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geistigen Auge. Alles Weitere ist Schilderung der seelischen Erlebnisse mit den ver schiedensten Frauencharakteren: dem flehenden, zart tändelnden Weibe, der geistig höheren Frau usw. Widerstände gegen sein stürmisches Werben werden stets gebrochen. Einmal scheint sich der Ritter in Koserei und Schwärmerei selbst zu verlieren. Es folgt aber eine Aufraffung zu neuen Siegen (drittes Don Juan-Thema, dionysisch, Waldhörner und Celli im Einklang). Doch auf dem Gipfel der Lebenskraft: plötzliche Erlahmung. „Ein Blitz aus Höhen hat tödlich meine Lebenskraft gebrochen.“ Das Ende: Übersättigung. Erste Sinfonie in C-moll von Johannes Brahms Johannes Brahms(1833—97) schrieb im 44. Lebensjahre, also verhältnismäßig spät,seine erste Sinfonie (Werk 68). Es waren aber schon Werke sinfonischen Charakters vorher gegangen, sodaß außer der Lebensreife auch ein gereiftes technisches Können die erste Sinfonie schaffen halfen. Erster Satz: (Un poco sostenuto — Allegro, zuerst etwas zurückhaltend, dann bewflP Ein schwerblütiges Ringen um ernste Lebensprobleme. Unerbittlich droht ein sogenannter Orgelpunkt (ein ständig ausgehaltener oder wiederholter Baßton). Leidenschaftlich drängen darüber chromatische Gänge. Erst die Oboe bringt nach großer Steigerung eine weichere Stimmung, die allerdings nur zu schnell wieder gebrochen wird durch Kraft und Trotz. Zweimal noch denkt man an ein Ende der Lebensfülle (atemversetzende Pianissimi). Stets siegt die Kraft. Zuletzt aber doch noch ein wehmutvolles Verzichten. Zweiter Satz: (Andante sostenuto, gehalten, gehende Bewegung). Die Milde, die leidenschaftslose Ruhe des den Satz beherrschenden Hauptthemas läßt den Kampf des vorangegangenen Satzes kaum ahnen. Die wundervollen Wechselspiele zwischen einzelnen Instrumenten (Oboe und Klarinette, Bässe und Flöten, Solovioline und Horn) stützen sich dann auf ein weiteres rhythmisch etwas lebendigeres Thema. Dritter Satz: (Un poco Allegretto e grazioso, anmutig bewegt). Ein zartes, ruhig heiteres Klarinettenthema, dann, von den Violinen aufgenommen, etwas anders rhyth misiert; ein zweites, ritterliches Klarinettenthema im Wechsel mit den Streichern bildet den Gegensatz. Das Ende bringt die Rückkehr zu Zartheit und Grazie. VierterSatz: Adagio, piu Andante. Allegro non troppo, piu Allegro, ruhig, bewegter, nicht zu schnell, schneller). Das einleitende Adagio wird von tragischen Stimmung*^ gesteigert bis zu wilder Empörung, beherrscht. Ein weihevolles Hornsolo bringt eine überraschende Wendung: Milde, Frieden. Dann aber erklingt der berühmte, volkstümlich edle Gesang, der in seinem Charakter dem Freudenhymnus aus Beethovens „Neunter“ stark verwandt ist, was aber Brahms be absichtigt haben soll. Sieghafte Freude durchpulst den Schluß. Nur vorübergehend taucht noch einmal die Erinnerung an früheren, schlimmen Kampf auf. Dr. Kreiser.