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Netteste Zeitung des Bezirks 101. Jahrgang Montag, am 27. Mai 1935 Nr. 122 Mese« Blakt enthält dl« amtlichen Bekanntmachungen d« Amlthauplmannschasl, de« Sladtral« and de« Finanzamt« Dippoldiswalde Weiheritz-Jeitung UN»Anzeiger siik DWoMsw-lte, Schmieöeberg u. II. ----- ----- ----- Bezugspreis: Für einen Monat 2.-^ mit Anträgen; einzelne Nummer 19 :: Semeinde-Verban-s-BIrokonto Nr- 3 - Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 Postscheckkonto Dresden 125 48 - Anzeigenpreis: Dle 46 Millimeter breite - Millimeterzelle 6 Im Texttell dl« 93 i Millimeter breite Milllmeterzeile 18 - Anzeigenschluß: 10 Ahr vormittag«. Zur Zelt Ist Preltllste Nr. 3 gültig Artliches und Sächsisches Mopoldiswalde. Eine Woche mit recht ergiebigen, dabei warnicn Niederschlägen liegt hinter uns. Diese N.cdersch age waren dem Wachstum Ler Pflanzen außerordentlich forderlich. Die Blut an den Apfelbäumen ist zur schönsten Entfaltung ge kommen, auf den Feldern und Wiesen ist Getreide und Gras em- porgcsproßt, die Bäume haben ein dichtes LaubLach bekommen. An manchen Orten freilich haben die Regengüsse, wo sie in zu großer Menge herabströmten und wohl gar mit Hagel vermischt waren, auch großen Schaden angerichtet, in unserem Bezirk be sonders in und um Löwenhain. Der Sonntag stand in Bezug aufs Wetter noch ganz unter den Nachläufern dieser Gewitter regen-Periode. Es war trübe, und nur ab und zu brach die Sonne durch. Nachmittags 6 Uhr aber gab cs, eigentlich recht unvermittelt, einen neuen, sehr heftigen Regenguß, der manchen auf seiner Wanderung bis auf die Haut durchnäßte. Nur gut, Laß die Frühjahrskleider auch einen Regenguß abhalten, sonst wäre manches Kleid hinüber. — Der Verkehr auf der Reichs straße Dresden—Zinnwald wickelte sich diesmal in umgekehrter Folg- als sonst ab, es fuhren diesmal die Fahrzeuge am Vormit tag in Richtung Dresden und abends nach dem Gebirge. Der Eauparteitag und am Nachmittag das große Fußball-Länderspiel Deutschland—Tschechoslovakei ließen unzählige nach Dresden fah ren. Zu ersterem rollten viele Fahrzeuge in den frühesten Mor genstunden durch, am Vormittag folgten viele Kraftfahrzeuge mit dem Kennzeichen der Tschcchoslavokei. Sie alle fuhren in den Abendstunden wieder talaufwärts. Auf dem Oberlorplatz, aufdem infolge der Bauarbeitcn der Verkehr gegenwärtig einseitig slalk- findet, standen viele und beobachteten die Durchfahrt. Die Tal sperre war auch recht gut besucht, aber die Dresdner Großveran staltungen wirkten sich auch hier aus. DaS Gebirge war nur schwach besucht. Dippoldiswalde. Anläßlich der Eröffnung der Luftfahrlwerbc- woche 1935 des Deutschen Luftsporlverbandes am gestrigen Sonn tage war der hiesige Segelfliegertrupp schon am frühen Morgen zu einer Propagandafahrt durch einen Teil des der Fliegerorts gruppe Dippoldiswalde unterstellten Bezirkes aufgebrochen. Das Lastauto berührte dis Orte Oberhäslich, Wendischcarsdorf, Oelsa, Seifersdorf, Börlas, Höckendorf, Ruppendorf, Äeerwalde, Pretz schendorf, Röthenbach, Reichstädt, Reinholdshain, Hilschbach, Reinhardtsgrimma, Nieder- und Oberfrauendorf und Elend. Eine Klebekolonne verließ an jedem Orte das Auto und brachte jeweils zahlreiche Werbeplakale an geeigneten Stellen an. An die Ju gend wurden Papiersähnchen des DLV, an Erwachsene wurden interessanl« und aufklärende Broschüren verkeilt. Ein Hornist lenkte iewells die Aufmerksamkeit der Bevölkerung u. a. auf die am Lastauto befestigten Transparente, die die Volksgenossen zum Eintritt In den DLV aufriefen. Derartige Transparente wurden auch in den einzelnen größeren Orten und über den Hauptver kehrsstraßen unserer Stadt angebracht. Gegen 15 Uhr Kehrls der Segelsliegertrupp von -er Wcrbefahrt zurück. Di« Fliegerorts gruppe Dippoldiswalde hofft und wünscht, daß dieser erneut« Auf ruf zur Unterstützung d-S Deutschen Luftsporlverbandes nicht un gehört bleibt und noch viele Volksgenossen Mitglied des DLV werden, um mit Hilfe ihrer Unterstützung unserer Jugend die Möglichkeit zur Pflege des Flugsports zu geben. Dippoldiswalde. Gestern fand Im Bahnhokel eine Gruppen sitzung der Vertreter der MG.