Volltext Seite (XML)
Nr. 6 er schnell Hcrdith. Ich dank Wie gehl waren Herdith und Thomas ausgestiegen, als auf sie zukam. Herdith lief ihm entgegen. „Rolf, lieber Rolf! Daß du mich abholst! »ir so. Auch daß du mich benachrichtigt hast, es dem Onkel?" „Man kann noch nichts Bestimmtes sagen, .Was fehlt ihm denn?" „Ein leichter Schlaganfall. Aber die Erscheinungen sind alle schon wieder zurückgegangen. Er ist völlig klar bei Bewußtsein, aber sehr schwach. Ich war gestern, gleich nachdem ich die Nachricht erhielt, bei ihm. Heute früh ließ er mich rufen. Er sehnt sich nach vir, Herdith. Gut, daß vu da bist!" „Und Tante Sidonie?" fragte Herdith angstvoll. „Sic wird mich nicht zu ihm lassen." „Tante Sidonie ist gebändigt, Herdith", lächelte Rolf Megede. „Der Arzt hat ihr erklärt, daß sie sich fernzuhaUcn hätte. Ihre Anwesenheit hat ven Kranken sichtlich erregt. Mutter hat eingegriffen und eine ziemlich deutliche Aus sprache mit Tante Sidonie gehabt. Erfolg: Sidonie ist grollend in eine Pension gezogen und erklärt, erst wieher- zukommen, wenn man ihr Ehrenpforten baut. Worauf sie lange warten kann." „Aber Onkel ist nun ganz allein?" „Natürlich hat er eine Pflegerin! Mutter hat für alles gesorgt, und Dcta kümmert sich auch darum." .Herdith wußte nicht, wer Deta war, aber das war ja auch im Augenblick ganz gleich. (Fortsetzung folgt.) Der Motor sang sein Lied von Kraft und Sieg über ille Erdenschwere, das Lied der Freiheit, der über wundenen Materie, das Lied vpn Himmel und Sonne. „Schön!" schrie Thomas Frankhofer in das Sausen »es Motors hinein. Herdith legte die Hände wie einen Schalltrichter vor oen Mund: „Schön!" jubelte sie. In ihr war alles frei; die Angst um den kranken, alten Mann, die Sorge um den geliebten Menschen in Berlin - alles war fort. Sie war in einem Zauberwagen, der I sie über alles, alles dahintrug. Thomas Franthofer war »er gütige Zauberer, es würde schon alles gut werden. Je näher sie der alten Stadt kamen, um so tiefer ging Frankhofer mit seiner kleinen „Libelle". Herdith konnic schon Einzelheiten unterscheiden, das wellige Land, nun Türme, Giebel, die Martinikirche, dann vie Anlagen; weiterhin glänzten die Teiche von Riddagshausen. „Ehrenrunde über die Heimat!" schrie Thomas Frank hofer und fuhr in einer schönen Schleife über die alle Stadt, ehe er in sanftem Gleitflug auf dem Landungs platz niederging. Auf dem Platz ging ein hochgewachsener Herr mH gutgeschnittenem Gesicht wartend auf und ab. Kaum „Sehen Sie, da oben werden wir bald mit meiner kleinen »Libelle schunkeln!" Thomas Frankhofer schien hier auf dem Flugplatz ganz zu Hause zu sein. Immer wieder nickte er irgendwelchen Leuten zu, Flugplatzangestellten, die mit Papieren von Hangar zu Hangar eilten, vann anderen, die Herdith für Monteure hielt. Aber plötzlich sagte Thomas: „Sehen Sie mal, das ist einer unserer berühmtesten > Sportslieger, der Toni! Tag, Toni!" I Ein brauner, sonnenverbrannter Mensch, in einem öligen blauen Trainingsanzug, hob den Kopf aus seiner Maschine, an der er arbeitete: j „Tag, Thomas! Na, wieder einmal zu Lande?!" „Ja, aber bald wieder in der Luft!" Thomas winkle grüßend. ' In Herdith erwachte nun doch auch der Sportmensch. Interessiert beobachtete sie die Ankunft und Abfahrt der Flugzeuge. Drollig, wie schwerfällig sie zuerst über das niedere Gras des Flugplatzes gleichsam dahinstolperten, um dann, einmal vom Erdboden los, mit unnachahmlicher ' Eleganz sich aufwärts und immer höher zu schrauben. Das Flugzeug von Thomas Frankhofer war ein schnittiges, schneeweißes Ding, winzig und wendig. Her dith klopfte das Herz, als sie in die Maschine hinein kletterte. Thomas Frankhofer strich voll Stolz über die Tragflächen. ' „In so ein Ding kann man geradezu verliebt sein. Mehr noch als in ein Auto. Sogar mehr als in eine Frau!" lächelte er. „Das heißt, wenn die netteste Frau schon ver geben ist!" ! Aber das letzte verstand Herdith schon nicht mehr deut- ! lich. Es ging, los. Die Propeller begannen zu surren; s Thomas saß neben ihr. Er war jetzt ganz verändert in ' seiner Fliegerkappc. Ein waches, strenges Jungmänncr- gcsicht mit einem adlerscharfen Blick. So sah Jobst aus, wenn er am Steuer saß, seine Mannschaft vor sich. Jobst! Was würde er denken, daß sie so auf und davon war? Sie hatte ihm ja noch niemals Näheres von ihrem früheren Zuhause erzählt. Er wußte nicht, wie sie innerlich mit dem l Onkel verbunden war. Wieviel Herzeleid es ihr gebracht, so von ihm gehen zu müssen, verkannt und mit einem häß- üchen Verdacht. Wenn er nur zu Frau Schrader hinaus- iahren würde. Die würde ihm ja die Zusammenhänge er klären. Die wußte ja Bescheid über alles.. Aber diese Sorgen vergingen Herdith allmählich vor »cm einzigartigen Flugerlebnis. Das war ein Eindruck; überirdisch konnte man ihn nennen. Thomas Frankhofer ncisterte seine kleine „Libelle" mit überlegener Sicherheit. Sie schwebten hoch oben im Blau; die Welt unten, erst eine »utzige, kleine Spielzeugwell, dann eine erhabene Land karte, war schon längst verschwunden. Nichts war da als vas Sonnengold und die tiefe, blauschwimmende Himmcls- sphärc. Abgrund c brüllt ring Angrij Wie i Wie uns d starrt. He Angri! Fahle! dort hinter men . . . « m und ül Sekunde o und brüllt und peitsch Angri Wie d dem Schic Katzengehe men sich, schlingen s Feuern. Wie dar 5 Minu Ho . . - Rücken ei! dem Dunst überschlag Als eine < (3«. Fortsetzung.) Ach, du lieber Himmel, Herdith! Sie jetzt? Sind Sie krank? Mitten in der Bürozett?" Frau Schrader sah nun etwas mißtrauisch auf den eleganten jungen Mann, der bescheiden hinter Hcrdith stand. „Verzeihung, gnädige Frau, wenn ich eindringc. Mein Name ist Thomas Frankhofer. Ich bin ein guter Be kannter des gnädigen Fräuleins. Fräulein Aßmussen hat eine schlechte Nachricht bekommen. Ihr Onkel ist erkrankt. Es gibt keinen guten Zug nach Braunschweig. Ich will Fräulein Aßmussen mit meinem kleinen Flugzeug hinüber bringen. Sie können mir wirklich voll und ganz vertrauen, gnädige Frau!" fügte er hinzu, als Frau Schrader ihn immer noch ein bißchen unsicher ansah. „Ja, Sic können ihm wirklich vertrauen, Muttchen Schrader." Herdith umarmte die alte Dame. „Ach, Mutt chen!, wenn ich den Onkel nur noch antrefse!" „Na, dann mal erst schnell packen!" Frau Schrader, in ihrer resoluten Art, kam Herdiths erneutem Tränenaus bruch zuvor. „Bitte, Herr Frankhofer, gehen Sie solange hier herein. Ich will nur das Nötigste mit dem Kinde zu- ,fammensuchcn." Wenige Minuten darauf erschien Herdith wieder. Sic trug ein kleines Reiseköfscrchen in der Hand, das Thomas ihr sofort abnahm. Sie hatte sich umgezogen, trug ein dunkelblaues Jackenkleid mit einer blauen Kappe; über dem Arm trug sie einen Oelmantel. „Recht, Fräulein Hcrdith! Man kann nie wissen. Der Himmel ist zwar klar. Aber man kann immerhin irgendwo eine Negendusche abkricgen." „Fliegen Sic nur vorsichtig!" mahnte Frau Studien rat Schrader. „Hoffentlich passiert nichts!?" „In der Lust ist man sicherer als auf der Erde, gnädige Frau!" versicherte Thomas. Herdith warf sich noch einmal r»er alten Dame um den Hals. Sie schluchzte. „Und wenn Jobst kommt...?" „Werde ich schon alles erzählen. Nun los, Kind! Und rufen Sie mich aus Braunschweig an, wie Sie den Onkel gefunden haben. Alles Gute!" Achtzehntes Kapitel. Der Flugplatz Tempelhof lag ganz in Sonne gebadet da. Der Himmel war wic eine durchsichtige Schale aus blauem Glas. Etwas verängstigt sah Herdith hinaus, als ihr neuer Freund ihr sagte: