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Beilage zur „WMeritz-Leitung" Nr. 76 — Sonnabend, am 30. März LS3L 101. Jahrgang kilsolülruvlc sämtUeLor 2ÜMÄ «m3 lUustrstionoll vvrvoteal <tzuinte^enz -er Zrühjahrsmoöe 3262 b 3263 b tt- 325S. Eng anliegender Man- mtfLkL iltvvklle. tel aus Diagonalstoss. Der Mantel zeigt verbreiterte Schulterlinie und durchknöpfbaren Verschluß. Nr. 3260 a. Dunkelblaues Seidenkostüm. Der Rock besteht aus 4 Bahnen. Die lose Jacke hat dreiviertellangen Aermel der nach unten «eit ausläust und eine runde Schulterpasse, die über die Aermelkugel reicht. Die Jacke Ist ohne Verschluß und wird nur am Hals mittels zwei Knöpsen zusammengehalten. Nr. 3260 b. Unterziehbluse, Kragen, Aermelpussen und Vor derteil mit schmalen Valenciennes besetzt. Nr. 3261. Seidenkleid mit kleinen Tupsen und Smocknäherei aus- nestattet. Nr.32S2a. Fesche Jacke aus Wolle oder Leinen. Nr. 3262 b. Großkarierter Rock, zweibahnig, mit gegenseitiger Falte in der vorderen Mitte, dazu dunkles, ärmelloses Blüschen. Nr. 3263 a. Kleid aus Wollgeorgette mit Smocknäbere« und runder Schulterpasse. Nr. 3263 b. Lose Jacke mit bochstehendem Kragen. Ueberzeugende Einfachheit und Jugendlichkeit bilden den Grundton der diesjährigen Frühjahrsmode. Es ist der Stil, wie ihn die junge moderne Frau liebt: schlicht, in der Form naturgegeben, sonst nur durch sparsame Mittel wirksam. — Wove, Flachs und Bistro nehmen an den Materialarlen gleichmäßig Anteil. Auch Kunstseide kommt selbstredend nicht zu kurz.VSpäterhin, wenn es noch wärmer wird, will man ste mit Leinen verbinden und neuartige Modestoffe Her stellen. Gesuchte Wollstoffe, bekurbelte Selden find letzter Ehick. Auch ajaurartige Streifen und Fäden, die wie aus Ächt man an einem vorösterlichen Sonntag etwa um die Mittag- stiMde im beglückenden Sonnenschein spazieren, das Herz von Fchude erfüllt, daß wieder einmal die warMe Jahreszeit gekommen, danir verabsäumt wohl, keine Frau die Kleidung ihrer frühlingshaft gekleideHn Mitschwestern zu betrachten. Denn es bildet einen .ge waltigen Unterschied, oh man die neuen Moden nicht mehr in den Schaufenstern, sondern, bereits an. das Straßenbild erfüllenden Gestalten betrachten darf. Hierbei pflegt sich ein abgerundetes und abschließendes Urteil über Kleidsamkeit und Brauchbarkeit der neuen Modedarbietungen zu bilden. Schnitt und Linie der neuen Mäntel und Kostüme sind ungemein einfach. Es zeigt sich, daß der dreiviertellange Mantel, ein Mittel- iding zwischen eigentlichem warmem Umhang und Jacke, noch im- :mer das Feld beherrscht. Ein in die Mode weniger eingeweihter Bettachter könnte hierbei leicht aus die Vermutung kommen, daß die neuen Jackenkleider knielang seien, denn in der Regel gekört izu einem solchen Mantel der stofflich abgestimmte Rock oder das Kleid, sodaß der Unterschied zwischen Komplet und Kostüm tatsäch lich nur fließende Grenzen aufweist. An den Jacken satten hohe Büttel und herrenmäßige Rückenriegel auf. Klassische Revers und deutlich hervottretende Taschen bilden die hauptsächlichste Ber- ziemng. Die Aermel sind vorsichtig geschnitten. Ausbuchtungen und Gias gesponnen scheinen, gieren o»e neuen «stog^ Für ele gante Blusen kommt diesmal neben Moirö und Tast sehr häufig Krawattenselde vor. Die Jacken und Mäntel fallen entweder lose oder liegen, an englisch-klassischen Stil anlehnend, eng dem Körper an. Erstere find modern, letztere, da zeitlos, jederzeit ele gant und besten» am Platze. Die losen Jacken werden am Rande vielfach abgernndet. Oben werden fle von einer Sattelpasse gehalten, der die Verschlnßmöglichkeiten, ent weder eine abgefütterte Schleife oder ein Lindeschal ange ¬ schnitten find. — Die dicken Reliesstojse, die augenblicklich das Straßenbild beherrschen, zeigen m der Hauptsache blaue Tönungen. Blau ist die Liebliugsfarbe der Frauen. Da neben fleht man viel Gran und ein Helle» Brann, da» durch- au» nicht au die bekannte winterliche Nüance gemahnt, son dern hell vnd frühlingshaft wirkt. Die neuen WI chuhe sowie die Handschuhstulpe lehnen sich in farblicher Hinsicht an Mantel und Kostüm an. Denn möglichste Einheit und farbliche Harmonie de» Anzugs bilden auck diesmal die tiefste Wurzel straßenmäßiger Eleganz. auflallende Formen werden vermieden. Die Schulter wird nur in soweit betont, als es der gute Sitz des Mantels erfordert. Die Röcke wirken schmal. Wo Gehfalten nötig find, treten sie tief, erst , unterhalb der Kniekehlen in Erscheinung. Au Mänteln, Sacken und ! auch Kleidern'werden ausfallend viele Eaves getragen. Ost bUdeu ! Rock' Bluse und Cape ein dreiteiliges Ensemble. Selbst au» leich- ! ttm sommerlichem Stoss sehen derartige flatternde Umhänge, währe Abzeichen des hereinbrechenden Frühling», vorteilhaft aus. Man spricht von einer au- Lehren bestehenden Cape-Mode. die im Som- mer größeren Umfang annehmen soll. Die Capes sind enger ge worden, al» man sie im vorigen Sahr zu sehen gewohnt war. Dafür wuchsen sie in der Länge und reichen meist bis knapp an die Hüfte heran. Als letzte Neuheit müssen schräge Seltentaschen in den Capes angeführt werden, die an die Regentracht unserer Kleinen ge- mahnen. Der dreiviertellange lose Mantel kann als Liebling der schlanken Frau gelten. Um ihm trotzdem bine gewisse Körperform zu ver leihen, wird er mit einem Halbgüttel versehen. Auf diese Weise steht ec entweder vorn lose ab oder fällt ,m Rücken leger hernieder. Die Vorliebe, Gürtel in Teile und Pattien aufzuteilen, um sie neckisch verschwinden, dann wieder auftauchen zu lassen, entbehrt nicht ihres aparten Reizes. An den kn Grunde genommenen ieyr schlichten Mänteln und Sacken kommt auf diese Weise eine wohl- tuende Belebung zustande. Nicht selten treten Güttelteile scheinbar aus den Seitentaschen hervor, hie und da tauchen sie aus schön ge» ! steppten Patten auf. Manchmal wiederum zeigt die Güttrlschpatte s einen andern Farbton als der wildlederne Gürtel selbst. Sattel- passen und mit Biesen oder Säumchen versehene Linsatzpartien, auch blendenartiger Rücken- oder Halspattleschmuck ist an den neuen Mänteln vielsack zu sehen. Sehr elegante für den Spätnachmittag gedachte Mäntel werden mit Durchbruchsarbeit vemiert. Für der» attige Umhänge ist nicht nur Wollstoff, sondem dicker atlasattiger Seiden- und Krawattenseidenstofl vorgesehen. Neben dem schon bekannten Südwesterhut, von dem me verschie densten Abarten vorherrschen, tritt augenblicklich der mittelgroße Strohhut mit verhältnismäßig gerader Krempe und ziemlich flachem Kopf in den Vordergrund. MoirL- und Lackband gellen al» beste Hutgarnitur. Auch flache Federposen in sparsamer Verwendung, da für farblich jedoch umso wirkungsvoller, stehen in modischer Gunst. Nach der endlosen Vorherrschaft der Kappen und Baskenmützen konnte der Sttohhut mit Krempe nunmehr als endgültiger Sieger hervorgehen. DI« DlGiUDSrGElr« Vas «rlöfenöe Wort, -le erlösen-e Träne! ,rd«r mit auf llshast bedingt. Auch Lie ndern, weil da» Starre, .7 wo der erlösende >en wegschwemmt. Wer ober nicht Glücklich derjenige, dem die Kunst zu eigen, sich im Leide auszu- sprechen l Nicht jedermann beherrscht sie. Derartige Gaben, besser gesagt innerst« und innerlichste Eigenschaften, bringt jeder mit auf die Welt. Sie sind unabänderlich und schicksalshast bedingt. Auch Lie befreiende Trän« vermag den Schmerz zu lindern, Krampfhafte im Augenblicke zu weichen pflegt i Tränensttom da» Leu» aewissermaß. Erlittene schließlich einem anderen nahestehenden Menschen schildert, fiihlt man sich leichter. Es hat den Anschein, als sei solch geteiltes Leid zur Hälste herabgemindett. Nur oberflächliche Naturen sprechen bereits im ersten Augenblick über ihr Leid und Wehe. Wir suchen ihnen Verständnis entgegenzubringen, fühlen in unserem Innersten jedoch deutlich, daß diese Aussprache zu früh, nämlich vor der Ab- Nämng und inneren Verarbeitung erfolgte. Nur Kinder, die ja, wie natürlich, in jeder Lebenslage das Herz auf der Zunge tragen, bilden hierbei eine Ausnahme. Ein Kind, das sein Leid still und stumm ertrüge, würde eine beinahe überirdische Erscheinung dar- stellen. „Lin tiefes Gemüt bestimmt sich selbst zum Leiden", lehrt das Dichterwott. Leid «st ein wechselhafter Begriff. Was dem einen Menschen kaum zum Bewußtsein kommt, schmerzt den Andern, den Feinftchligeren, tief und gewaltig. Der fremde Veutteiler muß aus diesem Grunde mit seiner Ansicht zurückhalten. Denn bei der Be-« Eni Messung der Tiefe eines Leides kann nur die betreffende Periön- "" lichreit in Betracht gezogen werden. Von der erlösenden und befrei» mden Wirkung einer Aussprache weiß auch Goethe M berichten. Er Dhvq sich reich und glücklich, weil „ihm ein Gott g,gebest, zu sagen, was er leide". Verheimlichtes Leid und verborgene Trauer gehören zu den er- schüttsnldsten Zuständen de» Menschendaseins. Dem scheinbar lachenden Bajazzo, dessen Herz jedoch in Betrübnis erstickt, vermag kein fühlender Mensch seine Teilnahme zu versagen. Au» diesem Grunde gehört er zu den wirkungsvollsten Bühnenfiguren, die je von Dichterphantasie geschaffen wurden. Keiner von uns verschließt fick Lem entsetzlichen Leid und inneren Web, das ein lachender Mensch, Lem La» Herz zu brechen droht, durchmacht. Wer sich im Leid aussprechen kann und auf diese Weise Linde rung findet, ist gut daran. Biele Menschen — und gerade La» sind die verinnchlichteften Naturen —, vermögen das nicht. Bet ihnen pflegt Las Leib besonders tief zu wurzeln. Meist bringt ein solcher Seelenzustand eine gewaltige innere Reife mit sich- Bei derartigem Inneren Gähren uns Wühlen aber bleiot der Mund verschlossen. Erst wenn, Lgr Weh abwngt, um einer gleichmäßigere« Seelen- ei sttmmung Platz zu mach«,, pflegt da» «lösende Won oder wenig« C stens einevefttiendeTrän» -«rvorzudttngen. Und wenn man da» I Verlag»schuittmuster nur für Abonnenten. Mäntel, Kostüme. Klelder 0M M. Blusen. Röcke, «indergarderobe, Wäsche 0,« M. An beziehen durch die SefchMstelle. dazu neigt, seine Gefichle zur Schau zu tragen, in de« darf man weder düngen noch durch die geringste Bemerkung verraten, daß man von seinem Seelenzustanü weiß. Solche Naturen pflegen Leid und Schmerz mit ins Grab zu nehmen. Dem oberflächlichen Betrach ter scheinen derartige Menschen glücklich, ja vom Schicksal bevorzugt; andere wiederum hallen sie für Herz- unb gefühllos, weil sie schein bar nicht zu empfinden vermögen. Solche oberflächliche und leider in ihrer Meinung wenig zurückhaltende Betrachter ahnen nicht im _ ltferntesten, was sich in Liesen Seelen tatsächlich abspielt. Dott stapelt sich das Leid «ine» ganz«, Menschendasein» .auf, forMam verwahrt und wie Fäden einer Spule übereinandergeschichttt. -Harm, der nicht spricht, erstickt Laa volle Herz und macht e» reich , kehrt SchUler.Sudlesen Motten liegt die tiefste tu» gewaltigst' Erkenntnis menfchlich« Duldnerfähigkett.