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Taz Drkodorreektselmlr: künf I'ürmv-Verlae ttslle (8asle). * * Nr Se gehörlgkeit schenkte. (Fortsetzung folgt.). 14) „Ich wollte, gnädige Frau. Nachdruck verboten. Ihr Herr Gemahl könnte Sie so sehen, Nicht eine Sekunde lang vermöchte er Da war es um Renates Fassung geschehen, und laut aufweinend schlang sie die Arme um den Hals ihrer Gönnerin. Monatelang befand sich Renate nun schon in Nina Ninsens Diensten. Noch nie hatte sie auch nur ein einziges böses Wort vernommen, nie eine Laune ihrer Herrin zu erdulden gehabt. Die Künstlerin behandelte sie wie eine Freundin, und Renate dankte ihr die unendliche Zartheit. Nina Ninsen pflegte wenig Geselligkeit. „Ich liebe die Menschen nicht-, sagte sie stets. „Keiner will dem anderen helfen — im Gegenteil, einer freut sich, wenn dem anderen Uebles widerfährt." Renate entdeckte bald, daß auch die große Künstlerin, trotz der äußeren Beherrschtheit ihres Wesens, nur ein Weib war, das Neble und geliebt werden wollte. Einer ihrer Kollegen, Richard Keest, war es, dem sie mit der großen Leidenschaft ihrer reifen Jahre zu getan war. Richard Keest zählte etliche Jahre weniger als Nina Ninsen, und er war ein ausgesprochen schöner Mann, dem alle Frauenherzen zuflogen. Renate fühlte sich keineswegs zu ihm hingezogen; sein Wesen erschien ihr falsch und heuchlerisch. Sehr gut erkannte sie, daß er sie vom ersten Sehen an mit begehrlichen Blicken verfolgte, und das war ihr unendlich peinlich. Gegen Nina Ninsen, die ihn emporgeholt hatte aus dem Nichts des Unbekanntscins zur strahlenden Laufbahn eines Bühnenlieblings, zeigte er sich von überströmender Zärtlichkeit. Und sie glaubte an ihn! Glaubte, daß er sie gerade so und nicht anders liebe, wie sie war — un gekünstelt im Aeußeren und im seelischen Empfinden, so bald sie fern war von Theaterluft. Doch Renate, die ihm gegenüber Abneigung fühlte und deshalb schärfer sah, wußte genau, daß sein ganzes Tun und Lassen nur aus Lüge bestand. Sie vermied es ängst lich, ihm allein zu begegnen. Das Schicksal wollte es anders. „Frieda", sagte Nina Ninsen eines Tages zu ihr — Renate hatte sich bereits vollkommen an den neuen Rufnamen gewöhnt —, „ich muß heute nachmittag aus gehen, obwohl sich Richard Keest zum Tee angesagt hat. Eine wichtige berufliche Angelegenheit: Amerika ver handelt mit mir und bietet mir fabelhafte Gagen. Da ich das Englische genau so gut beherrsche wie meine deutsche Muttersprache, erschlösse sich damit ein neues, sehr er- giebiges Gebiet für meine Tätigkeit." „Vielleicht können gnädige Frau Herrn Keest anrufen und ihm mitteilen, daß..." „Ich versuchte es schon, liebe Frieda, doch sein Diener antwortete, Herr Keest sei außer Haus und kehre erst des Abends — also nach der Teestunde bei mir — zurück. Da bleibt wohl nichts anderes übrig, als ihn Herkommen zu lasten. Seien Sie, bitte, so freundlich und leisten Sie ihm Gesellschaft, solange ich fort bin. Ich weiß ja, wie reizend und behaglich Sie solche Nachmittagsstunden zu gestalten wissen. Grüßen Sie ihn inzwischen von mir und teilen Sie ihm mit, daß ich mich beeilen werde, baldigst daheim zu sein." Renates Herz klopfte. Sie sah, daß es keinen Ausweg für sie gab. „Wie gnädige Frau befehlen." . Nina Ninsen streichelte Renates Hände: „Ich befehle nicht, liebes Kind — ich bitte." Dann nickte sie ihr freundlich zu und eilte fort. Mit tiefem Mißbehagen sah Renate dem Alleinsein mit Richard Keest entgegen. Wenige Minuten vor fünf Uhr schrillte die Glocke; das Stubenmädchen eilte, zu öffnen. „Bitte in den grünen Salon, Herr Keest — Fräulein Frieda hat Ihnen eine Botschaft der Gnädigen zu über- mitteln*, vernahm sie die etwas schnippische Stimme des achtzehnjährigen Dinges, und gleich darauf Keests melo disches Organ: „Ja, ist denn Frau Ninsen nicht daheim?"