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Weißeritz-Zeitung : 06.01.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-193401068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19340106
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19340106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1934
-
Monat
1934-01
- Tag 1934-01-06
-
Monat
1934-01
-
Jahr
1934
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 06.01.1934
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gebracht hat, rächt sich die sinn- und gewissenlose Verfolgung dieser Vögel durch den Jäger. Wenn diese Verfolgungen, bank der ge setzlichen Schutzvorlchristen sür die überwiegend nützlichen Tag raubvogel- und Eulenarlen, in den letzten Jahren auch etwas nach gelassen haben, werden sie heimlich doch immer noch ausgeübt und kosten alljährlich noch manchem dieser Vögel das Leben. Bussard und ganz besonders der Turmfalk nähren sich fast ausschließlich von Mäusen und unter den Eulen sind es neben Wald- und Stein kauz besonders Schleiereule, Wald- und Sumpfohreule, die als eifrige Mäusejäger in Frage kommen und daher zu den wertvoll- sken Verbündeten des Landmannes im Kampfe gegen die Mäuse zählen. Wir haben — besonders auch aus Sachsen — zahlreiche Beobachtungen an der Hand, datz in mäuse-, also für sie nahrungs reichen Jahren viele Eulen (Schleiereule, Waldohrencule) mehrere und größer« Brulen auf,ziehen, daß die Natur also auf die einsei- > tigs Vermehrung einer Tierart sofort mit einer Gegenmaßnahme antwortet, und daß weiter ziehende Eulen, besonders die Sumpf ohreule, sich in ost großen Gesellschaften in mäusereichen Gegen- ' den ernsinden und nicht nur in wochen-, sondern sogar in vielmo- natelanger Tätigkeit in einer kaum glaublichen Weise unter de» kleinen, verderbliche» Nager» ausräumen. Freilich, eine einmal ' ausgebrochene Plage, besonders wenn sie einen llmsang erreicht , wie die gegenwärtige, vermögen Mäusebussard, Turmfalk, Schleier-, Wald- und Sumpfohreule allein auch nicht mehr zu bewähltige», dazu ist heule ihre Zahl eine viel zu geringe, nachdem Menschen alter hindurch namentlich auf den bäuerlichen Jagden ein wüster Vernichtungskrieg gegen diese Vögel geführt worden ist, ei» Ver- nichlungskrieg, in dem man vor Jahren und einzeln sogar heule noch als Zeichen menschlicher Torheit und menschliche» iiiwerstan- des die Kadaver der gelöteten Tiere a» die Tore der Speicher und Scheunen nagelte! Eine wertvolle Hilfe in der Bekämpfung der Plagen sind die genannten Vögel aber lrohLem und eine erst im Entstehen begriffene Plage vermögen sie auszuhallen überall dort, wo ihr Bestand noch ein natürlicher ist. Auch dafür besitzen wir eine Menge Beispiele. Möchte daher die Einstellung des Bauern zu Bussard, Turmfalk und den Eulen bald eine andere werden, möchte vor allem auch bei der Verpachtung ländlicher Jagden es jedem Jagbpächter zu strengster Pflicht gemacht werden, die wirt schaftlich nützlichen Tagraubvögcl und Eulen unbedingt zu schonen. Fälle der Uebertrctung sollten unnachsichllich zur Anzeige gebracht, dem Frevler ohne jede Rücksichtnahme die Jagd entzogen werden. — Eine Möglichkeit, die mäufevertilgenden Tagraubvögel und Eu len in Feldlandschaflen zu ziehen, besteht in der Errichtung