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Beilage zur ^Wettzentz-Leituug" Donnerstag, am 16. Mai 1S3S 101. Jahrgang Sir. 113 Kurze Notizen Ehrenpräsidenten des Deutschen Roten Kreuzes, Dr. v. Win terfeldMenkin, zu seinem 70. Geburtstag m AnerkeiM^ seines langjährigen gemeinnützigen Wirtens herzliche Gluck wünsche übermittelt. Auf dem Waldfriedhof Berlin-Stahnsdorf findet am Montag, dem 20. Mai, die feierliche Enthu^ des auf Anordnung des Führers erachteten GedeM furGe neraloberlt von Kluck statt. Mit der Uebergabe des Gedenk- steins ist der stellvertretende Kommandant von Berlin, Oberst von Kaiser, beauftragt. In der Städtischen Tonhalle in Düsseldorf begann die im Rahmen der Reichsausstellung „Frau und Volk statt findende Reichstagung des Deutschen Roten Kreuzes, Frauenbund, zu der sich Abordnungen der Rot-Kreuz-Ver- eine aus dem ganzen Reich eingesunden hatten. Anläßlich der Eröffnung der Brücke über den Kleinen Belt wurde der Dr.-Ing. Erlinghagen von der Krupp-A.G. Rheinhausen, der die Montierung des Oberbaues geleitet hatte, mit dem Ritterkreuz des Danebrogordens ausge zeichnet. Das Bundesamt des österreichischen Heimatschutzes hat die Aufstellung eines Fliegerkorps im österreichischen Hei matschutz angeordnet. Die einzelnen Fliegerformationen werden länderweise organisiert. Die Beoölterungszahl Oesterreichs beträgt nach dem Ergebnis der letzten Volkszählung rund 6 760 000 und ist um rund 250 000 höher als im Jahre 1923. Im Jahre 1669, in dem die erste Volks- zählung im alten Oesterreich durchgeführt wurde, betrug die Ein- wohnerzisser des Gebiets des heutigen Oesterreich 1,5 Millionen. Ganz Lettland stand am Mittwoch im Zeichen der Feier des 1. Jahrestages der Umwandlung Lettlands aus einem parlamenta rischen in einen autoritär regierten Staat. In Riga fand eine große Festparade statt, an der Truppenteile aller Waffengattungen teilnahmen. Ferner fand ein Fcstzug statt. Das französische Mittelmeekgeschwader, das vor acht Tagen in Neapel zu einem Besuch vor Anker gegangen war, hat wieder die Heimreise angetreten. Vor der Ausreise sand aus dem Admirals schiff ein feierliches Abjchiedsbankett statt, an dem auch das ita lienische Kconprinzenpaar teilgenommen hat. König Georg von England empfing den früheren Präsidenten der Saarkommission, Geoffroy Knox, und erhob ihn formell in , den Adelsstand. In Leningrad ist eine Gruppe marxistischer Aufständischer aus Spanien cingetrosfcn. Die Gruppe besteht aus 31 Mann, die Mehrzahl sind Kommunisten. Den Spaniern ist ein großer Emp fang bereitet worden. In der Sowjctpresse werden sie als „Opfer des Terrors des spanischen Faschismus" dargestellt. Beite Fremdenwerd««»: beste Straße» Die Bedeutung der Reichsautobahnen für Sachsen Eine der Hauptursachen der noch immer starken Ar beitslosigkeit in Sachsen bildet der ungeheure Rückgang der Ausfuhr sächsischer Wirtschaftserzeugnisse; wenn auch hierin durch die Arbeitsbeschasfungsmahnahmen der nationalsozia listischen Regierung schon ein fühlbarer Wandel geschaffen worden ist, durch die die Arbeitsioienzahlen von rund 710 000 auf 309 000 herabgedrückt werden konnten, so muß doch immer wieder nach, neuen Möglichkeiten gejucht werden, die Volkswirtschaft zu beleben. Der kühne und weitjchauende Plan des Führers, durch ganz Deutschland Autosahrbahnen zu schassen, damit Deutschland nicht nur den gesteigerten An forderungen der Motorisierung innerhalb des Reiches son dern auch in seiner Eigenschaft als Durchgangs- und Ver bindungsland zwischen Ost- und Westeuropa, zwischen Nord- und Sudeuropa den weltwirtschaftlichen Erfordernissen ge recht werden kann, wird nach keiner Durchführung sich auch belebend auf Sachsen auswirken. Sachsen mit seiner landschaftlichen Schönheit und seinen Straßen, die man ohne Ueberlreibung als die besten in Deutschland bezeichnen kann, schon heute vom Reiseverkehr bevorzugt, kann sicher damit rechnen, daß nach Fertig- st e l l u n g der für den Gau vorgesehenen Autobahnen sich der Fremdenverkehr noch mehr steigern wird. Am 21. März 1931 wurde in Dresden und Chemnitz mit dem Bau der Reichsautobahnen durch Sachsen begon nen; die eine große Durchgangslinie führt von Oberschlesien über Breslau, Görlitz, Bautzen, Dresden, Wilsdruff, Nossen, Chemnitz, Meerane nach Gera, Weimar, Erfurt und über Frankfurt a. M. bis ins Saargebiet. Von Dresden zweigt eine Anschlußstrecke nach Berlin und von Nossen eine solche nach Leipzig ab; eine Umaehungsstrecke schließt das Indu- striegebiet im Vogtland an die Reichsautobahn an und führt von Chemnitz über Plauen an die in Oberfranken vorbei- sührende Strecke Berlin—Leipzig—München. Auf den sächsischen Bau st recken herrscht zur Zeit auf etwa 60 Kilometer Länge lebhafter Be trieb; infolge des verhältnismäßig milden Wetters konnte den Winter über an vielen Baustellen durchgearbeitet und damit eine Entlassung der Arbeitskräfte vermieden werden. Es sei festgestellt, daß der Arbeitsdienst bei den Reichsautobahnen nur in ganz geringem Umfang beteiligt wird; er wird nur bei Bachregulierungen und teilweise auch bei Mutterbodenarbeiten an den anzulegenden Grünflächen verwendet. Die Belegschaft aus den sächsischen Strecken konnte von 4000 aus soso Mann erhöh, werden und soll in diesem 2ahr auf etwa S00l) Mann gesteigert werden Englands schnelle Luftaufrüstung Verdreifachung der heimischen Luststreitkräste England in „schauerlicher" Gefahr Gasmasken für die ganze Bevölkerung London, 16. Mai. I Die Pläne für die Verstärkung der britischen Luftwaffe, I die diese Woche vom Kabinett geprüft werden sollen, sehen nach dem «Daily Telegrqph" eine Verdreifachung der hei mischen und annähernd eine Verdoppelung der gesamten britischen Luftstreitkräfte in der ganzen Welt binnen zwei Jahren vor. Die gegenwärtige Stärke beträgt: Heimatschutz 43 Ge schwader mit 490 Flugzeugen; überseeische Einheiten, Flug boote und Marineflugzeuge SO Geschwader mit 530 Flug zeugen, zusammen 93 Geschwader mit 1020 Flugzeugen. Dem aufgestellten Plan zufolge soll die Stärke der Luftflotte im April 1937 betragen: heimatschuh 128 Ge schwader mit 1460 Flugzeugen; überseeische Einheiten, Flug- boote und Marineflugzeuge SO Geschwader mit 5ZV Flug zeugen, zusammen 178 Geschwader mit 1990 Flugzeugen. Die Zahl der Maschinen, die ein Geschwader bilden, wechselt je nach der Klasse. Von Maschinen mit einem Mo tor bilden in der Regel je 12 ein Geschwader, von Ma schinen mit mehreren Motoren je 10; einige der Flugboot geschwader umfassen nur 3 bis 5 Maschinen. Das Blatt weist darauf hin, daß dieser Plan, falls er vom Kabinett unverändert angenommen wird, die briti schen Luststreitkräste auf die Höhe der französischen in Europa und Nordafrika bringen würde, und daß Deutsch land in absehbarer Zeit die gleiche Stärke haben werde, falls es sie nicht schon besitze. Die Verstärkung werde durch zwei Maßnahmen erfolgen: 1. Beschleunigung der Durchführung des Fünfjahrprogramms, das bereits im April 1937 statt im April 1939 durchgeführt werden soll, und 2. Annahme eines Zusatzbauprogramms. Im englischen Oberhaus teilte der krlegsminiger mn, daß er von einer Sitzung des Ausschusses für chemische Kriegführung komme, in dem wohl die fähigsten Wissen- schasller Englands vertreten seien. Zur Zeit habe man da« Problem der Gasmasken erörtert. Sehr gute Fortschritte würden in den Vorarbeiten zur Herstellung einer guten Gasmaske zu mäßigem Preis erzielt. Die Bestrebungen gingen dahin, daß in erster Linie die Streitkräfte und dann die große Masse der Bevölkerung mit Gasmasken ausgerü stet werden können, wenn sich die Notwendigkeit tatsächlich» ergebe. Der bekannte englische Presselord Rothermero (konservativ) erklärte, daß Enaldno heute vor der Möglich keit der schrecklichsten Gefahr m der ganzen englischen Ge schichte stehe. Die Entwicklung des Bombenflugzeuges könne das ganze Gesicht Europas stark verändern. Es sei unbe kannt, wie ein !. 