Volltext Seite (XML)
Veilase s«r ^Weiß«»tz -LeitMW- Dienstag, am 1S, Mai ed34 100. Jahrgang Die Landes- handwerSsführev Katzmann Schramm Die Saar wehrt sich Saardeutsche Denkschrift gegen die Knoxschen Putschgerüchte In Genf herrschte bei Zusammentritt des Völkerbunds- , rates eine unverkennbar nervöse Stimmung. Ist man doch - auch in Völkerbundskreisen davon überzeugt, daß die Saar- i frage eine klare Entscheidung verlangt, um die Gerüchte ! über eine systematische Verschleppung der Saarabstimmung , zu zerstreuen. Andererseits ist bekannt, daß die Saarregie- ! rung eine feindselige Einstellung der Saarbevölkcrung und der deutschen Regierung gegenüber einnimmt, die sie durch s zahlreiche Maßnahmen bestätigt hat. Der vor kurzem von ! dem Präsidenten der Saarregierung, dem Engländer Knox, an das Gcneralsekretariai des Völkerbundes gerichtete Vries s mit den Putschgcrüchten und Verdächtigungen der saardeut- ' schon Bevölkerung muß als stärkster Ausdruck des Willens i der Saarregierung angesehen werden, Unruhe in die Bs- ° vöikerung hincinzulragen und die Abstimmung selbst zu Gunsten Frankreichs zu beeinflussen. Sämtliche Mitglieder der Saarregierung werden zu den Saarverhandlungen in Genf versammelt sein, zum Teil sind sie in Genf bereits l -ingetrosfen. Aber auch die deutsche Saarbevölkerung hat s wieder eine Delegation nach Genf entsandt, der sowohl der s Führer der Deutschen Front, Pirro, wie die bekannten saardcutschen Führer Rechtsanwalt Levacher, Arbeiterfüh- ! rer Kiefer und Kommerzienrat Dr. Röchling angehören. Die Deutsche Front hat außerdem Veranlassung ge nommen, der Gerüchtemachern der Saarrcgierung durch ' eine Denkschrift entgegcnzutreten, die sie dem Völkerbund I überreicht hat. In der Denkschrift wird der Standpunkt des deutschen Volkes an der Saar zur Frage der Abstimmung und der Zukunft des Saargebiets noch einmal zusammen fassend dargelegt. Im einzelnen wird u. a. ausgeführt: Die Führung der Deutschen Front hat in wiederholten Eingaben an den Hohen Rat des Völkerbundes zum Aus druck gebracht, daß hinter ihr die erdrückende Mehrheit der Saarbevölkcrung steht. Diese Tatsache ist bestritten worden: insbesondere haben Delegationen, die außerhalb der Deut schen Front stehen, in Genf immer wieder behauptet, sie Hütten eine große Anhängerschaft. Am 6. Mai 1934 ist in Zweibrücken die Zahl der Mitglieder der Deutschen Front bekanntgegeben worden-, sie beträgt setzt schon über 455 000. Die Zahl der A b st i m m u n g s b e r e ch 1 i g t e n kann mangels genügender statistischer Unterlagen (der Hohe Nat hat die Offenlegung des Abstimmungsmaterials bisher nicht beschlossen) noch nicht genau angegeben werden. Die in der Deutschen Front zusammengefaßten Abstimmungs berechtigten machen mehr als 93 Prozent der gesamten stimmberechtigten Bevölkerung im Saargcbiet aus. Die Führung der Deutschen Front hat damit den unumstößlichen Beweis erbracht, daß sie allein berechtigt ist, im Namen der Saarbevölkerung zu sprechen. Gestützt auf diese Stärke kann die Führung der Deutschen Front den Wunsch des Hohen Rates nur teilen, daß die Abstimmung frei, geheim und unbeeinflußt sei. Zur Frage der A b st i in m u n g heißt es dann in der Denkschrift u. a.: Die Deutschen des Saargebietes haben, wie dies bei allen Völkern der Fall ist, über ihre völkische Zu gehörigkeit in >em Augenblick schon entschieden, da sie als Kinder ihrer deutschen Mütter das Licht der Welt erblickt haben. Eine Volksabstimmung darüber, ob die Saarländer zu Deutschland oder nicht zu Deutschland wollen, bedeutet an sich eine Mißachtung und Geringschätzung des Saarvol kes. Eine so geartete Volksabstimmung spekuliert aus die Beeinflußbarkeit des deutschen Charakters mit Mitteln, die nicht als fair bezeichnet werden können. Die Deutsche Front und somit die Deutschen an der Saar wollen sich einer Volksabstimmung gewiß nicht entziehen. Sie hätten aber gewünscht, daß das Angebot des deutschen Reichskanzlers, die Saarsrage auf friedlichem Wege zu lösen, von der Ge genseite angenommen wäre. Durch diesen friedlichen Akt hätte der Weg frei gemacht werden können zu einer end lichen Aussöhnung der beiden großen Nachbarvölker. Eine Befragung des Saaroolkes über eine solche Lösung hätte alsdann mit überwältigender Mehrheit bestätigt, was Ver nunft und Recht erfordern. Wir sind überzeugt, daß auch der Völkerbund diese Entscheidung respektiert hätte. Nur eine verschwindende Minderheit hätte üch aeaen eine lolcbe - friedliche Lösung wenden und dein Völkerbund und F'rank- > reich ihre Mißbilligung darüber ausdrücken können, daß > man sie daran gehindert hat, ihr eigenes Volk zu verraten. Die Denkschrift geht sodann auf die Berichte des Prä- z sidenten der Saarregierung Knox ein, in denen von „Ter- § rormaßnahmen der Deutschen Front" und „Putschplä- , n e n" gesprochen wird. Die Deutsche Front weist in ihrer Denkschrift darauf hin, daß ihr nicht unbekannt sei, daß - Präsident Knox Mittel und Wege sucht, die Notwendigkeit ! internationaler Hilfspolizei zu beweisen. Zu dieser Beweis führung wären Terrorakte die geeignetsten Mittel. Die Deutsche Front lehne jedoch jeden Terror ab und verlange von ihren Mitgliedern strengste Disziplin, insbesondere die genaueste Beobachtung der saarländischen Gesetze. Die Denkschrift erinnert daran, daß die Saarbevölke rung in den vergangenen 15 Jahren unter den allcrschwic- rigsten Verhältnissen Ordnung und Ruhe bewahrt habe, ob wohl sie in den Jahren 1918—1924 dreizehn Todesopfer . durch das französiche Militär zu beklagen gehabt habe. Als ! Beweis der friedfertigen Gesinnung der Saarbevölkerung s wird ein Urteil angeführt, das der frühere Präsident der s Regierungskommission, G. W. Stephens, am 12. Mürz 1927 ! in einer öffentlichen Sitzung des Hohen Rates wie folgt ab- gegeben hat: „Die Saarbevölkcrung ist eine ordnungsliebende, stolze und , vaterländisch gesinnte Bevölkerung. Die Negierungskommission ! konnte bei ihrer Tätigkeit nur Erfolg haben infolge des gegen seitigen Respektes, den eine kluge Verwaltung und eine aus- s gezeichnete Bevölkerung sich cnlgegenbringen." Es wird dann noch auf einen weiteren Ausspruch des ' Präsidenten Stephens hingewiesen, in dem festgestellt wird, daß die aus der Bevölkerung rekrutierte örtliche Gendar merie des Saargebietes mustergültig sei. Unter Hinweis auf diese Erklärung stellt die Denkschrift fest, daß die von dem Präsidenten der Regierungskommission, Knox, geleitete Ab teilung des Innern diese vorzügliche Polizeitruppe mit aus Deutschland geflüchteten Emigranten durchsetzt habe. Die Deutsche Front sieht, wie in der Denkschrift weiter ausge- sührt wird, in der Einstellung solcher Leute in die saarlän dische Polizei eine Provokation gegenüber der Saarbevölkc rung und glaubt annehmen zu können, daß viele der Be schwerden. "die die Rcgierungskommission an den Völker bundsrat gerichtet hat, von diesen unsauberen Elementen herrühren. Es wird dabei an das Beispiel des Emigranten Machts erinnert, der wührend des Weltkrieges wiederholt Selbstverstümmelungen vorgenommen hat, weil er zu feige war. an der Front für sein Vaterland zu kämpfen. Die angeblichen „Putschpläne" werden dann mit der Bemerkung zurückgewiesen, daß die Mitglieder der Deut schen Front nicht so töricht seien, ihre sichere Rückkehr zum Deutschen Reich Anfang 1935 dadurch zu gefährden, daß sie wenige Monate vor diesem Termin einen lächerlichen Putsch in Szene setzen. Zum Schluß der Denkschrift wird darauf hingewiesen, daß die Saarregierung 32 Organe der Deutschen Front auf insgesamt 367 Tage verboten habe, während in der gleichen Zeit — seit Mai 1933 — nur drei Separatistenblätter auk zusammen 30 Tage verboten wurden. MMmiim Wer die SmiraMmmmig Die gemeinsame Beratung des Dreierausschusses für die Saarabstimmung mit den vier in Genf weilenden Mitglie dern der Negierungskommission dauerte etwa eineinviertel Stunde. Wie man hört, hat Präsident Knox seinen Standpunkt in der bekannten Weise vertreten, während das saarländische Witglied der Rcgierungskommission, Loßmann, eine ab weichende Meinung zum Ausdruck brachte. Die Beratung soll sich, wie versichert wird, im übrigen noch nicht auf die eigentlichen politischen Fragen erstreckt haben. Blau habe sich darauf beschränkt, über die technischen Probleme der Saarabstimmung zu sprechen. Die politischen Fragen seien aus Dienstagabend verschoben worden. Die technische Seile des Berichtes an den Völkerbundsrat sei vorläufig festgestellt; er soll Dienstaa den Ralsmitaliedern unterbreitet werden Schlesiens Banerntag. Auf dem ersten Schlesi schen Bauerntag in Breslau sprachen del preußische Ministerprä sident Hermann Göring und der Reichsbauern- fühver, Reichsminister Darrs, über die Bedeu tung und Gesundung des deutschen Bauerntums. Unser Bild zeigt von links nach rechts: Reichsminister Darre, den schlesischen Landes- bauernführer Freiherr von Reibnitz, Minister präsident Göring und Oberprätzdent Brückner.