Tschaikowskys sinfonischer Stil Musik von Peter Tschaikowsky besitzt unzweideutig einen Eigenstil. Vollends sein sinfonisches Schaffen hat sich im Laufe seiner künstlerischen Entwicklung derart verdichtet, daß es durchaus personalgebundene Merkmale trägt. Nicht weniger als sieben Sinfonien stammen von diesem russi schen Meister, dessen äußeres Lebensschicksal sich zwi schen 1840 und 1893 vollzog. Ein Spätromantiker demnach, könnte man sagen, wenn nicht gerade seine Sinfonien von so viel starken seelischen und klanglichen Kontrasten durch zogen wären, die noch auf andere Wurzeln deuten. Viel leicht ist gerade für Tschaikowsky die Großform der Sin fonie zur Basis einer typischen Entwicklung geworden, die die ganze Kraft und Genialität seines Künstlertums, aber auch die Grenzen seiner Persönlichkeit aufzeigt. Weltruf hat die Sechste, die Pathetigue, erlangt. Sie überschattet auch die beiden letzten Werke, nämlich die herbe Fünfte wie die innige Siebente, als Manfred-Sinfonie bezeichnet. Diesen letzten drei Gliedern gehen aber vier Werke voraus, die wichtige Stationen eines eigenwüchsigen Sinfoniestiles darstellen. Die Erste. Winterträume genannt, wurzelt im Klangerlebnis, die Zweite stößt mit der Tonart c-moll in tragische Bezirke vor und setzt sich damit klar von der hellen Dritten in D-dur ab. Die Vierte in f-moll endlich, als op. 36 im Jahre 1877 komponiert, kann viel leicht als stärkstes Zeugnis innerer seelischer Gespanntheit gelten. Eine ganze Skala der Gefühle kann man an ihr ab- lesen, denn sie verkörpert in der Tat lauter und rein Tschai kowskys sinfonisches Gestaltungsgesetz. Der erste Satz wird mit einer fanfarenhaften Einleitung eröffnet. In ruhigem, doch beseeltem Zeitmaß, fast in wie gender Walzerbewegung, tragen die Streicher das Haupt thema vor, das die Holzbläser und Bässe kühn steigern. Der Kraftstrom verebbt. Die Klarinette zeichnet über durch sichtige Streichertupfen ein kapriziöses, keckes Motiv. Das Geschehen wird dann dramatisch gesteigert, und es kommt zu einer fast orgiastisch geballten Entladung aller Kräfte, bis über donnerndem Paukenwirbel die Bläser schmettern, um danach die lyrische Episode noch einmal zu großer Stei gerung emporzuführen. Schließlich greift das Fagott das