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2 — B»af Caprivi ist heute nachmittag vo« hier wieder abgereist, um, wie b«r«ü» gemeldet, den Rest seine» Ur. laub» aus einem Landgute in der Mark Brandenburg zu verbringen. — Di« Sozialdemokraten lassen sich durch die Miß- erfolge, di« st« aus ihrem Zug« nach drn Dörfern er. fahren hoben, nicht enimuthlgen. Ihre bestell und fin digsten Köpfe denken unausgesetzt über Mittel und Wege nach, wie e» doch trotz allen Widerstande» ermöglicht werde« könnt«, da» Platte Land zu repphnGnirep. E» kommen dabei recht wunderliche Bürschtäge züL Borschein; im großen und ganzen aber ist der Anfang und da» Ende der sozialdemokratischen Weisheit immer der Rath: „Ver kleidet euch und nehmt eine Larve vor euer abschreckende» Besicht, geht „hintenherum- in die Dörfer und lügt den „dummen Bauern" vor, wa» da» Zeug hält.- Ein ganz kluger „Genosse" aber hat nun doch, wie schon erwähnt, eine neue Ide« zu Tage gefördert. Er schlägt vor, eine sozialdemokratische Agrarkommiffion niederzusetzen, um das vorhandene Material, aus dem die Lage der Landwirth- schaft und der beste Angriffspunkt für die Sozialdemokratie ersichtlich sei, zu verarbeiten. DaS Ergebniß dieser „Kom mission solle ein sogenanntes Gegenwartsprogramm sein. WaS bedeutet denn aber rin sozialdemokratisches Gegen- wartSprograwm? Nichts weiter als eine Leimruthe. Die Hauptsache bleibt für die Soziald«mokratie doch immer daS Zukunstsprogramm, in dem es heißt, der sämmtliche Grund und Boden müsse enteignet und in Betrieb der obersten Parteiregirnmg genommen werden. DaS Gegenwarts programm der Sozialdemokratie soll von diesem einzig geltenden Zukunftsprogramm die Blicke abziehen. Auf diesen Leim aber werden unsere Landwirthe keinesfalls gehen! Die geplante „Kommission- ist also nur eine Ko- mvdir, die dm Landbewohnern vorgespielt werden soll. Der Erfinder dieses Plane« sagt auch ganz offen (Sozialdemokrat Nr. 34): „Dieses Unternehmen würde mehr als alles andere die Aufmerksamkeit der Landbevölkerung auf uns lenken, viele ländliche Genoffen (!) und sonstige erleuchtete (!) Köpfe in der Bauern- und Landarbeiterschaft zur Mitarbeit an- regen.- Also Reklame und Komödie, nichts weiter! Daß es übrigens von dem Planfinder (Simon Katzenstein (!)) für angemessen erachtet wird, auch Männer, wie R. Meyer, Göhre u. a. als Mitglieder der sozialdemokratischen Kommission zu werben, ist nicht zu verwundern. Diese Herren haben „ja wohl — so meint der „Sozialdemokrat" — die übliche rothe Gespensterfurcht überwunden", und es könne ihnen nur erwünscht sein, „ihre Ideen in einer so machtvollen und aufstrebenden Partei diskutirt zu sehen. Man speku- lirt also auf sozialdemokratischer Seite, und wie uns deucht, nicht mit Unrecht, auf die Eitelkeit der genannten „Sozial- politiker." Oesterreich. Wien, 26. September. Heute nacht wurden hier von Vertretern der sozialdemokratischen Arbeiterschaft Flug- blätter ausgestreut und angeschlagen, in denen das allge meine Wahlrecht gefordert wird. Ueber 70 Personen wur den wegen Verbreitung dieser Flugblätter verhaftet. Mehrere Personen wurden wegen Widerstands ins Landesgericht eingeliefert. — Das „Militär - Berordrungsblatt" meldet die Ernennung des Prinzen Arnulf von Bayern zum Oberst- inhaber des 80. Infanterieregiments. Belgien. Charleroi, 26. September. Die Polizei ver haftete gestern 2 gefährliche Anarchisten. Dieselben trugen größere Geldsummen, sowie kompromittirende Briefe bei sich und erklärten, nach Deutschland reisen zu wollen. Arankvetch. Verviers, 26. September. Hier fanden anläß lich einer klerikalen Wahlversammlung schwere Unruhen statt. Arbeiter stürmten das Local und bewarfen die kleri kalen Redner mit Steinen; ein Advocat Boland wurde am Kopfe schwer verwundet. Der Vorsitzende, ein Abbe« Pot tier, muhte flüchten. Die Gendarmerie wurde zur Wieder herstellung der Ruhe auf^b^en. Florenz, 26. September. In einem Bauernhause im äußeren Rayon von Florenz, welchesdem Gärtner Sa- lai gehört, der sich vordem mit Herstellung von Feuer werkskörpern beschäftigte, entdeckte di« Polizei zwei voll ständige Bomben mit langem Zünder, ferner eine Rolle Zündschnur, und verschieden« zur Herstellung von Bomben dienende Werkzeuge. Salai und zwei mitschuldige Maurer wurden verhaftet. ENglamd. London, 26. Septbr. Der „Daily Telegraph ist ermächtigt, die Meldung, Japan habe ein Bündniß mit Rußland und Frankreich geschlossen, als gänzlich unbe- gründet zu bezeichnen London, 26. September. Infolge eines Tele- gramms des Konsuls in Singapore beschlagnahmte ein chinesisches Kriegsschiff am 21. d. im Formosakanal de» englischen Dampfer „Pathan", weil KriegSmunition an Bord vermuthet wurde. Der Dampfer ist zur Untersuchung der Ladung nach Kelung gebracht worden. London, 26. Sepiember. Einer Lloyddepesche aus Kopenhagen zusolgr scheiterte das russische Kriegsschiff „Ge- nrral-Admiral" bei Refsnäs. Dampfer sind zur Hülfe abgegangen. Warschau, 25. September. Hier haben wiederum zahlreiche Verhaftungen stattgefunden, angeblich wegen Theil- nähme an einem Gehtimbunde. Unter den Verhafteten befinden sich Literaten, Pharmazeuten, Studenten und Schriftsteller. Bulgarien. Sofia, 25. September. Wie verlautet, soll Zankow die Erlaubniß zur Rückkehr rach Bulgarien erhalten haben, damit er seinen Platz in der Sobranje einnehmen kann. Asien. — Der Zeitung „Central News" wird auS Tokio vom heutigen Tage gemeldet: Die zweite japanische Feld armee, 30,000 stark, wurde in Hiroshima mobil gen agt. Di« Einschiffung begann gestern nach der Parade vor dem Mikado. Die Bestimmung de» Armeecorp» wird geheim gehalten, der Kriegsminister, Feldmarschall Graf Oyam, befehligt di« Expedition, di« vor«rst unabhängig von der Armee Uamagata» operire« wird, obwohl der letzter« Feld- h«rr den OperationSplan entworfen hat. Di« Truppen- schiff« w«rden vom zw«iten japanischen Geschwader nach dem Gelben Meere «Scortirt. — Für die in Korea bisher herrschende Mißwirth- schäft sind sehr bezeichnend die Reformvorschläge, welche, der „Hamb. Börsenhalle- zufolge, eine vom König er nannte, aus allen früheren Premierministern und ewigen Vorsitzenden der Departements bestehende Kommission kurz vor dem Ausbruche des Krieges gemacht hat: 1. Schatz- und Kassenbeamte, di« StaatSgelder und StaatSvorräthe für eigen« Zweck« benützen, werden mit dem Tode bestraft. 2. Für Forderungen der Regierung oder Privater dürfen Familienangehörige der Schuldner künftig nicht mehr verantwortlich gemacht werden. 3. Beamte dürfen in den von ihnen verwalteten Distrikten kein Grund eigenthum erwerben, auch nicht zum Zwecke von Anlegung von Gräbern, bei Zuwiderhandlungen — Konfiskation. 4. Schuldforderungen verjähren in dreißig Jahren. 5. Schatz- und Kassenbeamte sorgfältig auszuwählen, in eine Liste «in- zutragen; Anstellung und Avancement nach der durch diese Liste festgestellten Anciennetät. Bei Anstellungen außer der Reihe in Folge von Bestechungen werden beide Parteien bestraft.^ 6.».Unter Mißbrauch von Amtsgewalt oder Familieneinfluß fremde Erbbegräbnisse sich anzueignen, ist streng verboten. 7. Für Alles, was an die Regierung in Söul oder im Lande geliefert wird, ist Baarzahlung zu leisten mit Zugrundelegung des Tagespreises. (Bisher Zahlung nach Tarifen, die vor hundert Jahren festgelegt waren.) 8. Unbefugtes Abhalten von Versammlungen unter sagt. 9. Extraleistungen dürfen die Beamten von der Be völkerung nicht verlangen ohne vorherige Einholung der Erlaubniß deS Premierministers in Söul. Der König hat ferner ein Edikt erlassen, nach welchem alle in den letzten zehn Jahren eingeführten neuen Steuern, besonders alle diejenigen, welche angeblich zu Militairzwecken dienen, aufzuheben sind. — Aus Japan wird über San Franzisko gemeldet: Di« Distrikte Okito und Jwata in Japan wurden durch einen furchtbare» Cvklon verwüstet. Auch unter den Schiffen hat der Cyklon große Verheerungen angerichtet. Es sollen mindestens umgekommen sein. — Aus der Delagoabai liefen vor einigen Tagen Nachrichten über neue Unruhen unter den Eingeborenen «in. Schon zu Apfang September kam das englische Kriegs- schiff „Reinha de Portugal" wurde mit Truppen dort er wartet: auch wollte sich der Gouverneur von Mosambik dahin begeben. Die Eingeborenen strömten an einem Orte an der Eisenbahn in großen Mengen zusammen, nament lich aus Laurenzo Marques, wo sie bis dahin zahlreich gearbeitet hatten. Im Hafen hatte man keine Arbeiter mehr; zur Löschung der Schiffsladungen wurden Frauen verwendet. Dem Anscheine nach waren es Lohnstreitig keiten, und die Eingeborenen wollen die nahe bevorstehende Eröffnung der Bahn zur Erhöhung ihrer Löhne ausnutzen. Jetzt kommen neue Meldungen von dort, wonach der Auf stand noch nicht beendet ist; die Eingeborenen sollen aus ein portugiesisches Schiff geschossen haben und der portu- giestsche Befehlshaber hat neue Verstärkungen verlangt, um zum Angriff übergehen zu können. Wie einem Reuter- Telegramm von gestem zu entnehmen ist, herrscht in Lau- renco Marquez infolge der drohenden Haltung d«r Einge borenen große Erregung. Die Truppen aus der Umgegend w»rdm in das Innere der Stadt berufen; alle Straßen sind verbarrikadirt. Von dem englischen Kanonenboot „Thrust" wurde zum Schutz« des englischen Konsulats Marine-Infanterie gelandet. Die Ausländer haben ein Freiwilligen-Korps gebildet, um sich an der Bertheidigung zu betheiligen. « « s «ich s « «. — Die 4. Klaffe der 126. kgl. sächsischen Landes- lotterie wird den 8. und 9. Oktober 1894 gezogen. Die Erneuerung der Loose ist nach 8 5 der Planbestimmungen noch vor Ablauf des 29. September 1894 bei dem Kollekteur, dessen Name und Wohnort auf dem Loose auf- gedruckt und aufgestempelt ist, zu bewirken. Wer sich hieran versäumt, oder sein Loos von dem Kollekteur vor Ablauf des 29. September nicht erhalten kann, hat dies nach Maßgabe des angezogenen 8 5 bei Verlust aller An. spräche an das gespielte Loos der königl. Lotterie-Direktion noch vor Ablauf des 4. Oktober 1894 unter Beifügung des Looses der 3. Klasse und des Erneuerungsbetrages anzuzeigen. Jeder Spieler eines Theilloses hat zur Ver meidung von Nachtheilen darauf zu achten, daß das vom Kollekteur ihm ausgehändigte Erneuerungsloos denselben Unterscheidungsbuchstaben trägt wie daS Vorklassenloos. Nur die konzessionirten Kollekteure sind zum Verkauf von Loosen der königl. sächsischen Landeslotterie