von so genannten Raubvogelkräcken aus Wiesen und Feldern, besonders aber auf Kleebrachen. Diese Krücken bestehen in einen» festen, in den Boden getriebenen, etwa 1,2—1,5 Meter hohen Psahl, auf dem man ein etwa 60—70 Zentimeter langes Querholz wagcrecht aufnagelt. Sie werden vom mäusejagende» Raubvogel als „An stand" und Ruhesitz benutzt und haben sich überall bestens bewährt. Die bald um diese Krücken am Boden liegenden Gewölle mit ihren zahlreichen Mäuseresten reden dann die deutlichste Sprache und werden selbst den ungläubigsten Thomas überzeugen müssen. In der Umgebung von Neschwitz, wo durch die Vogelschutzstakion des Lanbesvereins Sächsischer Heimatschuh diese Krücken eingesührt und erprobt worden sind, bedient sich jetzt die Landbevölkerung in zunehmendem Maße dieser einfachen und dabei billigen Methode der Mäusebekämpfung. MM Der englische Arzt Doktor Josefson war in der Mitte des vorigen Jahrhunderts in London ebenso durch seine be rufliche außergewöhnliche Geschicklichkeit wie durch seine un geschliffenen gesellschaftlichen Manieren berühmt beziehungs weise berüchtigt. Eines Tages wurde Josefson zur Herzogin von Marlborough gerufen, die ihm des langen und breiten die Symptome ihrer hundertfachen Leiden und Krankheiten vortrug. „Ein Ei und eine Tasse Tee zum Frühstück", lautete die bündige Verordnung des Arztes, „ein zweistündiger Spazier gang, ein kleines Stück kaltes Roastbeef zum Lunch, wieder zwei Stunden Spazierengehen, höchstens eine mittelgroße Koteletts zum Abendessen, um zehn Uhr ins Bett und bitte keine WagenfahrtenI" „Aber, Herr Doktor", unterbrach ihn die hohe Dame entrüstet, „ich muß mir denn doch diesen barschen Ton ver bitten. Wissen Sie denn nicht, wen Sie vor sich haben, und mit wem sie es zu tun haben? Ich bin die Herzogin von Marlborough! Nun wissen Sie, was ich bin!" „Jawohl, Madame", replizierte Josefson mit malitiösem Lächeln, „für mich als Arzt sind Sie nur ein altes Weib mit einem verdorbenen Magens F. S. Täglich wiederkehrendc Darbietungen. 3,30 Funkgymnastik: 6,45 Schallplattenkonzert; 7,15 Losung, Tagesnachrichten und Zeitangabe: 7,25 Nachrichten aus Mittel deutschland: 7,35 Frühkonzert; 6,00 Funkgymnastik sür Haus frauen: 9,20 Lokale Tagesnachrichten: 10,45 Werbenachrichten der Reichspost: 11,50, 13,15 und 14,00 Tagesnachrichten unv Zeitan gabe: 14,45 und 18,45 Wirtschaftsnachrichten: 20,00 Kurzbericht vom Tage. Berlin — Stettin — Magdeburg. 6.15: Funkgymnasük. — 8.15: Zuspruch. — 8.20: Zwischen Qla-dt und Land. — 8.25: Musik am Morgen (Schallplatte»!. — 8.55: Morgenfeier. Uebertragung des Stundcnglockenspiels der Potsdamer Garnisonkirche. — Anschließend: Uebertragung des Glockengeläuts des Berliner Donis. — 10.05: Wettervorhersage. — 11.00: Deutscher Dichterglaube. — 11.30: Aus Leipzig: Liebster Jesu, mein Verlangen. Kantate von Joh. Seb. Bach. — 12.00: Aus Königsberg: Mittagskonzert. — 14.00: Begegnung im Dunkeln. Von Otto Gmelin. — 14.20: Für die Kinder: Märchen. — 14.35: Die kleine Funkbühne: Der letzte Mohikaner. — 15.15: Ein Ge spräch zum deutschen Tell-Film. — 15.30: Mit Kindern ins Mu seum. — 15.45: Sport. — 16.00: Aus Hamburg: Nachmittagskon zert. — 18.00: Schneesturmballade. — 18.30: Hausmusik. — 19.30: Zeitfunk. — 19.45: Sportnachrichten. — 