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— 40 — Unsere öeutMe Heimat. Wir wollen heute unseren kürzlich be gonnenen Streifzug durch die Stadt Leipzig fortsetzen! Der als Anlagen umgewandelte ehe malige Festungsring, der die innere Stadt umschließt, erweitert sich im Augustusplatz zu einem der größte» und imposantesten Plätze Deutschlands. Dieser wird umrahmt von vielen hervorragen den Gebäuden, so dem Hauptpostgebäude, dem Neuen Theater, der Universitäts oder Paulinerkirche (aus dem 13. Jahr hundert stammend), der Universität und dem Museum der bildenden Künste, in dem sich, wie in einery kleinen Tempel, Klingers ge waltig packende Beetho- venstatne befindet. An der Nordwest- und an der Südostecke über ragen zwei gewaltige, erst in den Jcchrc». 1st28 und 1929 erbaute Hochhäuser die anderen Bauten des Augustus- platzes. Wenn ich so mit eüch- durch die Straßen der alten Handelsstadt streife, wird es euch, vielleicht auffallen, daß viele von ihnen mit Linden besetzt sind. Dazu will ich euch aus der ältesten Geschichte der Stadt be richten, daß diese urkundlich zum ersten Male 1015 als ein befestigter Ort (urds l-ibri) genannt wird. Der Name erscheint später als Lipz, Lipsk und 1456 als Leypzigk: dieser bedeutet wohl soviel wie Lindenort (vom slawischen Wort „lipa" -- Linde). So geht die Bezeichnung „Lindenstadt an der Pleiße", die man Leipzig heute noch oft zulegt, auf älteste Geschichte zurück. Verlassen wir die innere Stadt nach Südosten zu, so nimmt uns bald eine Prachtstraße auf, an der wir auch noch bedeutenden Gebäuden,xU. a. der Deut schen Bücherei, einer Sammelstelle des gesamten deutschen Druckwerkes seit 1913; begegnen. Es ist dies die Straße des 18. Oktqber. Ich denke, ihr erinnert euch bei diesem Straßenname» sogleich der Tatsache, daß die gewaltige Völker schlacht bei Leipzig vom 16. bis 19. Ok tober 1813 stattgefundcn hat. Dies Straße führt zum Völkerschlachtdenkmal das zäher Menschcnwillc als Wahrzeichen einer großen Zeit in der Ebene von Leipzig errichtet hat. In den Jahre» 1898 bis 1913 ist das gewaltige Bau werk nach Plänen von Vruno Schmitz erbäüt worden. Ein riesenhafter Stein bau, ragt das Völkcrschlachtdcnkmal empor, tveithin sichtbar. Ein künstlicher See breitet sich vor ihm, und schöne Gartcnanlagen um schließen es. Von ihm aus überschauen wir das Gelände der Völ kerschlacht. Hier also fiel die Entscheidung, die das ganze rechts rheinische Deutschland von der Herrschaft Na poleons befreite. Wuch tig, massig, riesenhaft wirkt das Denkmal. Weit überlebensgroß er hebt sich die Figur des Erzengels Michael, an seinem Fuß, stehen die zwölf Wächter an seiner Kuppel, die sechzehn Krieger, die die Toten- wacho in der Ehrcnhalle halten. Das gewaltige Denkmal versetzt jeden in eine feierlich ernste Stimmung. Wenn inan es betrachtet, kann inan so ganz die zeitgenössischen Verse Ernst Moritz Arndts verstehen, die da lauten: „Wie heißen, die zogen ins Todesfeld Und ließen fliegende Banner aus? Es kamen Völker ans aller Welt, Die zogen gegen Franzosen aus, Die Russen, die Schweden, die tapferer Preußen, Und die nach dem glorreichen Ost'reich heißen, Die zogen all' ans. O Leipzig, freundliche Lindcustadt, Dir ward ein leuchtendes Ehrenmal: Solange rottet der Jahre Rad, Solange scheinet der Sonnenstrahl, Solange die Ströme znni Meere reisen. Wird noch der späteste Enkel preisen Die Leipziger Schlacht."