'überfall wirkungsvoll abgewandt wer den kann. Nothermere begründete die englische Aufrüstung mit Hinweisen aus die „deutsche Gefah r , die sich ihm in einem geradezu phantastischen Licht darstellt. Die Zahl der Bombenflugzeuge, die Deutschland besitze, gab er mit 10 000 (!) an. Das sei eine „schauerliche Gefahr", und seiner: Ansicht nach könne ihr nur begegnet werden, indem England jeden etwaigen Feindstaat wissen lasse, daß es mit gleicher Münze herausgeben könne. um bestimmte Teilstrecken der Bahnen noch bis in de n Herb st fertig st eilen zu können. Außerdem sind in den Berufen und Betrieben, die mit dem Autobahn bau Zusammenhängen, schätzungsweise 5000 Volksgenossen beschäftigt. Für die Arbeiten, die möglichst an Mit tel- und Kleinbetriebe vergeben werden, sind bis her für 25 Millionen Aufträge verteilt worden. Um die landschaftliche Schönheit des Sachsenlandes nicht zu schädigen, paßt sich die Bahn überall an das Ge lände an; zahlreiche Brückenbauten sind notwendig gewor den, allein aus der zwölf Kilometer langen Strecke Dresden —Wilsdruff fünfzehn, die aber keineswegs der Landschaft ihren Reiz nehmen. Zur Uebersührung über die Elbe bei Dresden-Kaditz machte sich ein Brückenbau von 254 Meter Länge notwendig. An manchen Stellen müssen Bäche und Straßen und sogar Kleinbahnen verlegt werden, vor allem dort, wo Anschlußstellen erbaut werden. Förden« der deuWen SchMMms 8 Millionen Reichsmark Kredite bereltgeslellt. Um unsere Rohstoffversorgung aus eigener landwirt schaftlicher Erzeugung zu verstärken, ist der Reichsminister der Finanzen durch das Gesetz über die Haushaltsführung im Reich kürzlich unter anderem ermächtigt worden, zur Förderung der deutschen Schafhaltung und Wollerzeugung Garantien bis zur Höhe von 8 Mill. RM zu übernehnien. Der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft hat nunmehr auf Grund dieser Garantieermächtigung die er forderlichen Mittel beschafft. Aus diesen werden Kredite zum Ankauf weiblicher Schafe gewährt. Die Verzinsung der Kre dite beläuft sich infolge einer vom Reichsernährungsminister durchgeführten Zinsverbilligung auf 2,7 v. H. einschl. aller Unkosten. Die Kredite sind in 6 gleichen Jahresraten aus derp Wollerlös zu tilgen. Für Schafe im Alter bis zu 6 Monaten kann ein Beschaffungskredit bis zu 20 RM je Stück, für Schafe im Alter über 6 Monaten bis zu 5 Jahren ein Kredit bis zu 25 RM je Stück gewährt werden. Der restliche Teil der Kaussumme muß jeweils vom Käufer selbst aufgebracht werden. Für den Ankauf männlicher Tiere (Lämmer, Hammel) sowie für Wanderschafherden werden nur ausnahmsweise Kredite gegeben. Für den Ankauf von weniger als 30 Schafen im Ein zelsalle wird ein Kredit nicht gewährt. Sofern diese Zahl von einem Schafhalter nicht ausgenommen werden kann, können sich mehrere Schafhalter zum Zweck der Stellung eines Sammelantrages zusammenschließen. Die Kreditge währung ersolgt in Form der Stundung entsprechender Kaufpreisbeträge. Die Tiere, für die der Kaufpreis gestun det ist, oder die Ersatztiere sind vom Tage des Erwerbs an mindestens 6 Jahre lang zu halten. Sämtliche von diesen Tieren anfallende Wolle ist an die dafür zuständige Stelle der Reichswollverwertung G.m.b.H. abzuliefern. Anträge auf Gewährung von derartigen Beschassungs- krediten für Schafe sind durch die Ortsbauernfüyrcr den Landesschafzuchtverbänden bei den Landesbauernschastcn zu zuleiten, die sie mit ihrer Stellungnahme