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Mitten unter dem gedeihlichen Fortgang des rühmlichst begonnenen Werkes ward die hiesige Gemeinde, insbesondere Se. Excellenz von Ale mann, durch den unerwarteten Tod seiner ersten Gemahlin, am 28. April 1709, in große Trauer versetzt. Tief und allgemein wurde diese edle Wohltäterin der Armen, welche auch an dem neuerrlchkelen Gottesdienst hier den tätigsten Anteil genommen hatte, betrauert. Nach einer vier- wöchentlichen Kirchentrauer ward ihr Dom. Exaudi sowohl hier als auch in Dresden und Zohnsbach eine Gedächtnispredlgt gehalten. Das neue schwarze Tuch, mit dem während der Trauerzeit Altar und Kanzel be- Kleldet waren, wurde zwar erst dem Pfarrer zugesprochen, doch weil man es zur künftigen Trauerbekleidung der Kirche bei Leichenpredigten und in der Fastenzeit bestimmte, wurde dafür der Pfarrer mit 4 Talern entschädigt. Pfarrer und Kantor bekamen auch je einen Trauerflor und deren Ehefrauen einen Kopf- und Maulschleier, wie in den Kirchenaklen berichtet wird. — Am 8. September 1712 begann man mit der Herbeischaffung der Materialien zu dem im nächsten Jahre bevorstehenden Kirchenbaue. Den 7. Dezember ließ Paul Mösche, Norwerksbesitzer zu Dippoldiswalde, das erste große Sohlstück zur vorderen Kirchtüre au^ Gabriel Biedermanns Steinbruch mit seinen Pferden und nachmittags der Amtmann zu Dip poldiswalde, Gottfried Wend, die zwei Gewände zu dieser Türe an fahren. Die übrigen Baufuhren haben teils 4>ie herrschaftlichen Ge schirre, teils Lohnfuhrleute verrichtet. Mik dem Nachbar Andreas Prüstel ließ die Herrschaft durch den Pfarrer verabreden, daß er von seinem am Hause anliegenden Garten gegen Bezahlung soviel abkreken solle, als noch zur Kirche und zum Kirchhofe nötig wäre. Dieser ließ sich auch sogleich bereittvillig finden und noch im Oktober wurde die Kalk- und Skeinmetzhükke auf dem abge tretenen Stück Land errichtet. Der Platz, worauf das neue Gottshaus zu stehen kam, war ein bisher zur Pfarre gehöriger Grasgarten. Bau meister der Kirche war der berühmte Dresdner Ratszimmermeister Ge orge Bähr, der als schlichtes Dorfkind 1666 zu Fürstenwalde b. Lauen stein geboren wurde. Unter seiner Direktion ließ der Maurermeister Samuel Baumgarten aus Ruppendorf von März 1713 an die angefah renen Werkstücke zurichlen. Als genialer Künstler eines echt protestan tischen Kirchenstiles drängte es Bähr stets zur Kuppelform, die er der Kosten wegen hier nicht ausführen konnte, was ihm aber später bei der Dresdner Frauenkirche im großartigsten Sinne vergönnt war. Am 19. April 1713 begann in Gegenwart Alemanns, der nach einem gesprochenen Gebete drei Rasen abhackte und drei Schaufel Erde abwarf, das Grundgraben durch hiesige Gemeindeglieder, womit man bis zum 6. Mai zustande kam. — Auf des Pfarrers Vorschlag wurden spä ter ständige Arbeiter angestellt und von der Gemeinde bezahlt. Am 7. Mal, als am Sonntag Jubilate, nachmittags 6 Uhr, wurde der Grundstein mitten hinter dem Platz, auf welchem der Altar zu stehen kommen sollte, unter großer Feierlichkeit gelegt. Die Feier leitete eine Betstunde auf dem Bauplätze ein. Der Pfarrer verlas dabei den 84. Psalm: „Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth." Nach dem