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Verlage zur „Weißeritz - Zeitung" Montag, am 13. Mai 1936 101. Jahrgang »K.110 Kurze Notizen Die Stadtverordnetenversammlung Saarbrücken Hai mit den Stimmen sämtlicher 38 Stadtverordneten den bis. herigen Bürgermeister, Kreisleiter Durrfeld, zum Oberbür germeister der Stadt Saarbrücken gewählt. Am Montag beginnen in Helsingsors deutsch-smnW Ver- Handlungen über das deutsch finnische Berrechnungsabkommen, das nm 31. Mai zu Ende geht, sowie über einige andere Fragen han delspolitischer Natur. Das Marinekriegsgericht in Athen ""urteilte 33 Ausständig zum Tode. Von den Verurteilten waren nur zwei anwesend, die 'andren sind nach Italien geslüchtei. Das Gericht verhanate ferner neasn 36 Personen lebenslängliches Gefängnis. 126 Angeklagte m'nsn mit geringeren Freiheitsstrafen davon. Wie erst iekt bekannt wird, ist Dr. Hugo Eckener seit drei Wochen erkrankt. Er hält sich in Eßlingen bei Stutt- 2 auf Wi- der behandelnde Arzt mitteilt, befindet sich Dr Eckener auf dem Lege der Besserung Aller Voraus sicht nach dürste er seine Arbeiten in Friedrichshafen in etwa einer Woche wieder aufnehmen. „Mau und Böll" Eröffnung der RMsaussteilung Düsseldorf, 12. Mai. Im festlich geschmückten Planetarium fand die feierliche Eröffnung der Reichsausstellung „Frau und Volk", der er sten Frauenausstellung dieser Art im Dritten Reich, statt. Unter den Ehrengästen sah man u. a. Neichsinnenminister Dr. Frick, die Reichsfrauenführerin Frau Scholtz-Klink, den Reichshauptamtsleiter der NSV., Hilgenfeldt, Vertreter der Reichsleitung der NSDAP-, sämtliche Gaufrauenschaftslei- terinnen des Reiches, alle Führerinnen der dem Deutschen Frauenwerk angeschlossenen Verbände sowie zahlreiche Ver treter der Gliederungen der Partei und der Reichs-, Staats- und Kommunalbehorden. Die Eröffnungsfeier wurde mit einem „Festgruß" des Niederrheinischen Cornett-Ouartetts eingeleitet. Hierauf begrüßte die Gaufrauenschaftsleiterin, Frau Blaß- Düsseldorf, die Gäste. Alsdann nahm Reichsinnenminifter Dr. FrM das Wort zu seiner Rede. Er wies einleitend daraus hin, daß der deutsche Muttertag nichts Aeußerliches sein solle wie in der vergangenen Zeit. Es gelte, nicht ein lautes Fest zu feiern, sondern einen Tag der Einkehr zu erleben, aus dem man Dankbarkeit, Vertrauen, Kraft und Erfolg ge wänne. In seinen weiteren Ausführungen, in denen sich der Minister sehr eingehend mit der rassischen, biologischen und erzieherischen Aufgabe der Frauen und Mütter beschäftigte, hob Dr. Frick auch die ausschlaggebende Bedeutung- der Frau und Mutter in wirtschaftlicher Beziehung sowohl für die einzelne Familie wie für das Volksganze hervor. Die Frage, ob dem deutschen Volke in Zukunft eine wirtschaftliche, völkisch-politische und kulturelle Höherentwick lung oder ein Niedergang bevorstehe, werde zum großen Teil entschieden durch seine Frauen. Staat und Bewegung würden alles tun, um die Frauen und Mütter und um das Familienleben zu schützen und zu stärken. Dr. Frick wandte sich weiter sehr entschieden gegen die böswilligen Behaup tungen über unsere „Kriegslüsternheit" und betonte, daß ein kassehygienisch eingestellter Staat immer bestrebt sein werde, einen Krieg zu vermeiden, weil dieser in jedem Falle, auch bei siegreichem Ausgang, gerade die wertvollsten jun gen Männer, die für den Fortbestand als Stammväter neuer tüchtiger Geschlechter unersetzbar seien, dem Volke entreiße. Darum sei es unsinnig zu glauben, daß eine Re gierung wie die Adolf Hitlers, die das Volk als das wert- oollste Gut aus der Erde ansehe, dieses Volk leichtfertig der Vernichtung preisgeben könnte. Dr. Frick gedachte weiter der unzähligen deutschen Frauen, denen das Schicksal das Glück eigener Familie und eigener Kinder versagt habe. Sie alle, die im Rahmen der Volksgemeinschaft ihren Platz ausfüllten, hätten Anspruch auf Achtung und Auskommen. Gerade zum Muttertag solle dies anerkannt und zum Ausdruck gebracht werden, daß ihr mütterliches Empfinden und Wirken in vielen Berufen niemals entbehrt werden könne. Zum Schluß unterstrich Dr. Frick die Aufgaben und die Bedeutung der national sozialistischen Frauensührung, der nicht nur das Recht zu gebilligt werde, maßgebend an der für Frauen- und Müt- tertum wichtigen Gesetzgebung mitzuwirken, sondern deren Hauptwirken der Erziehungsarbeit an den deutschen Mäd chen und Frauen gelte. Nach der Rede des Ministers, die immer wieder von Beifallskundgebungen begleitet war, sprach die Reichs frauenführerin, Frau ScholtzKttul Nach der Darlegung der neuen Sinngebung des Mutter- tages durch den Nationalsozialismus betonte sie, daß die Ausgaben des Deutschen Frauenwerkes vielseitig und ge- waltig seien. Das wesentlichste sei aber, daß sie immer nur vom Volksganzen aus gesehen gelöst werden müßten. Sie dürften niemals Selbstzweck sein, sondern immer nur Ein gliederung und Dienst am Volksganzen. „Wir sind uns darüber klar", so sagte sie, „daß das deutsche Volk bei den ungeheuren Ausgaben seelischer Art, die an es gestellt wer den, ein Frauengeschlecht braucht, das straffste Selbstzucht, geistiges Format und natürliche Lebensart als Fundament für diese Aufgaben mit sich bringen muß. Darum haben wir allen, die mit uns arbeiten wollen, von Anfang an Ein Schritt in Rom? Englisch lravzöfilche Vorstellungen Die britische und die französische Regierung erwägen, wie der diplomatische Berichterstatter des »Daily Tele graph" meldet, die Erhebung gemeinsamer Vorstellungen in Rom wegen der italienischen kriegsvorbereilungen gegen Abessinien. Beide Regierungen seien dieserhalb in einen diplomatischen Meinungsaustausch miteinander eingctreten Die Vorstellungen würden möglicherweise dahin gehen, „daß die italienische Regierung die vielen ernsten Folgen eines aggressiven Vorgehens sorgfältig erwägen möge". Der Gedanke, Vorstellungen zu erheben, sei in Lon don und Paris etwa gleichzeitig aufgetaucht, und die bei derseitigen Entwürfe hätten sich gekreuzt. Beide Regierun gen wollten Mussolini versichern, daß sie das Zustandekom men einer Lage vermeiden möchten, die unvermeidlicher- weije zu einer Verurteilung Italiens durch den Völkerbundsrat auf dessen nächster Sitzung am Montag in acht Tagen führen würde. Die französische Regierung lege besond»ren Wert darauf, daß man dem Völkerbundsrat die tatsächliche Einsetzung eines italienisch-abessinischen Aus söhnungsausschusses berichten könnte. Sollte dies nicht der Fall sein, dann werde Abessinien ohne Zweifel seinen An trag auf Grund Art. 15 der Völkerbunossatzung vorbrin gen, der die Regelung von Streitigkeiten vorsieht, die kei nem Schiedsgericht vorgelegt worden sind. Sowohl die fran zösische wie auch die britische Regierung seien der Ansicht, daß es unter diesen Umständen unmöglich wäre, eine Er örterung und eine sowohl dem Ansehen Italiens als auch der Sache des kollektiven Vorgehens in Europa abträgliche Entschließung zu vermeiden. Die britische Regierung selbst sei sogar für noch weitgehendere „Vorschläge" an die ita lienische Regierung, um eine völlige Beilegung der ganzer, abessinischen Frage zu erleichtern. Die italienische Einstel lung, daß die Angelegenheit nur Italien etwas angehe, werde in London und Paris nicht geteilt. Dies sei um so weniger der Fall, als man der wichtigen Rolle, die Musso lini in Stresa bei der Erzieluna eines aemeinsamen Vor gehens „zur Verstärkung des Ansehens des Völkerbundes" gespielt habe, eine so große Bedeutung beigemessen habe. Nattens angebliche Abstchten Die wachsende italienisch-abessinische Spannung wird ini Paris mit größter Aufmerksamkeit verfolgt. Zwar sind die amtlichen Stellen mit Aeußerungen sehr zurückhaltend, da für aber wird den Berichten aus