-Vereine deS Bezirkes Dippoldis walde statt. Von den 21 Vereinen hatten nur 15 Vereine Abge ordnete gesandt; das ist recht bedauerlich, da doch in einer derar tigen Sitzung alle Belange der Gruppe zur Aussprache kommen. Gruppenvorsteher Mieth begrüßte insonderheit den Gruppenchor meister Kantor Friedrich und seine Worte klangen gemeinsam in dem Srupvensvruch aus. Darauf gab Mieth einen ausführlichen Bericht üb^r die Kreissitzung am 18. 5. in Pirna. Den Haupi- punkt dabei betraf das 2. Sächsische Sängerfest In Leipzig, wozu der Festbettraa 2 NM. beträgt. Die Reichsbahn gewährt 75 H Fahrpreisermäßigung, so daß die Fahrt Dippoldiswalde und ,u- rück auf 2,99 NM. kommt. Von der Gruppe meldeten sich von 409 Sängern bis jetzt erst 69. Es werden aber noch zahlreiche AA^Eungen erwartet. Die Meldungen müssen nunmehr bis spätesten« den z. Iunl beim Gruppeuvorsteher Mieth elngehen, Übungen nach Leipzig weikergeben kann. Eine ArwUU in unter Leitung Kantor Friedrich am 23.3unl, n . , '»Goldenen Stern" in Dippoldiswalde statt, sollen keilnehmen. Am 39. 5. findet die Wahl deS DaufÜhrerS sals solcher Ist Dr. Richler, Sayda vor- geschlagsn) durch d>« Kreisfahrer stakt. Weiter gab Gruppensüh- rer.Mieth dekannt, daß 1936 keine Kreisfeste, dafür aber Grup- venkonzert« abgehalten werden sollen. Auch die Lle-ernielster- bez. Dirlgentenftag« wurde gestreift. Dazu sagte Sckmiedebera In einer Eingabe -aß die Sänger wohl für BerufsblrlAnten stimm- nL, l""" Geldknappheit im «Ig«nen Verein' selbst nicht Inder Lag« seien, einen solchen zu hatten. Eine längere Aussprach« ergab, daß in ländlichen und kleinen Vereinen wohl kÄ di-sr Liederabende resp. Singestunden aus Idealismus leiten könne, um auch -lese Vereine lebensfähig zu erhalten An schließend gab Kantor Friedrich noch Wertvolles au« seinem Er- , im Schulungslager Blankenburg Im Harz zum besten Er riet jedem Lledermelster .zu einem derartigen interessanten Kursus 2 «NW-^UEwalde al« Gruppe » gehört jetzt dem Kreis L Sächsische« Osterztzebttge, dieser dem Gau 2 an. Der bisherige Vorsitzende Menzer, Oelsa, ist von seinem Verein zum Ehrenvor- litzenden ernannt worden, wobei er auch vom Kreis durch den da maligen KretSvertteter Sterl geehrt worden Ist. Mleih tat dies Mussolinis Erwiderung Die 13 iPuntte — Oesterreich — Abessinien - Rom, 26. Mai. Nach einer kurzen von Mussolini verlesenen Regie- ...agserklärung hat die italienische Kammer ohne Aussprache den Voranschlag für das Außenministerium genehmigt. Gleichzeitig damit sind von ihr drei Abkommen mit Eng land und Frankreich über die Grenzziehung in Süd- und Ostlibyen bezw. in Französisch- und Jtalienisch-Somaliland angenommen worden. In der kurzen Regierungserklärung, in der Mussolini einleitend zum Ausdruck brachte, daß der Augenblick für eine umfassende außenpolitische Bilanz nicht gekommen sei und daß über verschiedene Punkte diploma tische Verhandlungen im Gange seien, führte der italieni sche Regierungschef im wesentlichen folgendes aus: Mit der französisch-italienischen Kolonialverständigung werde ein Kapitel der französisch-italienischen Beziehungen der Nachkriegszeit abgeschlossen und damit auch den von einigen französischen Kreisen erhobenen Vorbehalten ein Ende ge- französisch-italienische Atmosphäre hat sich gebes sert. und wir wünschen, daß kein neues Ereignis sie trüben wird." Die französisch-englische Aussprache in London, eine direkte Folge der französisch-italienischen in Nom, habe bei den Opti misten wie üblich die Hoffnung aus eine normale Entwick lung der europäischen Lage erweckt. Deutschlands Aulrüstung Mit dem 16. März und der einseitigen deutschen Kün digung der Wehrbestimmungen des Versailler Vertrages sei jedoch dieser Optimismus zunichte geworden. heute gebe jedermann zu, daß mit dem Vorgehen Deutschlands eine vollzogene Tatsache geschaffen worden sei, die nicht mehr widerrufen werden kann. Mussolini erinnerte in diesem Zusammenhang an die bekannte Haltung Italiens zu Gunsten einer teilweisen Auf rüstung Deutschlands, gegen die von italienischer Seite keine Schwierigkeiten erhoben worden seien. Die" Konferenz von Stresa habe eine recht bewegte Lage in Europa vorgefun den. Mit der in Stresa geschaffenen Solidarität könnten verschiedene Hindernisse, die sich dem friedlichen Zusammen leben Europas in den Weg stellen, leicht überwunden wer den. Die Donaukonferenz werde nicht im Juni und werde überhaupt nur dann zusammentretcn, wenn sie aut vorbe reitet sei. Die österreichischen und ungarischen Forderun gen seien nicht derart, daß^ie Donaukonferenz dadurch be hindert würde. Nach kurzer Erwähnung des französisch russischen und des russisch-tschechoslowakischen Paktes, Ver trägen, die das Gleichgewicht der Kräfte verlagert hätten, erwähnte Mussolini kurz die „lebhaft erwartete" Rede des deutschen Reichskanzlers. Die 13 Punkte Sitters tAnnten en bloc weder angenommen noch abgelehnt werden. Die Methode, sie zu klären (und sie zu vertiefen), sei vor zuziehen. Es sei nicht ausgeschlossen, dutz die Diplomatie sich dieser Aufgabe in den nächsten Wochen unterziehen werde. Was die deutsch-italienischen Beziehungen betreffe, so fei es richtig, daß sie durch eine einzige Frage belastet seien, nämlich durch die österreichische Frage. Diese Frage sei indessen von grundlegender Bedeutung. In diesem Zusammenhang sei es nicht unzweckmäßig, jenen einige Worte zu widmen, die Italien wie versteinert am Brenner sehen möchten, um es in jeder Richtung in sei ner Bewegungsfreiheit zu behindern. Auch in diesem Zu sammenhang müsse ein für allemal in der bestimmtesten Weise erklärt werden, daß das Problem der österreichischen Unabhängigkeit ein österreichisches und ein europäisches Problem sei und als europäisches Problem wiederum ganz, besonders aber nicht ausschließlich ein italienisches Problem. Mit anderen Worten gesagt, habe das faschistische Ita lien nicht die Absicht, seine geschichtliche Mission aus ein ein ziges politisches Problem zu beschränken, aus einen einzi gen militärischen Abschnitt, wie der der Verteidigung der wichtigen Grenze am Brenner. Alle Grenzen Italiens, ob aus dem Kontinent oder in den Kolonien, seien ohne Unter schied heilig und müßten gegen jedwede auch nur in Erwä gung zu ziehende Bedrohung bewacht und verteidigt werden. Die avelfiniltze Frage Schließlich kam Mussolini auch auf die abessinische Frage zu sprechen. Die Gesamtheit der bisher behandelten Pro bleme müsse im Zusammenhang mit dem gesehen werden, was in Ostafrika eintreten könne, ebenso auch im Zusam- mnehang mit der möglichen Haltung der einzelnen europäi schen Staaten, und zwar ob sie Italien eine tatsächliche und nicht nur oberflächliche Freundschaft beweisen. Zu aller erst müsse jedoch Italien auf sich selbst bauen. Die Bedrohung der italienischen Kolonien in Ostasrika sei eine Tatsache und nehme immer größere Ausmaße an, so daß das abessinische Problem sich in schroffster Welse ab hebe. Oer Zwischenfall von Ualual habe hier das Alarmzei chen gegeben. Mit Stolz sehe das ganze italienische Volk aus die Truppen der beiden nach Ostafrika entsandten Divi