befugt. — Ueber di« Vollendung und Einrichtung desReichsge- richtsgebäudes in Leipzig haben, dem Vernehmen nach, bei Aufstellung des Etats des Reichsjustizamtes für 1895/96 Erörterungen stattgefunden. In diesem Etat wird die letzte Rate der Gesammtbausumme und die Posten zur Ausstatt ung des Gebäudes eingestellt werden. Der Umzug des Reichsgerichts aus seinem bisherigen, der Stadt Leipzig abgemietheten Hause in da« mue eigene Geschäftsge- bäude ist auf Mitte Juli 1895 in Aussicht genommen — Welch' schrecklich« Verwüstung«« durch einen Blitzschlag verursacht werden können, davon sich zu überzeugen hat man Gelegenheit, wenn man das Mühlberg'sche Hausgrund stück in Kleinstädte!« bei Rötha in Augenschein nimmt. Berg. Sonnabend gegen Abend wurde das HauS durch einen sogenannten kalten Schlag getroffen. Die Giebelseite des Hauses ist vollständig herabgrschlagen, das Dach zum grüß ten Theil zerstört. Der Blitz hat da» au» drei Etaae« bestehend« Hau» durch all« Zimmer berührt und vollständig unbewohnbar gemacht. Der Putz von den Decke», die Thürgewand«, di« Fenster, kurz, Alle» ist zerschlagen. Lei- der hat der Strahl auch ein Menschenleben gefordert. D»e 12jährige Zwillingstochter deS Handarbeiter» Thieme wurde vom Blitz getroffen und starb kurz darauf. Die Näh maschine de» in der 2. Etage wohnenden Schneidermeister- Märschner ist in kleine Theile zerrissen worden, ebenso die Uhr. Der Blitzstrahl nahm seinen Weg zum Hause hiuau» und scheint in den Brunnen übergesprungen zu se n. Tine die Treppe scheuernd« Frau wurde zur Seite geschleudert, ohne glücklicherweise wesentlichen Schaden zu nehmen. — Au- Zwickau wird berichtet: Bei einer Händlerin au» Weißbach wurden beim Reoidiren der Tragkörbe wegen heimlichen Einsühren» von Fleisch in dortige Stadt, 5 Stück junge Hühner, wovon 3 Stück verendet waren, vorgefunden. Die Händlerin hatte die Thierchen lebend in einen Sack gesteckt und auf den Boden ihre» TragkorbeS gesetzt, darauf aber noch 6 Stück abgeschlachtete Gänse gelegt, sodaß von Lufizuführung für die Hühner keine Rede sein konnte. Die Händlerin ist deshalb wegen Thierquälerei und unvor- schriftSmäßigen Vieh-TranSporteS in Strafe genommen wo: den. — In Mülsen Gt. Jaevb sind neuerdings zahlreiche Enten und Gänse plötzlich verendet. Ein zelne Oekonomen haben b:S zu 28 Stück verloren. Die Ursache dieser Erscheinung ist noch nicht geklärt. OertUch« ««geleg-nh-ite». Schneeberg, 25. Septbr. Am vergangenen Sonntag Nachmittag 3 Uhr wurde in der hiesigen Haupt- kirche ein Missionsfest abgehalten. Trotz der Ungunst der Witterung war die Theilnahme eine überaus zahlreiche. Nach der Motette „O komm du Geist der Wahrheit- von Br. Dost, vorgetragen von der hiesigen Liedertafel unter der bewährten Leitung des Componisten, hielt Herr Super intendent Harig aus Großenhain die Festpredigt über Apostelgeschichte 13, 46. Dos auf Grund dieser Bibel stelle aufgestellte Thema des geistreichen Kanzelredners lautete: Was predigt das Missionsfest dir, du liebe Christengemeinde? 1. Bedenk« wie viele Wohlthaten du empfangen hast! 2. Prüfe dich, wie du sie vergolten hast! 3. Hüte dich, daß sie nicht wieder von dir genommen werden. Der treffliche Inhalt dieser Predigt verdiente in den weitesten Kreisen bekannt und beherzigt zu werden. Nach beendigtem Gottesdienst« vereinigten sich die Theil- nehmer in der Hospitalkirche, welche die große Anzahl kaum zu fassen vermocht«, um den Missionsbericht zu ver nehmen. Hier ergriff nach einem Eingangsliede Herr Missionar Handmann das Wort und betrachtete auf Grund der Bibelworte, Hesekiel 37, 1—8, das Heidenthum als ein Todtenfeld. Seinen Vortrag durch drastische, selbst erlebte Bilder aus der Heide: wttt veranschaulichend, führte Redner aus, daß das Christenthum der Lebenswecker sei, betonte aber auch die mannigfachen Schwierigkeiten der Heidtnbekehruna und forderte di« Anw«send«n auf, das Werk der Mission zu unterstützen, welches geschehen könne durch reges Interesse an den Missionsschriften, durch herz liches Gebet und reiche Gaben. Daß letztere auch reichlich geflossen waren, bewiesen die Collekten, welche beim Fest- qottesdienste 74 Mk. 37 Pf. und beim Festbericht 36 Mk. 19 Pf. zusammen 110 Mk. 56 Pf. betrugen. Durch Herrn Sup. lüo. tdsol. Noth erfolgte das Schlußwort, in welchem derselbe deu beiden Festrednern sowie der Festgemeinde herzlichen Dank aussprach für das Gelingen dieses erheben den Festes. Abend 7 Uh, vereinigte sich noch eine Anzahl Festtheilnehmer in Müllers Hotel und hier zeigte nament lich Herr Missionar Handmann an den Götzenbildern, welche herumqereicht wurden, die Verblendung der armen Heiden. Die Pausen zwischen den einzelnen Gesängen wurden von anderen Rednern ausgefüllt, und manches treffliche Wort wurde noch gesprochen. Nach dem erheben den Verlaufe des Festes ist gewiß zu hoffen, daß die thatkräftige Liebe für die Heidenmisston wiederum nach haltig gestärkt worden ist. Lößnitz. Letzten Sonntag hatten wir Gelegenheit, dem vom hiesigen Radfahrerverein veranstalteten Kunst- Radfahren nebst koncert, gespielt vom verstärkten Stadt- musikchor im neuen Saale deS „Deutschen HauS- beizu- wohnen und müssen gestehen, daß die Vorstellung allseits größtes Interesse und Erstaunen erweckte. Bei den ge- boteven Leistungen ist besonders das jugendlich« Alter der beiden auftretenden Künstler, Kühler und Roppmann auS Chemnitz, zu berücksichtigen. In der großen Zahl der Concerte und Vorstellungen die Jahr ein Jahr aus statt finden, bildete das Dargebotene einmal eine angenehme Abwechslung. Man sollte es nicht für möglich halten, daß auf einem solch schwankenden Gefährte, in einem glat ten Saale, auf äußerst beschränktem Raume solche turner ische Kunststücke ausgeführt werden könnten. Wie oft be- gegnet man auf gerader Bahn Fahrern, von denen man jeden Augenblick befürchtet, daß sie mit dem Erdboden Be kanntschaft machen. Aber Uebung macht den Meister, und so haben auch die beiden Künstler bei ihren oft wieder holten Vorführungen (beiläufig 196 bis jetzt) die sie in ziemlich alle Länder Europas führten, diese erstaunliche Gewandtheit erworben. Von den Programmnummern er wähnen wir besonders das Niederrad - Duettfahren mit Feuerwerk-Piecen, das Hochradfahren mtt> Mandolinen- Serenade, das Fußradfahren mit Flaschen-Mramiden und mit Hindernißfahren, wie endlich das große Solo-Concur- renzfahren auf Ein- und Zweirad, und wir sind in der That zweifelhaft, welcher Leistung wir das höchste Lob ertheilen sollen. Die Gewandtheit und Eleganz, mit welcher die jugendlichen Fahrer auf ihrem Rade die waghalsigsten Kunststück« aussührtrn, fand nur «in« Stimme des Beifalls. Man darf dem V«r«in für das Gebotene dankbar sei«, um so mehr, als auch, wie wir hören, ein nicht unansehn licher Bettag an die hiesige Armenkasse hat abgeliefert werden können. Ein flotter Ball hielt die Besucher der Vorstellung bis in früher Morgenstunde beieinander.