/ „Nein", tönte es zurück. „Soso!" Bei diesem „Soso!" durchzuckte es Renates Herz in peinvoller Vorahnung. Heimliche Freude klang daraus und Erwartung, Abenteuerlust und die Gewißheit des ge wiegten Herzensbrechers^ wieder einmal ein paar amüsante Stunden verleben zu dürfe» Der sogenannte grüne Salon war Nina Ninsens Lieblingsaufenthalt. Modern eingerichtet, grotesk und asymmetrisch bis ins kleinste Detail, schien er gleichsam die verkörperte Launenhaftigkeit sprunghafter Ideen. „Er regt mich an", pflegte die Künstlerin von dem Raum zu sagen. „Er zeigt, daß man mit tausend Variationen auf seinem Standpunkt beharren kann." Diese Worte galten der grünen Farbe, die einzig und allein Beherrscherin deS Gemaches war, doch in unzähligen Nüancen und Schattierungen. Sogar den Parkettboden hatten entsprechende Färbungen des Holzes mit viel fältigem Grün überzogen. Renate erwartete den Gast. Sie trug ein schlichtes schwarzes Kleid, aber eS hob ihre Schönheit — das Eben maß der Figur, die durchsichtige Zartheit des Teints — in vollendeter Weise. Keest, der sie nur unw' dem Name» FrM» DM» kannte und keine Ahnung von ihrem Schicksal HM». MW wußte, daß sie in Wirtlichkeit Fra» Renate «eM. W Gattin des bekannten Fabrikanten, war, Mg One Haack z an die Lippen, eh« sie es zu verhindern veimoch«. TDf schaute er in ihre Augen. „Welch seltener Zufall - ei« Gwck das ich herbei sehnte, seit ich Sie zum ersten Male sah. > änlein Frieda." Renate entzog ihm die Rechte und wandte sich dar TM Maschine zu. „Ich bedaure unendlich, daß Frau Ninsen noch nicht zurückgekehrt ist, doch wird sie gewiß nicht lauae «ck kch warten lassen." Er verzog die Lippen: „So spröde, schönes Kind?" >. Sie beachtete seine Frage nicht: „Wieviel Stück Zucker, bitte?" Er versuchte die Situation zu retten: , „Nachdem Sie mir heute den Tee kredenzen, sollte er auch ohne Zutaten süß genug sein. Aber da ich neben der Poesie des Lebens auch die Annehmlichkeiten der Prosa zu schätzen weiß, bitte ich nm drei Stück." Wortlos reichte sie ihm die Tasse. Ihre Zurückhaltung reizte ihn erst recht. Er war es gewöhnt, daß die vor nehmsten Damen sich um seine Gunst bemühten — und diese simple Zofe tat, als seien ihr seine Komplimente lästig? Das verdiente Strafe. „Warum setzen Sie solch scheinheilige Miene auf, reizende Frieda?" begann er von neuem. Renate blieb ruhig: »Ich .setze keine Miene auf', wie Sie sich auszudrücken belieben — ich bin so, wie ich eben bin." „Das kann ich nicht glauben. Ein so schönes Geschöpf, geschaffen, einen Mann zu beglücken, sollte nicht einsam durchs Leben gehen." Sie warf den Kopf in den Nacken. „Ich denke, Herr Keest, es bleibt doch jedem selbst über lasten, wie er sich das Dasein einteilt." Sein leicht empfängliches Herz entflammte immer heftiger. „Sind Sie denn in einen Panzer aus Eis gehüllt?" Sie schob die Taffe aus dünnem, grünem Porzellan von sich. „Sie würden mir einen Gefallen erweisen, Herr Keest, wollten Sie ein anderes Thema wählen. Persönliches ist uninteressant und tut mitunter weh." „Darüber sind die Meinungen geteilt", klang es in auf reizendem Spott zurück. „Und ich wette mit Ihnen, was Sie wollen, daß ich mir einen Kuß von Ihnen holen werde, ehe ich heute diesen Naum verlasse." Erzürnt erhob sich Renate. „Noch ein Wort, und ich sehe mich gezwungen, mich zurückzuziehen." Keest geriet in Eifer: „Ist es eine Beleidigung, daß ich Sie schön, hinreißend schön finde?" „Ja, denn Frau Ninsen..." Er unterbrach sie mit wegwerfender Handbewegung: „Nina Ninsen! Du lieber Gott! Sie ist ein netter, lieber Kamerad! Ich bin ihr Dank schuldig, gewiß — aber das ist auch alles. Meinen Sie, eine so unschöne, nicht mehr junge Frau könne mein Herz, meine Sinne fesseln?! Was mich an sie binder, ist nicht Liebe, absolut nicht. Einzig und allein ihr Künstlertum interessiert mich. Sie ist ein merkwürdiges Geschöpf. Glaubt man auch: Jetzt! steht sie auf der Höhe, so klimmt sie immer noch Sprosse» weiter und.. ." „...und sie nimmt mich mit. Wolltest du das nicht! sagen, Richard?" tönte es da plötzlich. Unnatürlich ruhig, wenn auch weiß bis in die Lippen^ stand Nina Riffen auf der Schwelle. „Habe ich gestört? Das tut mir leid." Sie ging in den Nebenraum und ließ die Tür geöffnet.! Starr standen Renate und Keest. Drinnen surrte der Fernsprecher. „Sind Sie es, Mister Robertson? Ja? Das ist gut.. Ich wurde anderen Sinnes. Vorhin sagte ich, ich würde! den Kontrakt nur unterzeichnen, wenn Sie auch Richard Keest nicht verpflichten. Sie haben mich verstanden und sind froh darüber, denn Sie schätzen Keest nicht besonders? ' Gut, gut — dann sind wir ja einig. Ich bitte Sie, heute abend in meine Garderobe zu kommen — Sie können dan» auch gleich die nötigen Verhandlungen mit dem Direktor durchführen, wann er mich frei gibt. Sie meinen, er würde es nicht tun, da man eine Kraft wie Nina Ninsen mit aller Macht zu halten trachte, weil es ihresgleichen am Kunsthimmel nicht wieder gibt? Das mit dem Kunst himmel haben Sie hübsch gesagt, Mister Robertson! Hätten Sie sich nämlich dazu verstiegen, mir ein persön liches Kompliment zu machen, würde jch Sie glatt der Unwahrheit geziehen haben. Doch genug mit dem Scherz! Mein Vertrag läuft ohnedies bald ab — sollte der Direktor meiner Freigabe Schwierigkeiten bereiten, brauchen wir uns.keine grauen Haare wachsen zu lassen — Amerika steht mich vann eben ein bißchen später. Doch sehen wird es! mich. Auf Wiederschauen, Mister Robertson!" Gelassen, als habe die häßliche Lebenswahrbeit sie, nicht berührt^ betrat sie den Raum wieder. Außer sich stürzte Richard Keest ihr entgegen. „Nina, was ist geschehen?" Fast ohne Ironie klang die Antwort. „Jch bin plötzlich hellhörig und hellsichtig geworden ->! das ist alles." „Ich war unbedacht, ich..." Sie nickte. „Du warst so unbedacht, mich noch fern von hier zu, vermuten — dieser Fehler läßt sich aber nie mehr gut machen. Im Übrigen bin ich dir Dank schuldig, denn der Schmerz, deu mir dein Verrät bereitete, bringt mich der Stufe der Vollendlsyg meines Künstlertums wieder näher. Das mag de, Gewinn sein, Len mir unsere Zusammen- dann auch nur den allergeringsten Verdacht an der Lauter- .'cit Ihres Charakters aufrechtzuerhallen." „Mein Mann... Herr Doktor, ich muß Rücksicht nehmen auf seinen Namen. Darf ich von nun an wieder meinen Mädchennamen tragen, um den seinen zu schonen?" „Frau Ninsen muß wissen, wer Sie sind; doch das übrjge kann ich gewiß für Sie regeln. Und für Fran Ninsens Verschwiegenheil glaube ich einstehen zu können. Niemand hat für alle Höhen und Tiefen des Lebens so viel Verständnis wie die Leute vom Theater. Die Ninsen ist eine große Künstlerin — sie spielt nicht bloß die Person, die der Dichter ihr vorschreibt — nein, sie ist sie; sie geht vollständig auf in den Empfindungen, durch die ein Stück sie peitscht. Darum bin ich überzeugt, daß sie Ihrer Lage das vollste Verständnis entgegenbringen wird." Die Künstlerin hatte eine abseits gelegene Villa ganz für sich allein gemietet, und Renate atmete auf, daß sie nicht ejnes der vornehmen Hotels betreten mußte — als Bittende, Stcllungsuchende betreten mußte, in denen sie am Arme ihres Gatten noch vor kurzem Gast gewesen. Nina Ninsen mochte etwa vierzig Jahre zählen. Die Zeit hatte schon manche Spur in ihrem durchaus nicht hübschen, aber sehr interessanten Antlitz hinterlassen, und sie gab sich im Privatleben nicht die geringste Mühe, diese Spuren zu verbergen. An jeder Bühne war Nina Ninsen ein gern gesehener Gast; man zahlte ihr horrende Gagen, und so pflegte sie lächelnd zu sagen: „Habe ich es nötig, mich auf .Schön' herzurichten, wie meine lieben Kolle ginnen? Nein, venn ich stehe eben so hoch am Himmel der Kunst, daß die Kleinlichkeiten des äußeren Eindrucks für mich Geltung besitzen. Eine Persönlichkeit will ich sein — und die bin ich, mit oder ohne Schminke." Durch Nina Ninsens braunes Haar zogen sich schon Silberfäden, doch sie fand es nicht der Mühe wert, sie herauszurupfen. „Wer nicht alt werden will, muß jung sterben. Ich habe ja nicht die Absicht, Backfischrollcn dar zustellen — so stören mich auch die lichten Zeichen des nahenden Alters nicht. Und damit fertig." Ihre großen, dunklen Augen hingen unverwandt an Renate, während Doktor Lechwald deren Anliegen vor trug. Renate vermochte die Blicke kaum von den Händen der Schauspielerin loszureißen, die untätig in ihrem Schoße ruhten: Sie waren weder klein noch von voll endeter Form, doch so unendlich beseelt, daß sie wahre Kunstwerke restlosen Ausdrucks varstellten. Ein Zufall ergab, daß Renale gerade Nina Ninsen noch nie auf der Bühne hatte bewundern können. Als sie ihr kurzes Gast spiel in Berlin absolvierte, hatte ihr Gatte eben so viele geschäftliche Besprechungen und Konferenzen, daß er des Abends zu müde und zu abgespannt war, schwerblütiger Schauspielkunst zu huldigen. „Fräulein Ohlsen" — Renate war der Künstlerin dankbar, daß sie es vermied, sie beim wahren Namen zu nennen —, „ist es wirklich Ihre Absicht, sich um die Stelle einer Zofe in meinen Diensten zu bewerben?" „Jawohl, gnädige Frau." Ungebeugt klang Renates Stimme. „Dann sind Sie engagiert. Sie können sofort hier bleiben und sich gleich von Klara das Nötige zeigen lassen, damit Sie morgen schon Bescheid wissen." „Jch bin Ihnen dankbar, gnädige Frau." Gütig ruhten Nina Ninsens Augen auf der jungen grau. „Jch werde Sie nicht Renate rufen, Ihnen nicht weh zu tun durch Erinnerungen an glückhafte Zeiten. Welche Namen erhielten Sie sonst noch bei der Taufe?" „Friederike Maria." „Ich will Sie Frieda nennen — paßt es Ihnen, Fräu- lein Ohlsen?" - „Durchaus, gnädige Frau." Seit Rina Ninsen sie mit „Fräulein" angesprochen hatte, seit sie nun offiziell „Frieda" hieß, war es Renate, als sei ein anderes Ich in ihr Selbst geschlüpft — und sie erkannte, daß es ihr half, die Kluft, die zwischen der wunderbaren Vergangenheit lag, der harten Gegenwart und dem Kampf ums Sein, der ihr in der Zukunft er stehen würde, so zu erweitern, daß sie die Kraft fand, zu überwinden. Gütig blickte die Künstlerin sie an: „Sie brauchen mein Heim nicht mehr zu verlassen, bis wir abretsen. Was an Besorgungen für Sie zu erledigen ist, werden entweder Doktor Lechwald besorget: oder ich." Tränen traten in Renates Augen. „Sie wissen in Seelen zu lesen", murmelte st- „Jch werde nun Klara rufen, damit sie Sie in Ihre Obliegenheiten einweiht. Von morgen an arbeiten Sie dann selbstMvttz, und ich bin überzeugt, daß wir uns sehr gut verstehen werden." Damit reichte sie Renate die Hand, die diese an die Lippen pressen wollte. Doch Nin« Ninsen erhob sich schnell und zog Renate an ihre Brust. „Mein liebes Kind", sagte sie leise und bewegt, „ich wünsche von ganzem Herzey. daß sich Ihr Schicksal bald jwieder zum Guten wendet." ganzen T< «/«5 Uhr r Westen hc nach erfu kam die 1 den Gefr! Dächer ze Das recht - F l.—27. 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