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— 5i - «r vor Scham bitterlich zu weinen. 17 ft kleine, dann immer dukere Tränen len auf das Papier hernieder. Der 7 Ummi sprang mit einem Satz zur Ader hinüber, um sie zu trösten. Der ? Äscher lachte, daß das ganze Pult " oackelte. Die Buchstaben aber stoben in ' mildem Durcheinander über den Schreib tisch, um sich vor dem Tränenftrom zu retten, der sie zu überschwetnmen drohte. Das wurde dem schweigsamen Lineal zu viel. Mit einem Ruck stand es kerzen- > grade in dem Aufruhr. „Stillgestanden!" schrie es den Um- i hertobeüdcn zu. „Richtet euch!" Ein Mürmeln und Rücken und Wis- i Pern. Und schon standen die Buchstaben fein säuberlich in Reih' und Glied. Das Lineal ging musternd die Reihen entlang und blieo am Ende derselben stehen. >,RechtSum!" Schwupp! Da standen sie alle hintereinander. '„Auf den Platz, marsch, marsch! Eins zwei, — eins — zwei, — eins — Mes, — ein» — zwei!'^ Im Laufschritt rannten sie dem Heft «itgegen und stellten sich fein säuberlich nebeneinander in die Linie. Han- wurde deS Staunens nicht müde. Nun standen alle kerzengerade auf dem Papier. , , ,Halt! — Ich bitte mw Ruhe und Ordnung aus» herrschte das Lineal sie an. Und keiner wagte zu mucksen. Langsam, gravitätisch, kam daS Lineal zu und blieb vor ihm „Siehst du nun, wie hübsch deine Buchstaben aussehen könnten, du Schmierfink, wenn du dir ein wenig mehr Zeit lassen würdest. Aber ohne Neitz, kein Preis. Du sÄbst mutzt dir solche Arbeit verdienen. Ich habe di nur zeigen wollen, was möglich ist." Damit drehte sich das Lineal Wiedei den Buchstaben zu. „Rührt euch!" er- choll seine Kommandostimme. Und in »emselben Augenblick waren die Buch taben wieder die schiefen, jämmerliche! Gestalten von vorhin. Das Weinen wm Hansel nahe. „So," wandte das LinSal sich strem an Hans, „und damit du dich meinei Mahnung erinnerst, nimm das als Denkzettel." Wie der Blitz senkte es sich kerzen gerade auf Hansüs Hände nieder, datz er sie schmerzhaft zurückzog. „Guck, guck!" rief da plötzlich von üben herab die Kuckucksuhr. „Da sitzt ja der Schmierfink noch bei der Arbeit. Das war Hansel nun doch zu bunt, Er sprang auf, purzelte, rieb sich verdutzt die Augen und sah erschrocken um sich. Die Kuckucksuhr rief die siebente Stunde ab, und er war wirklich bei der Arbeit eingeschlafen. Vor ihm stand mit ernsten Blicken der Vater. Er hielt daS Lineal in der Hand und an dem Brennen seiner Finger merkte Hansel, daß er Wohl nicht nur im Traum mit demselben nähere Bekanntschaft gemacht hatte. ,Ift bas deine Arbeit, du Schmier« fink?'' fragte der Vater streng. Hansel wurde feuerrot. „Ja, Vater," antwortete er beschämt, ,/>ber ich verspreche dir, eS soll die letzte schlechte Arbeit gewesen sein." Und dann erzählte er dem Vater, was ihm soeben alle» begegnet war. Der Vater drückte Hansel die Hand, als er ihm Besserung gelobte. Und wie ich später hörte, hat HanS sein Ver- sprechen getreulich gehalten und ist rin fleitziger, brauchbarer Mensch geworden.