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Winter-Mlfowepk öes üeull'mmvo Kes Noch 100 !M M Oes OeuMken Volkes 19oö Kamps gegen Hunger und KSlle! Ein Gespräch aus der Treppe Herr Weise und Herr Kleinlich treffen sich am Mu- jahrsmorgen aus der Treppe ihres Hauses. Er entfpinnt sich folgendes Gespräch: Kleinlich: Prosit Neujahr, Herr Weise! Wo kommen Sie denn her? Sie haben sich wohl wieder im Dienst des Vaterlandes betätigt? Weise: Ja, ich habe Spitzenrosetten für das Winter hilfswerk verkauft. Ich würde Ihnen gern noch eine anbieten, aber ick bin schon alle los. Sind ja auch wieder zu hübsch, die Dinger. Am liebsten würde ich nach Tisch noch einmal losgehen. Kleinlich: Herr Weise, ich bewundere Sie! Immer munter und vergnügt, trotz Ihrer 52 Jahre, und jeden Tag unterwegs für das WHW. Das könnten Sie eigentlich doch mal einem Jüngeren überlassen. Weise: Mein lieber Kleinlich, wenn jeder so denken würde, dann würde überhaupt nichts geschehen. Außerdem... Kleinlich: Ja, aber glauben Sie denn, daß das wirk lich noch nötig ist? Die Arbeitslosigkeit soll ja so kolossal abgenommen haben. Wenn das tatsächlich stimmt, dann brauchen wir Weise: Daraus können Sie sich verlassen, daß das stimmt. Sie sehen es doch mit eigenen Augen — überall wird gebaut — in unserem Hause hier haben doch alle wieder Arbeit. Aber bedenken Sie, daß noch genug übrig bleiben. Vor zwei Jahren waren es sieben Millionen — heute sind noch zwei Millionen Arbeitslose — und dazu die vielen alten Leute, die sich selbst nicht mehr helfen können, die Kleinrentner, die in der Inflation alles verloren haben, die Kinderreichen, für die der Vater gar nicht genug heranschasfen kann, um alle die hungrigen Mäuler zu stopfen, dann die Kurzarbeiter, die noch nicht die ganze Woche beschäftigt werden können, die Kranken und Arbeitsunfähigen — das kommt doch alles noch hinzu. Im vorigen Jahr haben wir ost nur das Nötigste tun können. Das soll dies Jahr besser werden. Und darum müssen wir alle ran, sonst können wir es nicht schaffen. Kleinlich: Das ist ja alles ganz schön und gut, aber damit allein werden Sie es doch auch nicht schaffen. Die Leute wollen Arbeit und Lohn, aber kein Almosen. Weise: Da haben Sie vollkommen recht, Herr Klein lich. Aber das Winterhilfswerk ist doch gerade gegen das Almosengeben! Jeder Bedürftige hat ein Recht darauf, dah wir ihm Helsen, denn er ist in den meisten Fällen an seiner Not ganz unschuldig. Wenn es Ihnen so schlecht gehen würde, Herr Kleinlich, und alle Ihre Anstrengungen keine Besserung Ihrer Lage bringen, dann würoen wir Ihnen genau so Helsen. Aber wir verlangen von jedem, der dazu imstande ist, daß er mitarbeitet. Und schließlich wissen wir alle, daß das Winterhilfswerk allein die Not nicht beseitigen kann. Sie haben ja vielleicht schon mal etwas von der Arbeitsbeschaffung gehört. Die Regierung tut alles mögliche, um die deutsche Wirtschaft wieder in Gang zu bringen. Aber so lange noch irgend jemand in Not ist, müssen wir eben auf diese Weise helfen. Tja — Nom ist auch nicht in einem Tage erbaut worden. Kleinlich: Das finde ich auch ganz richtig, daß die Leute etwas dafür tun sollen, wenn man ihnen hilft. Aber daß Sie auch mitmachen und sich nach Ihrer Berufs arbeit noch mit diesen Leuten herumquälen, das bewundere ich offen gestanden. Das ist doch keine Gesellschaft für Sie! Weise: Mein lieber Herr Kleinlich. Sie haben offen bar noch nie etwas von Volksgemeinschaft gehört. Mir ist so ein armer Arbeiter manchmal lieber als viele meiner Kollegen. Es gibt prachtvolle Kerle darunter, und sie haben fast alle mehr Herz und Takt im Leibe als die feinen Damen, die mich an der Haustür durch das Dienst mädchen abfertigen lassen. Es gibt eben überall son'ne und solche. Uebrigcns irren Sie sich, wenn Sie glauben, daß wir beim Winterhilsswerk nur mit einfachen Leuten zu tun haben. Das Schicksal ist blind und macht keine Unterschiede. Da kenne ichzum Beispiel einen Mang, dem ist es auch nicht an der Wiege gesungen worden, daß er einmal auf die Wohlfahrt angewiesen sein würde. Sein Vater hatte mehrere Rittergüter und große Ziegeleien, alles verloren. Er selbst hat alles mögliche studiert, hat die halbe Welt gesehen und sogar Bücher geschrieben. Aber jetzt ist er schwer leidend und weiß nicht, wie er seine Familie durchbringen soll. Seine kleine Tochter hat Knochentuberkulose; wir haben sie in ein Heim gebracht, das hätte er allein niemals machen können. Ich unter halte mich oft mit ihm; er macht schriftliche Arbeiten für das WHW und seine Frau hilft mit in der Nähstube. Sie haben zu vieren nur eine Wohnküche und haben in frühe ren Jahren nicht einmal genug Kohlen gehabt, um sic zu Heizen. Darum sind sie auch alle krank geworden. Kleinlich: Aber das ist ja schrecklich! Kann man dem Mann denn nicht helfen? Weise: Seben Sie, Herr Kleinlich jetzt sind Sie auf einmal gerührt! Aber Sie kommen nicht zu spät. Wenn Sie jemanden wißen, der Sprachunterricht haben will — er spricht mehrere Sprachen perfekt, damit könnten Sie ihm eine große Freude bereiten. Kleinlich: Will mal Nachdenken. Haben Sie noch meh rere solcher Fälle? Weise: Wir haben alle möglichen „Fälle", und wir kümmern uns um jeden. Sie sind uns auch alle gleich lieb, denn es sind eben alle deutsche Volksgenossen, und es macht uns auch gar nichts aus, wenn einer etwas schwierig oder mißtrauisch ist; ich kann das so gut verstehen. Was haben sie alles durchgemacht! Oft hat sie nur ein letzter Schein von Hoffnung vor dem letzten Schritt zurückgehalten! Kleinlich: Na, wir haben es auch nicht ganz leicht gehabt. Erst die Inflation, dann die große Krise, Gehalts abbau und Steuern, Steuern, Steuern, es nimmt gar kein Ende. Nun kommen auch Sie immer wieder mit Ihrem WHW. — Ich seh's ja ein, es ist für einen guten Zweck, aber bedenken Sic doch, woher soll man es denn nehmen? Ich glaube doch manchmal, Sie tun des Guten etwas zu viel. Es müssen doch gewaltige Beträge zusammenkommen. Weise: Das kann man wohl sagen. Aber ich habe Ihnen ja vorhin schon erklärt: es wird auch unendlich viel gebraucht. Wenn Sie einmal einen Augenblick zu mir hereinkommen wollen; ich habe da eine Zeitung mit den neuesten Zahlen über die Ergebnisse der ersten Monate. Das ist sehr interessant. pür ckas ^inkssbillsweckl Hin kleiner lunge opkert sein liebstes Zuck lllr seine k^ameracksv. Die beiden betreten die Wohnung des Herrn Weise und werden von Frau Weise mit einem fröhlichen „Heil Hitler" begrüßt. Dann entschuldigt sie sich, denn sie hat noch in der Küche zu tun. Weise: Sehen Sie, Herr Kleinlich: fast 50 Millionen Bargeld sind für das Winterhilfswerk in den ersten beiden Monaten gespendet worden. Außerdem etwa 40 Millionen an Sachwerten, soweit man das überhaupt zahlenmäßig erfaßen konnte. Dazu noch 8 Millionen an ersparten Frachtkosten, die die Reichsbahn dem WHW erlassen Hal. Kleinlich: Macht zusammen mehr als hundert Mil lionen! Donnerwetter, die möchte 'ich mal aus einem Haufen sehen: Damit müßten Sie doch eigentlich den ganzen Winter reichen. Weise: Sie irren sich, Herr Kleinlich. Im vorigen Winter hat das Winterhilfswerk fast 350 Millionen ge braucht, und wir möchten doch mindestens ebensoviel zu- jammcnbringen. Wenn wir in zwei Monaten 100 Milli onen ausgebracht haben, dann würde das in sechs Monaten 300 Millionen bedeuten; fehle» demnach noch fünfzig Mil lionen. Wir müssen uns also noch tüchtig anstrengen. Kleinlich: Und ich habe geglaubt, daß in diesem Jahr viel mehr gegeben morden wäre als im vergangenen. Weise: Das ist auch richtig, soweit es die ersten Monate betrifft. Im vorigen Jahr war das WHW. etwas Neues und mußte sich erst langsam einspielen. Aber in den fol genden Monaten flossen die Gaben um so reichlicher. Kleinlich: Ich hatte ge glaubt, 100 Millionen wären unendlich viel Geld. Und nun reicht es kaum für 3 Monate! Weise: Hundert Millionen, sind auch sehr viel Geld, vor allem, wenn sie aus Pfenni gen zusammengetragcn wer den. Na, nun werden Sie viel leicht verstehen, warum wir uns - jo anstrengen müßen. Da gibts kein Lockerlaßen — Schritt um Schritt muß erkämpft werden. Zum Beispiel wir hier in unserer Ortsgruppe — wir betreuen neunhundert Men schen, das sind fast dreihundert Familien. Bis zum Früh ling sind noch etwa ' " "" """""" muß in jeder dieser dreihundert Fami lien der Ofen geheizt werden, an jedem Tage wollen sie alle satt zu eßen haben, und ganze Sohlen an den Stiefeln, da mit niemand naße Füße bekommt, und warme Kleidung. Ab und zu einmal auch ein gutes Buch oder ein nettes Konzert, denn der Mensch lebt nicht von Brot al lein. — So steht es in allen Ortsgrup pen im ganzen Reich aus. Kommt ein Gau nicht zurecht, so müs sen die anderen ab geben — da gibt es ebendiePaten-Eaue, und es ist doch unsere verdammte Pflicht und Schul digkeit, daß wir für unsere Nachbarn sor gen. Kleinlich: Da ha ben Sie recht, Herr Weise, das sehe ich ein. Donnerwetter noch mal, wenn man sich das alles so rich tig überlegt, dann muß man ja wirklich mchr als bisher geben... Sagen Sie — darf ich Ihnen 5 Mark hier in Ihre Sammelbüchse stecken? Ich will mal sehen, vielleicht habe ich noch mehr bei mir... Weise: Das ist ja prachtvoll, Herr Kleinlich. Haben Sie vielen herzlichen Dank! So... fünf Mark, sechs Mark, sieben Mark dreißig — da wird sich unser Kaßenwart aber freuen! Wenn Sie wüßten, was das für uns bedeutet. Damit haben wir wieder für eine Menge Volksgenoßen gesorgt. Kleinlich: Wirklich? Da möcht' ich noch was gehen, damit es weiter reicht! Und Sie sprachen vorhin von Büchern — ich habe da manches, was ich Ihnen zur Ver fügung stellen könnte; zum Beispiel habe ich Schillers Werke doppelt, und noch manches andere, was ich zur Not entbehren könnte. Ich muß überhaupt einmal richtig nachsehen... Weise: Sehen Sie, Herr Kleinlich, so gefallen Sie mir! Das nennt man das Neue Jahr gut anfangen! Wenn Sie und alle anderen so weiter machen, dann kommen wir dieses Jahr bestimmt auf vierhundert Millionen! DerFreffeiEarr. Ich bmgentnm vrrFressmdNarr/ Man kennt mich in der ganym Pfarr- Wo mich cin reich Mann leit zu tisch/ Setzt mir für gut Wildpret vnb fisch/ Soschlem ichsamwolt mirs emlauffn/ Thu auch den Wein so kuollicht sauffn/ Ala obichseygantzbodenloß/ Seß ifi mcin Schmerbauchdick vnb groß Zolede Volksgenossen eil» es LueN deute neck. ?ür äus WHW. k-iben sie niedts ebne. Der Geist von Vionville Ein tivjühriger Mann, der :m Besitze des Mundstücke der Trompete von Vionville ist, schrieb an Minister Dr. Goebbels und schlug ihm vor, dieses Mundstück ale Sinnbild des WHW. zu verwenden. Er, der am Ende seines Lebens steht und der wohl Anspruch daraus erheben« könnte, daß sich andere für ihn sorgen, mach! sich noch« Sorgen darüber, wie er Helsen kann! Und du? Es war in der Schlacht von Vionville. Das Gefecht stand seit Stunden. Plötzlick gingen die Franzosen zurück. Ein einziger deutscher Offizier bemerkte das Zurückgehen, erkannte die Möglichkeit, die sich den deutschen Truppen bot, sprengte mit gezogenem Degen den weichenden Franzosen nach und rief in einem fort: „Avancieren, avancieren!" Mit diesem Ruse sprengte der Offizier an einem Trompeter vorbei, der ichweroerwundet im Graben der Straße nach Vionville lag. In dem Lärm der Schlacht und in dem Kanonendonner verhallte die Menschenstimme ungehört. Der Trompeter erkannte das und riß mit todes matter Hand feine Trompete zum Munde. Er raffte alle Energie zusammen, und trotz seiner schweren Kopfverletzung blies er weithallend immer und immer wieder das Signal zum Avancieren. Endlich hörten die erschöpften Truppen das Signal, das von anderen Trompetern ausgenommen und weiter gegeben wurde. Es flößte ihnen neue Kraft und neue Angrifssfreudigkeit ein. Während der schwerverwundete Trompeter unter den Anstrengungen seiner Signale tot zusammenbrach, gingen die deutschen Truppen vor und besiegten die Franzosen. So wurde die Schlacht von Vion ville gewonnen. Auch jetzt fit der Feind des deutschen Volkes im Weichen. Die Arbeitslosigkeit, die Not, die Niedergeschla genheit und die Verzweiflung am Sinne des menschlichen Lebens beginnen zu schwinden. Noch ist die Schlacht mcht gewonnen, aber wir stehen vor dem letzten entscheidenden Angriff. Die Trompete von Vionville soll noch einmal zum Siege anseuern. Das Signal xrtönt — avancieren wirk .qÄcdAM-up- « - .