sionen. Böswillige Feinde stellten sich, als ob sie sich über die von Italien ergriffenen und noch zu ergreifenden Maß nahmen. aufregten. Das in Genf beschlossene Verfahren müsse auf den Zwischenfall von Ualual beschränkt bleiben. „Niemand darf sich der Täuschung hlngeben", so schloß Mussolini seine Ausführungen, „daß man au» Abessinien im Falle europäischer Schwierigkeiten eine gegen Italien gerichtete Pistole machen rönne, wir sind bereit, jede Ver antwortung auf uns zu nehmen." In der Gruppensttzung Im Namen der Gruppe und -er Dippoldis- walder Sängerspruch stieg dem wohlverdienten Vorsitzenden zu Ehren, wofür dieser gerührt dankte. Auch dem Gruppenvorsteher und dem Gruopenchormeister wurde zum Danke für Ihre Leitung ft ein Spruch gesungen. Zum Schluß lud -er Vorstand vom „Apollo , Rabenau, alle Vereine zur 790-Zahrfeier in Rabenau vom 8.-15. Juni ein. Löwenhaln. Ein schweres Unwetter suchte am Donnerstag nachmittag In der 4. Stunde unseren Ort Helm. Von Fürsten walde herüber kam ein Gewitter gezogen, das mit einem Hagel schlag verbunden war, wie er in diesem Ausmaße in unserem Orte seit Menschengedenken nicht dagewesen Ist. 3n Walnuß- größe prasselten die Schloßen herab. Innerhalb von 29 Minuten war die Talmulde, in der sich unser Dorf cntlangzieht, mit einer Eisdecke vA 15—29 Zentimeter Höhe bedeckt, die erst im Laufe des Freitags wieder verschwand. Hunderte von Fensterscheiben wurden zertrümmert, bei einem einzigen Besitzer bis zu 16 Stück. Außerdem wurden an den Dächern Schiefer zerschlagen und son stiger Schaden angerichtet. Bös fleht eS auf den Feldern aus, wo die Wintersaat ungefähr zur Hälfte vernichtet ist. Auch die Futterbestände haben schwer gelitten und die Sommerernte Ist verschlämmt. Unsere um Ihren Bestand schwer kämpfende Land wirtschaft hat dadurch wieder großen Schaden erlitten. — Am Freitag nachmittag trat erneut ein Gewitter auf. Beim Bauern Maz Kadner wurdeU In der 3. Stunde zwei Kühe, dle hinter dem Sause weideten, vom Blitz getroffen. Die eine Kuh wurde ge tütet, die andere erholte sich wieder. Dresden. Am Donnerstag abend drangen Diebe in die Sakristei einer Kirche der Neustadt und entwendeten au» einem Schranke zwei Sammelbüchsen mit Inhalt. Als Täter konnten i sünf Schulknaben im Alter von 13 bis 14 Jahren ermittelt werden. Die Büchsen hatten sie auf der Flucht weggeworfen. Wilsdruff. In der Nacht zum Sonnabend sind Einbrecher mittels Nachschlüssel von der Hofseite aus in die hiesige Schule eingedrungen. Mit Stemmeisen wurden alle Pulte und Schub kästen in den Schulleiter- und Klassenzimmern erbrochen und überall nach Geld gesucht. Die Beute war zwar gering, aber 15 RM. haben sie doch erbeutet. Wilsdruff. Infolge des herrschenden Nebels fuhr am Sonnabend vormittag ein Kraftwagen aus Hartha von hinten auf den gefüllten Jauchenwagen des Wirtschafisbesitzers Bern hard auf, der auf der rechten Straßenseite stand. Dabei wurde das Auto erheblich beschädigt, während am Pferdegeschirr nur geringfügiger Sachschaden entstand. Die Autosahrerinnen kamen zwar unverletzt, aber nicht ganz „geruchlos" davon. Sayda. Eine 45 Jahre alte Einwohnerin wurde in ihrer Schlaskammer vor dem Bett in einer Blutlache aufgefunden. Neben ihr lag eine blutbesudelte Schere. Die Untersuchung ergab, daß ein Verbrechen nicht vorlag, sondern daß die Frau sich die bis in das Gehirn reichende Stichwunde selbst mit der Schere bcigebracht hatte. Der Zustand der Verletzten, die an epileptischen Anfällen leidet, ist bedenklich. Sie wurde dem Krankenhause zugeführt. Wetter für morgen (Meldung des Reichswetterdienstes: Ausgabeort Dresden.) Vielfach heiter bis wolkenlos, trocken und warm bei schwacher Luftbewegung au» östlichen Richtungen. Heute Nacht noch verhältnismäßig kühl.