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Antonin Dvorak gehört zu jenen Komponi sten, die man nicht nur gut kennt, sondern die man auch schätzt und liebt. Nun liebt ihn das tschechische Volk als einen der ihren, weil er in un vergleichlicher Weise alles das zur Geltung brachte, was dem tschechischen Volke teuer und heilig ist: die starke und heiße Heimat liebe, das glühende und auf rechte Bekenntnis zum eige nen Volke. Bei Dvorak kommt dies alles dadurch zum Ausdruck, daß er das tschechische und slowaki sche Volkslied zum Vorbild seiner melodischen Erfin dung nimmt, daß er die Rhythmen der Volkstänze aufgreift, daß er die reine und natürliche Musizierlust und das ursprüngliche Musikantentum in seinen Werken sich ausspielen und aussingen läßt. Er schreibt also so, wie es ihm das Volk lehrte und erlebt, daß ihn deshalb das Volk versteht. Er wurde 1841 geboren und starb 1904 in Prag. Anfänglich war er Tanzgeiger und spielte in Gasthäusern, auf Jahrmärkten und Kirmessen auf. Was er verdiente, verwendete er zum Studium an einer Prager Orgel schule, um möglichst Organist zu werden. 1862 wurde er Bratscher am Nationaltheater in Prag, komponierte nebenbei fleißig, aber zunächst erfolg los, bis er 1873 einen Kompositionserfolg hatte und darauf ein Staats stipendium zum Studium erhielt. Brahms wurde auf ihn aufmerksam, förderte ihn (ebenso wie Biilow) und freundete sich eng mit ihm an. Jetzt erst, also ziemlich spät, beginnt sein Aufstieg. Von 1892 bis 1895 war er Konser vatoriumsdirektor in New York. Die schönste Frucht dieses Aufenthaltes ist seine 5. Sinfonie ,,Aus der Neuen Welt“. Er wird Kompositionsprofessor am Prager Konservatorium, später, 1901, als er Weltruhm erlangt hatte, der Direktor dieser Anstalt. Dvorak war Ehrendoktor von Cambridge und Prag, Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und Wien, Mitglied des Herren hauses der österreichischen Monarchie, also am Ende seines Lebens mit hohen Ehren überhäuft. Er verdiente sie. Von seinen Sinfonien erschienen gedruckt zu seinen Lebzeiten nur fünf (im Nachlaß fanden sich noch einige vor), außer dem schuf er noch fünf Sinfonische Dichtungen, eine Orchestersuite, Sinfo-