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Im ganzen Reich haben am letzten Sonntag in rund gOOOO Versammlungen die Saardeutschen sich zum deutschen Vaterland bekannt. Es ist der Ausbruch eines Volkes, wie er in dieser demonstrativen Gewalt kaum je erlebt wurde. Und wenn in den nächsten Tagen die geschmückten Sonder- , züge mlt den Abstimmungsberechtigten der Saar zueilen « werden, dann darf das deutsche Volk die Gewißheit zurück- ! behalten, daß am 13. Januar jeder Saardeutsche seine Pflicht ! tun wird. Denn wie in der Saarbrücker Kundgebung be tont worden ist. ist es durch die Enthüllungen der letzten Wochen noch manchem wie Schuppen von den Augen ge fallen, der da glaubte, daß die Separatisten sich tatsächlich für Deutschland einsetzten. Heute wissen es alle, daß der Status-auo-Separatismus nur ein Richtungsziel hat: Frank- reich. Daran ändern keine noch so fadenscheinigen Erklä rungen etwas. Frankreich hat den Status-quo-Separatis- mus mit allen Mitteln unterstützt in -er Hoffnung, auf diesem Umwege „doch noch zu erreichen, was englischer Neid > und amerikanische Mißgunst in Versailles nicht zuließen". Denn so schrieb vor etwa vierzehn Jahren ein französischer ! Journalist, als er die Aufgaben der Saarregierung kenn- s zeichnete. Damals hofft« man in Frankreich noch mit , ClSmenceau, daß fünfzehn Jahre ausreichen würden, um , die Bevölkerung an der Saar zu einer anderen als deut- j schen Gesinnung zu bekehren. Jetzt hat man sich auch in Frankreich davon überzeugt, daß diese Hoffnung sich nicht erfüllt hat. daß sie sich nie er füllen wird. Das Saarvolk ist deutsch, und daß es deutsch bleiben will, hat der Aufbruch an der Saar am 6. Januar hewiesen. Beginn der Abstimmung »orabftimmung der Beamten im Saargebiet Saarbrücken, 8. Januar. Die Saarabstimmung hat am Montag um Uhr mit der Abstimmung gewisser Gruppen von Abstimmungsberech tigten, die am 13. Januar anderweitig stark in Anspruch ge nommen fein werden, praktisch begonnen Unter diese Grup pen, für die in den Kreisstädten Wahllokale eingerichtet sind, fallen u. a. die Landräte und Bürgermeister, die Personen, die der Polizei und dem Landjägerkorps angehören, die Be amten, Angestellten und Arbeiter der Lisen- und Straßen bahnen, der Krastomnibuslinien, des Post-, Telegraphen- und Fernsprechwesens sowie das Personal der Kranken häuser und Gefängnisse. , Für Saarbrücken-Stadt sind in der Nauwiesener Schule drei Wahlbüros eingerichtet worden, in denen, abgesehen von einem stattlichen Aufgebot von Tonfilmoperateuren und Photographen, kein besonders lebhafter Verkehr herrschte. In einem Lokal hatten in den ersten dreioiertel Stunden nur drei Personen von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht. An langen Tischen sitzen in den drei Schulzimmern die drei Wahlvorsitzenden, umgeben von ihren vier Beisitzern, die sich aus Vertretern der Deutschen Front und der Rückgliede rungsgegner zusammensetzen. Die beiden feindlichen Par- teien werden durch den Vorsitzenden und die neben ihm stehende graugrüne Wahlurne etwa in Größe eines deut schen Briefkastens getrennt. Die Urne trägt in großen wei ßen Buchstaben die Aufschrift „Vorabstimmung Saarbrücken- Land". Die Wahlprüfer sehen die Abstimmungsausweise und Personalausweise der Personen, meist Landjäger und Polizerbeamte, ein. Die Stimmberechtigten begeben sich dann in die Zelle, stecken ihren Stimmschein ungefaltet in einen grünen Umschlag und übergeben ihn dann dem Vor sitzenden, der ihn gemeinfam mit dem Abstimmungsausweis des Betreffenden in «inen weiteren Umschlag, einen Fenster briefumschlag, steckt, auf dem genaue Angaben über den Wahlbezirk und -le Bürgermeisterei des Stimmberechtigten gemacht werden.' Dieser Umschlag wird vom Vorsitzenden persönlich zugeklebt und mit dem Amtssiegel versehen. Der Stimmschein wird dann in diesen doppelten Briefumschlägen in die Urne gesteckt. Die voraussichtlich nicht sehr starken Bündel von Stimmscheinen werden nach Schluß der Vor abstimmung, am Dienstag um 20 Uhr, herausgenommen werden. Sodann werden sie dem Wahlbezirk überwiesen, dem der betreffende Abstimmungsberechtigte nach den Auf zeichnungen auf dem Fensterbriefumschlag ang«hört. Am Wahlsonntag selbst werden dann die Fensterbriefumschläge entfernt und von neutralen Beamten di« Umschläge mit dem Stimmschein in die jeweilige Wahlurne d«s zuständigen Ab stimmungsbezirks gesteckt werden. Es sind besondere Borkeh- , rungen dafür getroffen worden, daß gerade bei diesem Wahl akt das Abstimmungsgeheimnis unter allen Umständen ge wahrt wird. Man rechnet für Saarbrücken-Stadt mit einer Gesamtbeteiligung von etwa 1200 Wahlberechtigten. Etwas bewegter steht es in dem Vorabstimmungsbüro von Saarbrücken-Land in der Kreissparkasse zu Saarbrücken ^aus, wo nur in einem Raum Gelegenheit zur Stimmabgabe geboten ist. Gleichzeitig finden in Gefängnissen und Kranken häusern Vorabstimmungen statt, die unter der Leitung des Norwegers Loederup vorgenommen werden. Alle Saar- i brücker Strafgefangenen wurden zur Vornahme dieser Wahl- akte nach der Lerchesflur geschafft. Dies« Vorwahl kann nach den Abstimmungsbestimmungen drei Tage dauern Presse über da» Thema: „Am 13. Januar: Den weg frei zur Verständigung!" Die Rede wird in der Zeit von 20 bis 22 Uhr über alle deutschen Sender übertraaen. Sorgen der AWmmmgrlommWo« Schreiben an die Bischöfe von Trier und Speyer. Die Abstimmungskommission des Saargebiets, hat an die Bischöfe von Speyer und Trier ein Schreiben gerichtet, das gleichzeitig in der Saarpresse veröffentlicht wurde und in welchem sie sich gegen die Erklärung wendet, die die Dechanten als Sachwalter der Katholischen Kirche im Saar gebiet über die Abstimmung veröffentlicht haben, und gegen die bekannten Schreiben der Bischöfe von Speyer und Trier. Die Abstimmungskommission behauptet, daß es sich um ein „rechtswidriges Eingreifen" in die politischen Vorgänge im Saargebiet handele, das eine Beeinflussung mit sich bringen könne in der Art, daß die Freiheit der Abstimmung gefähr det werden könne. Die Sorge der Abstimmungskommission sollte sich nach allgemeiner Auffassung intensiver auf andere Stellen rich ten, die sich unbefugt in den Abstimmuagskamps einmischen. Bisher ist noch nicht bekannt geworden, daß die Abstim- mnngskommlssion etwas gegen die französische Grubenver waltung unternommen hat, die mit materiellen Machtmit teln und ausgeklügeltem Spihelsnstem einen unerlaubten Druck aus die saarländischen Bergleute und darüber hinaus eine politische Herrschaft über die abstimmungsberechtigte Bveölkerung auszuuben suchte. SeimkpriWent Srrisrr in WuMm Zweitägiger Antrittsbesuch bei der polnischen Regierung. Danzig, 8. Januar. Der Danziger Senatspräsident Greiser ist zu dem an gekündigten offiziellen Antrittsbesuch bei der polnischen Re gierung in Warschau elngetroffen. In seiner Begleitung befinden sich der Wirtschaftssena tor Huth, Senatsrat Böttcher, Regierungsrat Blume von der auswärtigen Abteilung Les Senats sowie der Adjutant des Senatspräsidenten, Hauptmann der Schutzpolizei Kölle. Zur Begrüßung waren auf dem Bahnhof u. a. erschie nen Minister Zawadzki in Vertretung des Ministerpräsiden ten, der Kabinettschef des Außenministeriums Dembicki in Vertretung des Auß«nminist«rg, Graf Romer als Vertreter des Staatspräsidenten, ferner Vertreter -er zivilen und mi litärischen Behörden. Der Besuch des Staatspräsidenten wird entgegen dem ursprünglichen Programm auf einen weite ren Tag ausgedehnt. Die Danziger Gäste werden sich am heutigen Dienstag in das Schloß Spala bei Tomaszow be geben, um dort dem polnischen Staatspräsidenten einen Be such abzustatten. Die Vertreter des Danziger Senats unter Führung von Genatspräsident Greiser statteten dem polnischen Minister präsidenten Kozlowski einen Besuch ab. Anschließend wurden sie von Außenminister Beck zu einem Frühstück geladen, an dom u. a. Vertreter der polnischen Regierung und der pol nisch« Vertreter in Danzig Papee teilnahmen. Bon gestern bis heute Uebernahme der würllembergischen Justizverwaltung. In einem feierlichen Akt wurde in Anwesenheit des Reichsjustizministers Dr. Gürtner die Uebernahme der würt- tembergischen Justizverwaltung auf das Reich vollzogen. Zu dem Festakt, der im großen Sitzungssaal der früheren Ersten Kammer in Stuttgart statffand, hatten sich mit dem Reichs minister eingefunden Staatssekretär Dr. Schlegelberger, die Ministerialräte Dr. Sauer und Wagner als Sachbearbeiter für die Verreichlichungsfragen, Reichsstatthalter Murr, Mi nisterpräsident Mergenthaler und die übrigen württembergi- schen Minister. Kundgebung der Deutschen Christen. Aus allen Gauen des Reiches waren di« V«rtreter der Deutschen Christen in Berlin um den Leiter der Reichs bewegung Dr. Kinder versammelt. In Einmütigkeit be kannten sich die Vertreter des evangelischen Kirchenvolkes mit allen hinter ihnen stehenden Kreisen zu der Willenskund gebung der Führerschaft des Deutschen Reiches vom 4. Ja nuar: Treu dem Führer und Kanzler, aufbaufreudig im Reich, friedensbereit in der Kirche! In allen evangelischen Gotteshäusern Deutschlands wird am Sonntag, den 13. Ja- ! nuar, in Gebet und Predigt der Volksgenossen an der Saar in ihrer entscheidungsvollen Stunde fürbctend gedacht werden. Englische Jugend bei Ministerpräsident Göring. Am Abschlußtag des deutsch-englischen Jugendiagers, das diesmal in Berchtesgaden abgehalten worden ist, wur den die deutschen und di« englischen Teilnehmer von Mini sterpräsident Göring auf dem Obersalzberg begrüßt. Mini sterpräsident Göring fand sehr anerkennende Worte für die wertvolle ständige Arbeit dieser Lager. Die deutschen und die englischen Teilnehmer berichteten begeistert über ihre Erlebnisse im Gemeinschaftslager. Kommunistische Geheimorganisation in Vorarlberg. Lerlammlungsverbot ab 10. Januar Di« Abstimmungskommission hat in Uebereinstimmung !mit der Regierungskommission eine Verordnung erlassen. >nach der die Veranstaltung öffentlicher oder geschlossener Versammlungen, auch solcher zu geselligen Zwecken, soweit ! diese in Orten oder in Räumlichkeiten stattfinden, die dem ! Publikum gewöhnlich zugänÄich find, vom 10. Januar bis -um Zeitpunkt der amtlichen Bekanntgabe des Abstimmungs ergebnisses verboten sind. Von dieser Regelung sind jedoch Theater- und Lichtspieltheater-Aufführungen ausgenommen. Ler SaarbeoollmSchttgte spricht am 8. Januar Der Saarbcvollmächtigte des Reichskanzlers, Gaulei- Irr Bürckel, spricht nicht, wie ursprünglich gemeldet, am 11. Januar, sondern am Mittwoch, dem S. Januar, 20 Uhr, la einer öffentlichen Kundgebung in der Fruchthalle zn Kai serslautern vor den Vertretern der in- und ausländsicken Wie das Nachrichtenblatt der österreichischen Bundes bahnen berichtet, häufen sich in Vorarlberg die Fälle, in denen sich Bedienstete und Ruheständler der Bundesbahnen an kommunistischen Umtrieben beteiligten. In 43 Fällen wurde in diesem Zusammenhang die Entlassung und Strei chung des Ruhestandsbezuges verfügt, davon 29 allein in Bludenz. Wie hierzu noch berichtet wird, hängen diese Maß regeln mit der Aufdeckung einer Geheimorganisation in Vorarlberg zusammen, wobei etwa 130 Verhaftungen vor genommen wurden. Diese kommunistische Geheimorganisa tion steht in Verbindung mit einer illegalen Zentrale in Wien. Rundfunkbotschaff Macvonald». In einer durch den Rundfunk verbreiteten Botschaft an das britische Volk sagte Ministerpräsident MacDonald u. a., die Aussichten seien verheißungsvoll. Alles deute darauf hin, daß das neue Jahr eine Besserung des Handelsverkehrs, stei gende Löhn« und zunehmende Beschäftigung bringen werde. I Dl« jetzigen Verhandlungen zwischen Frankreich und Italien hätten in erster Linie den Zweck, zu entdecken, wie Hin-er- ' niste für das gegenseitig« V«rtrauen und di« Sicherheit des ! Friedens beseitigt werden könnten. Diese Verhandlungen - berechtigten zu der Hoffnung, daß «s im neuen Jahr einen« ! gMen Fortschritt in d«r Beruhigung Europa» geben werd«.! I Allerlei Neuigkeiten ! Auf der Landstraße niedergestochen. Von der Staats- ! anwaltschaft Frankfurt a. O. wurde die Berliner Mord- < kommission nach Herzberg bei Glienicke gerufen. Dort ist - der Arbeiter Herbert Radtke auf der Landstraße zwischen . Glienicke-Lindberg im Kreis« Beeskow-Storkow erstochen ! aufgefunden worden. Nach dem Stand der ersten Ermitt- ; langen ist Ler Ermordete, als ex auf dem Rückweg von i einem Tanzvergnügen in Glienicke war, von zwei Radfah- j rern angepöbelt worden. Schließlich ist einer oer unbekann- i ten Fahrer abgestiegen, hat sein Messer gezogen und Radtke s mehrer« Stichwunden beigebracht, die zu seinem Tode führ- ' ten. Nach der Tat flüchteten die Radfahrer in unbekannter s Richtung. Verwegener Raubüberfall. In Weende bei Göttingen ! drangen abends zwei vermummte Burschen in Lie Wohnung! ! des Kaufmanns Baake und verlangten von ihm mit oarge- ! haltenem Revolver Geld. Als Baake die Räuber hinzuhal- » ten versuchte, feuerte der eine. Baake brach schwer getroffen ! zusammen. Di« beiden Burschen flüchteten. Sie entkamen i unerkannt. Baake brachte noch die Kraft auf, sich zum. Fen ster zu schleppen und um Hilfe zu rufen. Sein Zustand ist ! bedenklich. Fleischvergiftung. 12 Personen aus Großalmerode der Kassel, die beim Schweineschlachten geholfen hatten, wurden in das Landeskrankenhaus mit Vergiftungserscheinungen« ! eingeliefert. Später wurden noch weitere 18 Erkrankte« in Kasseler Krankenhäuser übergesührt. Die Vergiftung soll: nicht auf den Genuß des Schweinefleisches, sondern auf den! j zugekauften Rindfleisches zuriickzuführen sein. Lebensgefahr! , soll für die Erkrankten nicht bestehen. ! Staviskys Millionenschwindel. Der Untersuchungsrich-! i ter für den Stavisky-Fall hat den zusammenfassenden Be-! ! richt des zuständigen Bücherrevisors erhalten. Danach hat : Stavisky zwischen den Jahren 1928—1933 über eine Summe ! von 259 Millionen Franken verfügt. Für 218 Millionen sind seine Ausgaben belegt. Es fehlen Angaben über 41 Millio- t nen Franken. Rekordkälte in der Sowjetunion. In den letzten Tagen! herrschte im europäischen Teil der Sowjetunion und in Si birien strenge Kälte. In Moskau sank die Temperatur bis unter 33 Grad Celsius. Auch die Ukraine meldet Rekord temperaturen. Aus Sibirien werden starke Schneefälle ge meldet. In der Gegend von Sretensk, Tschita und Werch- neudinsk ist der gesamte Eisenbahnverkehr durch Schnee wehen lahmgelegt worden. Die Bevölkerung und Militär abteilungen wurden mobilisiert, um die Gleise von den un- geheuen Schneemassen zu befreien. Piratenüberfall bei Hongkong. Ein chinesischer Küsten dampfer wurde auf der Fahrt nach Macao nur 20 Meilen von Hongkong entfernt von Seeräubern überfallen. Drei Chinesen wurden von ihnen als Geiseln mitgenommen Der Stellvertreter des Führers sprach am Vorsonntag der Saarabstimmung im Berliner! Sportpalast. Neben den in der Neichshauptstadt weilenden« !Saardeutschen nahmen 20 000 Menschen an der gewaltigen« S.?arkundg;b:ing teil. EilenbahnungiM in der SoWjelumsn Moskau, 8. Januar. In der Rächt sind aus der Strecke Moskau—Leningrad die Schnellzüge 25 und 27 zusammen- gestoßen. Mehrere Personenwagen wurden zertrümmert. Reber die Zabl der Toten sind amtliche Mitteilungen noch nicht erfolgt, doch befürchtet man, daß die Zahl der Todes opfer recht beträchtlich sein wird, da beide Züge stark besetzt! waren. Im Zusammenhang mit dem Unglück auf der sogenann- ten „Oktober-Eisenbahn", 217 Km. südlich Leningrads zwi- chen Malaja Wischera und dem wichtigen Knotenpunkt Bo- ogoje, wurde eine Reihe von Eisenbahnbeamten des Strek- tenabschnittes in Haft genommen. Der Verdacht, daß ein, Sabotageakt das Unglück verursacht hat, wird hierdurch oer- itärkt. Die Eisenbahnverwaltung und das Volkskommissa riat des Inneren haben noch immer die Zahl der Opfer nicht > zenannt. Es vertontet indessen, daß die Rettungsmannschaf ten schon über 2 0 Leichen geborgen haben - -UM" . , .