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den warmen Ländern gedeihen. Europäer besitzen große Gebiete — 650 — und noch verlaufen. Jeder Siedler begann die Rodearbeit dann in oft jahrzehntelanger mühsamer Arbeit weiter zu führen, oft unter Entbeh rungen, Rückschlägen durch Seuche, Krieg (Hussiten!), Viehsterben, und mitunter muhte sich dabei die erste Generation für die kommende op fern. Zur landwirtschaftlichen Siedlung gehört, von kleinen Grün dungen abgesehen, meist Kirche mit Pfarrguk, Mühle und „Gericht", d. h. das Gut, -essen Besitzer die Rechte der Grundhertschaft in deren Auftrag auszuüben und wahrzunehmen hat. Solche Bauernsiedlungen in unserer Nähe sind z. B. Iohnsbach, Löwenhain, Sadisdorf, Henners dorf, Liebenau, Fürstenau, Fürstenwalde. Allein bis zur Gründungs zeit dieser Dörfer reicht unser Kipsdorf, jedenfalls als geschlossene Sied lung, nicht hinauf. Ist doch die Kirche von Liebenau schon 1260 eine be kannte Wallfahrtskirche, und die Nachrichten über die Verwüstungen durch die Hussiten erzählen uns, dah sehr viele Dörfer aufs schwerste ge litten haben,- sie waren also längst vorhanden. Von Kipsdorf ist noch nirgends die Rede. Das Flu'rbild zeigt auch heute noch, dah die landwirtschaftliche Nutzung nur einen Teil der Nah rung seiner Bewohner ausgemacht haben kann. Wir haben es dann also mit einer bergbaulichen Siedlung zu tun. Unser „Erzgebirge" gewann diesen Namen, als, zunächst auf böh mischer Seite, im Gebiet von Graupen, Silber fündig wurde. Seitdem erscholl immer und immer wieder das Berggeschrei. Freilich erst 200 Jahre nach den dortigen Funden bei uns. Die damalige Grundherrschaft für unser Gebiet waren die Herren von Bärenstein (Bernstein). In einer fast stürmischen Entwicklung kam es zu bergbaulichen Gründungen am Geising, im Müglitztal, in der Nachbarschaft. Es entstehn sogar Berg- städke auf so engem Raum: Altenberg, Geising, Glashütte, zwischen 1450 und 1500. Ein Beweis, wie große Hoffnungen man auf den Erz ertrag setzte. Freilich gingen diese mit landesherrlichen Vorrechten aus- gestakteten Städte damit der Grundherrschaft verloren. Diese Einbuße versuchte sie auszugleichen. So entstanden neue Dörfer, die Bärenstein zinspflichtig wurden: Vorwerk Neubau — jetzt: Oberbärenburg, An fänge von Bärdnfels, Neudorf — jetzt: Schellerhau, Dänischen — „Auf dem Tännicht"?, Kipsdorf,- so entstand sogar ein neues Städtchen Bärenstein (Das Dorf B. war längst vorhanden). Freilich müssen wir uns die Dinge recht einfach vorstellen. Damals kannte man unsere Großstädte nicht, noch weniger die Schnelligkeit des heutigen Verkehrs. Es gab keine Straße durch das Tal, und auch die „Häuser" der damaligen Zeit dürften den modernen Anforderungen wenig genügen. Im Jahre 1571 seht der Pfarrer von Sadisdorf seine Matricul zusammen, d. i. das Verzeichnis der Besitzer von Liegenschaften und Häusern, aus denen er sein Einkommen zu erwarten hak. Hier er scheint Kipsdorf an letzter Stelle unter den eingepfarrken Orken, und es gehören zu Kipsdorf: „13 Feuermeldestellen". Das bedeutet, daß — vermuklich — nicht ein einziges größeres Gut im Besitz der Bewohner war (ebenso hat damals Schmiedeberg 37 „Feuerstätten"). Ferner werden noch genannt „6 Häuser bei Kipsdorf", nämlich 4 Privakhäuser und 2 bergbauliche Gebäude: „Wilhelm von Bernsteins Haus an der Zihnhütke" und „das Huthaus an der Kohlwetler - Gezeuge."