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.tS2. Fortsetzung.) .Ahl Sieh da!' In Jrmingarts Kopf wirbelten die Gedanken etwas ,planlos durcheinander, was ihr seit jenem schweren Fall öfter schon passiert war. Sie konnte im Augenblick nicht gleich fassen: Wie kam !die Kleine zu Kraus, der Hartmuts treuer Gefährte ge iwesen war auf dem gefährlichen Weltflug? Sehr gut er- Innerte sie sich des frischen jungen Menschen, der Hartmut bei seinem Einkauf im .Seestern' damals begleitet hatte. Und nun Erna? Aber da wä^en^ielleicht Zusammen hänge, die sie nicht kannte, und heute wollte sie nicht grübeln und nachdenken — heute nicht... So lächelte sie nur und sagte herzlich: „Ich bin ja auch da, Erna. Herr Professor Ehmer schenkte mir eine Karte, und ich konnte es ihm nicht gut abschlagen.' Die kleine Erna ahnte Wohl dunkel irgendwelche Zu sammenhänge, doch ihre Gedanken waren zu sehr mit Kraus beschäftigt. Ob er sie dort wohl begrüßen würde? Das kleine Herz klopfte so unruhig wie niemals in ihrem Leben, aber noch wußte Erna Wernicke nicht, daß es die Liebe war, die da so stürmisch Einlaß begehrte. Eine Stunde später stand Jrmingart vor dem Vater und küßte ihm die Stirn zum Abschied. .Es ist das erste Mal, daß ich dich abends allein lasse, Väterchen. Das ist unrecht von mir. Ich hätte die Karte doch nicht annehmen sollen. Wo ich nun schon den ganzen Tag über fort bin, solltest du wenigstens den Feierabend ungeteilt haben.' .Aber Jrmilein! Die zwei Stunden! Ich bin ja so froh, daß du auch einmal eine kleine Freude hast. Du verbringst ja schon deine ganze schöne Jugendzeit bei mir altem Manne. Wie weh mir das nsanchmal tut, mein armes Kind. Gerade für dich hatte ich mir in früheren Jahren einmal die schönste und sorgloseste Jugend er träumt. Ach, und deine liebe Mutter... Wie oft haben Wir Pläne geschmiedet für deine Zukunft! Heute glaube ich manchmal, es war zuviel Glück da mals. Ein herrlicher, schuldenloser, ungeheurer Besitz eine schöne, geliebte Frau und ein süßes, gesundes Kinr — und Augen, Jrmingart, die all das Köstliche in sich cin- getrunken haben, daß sie noch heute davon zehren.' Jrmingart stand in ihrem feinen, schwarzen Spitzen I Neid vor ihm, das sie seit Mutters Tode nur noch einige I Male getragen hatte. Das junge Mädchen wußte selber nicht, wie schön es war, und daß die dunklen Spitzen die zarte Schönheit nur noch leuchtender hervorhoben. > ! Wie ein strahlendes Diadem lagen die blonden Locken über feinen Stirn. ! Oh, hätte der drine Blinde in diesem Augenblick nur einmal gesehen, wie sein Kind mit der stolzen Demut einer Königin ihre märchenhafte Schönheit trug, es hätte ihn wohl mit seinem traurigen Schicksal versöhnen können. Die Letzte von Schadow-Boltzien vereinte noch einmal die Hoheit seines auSsterbenden Geschlechts. Jrmingart aber fühlte sich frischer als je. Belebte sic die Erwartung, die Vorfreude so sehr? Sie gab sich leine Rechenschaft über die Gefühle, die in ihr stritten und ihr schmales Gesicht mit einem feinen Rot überfluteten. .Geh lieber etwas früher, Liebling, damit du nicht zu eilen brauchst!' mahnte der Vater. Da ging Jrmingart Dreiundzwanzig st es Kapitel. Oh, sie hatte noch reichlich Zeit. Ohne Hast durch querte sie die Straßen und ahnte nicht, daß eine dunkle Gestalt ihr schon von daheim an nachcilte, um sie bei der erstbesten Gelegenheit zu überrumpeln. Eine Buchhandlung fesselte ihren Blick, und während sie wenige Minuten interessiert die Neuerscheinungen be trachtete, schrak sie plötzlich vor dem Klang einer bekannt scheinenden Männerstimme neben sich zusammen. .Oh, guten Abend, Gnädigste! Na, man hat Sie rcchi lange nicht gesehen? Sie scheinen Ihre Grundsätze aber geändert zu haben — wie? Am Tage Arbeit, abends Feste... Der schöne Vogel sitzt wohl nicht mehr soviel im Nest, sondern fliegt abends, wenn die Katzen schlafen, ins strahlende Licht der Tanzpaläste... Aber ich sag's ja, Edgar Stiehm hat schon recht — einmal kommt jede da hinter.' Jrmingart war cs heiß und kalt geworden. Mit Ent setzen hatte sie das graue, verbrecherische Gesicht Siiehms erkannt. Aber was sollte sie tun? Hier auf offener Straße eine Szene machen, daß alle Menschen zusammen!iefcn und schließlich noch Schupo kam und ihren Namen notierte. Sie überlegte blitzschnell. O nein, das Klügste war es wohl, wenn sie ihm so unbefangen wie möglich gegeu- übcrtrat. „Sie irren, Herr Stiehm!' sagte sie kühl. „Ich war lange krank und habe sür heute abend ausnahmsweise eine Vortragstarte erhalten.' Bis nach den „Fürstensälen' war es nicht mehr weit. So lang« mußte sie äver'wahrschelnllq ferne wioerwarnge Begleitung ertragen. Doch da sagte Stiehm auch schon: »Ah, VortragSkarte? Das kann doch wohl nur sür Camprath sein? Hm! Ihnen hat eS fier kühne Flieger wohl auch angetan? Oh, welche Gleichheit der Interessen! Me herrlich! Dahin führt mein Weg nämlich auch...' Jrmingart fühlte, wie sieerstarrte. Wie ein Panther saß ihr der teuflische Kerl im Racken, und sie sah keine Möglichkeit, ihn abzuschütteln. Doch schließlich ging auch dieser Weg zu Ende, und Jrmingart dankte ihrem Schöpfer, daß sie einen reser- vierten Platz hatte und so nicht etwa den ganzen Abend neben Stiehm sitzen mußte. Aber sie konnte es nicht verhindern, daß er sich eilig nm ihre Garderobe bemühte und ihr noch hastig nachries: „Also, ich warte draußen nach Schluß!' Und einer hatte, von Jrmingart unbemerkt, in der Garderobe neben ihr gestanden, dessen gutes, ehrliches Gesicht bei Stiehms Worten erschreckend bleich wurde: Hartmut von Campraths Bordmonteur Kraus! Es war demnach doch wahr, was die Auskunft mit geteilt hatte? Fräulein von Schadow stand in einem Ver- haltnis zu dem mehrmaligen Schwerverbrecher Edgar Stiehm? Kraus kannte sein Bild aus den Zeitungen und wußte auf den ersten Blick, wen er vor sich hatte. Die kleine Erna kam, strahlend vor Freude und un bekümmert. Ihr schneidiger Flieger aber war mit seinen Gedanken bei dem jungen, verehrten Chef. Was war mit Fräulein von Schadow? Führte sie ein gefährliches Doppelleben? War sie nicht die, für die sie kick ausaab? - In dem Herzen des treuen Kraus war eine tiefe Traurigkeit, die auch Erna Wernicke mit ihrem lieben Kinderlächeln nicht ganz bezwingen konnte. Jrmingart von Schadow aber hatte Stiehms Worte nicht mehr gehört. Mit gesenkten Augen betrat sie de» großen, strahlenden Saal und suchte ihren Platz in den letzten Reihen. „Darf ich um die Karte bitten?" Ein livrierter Platzanweiser hatte die Unschlüssigkeit der jungen Dame bemerkt. „O bitte, Gnädigste, vorn in der zweiten Reihe...', sagte er mit tiefer Verneigung. Doch Jrmingarts Herz klopfte zum Zerspringen. So nahe, so unerträglich nahe sollte sie ihm den ganzen Abend sein? Ndch war der große Saal nicht gefüllt, aber schon wogten nach letzter Mode gekleidete Damen auf und ab. Die riesigen Kronleuchter verbreiteten strahlendes Licht. Gedämpftes Plaudern drang durch den Raum. Das Pult a»»», dem aus panmut von Eampraiy sprach, war mn , »er Fülle von Rose» seitlich umkränu. ^Fortsetzung folgt.) --N- Set Dippold! Sonntag ft mittag- Me 5 Uhr trat etwa in Er! nur ganz i Gebirge zu Bärenfels Blüte. Geg heftigem S Der Regen Morgen u Vormittag das Wette» groß. Une» Dippoldisu Von der Stabschef der Fahrt Die Eisenl auch nach Wasser tu Fluten od Paddel- u der Talspe sich an ihr Fechter m abhielten, 170 Pers. Dresden i