Rom, Addis-Abeba uni» vor allem aus London größter Raum in der Presse gewährt^ Aehnlich wie das englische Blatt „Daily Telegraph" erklärt auch der Londoner Berichterstatter des „Echo de Paris", daß, die französische und die englische Regierung Italien bittew würden, so schnell wie möglich das in Genf vorgesehene Aus gleichskomitee anzunehmen, in dem Abessinien durch Euro päer vertreten sein würde und das in Kairo zusammentre^ ten könnte, l Der französische Berichterstatter behauptet, in maßge benden englischen Kreisen werde man jetzt unruhig au» der Ueberzeugung heraus, daß die italienische Regierung zu gewaltsamen Handlungen entschlossen sei, um so, ohne ein Protektorat in Abessinien zu schaffen, doch die Provinzen harrar und Ogaden zu annektieren, so daß die italienischen Kolonien Eritrea und Somaliland miteinander verbunden würden. 2n diesem Falle aber werde Djibuti vom Hinter land abgeschnitten, und die Quellen des Nils würden unter die Kontrolle Italiens geraten. Das jedoch wünsche England aus keinen Fall. Wenn der Berichterstatter ferner die englische Abnei- gung gegen die Abessinienpläne Italiens damit begründet, daß der Völkerbund einen tödlichen Hieb erhalten würde, und wenn er außerdem auf die schlechte europäische politische Lage verweist und daraus aufmerksam macht, Italien möchte sich nicht in ein zweifelhaftes afrika nisches Abenteuer einlassen, sondern seine Streitkräfte für einen „etwaigen deutschen Vorstoß gegen Oesterreich" bereit halten, dann sprechen darin ganz bestimmte französische Ge dankengänge mit, die man bei der Erörterung des italie nisch-abessinischen Konflikts in der großen franzönr-*--^ Presse mehr als einmal feststellen konnte. zur Pflicht gemacht, daß das, was sie tun, ganz getan wer den muß. Einzelgänger müssen sich zusammensinden und erken nen, daß einer ohne den anderen nichts ist, und daß, wenn wir in Deutschland einen neuen Adel wollen, wir schon ein ander achten und schätzen müssen. Das ist aber nur möglich, wenn die nationalsozialistischen Frauen mit einer kampf- gewohnten Beharrlichkeit ihre Forderungen auch in den nächsten Jahrzehnten vertreten. Diese Ausstellung soll nicht eine selbstbewußte Lei stungsschau der Frau sein, sondern eine Darstellung dessen, was aus unserem Willen, unserer Einordnung in das Auf bauwerk des Führers bis heute schon Tat werden konnte. Sie wird deshalb auch für uns ein Mahnruf sein. Sie wird uns vieles erkennen lehren, was noch besser gemacht werden muß." Frau Scholtz-Klink erfüllte dann eine Ehrenpflicht im Gedenken an eine Frau, die ihr Leben im Kamps der NS.- Frauenschaft gelassen habe, an Katharina Grünwald, dU aus dem Reichsparteitag 1929 von Kommunisten erschossen wurde: Ganz besonders gedachte sie auch des verstorbenen Staatsministers Hans Schemm, -er als einer der ersten Männer die NS.-Frauenschaft unterstützt habe. Nach einem dreifachen Siegheil auf den Führer klang die eindrucks volle Feierstunde im Horst-Wessel-Lied aus. Minister Dr. Frick begab sich dann mit den führenden Männern der Bewegung und der Regierung durch, den Ehrenhof in die Ausstellung. Bei dem Ründgang sprach er sich äußerst anerkennend über die Ausstellung aus Pariser MmWuMerW Lavals Warschauer Besprechungen Warschau, 12. Mai. Laval hatte bald nach seiner Ankunft in Warschau mit dem polnischen Außenminister Beck eine erste kurze Be sprechung. Abends gab Minister Beck ein Essen zu Ehren Lavals, dem sich ein größerer Empfang anschloß. An dem Empfang nahmen Ministerpräsident Oberst »Slawek, die Mitglieder der polnischen Regierung und ein großer Kreis von Vertretern der politischen, gesellschaftlichen »literari schen und künstlerischen Welt der polnischen Hauptstadt teil. Am Sonnabend wurde Minister Laval vom polnischen Staatspräsidenten empfangen; anschließend gab der Staats präsident ein Frühstück für Laval. Am Nachmittag fanden Besprechungen zwischen den Ministern Beck und Laval statt. Der Tag schloß mit einem Essen beim französischen Bot schafter Laroche. Während die polnische Presse sich im allgemeinen allen Vermutungen über den Inhalt der Besprechungen zwischen Laval und den Leitern der polnischen Politik enthält, ver öffentlicht das Regierungsblatt „Expreß Poranny" einen ihm von dem französischen Journalisten St. Brice über sandten Artikel, der die französischen Erwartungen darlegt, Vie sich an den Besuch Lavals in Warschau knüpfen. Zu dem Artikel heißt es, Frankreich wünfche mit Ent schiedenheit, daß das Bündnis mit Polen erhalten uiid ver stärkt würde. Die Besprechungen Laval» würden iweifel- lo» nicht erleichtert durch die Tatsache der Unterzeichnung de» französisch-sowjelrussstchen Pakte» und durch die Deu tung, die von den Sowjets diesem Abkommen gegeben werde. Wenn die Pariser Lesart von der Moskauer ab weiche, so sei das lediglich ein Beweis, daß Wortkünste nicht grundsätzliche Unterschiede lösen könnten. Man müsse jedoch allgemein überzeugt sein, daß die Franzosen sich nie mals in eine ankipolnisihe Politik hineinzlehen ließen. dem Vertrag mit Sowjetrußland sähen die Franzosen lediglich ein Mittel, Sowjetrußland am Intrigieren mit Deutschland zu hindern und die kleine Entente zu be ruhigen. Die geographischen, militärischen und politischen Be dingungen, fährt St. Brice fort, gäben einer sowjetrussi schen Hilfe nur einen rein passiven Wert. Polen bleibe der aktive Faktor zur Aufrechterhaltung der Ordnung im Osten. Man könne sich keine erfolgreiche Sicherheitsorganifationv ohne Polen und die Kleine Entente denken. Lavals Be such habe durch die Tatsache, daß er den Kontakt mit der» Leitern der polnischen Politik herstelle, grundsätzliche Be deutung. Französische Enttäuschung Der höfliche c-ber kühle Empfang des französischen! Außenministers auf dem Ostbahnhof in Warschau, die Ge»! wißheit, daß Laval Pilsudski nicht wird sprechen können,, und die Unsicherheit, die Frankreich gegenüber Polen emp-^ findet, geben der französischen Presse nicht die Möglich-! keit, in dem siegesbewußten und berauschenden Ton über! eine Auslandsreise des Außenministers zu berichten, dein sonst angeschlagen zu werden pflegt. Der Sonderberichterstatter des „Journal" will melden können, daß Laval noch vor drei Tagen, als er von der Erkrankung Pilsudskis erfuhr, ihm mitteilen ließ, er hoste trotzdem, daß dieser Umstand nicht eine von seiner Seite sehr gewünschte Begegnung verhindern möge. In einem anderen Artikel gestehet das Blatt ein, daß das Nichtzm standekommen dieser Begegnung eine große Enttäuschung s sei. Der Vorfall sei um so bedauerlicher, als man bei der Erkrankung des Marschalls Pilsudski nicht von einer diplo, malischen Krankheit sprechen dürfe. Der Havas-Berichterstat- ter bemerkt zum Empfang Lavals in Warschau, die stren gen Sicherheitsmaßnahmen erlaubten es der polnischen Be völkerung nicht, öffentlich ihre Treue und Anhängigkeit ay Frankreich tundzutun, wie sie dies vor einem Jahr bei dent Besuch Barthous getan habe. Deutschlands FriedensberMchaft Göring über den Kampf gegen den Kommunismus. Freiburg i. Lr., 12. Mai. > Ministerpräsident General der Flieger Göring stattete Freiburg im Breisgau einen Besuch ab. Die Bürgersteige waren dicht von Menschen besetzt, denn schon am frühen Nachmittag hatten die Geschäfte und Betriebe der Stadt geschlossen, um der arbeitenden Bevölkerung die Teilnahme an dem feierlichen Empfang des Ministerpräsidenten zu er möglichen. Der Ministerpräsident begab sich in den Rathaussaak des Neuen Rathauses, wo ihn Reichsstatthalter Robert Wagner mit herzlichen Worten willkommen hieß und ihm Oberbürgermeister Dr. Kerber einen Ehrentrunk überreichte. Der Ministerpräsident dankte für den herz lichen Empfang und trug sich dann in das Goldene Buch