20.00: Losung. — 20.05:, Die Mädele von Bieberach. Singspiel von Johannes Müller. — 22.00: Wetter-, Tages- und Sportnachrichten. — 22.30—24.00: Tanzmusik. Königswusterhausen. g.1g—g.AS: Berliner Programm. — 8.00: Stunde der Scholle. — 8.55—10.05: Berliner Programm. — 11.00: Von deutscher Art und Kunst. — 11.15: Deutscher Secwetterbericht. — 11.30: Berliner Programm. — 12.00: Veranstaltung der Funkdienst G. m. b. H. — 12.40: Zeitfunk. — 12.55: Zeitzeichen der Deutschen Seewarte. — 13.00: Fortsetzung der Uebertragung aus dem Wintergarten. — 14.00: Kinderliedersingen. — 14.30: Kindermärchenspiel. — 15.15: Fliegen — nun erst recht. — 15.30: Eine Viertelstunde schach. — 15.55: Eberhard Wolfgang Möller liest aus seinem Drama „Luther oder Die höllische Reise" 16.15: Aus Breslau: Nachmittagskon zert. — 17.50: Von Bauern Art und Wesen. — 18.30: Orchesterkon- zert mit Solisten. — 19.50: Sport des Sonntags. — 29.00: Aus Köln: Eine Sitzung der Großen Kölner Knrneoalsgesellfchaft. — 22.00: Berliner Programm. — 22.45: Deutscher Seewetterbericht. — 23.00—24.00: Aus Stuttgart: Nachtmust k. Sonntag, 7. Januar Leipzi g -D resden 6 35 Hamburger Hafenkonzert; 8,15 Wirtschaftseigene Dün gemittel; 8,30 Katholische Morgenandacht; 10,00 Der Hochstein chor Oberried; 10.30 Das ewige Reich der Deutschen: Friedrich der Große; 10,50 Sonntagslesung, 11,30 „Liebster Jesu, mein Verlangen", Kantate von Johann Sebastian Bach; 12,00 Stand musik aus der Feldherrnhalle; 13,00 Mittagskonzert; 14,20 Der deutsche Edelrouer; 14,40 Italienische Eesangskunst; 15,30 Ka meraden; ein Erlebnis im. winterlichen Hochgebirge; 15,40 Joh. Wolfgang von Goethe: „Reise in die Schweiz"; 16,00 Nachmir- j tagskonzert; 18,00 Zeitfunk; 18,15 Religiöse Krise; 18,35 Kam- f mermuslk sür Violine und Klavier. 19.05 „Die Glocke", aus ihrer I Geschichte, aus Sage, Volksglaube» Volksbrauch und Dichtung; > 19,55 Sport; 20,00 Große und kleine Volksmusiker: 22,00 Nach- ! richten und Zeit; 22,35 Tanzmusik Berlin — Stettin — Magdeburg. 9.00: Schulfunk: Musikarbeit in der Hitler-Jugend — 9.45: ' Hausfrau, hör zu! — 15.20: Die lustigen Weiber von Windfor. Von Otto Nicolai. — 16.00: Aus Königsberg: Unterhaltungsmusik. — 17.10: Aus Königsberg: Kleinpaui entdeckt einen Tizian. — 18.00: Patriarchalisches Leben auf einem Gute in Mecklenburg um 1790. — 18.30: Die Funk-Stunde teilt mit. — 18.35: Zeitgenossen. — 19.00: Stunde der Nation: Aus München: Bayreuther Meister. — 20.00: Losung. — 20.05: Aus Hamburg: Das Bübische Stadt spiel. Ein Spiel im Lübecker Rathaus, von Otto Anthes. — 21.90: Ws Hannover: Musik aus niedersächsischer Landschaft. — 22.30 bis 24.00: Aus Hamburg: Serenissimus im Funkhaus. Königsw u st erhausen. 9.00: Berliner Programm. — 9.40: Ein Weltenbummler zu» See erzählt. 10.10: Schulfunk: Aus Schacht und Hütte. (Hör- oilder.) — 10.50: Turn- und Sportstunde. — 11.30: Ein Deutscher erfindet den Fernsprecher. Erinnerung an den 100. Geburtstag von Philipp Reis. — 11.50: Zeitfunk. - 15.00: Für die Frau: Künst lerische Handarbeiten. — 15.45: Bücherstunde: Tiere und Pflanzen in aller Welt. — 16.00: Aus Breslau: Nachmittagskonzert. — 17.00: Die Bedeutung Les Boxens für die Jugend. — 17.20: Ja pan von heute. — 17.35: Isländische Gesänge. — 18.05: Hitler- Jugend beim Wintersport. — 19.00: Berliner Programm. — 20.00: Kernspruch: Wein der Treue. Ein heiteres Hörspiel von Eise Krafft-Stramm. — 21.00: Tanzmusik. — 22.30: Der Schwimm sport im neuen Jahr. — 23.00—0.30: Ans München: Nacktm-.n- Montag, 8. Januar Leipzi g—D resden 12,00 Mittagskonzert aus Breslau;. 13,25 Schallplattenkon zert; 14,15 Kunstbericht; 14,50 Deutschland und Holland; 15,10 Schallplatten; 15,25 Jugendstunde: Als blinder Passagier nach Südamerika; 16,00 Nachmittagskonzert; 17,30 Die Vielfältigkei ten des schlesischen Handwerks; 17,50 Das Hornquartett der Schlesischen Philharmonie; 18,10 Bauern, Jäger und Soldaten; 19,00 Stunde der Nation: Bayreuther Meister; 20,00 Oesterreich; 20,30 „Die Sprache der Freiheit"; 21,20 Die Reise um die Erde in 55 Minuten; 22,25 Nachrichten; 22,55 Nachtmusik. Berlin — Stettin — Magdeburg. 6.15: Funkgymnastik. — 6.30: Zuspruch. — S.Z5: Fcühkonzerl. (Einlage: Tagesnachrichtcn.) — 8.15: Aunkgymnastik. — 10.00: Welter- und Tagesnachrichken. — 10.10: Bericht über die Kleinhan delspreise der wichtigsten Lebensmittel in der Berliner Zenlral- markthalle. — 11.25: Tendenzbericht der Berliner Vorbörse. — 11.30: Mittagskonzert. — 13.00: Schallplalten-Konzert. — 13.20: Aus Hamburg: Musikalische Kurzweil. - 14.15: Welter-und Ta- gesnachrichlen, wasserstünde. - 14.35: Fortsetzung des Schallplat- len-konzerts. — 15.00: Tendenzberich! der Berliner Börse und Landwirtschaflsbörse. — 22.00: Weller-, Tages- und Sportnach richten (außer Sonntag). Königswusterhausen. o.0O: Wetterbericht für die Landwirtschaft und Wiederholung der wichtigsten Abendnachrichten. — 6.15: Funkgymnastik. — 6.30: Wiederholung des welterbcrichls, anschließend Tagesspruch. — 6.35: Frühkonzerk. — 8.00: Sperrzeit. — 8.35: Gymnastik sür die Frau. — 10.60: Neueste Nachrichten. — 11.15: Deutscher Seewetler- berichk — 12.00: Wetterbericht, anschließend Schallplattenkonzert und Wiederholung des Wetterbericht». — 12.55: Zeitzeichen der Deutschen Seewarte. — 13.00: Sperrzeit. 13.45: Neueste Nach richten. — 14.00: Konzert. — 15.30: Wetter- und Börsenberichte. — 18.00: Das Gedicht. — 18.50: Wetterbericht und Kurzbericht des Drahtlosen Dienstes. — 20.00: Kernspruch. — 22.00: Welter-, Ta ges- und Sportnachrichten. — 22.45: Deutscher Seewetterberich« (außer Sonnlaa). 14. Fort!,»»«» „Sie wissen noch nichts? Hm! Ich sprach Ihren Vater neulich bei einem Vortrag im .Landwirtschaftlichen Verein'. Es ist eine Nichte seines alten Freundes Molnar, des Schauspielers, wie er mir sagte. Die Enkelin des alten Molnar. Aber den haben Sic wohl nichi kcnnen- gelernt..." Es war dem alten Herrn offenbar sehr peinlich, daß er, ohne es zu wollen, aus der Schule geplaudert hatte. Er lenkte das Gespräch etwas unvermittelt in andere f Bahnen, so daß Klaus keine Gelegenheit hatte, über das Gehörte nachzudenken. Das spitze Schieferdach des Gutshauses lugte grau blau aus hohen Bäumen in die Sonne. Frau Major Rauscher erwartete die Ankommenden in der offenen Tür der Diele. Sie schloß den Sohn in die Arme und empfing Klaus mit aufrichtiger Freude. Es wurde ein schöner Tag, den man zum größten Teil im Hinteren Teil des Gartens, dicht am Wasser, verbrachte. Goldene Lichter tanzten auf den leicht bewegten Wellen. Schleppdampfer mit schwerbeladenen Frachtkähnen glitten langsam vorüber. Weiße Segel zogen durch die Sonne hin. Ein Vergnügungsdampfer fuhr unter den Klängen einer Musikkapelle vorbei. Klaus starrte zuweilen gedankenverloren in die silbrig schimmernde Ferne. Lutz Rauscher char in der Tat zu be neiden. Das war so ein rechtes, echtes Familienleben, das hier herrschte! Auf Ragenthin hatte es das nie gegeben, da hatten Vater und Sohn sich genug sein müssen... Die Stunden vergingen wie im Fluge. Gegen Ende der dritten Nachmittagsstunde hieß es scheiden; Klaus wollte mit dem Nachmittagszuge weiterfahren. Man ver suchte vergeblich, ihn zum Bleiben zu bewegen. „Wie wäre es, wenn ich dich mit dem Motorboot nach Hause bringen würde?" schlug Lutz Rauscher vor.. „Wir find doch eine EwiKeit nicht gefahren, und ich könnte auf der Rückfahrt gleich einmal meine ungeduldige Suse über rumpeln." Klaus war gern einverstanden. Nach einem herzlichen ! Abschied von Lutz Rauschers Ellern glitt das Motorboot von dem schmalen Landungssteg ab und strebte stampfend der Mitte des seeartig verbreiterten Flusses zu. Dann ging es in flotter Fahrt stromabwärts. Es fuhr sich herrlich in der strahlenden, schrägliegendcn Nachmittagssonne. Ein leichter Wind strick erfrisckend über das Wasser hin. Dichter, alter Wald säumte das jenseitige Ufer ein. Nach etwa einer Viertelstunde ging der Fluß wieder in einen See über. Lutz Rauscher steuerte das Boot aus der Fahrtrinne heraus, an einer leise auf den Wellen schaukelnden roten Boje vorüber. In weitem Bogen durchpflügte das schnittige Fahrzeug den See. Jetzt befand man sich einer zweistöckigen, nicht weil vom linken Ufer entfernt gelegenen Villa gegenüber. Lutz Rauscher stoppte das Boot ab und sah spähend hinüber Auf dem oberen Balkon der Villa saß, anscheinend lesend, eine weibliche Gestalt in Hellem Kleide. Da legu Lutz die Hände an den Mund. „Ahoi!" rief er durch das taktmäßige Geräusch dec Bootsmotors hinüber und schwenkte die weiße Mütze hoc! durch die Luft. Ein Stutzen, ein leichtes Zögern, Vann trat Vic Gestalt des jungen Mädchens an Vic Brüstung ves Balkons. Ei» Weißes Tuch wehte stürmisch ihren Gruß herüber. Ec war Suse Marquarvt, Lutz Rauschers Verlobte. Mit blanken Augen winkte Lutz noch einmal zurück Dann zog ver Motor wieder an. In schräger Fahrlliuic schoß das Boot wieder der Mitte ves Wassers zu. Klaus hatte sich zurückgclehm unv bedeckte v> .'lugen mit der Hand. Die Sonne, deren Strahlen v> Wasser spiegel in stumpfem Winkel zurückwarf, blei >.. ihn im Moment. Unwillkürlich drängte sich ihm ein Vergleich auf. Er hatte in den Augen des Freuv^s joeben eine andere Sonne leuchten sehen. Ob dtesetC »e, die Sonnk der Liebe unv ves Glücks, wohl auch so Benden mochte? Mit herb geschlossenen Lippen sah . versonnen in vi« sprühenden Lichtfunken, die auf ve Wasser tanzten, bis das Boot eine scharfe Wendung nm» links machte, um in Ve» nach Nagcnthin führenden :o<cn Flußarm einzubiegen. In mehrfachen Windungen zog der Flußarm sich hin. Grünende Eichen, vunkle Erlen und tief herabhängcndc Weiden säumten beide Ufer ein. Dahinter stand schweigend der hohe Föhrenwald. MUckenschwärmc spielten in der Luft über dem Wasser, das allmählich eine grünliche Fär bung anz »nehmen begann. Eine letzte Biegung, dann