an den Rcichsver- band deutscher Schaszüchter wcitcrgcben. der neue» Mimz - Besuch Litwinows in Pari»? Paris, 16. Mai DI" mehrstündige Unterredung des Außenministers Laval Stalin wird von der französischen Presse als eine en .ltige Besiegelung des franzosism-sowjetrussischen Paktes < eiert. Man erwartet vor allem, daß die Kom- muniste >yre Propaganda gegen Frankreichs Heeresorga- nisatl m nunmehr einstellen werden. „Der Tag, den Laval im Kreml verbracht hat", schreibt ie Außenpolitikerin des „Oeuvre" aus Moskau, „hat den ianzösisch-sowjetrussischen Pakt endgültig besiegelt. Der Be uch Lavals bei Stalin ist von ausschlaggebender Bedeu tung Beide Staatsmänner haben sich darüber ausgespro chen ob dieser Pakt eine Allianz im eigentlichen Sinne des Wortes sei, und sind zu dem Schluß gekommen, daß es im Grunde genommen tatsächlich eine regelrechte Allianz sei wenn auch in neuer Form. Diese Unterredung darf als d - erste Anwendung des Paktes gelten. Ihre ersten Aus- kungen werden sicher den Franzosen aller Richtungen äßte Genugtuung geben, sowohl in innen- wie in autzen- olitischen Fragen." Die französischen Pressevertreter melden, daß jetzt der lakt nach allen Richtungen, nach wirtschaftlicher, militäri- Her, politischer und kultureller Richtung hin ausgebaut »erden wird. Für den Sommer seien Verhandlungen zwi- chen den Generalstäben beider Lander in Aussicht genom- -ren. Die Frage des von Sowjetruhland und Frankreich gewünschten Beitritts Deutschlands und Polen» zu dem Ost- vakt sei eingehend besprochen worden. Die Aklionsfreiheit beider Vertragspartner dürfe jedoch dadurch in keiner Weise beeinträchtigt werden. Beide könnten keine Forderung Po len» zulassen, die die Unterzeichnung von Abkommen zwi schen Ruhland und seinen Nachbarstaaten behindere. Der Ausbau der sowsetrussisch-französischen Wirtschafts beziehungen über den ursprünglich vorgesehenen Rahmen hinaus sei ebenfalls in Betracht gezogen worden, Wahr scheinlich werde Frankreich Sowjetrußland Handelserleich terungen gewähren. Der kulturelle Austaüsch durch Ver breitung der französischen Sprache in Sowjetruhland, der Austausch von Professoren, di« Errichtung von Konsulaten usw. seien als notwendig anerkannt worden. ' Als feststehende Tatsache glaubt die Berichterstatterin des „Oeuvre", ankündigen zu können, daß ein offizieller Be such Litwinow» in Paris erfolgen werde. Lavals angebliches Baltprojek In einer Meldung des Moskauer Korrespondenten dös Londoner „Daily Telegraph" heißt es, bei der langen Un terredung zwilchen Laval und Stalin sei man anscheinend in der Frage der Sicherung des Friedens in Osteuropa erheblich weitergekommen. Die drei baltischen Staaten machten ihre Haltung gegenüber dem Paktplan von der Haltung Deutschlands abhängig. „Daily Telegraph" er klärt. daß Laval im Gegensatz zu Barthou aus eine wirk liche europäische Regelung unter Einschluß von Deutsch land hinarbeite und nicht bloß auf eine Gruppenbildung, in der die Generalstäbe die Hauptsache wären. Laval sei in der Lage gewesen, der Sowjetregierung von der Bereitschaft Polens Mitteilung zu machen, unter ge wissen wichtigen Vorbehalten seinem Plan eine» vielseiti gen östlichen Nichtangriffspaktes zuzustimmen, der keine Klauseln gegenseitigen Beistände» enthalten würde, aber Beratung im Falle eines Angriffes und die Pflicht zur Ver weigerung von Kriegsmaterial, Rohstoffen und Lebensmit teln für einen Angreifer vorsehen würde. Laval soll ange regt haben, daß die französische und die Sowjetregierung sofr« nach seinem Llntressen in Paris gleichzeitig einen ent sprechenden Vorschlag machen sollten. Auch scheine Laval noch nicht alle Hoffnung aufgege ben zu haben, Deutschland, wenn nicht von Westen, dann von Osten her zu erreichen. Polens Vorbehalte seien erstens: