkskunde- j stellen, deren Krönung vielleicht später einmal ein deutsch- j nordischer Forscherbund für germanische Volkskunde bilden : müßte. Die Anregungen Professor von Mackensens wurden mit großem Beifall ausgenommen. Zu einer eindrucksvollen Kundgebung deutsch-nordi schen Geistes gestaltete sich der Weiheakt, mit dem Lübecks altberühmtes Wahrzeichen, das Holstentor, seiner neuen Be stimmung als Wehrmuseum und Denkmal hansischer Kraft übergeben wurde. Es war ein schöner Gedanke, die Weihe des Holstentores durch die Ausführung eines Festspiels zu vollziehen, das die heldische Gesinnung feiert und verkündet. Wolfgang Schultz hat in seinem Spiel „Des Todes und des Lebens Reigen" die Ueberwindung des Todes durch den Geist wahren Heldentums dargestellt. Die Feier wurde durch einen großen Zapfenstreich bei Fackelbeleuchtung beendet. Der Führer zum Fröuttiiumserhelmh Telegrammwechsel mit Brighton. Die englischen und die deutschen Frontkämpfer haben aus Brighton folgendes Telegramm an den Führer und Reichskanzler gerichtet:. „Die zu einem ersten Treffen in Brighton vereinigten englischen und deutschen Frontkämp fer senden dem Führer des Deutschen Reiches, ihrem Front kameraden Adolf Hitler herzlichste Grüße. British Legion Brighton Branch; Reichsvereinigung ehemaliger Kriegs gefangener. Ortsgruppe Rumschoettel." Der Führer und Reichskanzler hat hierauf wie folgt ge antwortet: „Den in Brighton vereinigten englischen und deutschen Frontkämpfern danke ich sür ihre mir gemein schaftlich übermittelten freundlichen Grüße, die ich herzlichst mit dem Wunsche erwidere, daß diese erste freundschaftliche Zusammenkunft alter Kriegsgegner zur Verständigung unter den Völkern ünd zum Frieden der Welt beitragen möge. Adolf Hitler." Die Abteilung ehemaliger deutscher Kriegsgefangener, die in Brighton weilte, reifte lm Kraftomnibus nach Lon don. Mitglieder der britischen Abordnung und andere be reiteten ihnen einen herzlichen Abschied. In London wur den die Deutschen von Angehörigen der deutschen Botschaft und des Hauptquartiers der British Legion empfangen. Am Ehrenmal für die gefallenen britischen Soldaten wurde ein Kranz niedergelegt. Am Abend traten die deutschen Gäste die Heimreise an. Grübe des Führers au die Fronttümpfer Die in Stuttgart zusammengenkommenen französischen und deutschen alten Soldaten haben an den Führer und Reichskanzler nachstehendes Telegramm gerichtet: „Die aus Einladung von Dr. Robxrt Bosch hier zum ersten Mal zu sammengekommenen französischen und deutschen Frontkämp- vser grüßen Sie als ihren Frontkameraden und Führer der deutschen Nation." Der Führer und Reichskanzler hat hierauf telegraphisch wie folgt erwidert: „Den in Stuttgart zusammengekomenen französischen und deutschen Frontkämpfern danke ich für die freundlichen Grüße, die ich herzlich erwidere. Ich hoffe, daß dieser ersten kameradschaftlichen Zusammenkuntt alter Kriegsgegner weitere folgen werden und so der Gedanke der Verständigung der Völker gefördert wird." Ardettsopser deim Führer Der Führer und Reichskanzler empfing eine Abordnung der Arbeitsopfer, die dem Führer als Geschenk ein Buch überreichte, das einen Querlchnitt durch das Leben der Arbeitsopfer darstellt und einen Einblick in die sie velreuendo Organisation,, die „Deutsche Arbeitsopferversorgung e. V.'" gibt, das Buch, das in einem einzigen Stück hergestellt wurde, bedeutet eine Seltenheit. Der Führer verweilte einige Zeit in herzlichem Gespräch mit den Arbe -optern, unter denen sich auch der älteste überlebende Stürmer der DUppeler Schanzen befand. BreMcher Staatsrat Weiterentwicklung der ländlichen Gemeindeverwaltung. Der Preußische Staatsrat trat unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten Göring in Potsdam zu einer Tagung zusammen. Auf der Tagesordnung stand die Frage der künftigen Ausgestaltung der Landgemeinde im Dritten Reich, insbesondere unter Berücksichtigung der durch die oldenburgische Verwallungsresorm aufgezeigten Gesichts punkte. An der Tagung nahmen die leitenden Staatsbeamten und die zuständigen führenden Persönlichkeiten der Partei von Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden. Thüringen, Mecklenburg und Oldenburg teil. Nach einleitenden Worten des Ministerpräsidenten Göring erstattete Reichs- und Staatsminister Kerri einen Bericht insbesondere über die Reisen, die er im Auftrage des Ministerpräsidenten zum Studium der zur Erörterung stehenden Fragen in einer Reihe deutscher Länder gemacht hat, und entwickelte daraus die Grundzüge, nach denen die deutfche Landgemelne weiter auszubauen ist. Das Korreferat erstattete Oberpräsident und Gauleiter Kube, der vor allem aus die Verhältnisse der östlichen Grenzprovinzen Preußens einging. Der Reichs- und preu ßische Minister des Innern, Dr. Frick, machte zu den angeschnittenen Fragen grundsätzliche Ausführungen und teilte mit, wie die Angelegenheit weiter bearbeitet werden wird. Ministerpräsident Göring schloß die Sitzung mit der Feststellung, daß für die Weiterarbeit die von Plinister Kerrl in den von ihm besuchten Ländern gewonnenen Er fahrungen von besonderem Werte sind, und daß es darauf ankomme, aus den verschiedenen zur Zeit im Reich vorhan denen Verwaltungsformen unter Vermeidung jeder Sche matisierung die bestell Möglichkeiten für die Weiterentwick lung der ländlichen Gemeindeverwaltung herauszufinden.' „Versailler FlottendiNat WW,' Entschließung des Marineausschusses der französische,. Kammer. Paris. 26. Juni Kriegsmarineminister Piötri hat vor dem Marine- ausschuß der Kammer über das deutsch-englische Flotten abkommen gesprochen. Er hat dem Ausschuß eingehende Aufklärung gegeben über die Rückwirkungen, die das Ab kommen auf die französische Flottenpolitik Hervorzurusen geeignet sein könnte. Nach AnhörLn des Ministers hat dv Marineausschutz der Kammer folgende Entschließung an genommen: „Der Marineausschuß der Kammer stellt fest, daß da» zwischen Deutschland und Großbritannien abgeschlossene Flottenabkommen die Flottenbestimmungen de» Versailler vertrage» hinfällig macht. Er ist der Auffassung, daß da» Washingtoner Abkommen nur in Anbetracht - dieser Alol- lenbestimmungen de» Versailler vertrage» von Frankreich angenommen wurde, und er ist der Auffassung, daß da» deutsch-englische Flottenabkommen Frankreich die vollstän dige Freiheit in bezug aus seine Marinepolitik geben muß bis zum Abschluß neuer allgemeiner Abkommen. Der Ausschuß fordert die Regierung auf, alle Maß nahmen zu ergreifen, damit Frankreich ständig auf dem Atlantischen Ozean und im Mittelmeer über Seestreitträfte verfügt, die ausreichen, um seine Sicherheit zu gewähr leisten." Der Ausschuß hat hierauf den Bericht über das: laufende Flottenbauprogramm angenommen.