erschloß sich vor dem Motor- ; boot der See, ver bis an vcn weilen, herrlichen Park von Nagcnthin heranreichlc und vcssen Ufer von hohem Schilj und schwim.ueuven Wasserrosen überwuchert war. Von ' vcm griiueu Blättermcer ves Parks hoben sich die wuch tigen Linien ves Schlosses scharf im Sonnenlicht ab. Das Booi zog eine tiefe Furche durch das unbewegte Wasser, dann glin es langsam an den Landungssteg heran, der sich neben vem Bootshause bis weit über Vas starre Schilf hinaus iu vcu See erstreckte. Klaus erhob sich, um auszustcigcn. „Willst vu nicht wenigstens für kurze Zeit mit herein- ' kommen?" > Lutz Rauscher lehnte ab. „Ein anvermal, Klaus. Du weißt, ich habe Pflichten", lächelte er. Von vem schmalen Steg herab reichte Klaus vem Freunde noch einmal die Hand. Ein kurzer, eleganter Bogen, vann schoß das flinke Boot vavon^ Klaus sah dem Boot nach, bis es hinter der Biegung verschwand. Aufatmcnd wandte er sich dann der heimatlichen Erde zu, die mit all ihrer blühenden Pracht auf ihn wartete. Der Schatten alter, hoher Bäume umfing ihn Helles Vogelzwitschern klang durch die schattige Kühle. Klaus ging an ver von blühcnven, süß vuftcnden Akazien über ragten „blauen Grotte" vorüber. In vunklen Blutbuchen am Wege flammten rote Lichter. Dann tauchte das sonnige Runv ves Parkteiches vor ihm auf. Klaus blieb einen Augenblick stehen und sah sich um. Es war voch schön, eine solche Heimat zu haben! Sein Blick glitt versunken und selbstvergessen über das gelbe Mauerwerk des Pavillons hin, von dem das blaue Leuchten der blühenden Klematis dunkel aufstrahlte. Da schob sich ein unerwartetes, anmutiges Bild in seinen Gesichtskreis. Ein Stück vom Pavillon entfernt saß eine schlanke, feingliedrige Mädchengestalt, eifrig arbeitend über eine Staffelei geneigt. Ein flimmernder Sonnen strahl spielte auf dem ihm zugekehrten, feingeschwungenen Nacken des jungen Mädchens und griff mit goldenen Fingern zärtlich in ihr dunkles, seidig schimmerndes Haar. So zurückhaltend Klaus den Frauen auch zu begegnen pflegte, besaß er doch einen ausgeprägten Schönheitssinn. Mit uneingcstandenem Wohlgefallen nahm er das ent zückende Bild, das sich ihm so überraschend bot, in sich auf. Daß er Lotte nicht vor sich hatte, sah er sofort. Wahr scheinlich war es der Besuch, von dem der Major ge sprochen hatte. Ein dunkler, nachdenklicher Zug erschien plötzlich auf seinem Gesicht. Still wandte er sich ab, um seinen Weg fortzusetzen. Als er sich dem Schlosse näherte, betrat Manfred von Ragenthin, der vom Wirtschaftshof herüberkam, durch eine kleine Pforte von der Seite her den Park. Klaus hatte den Vater nicht bemerkt; erst ein Heller, froher Zuruf machte ihn aufmerksam. Mit beschleunigten Schritten ging er ihm entgegen. Und dann hielten sie sich bei den Händen. „Willkommen, mein Junge!" sagte Manfred von Ragenthin mit herzlicher Freude. Klaus stellte überrascht, aber mit froher Genugtuung fest, daß der Vater sich sehr zu seinem Vorteil verändert hatte. So sonnig hell hatte er dessen Augen seit vielen Jahren nicht gesehen. Das sonst so ruhige und gleich mäßige Wesen des Vaters erschien gleichsam aufgelockert, Wie von einer inneren Wärme und Heiterkeit erhellt. (Fortsetzung folgt.)
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