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BRAHMS: S C H 1 C K S A LS LI E D Ihr wandelt droben im Licht Auf weichem Boden, selige Genien! Glänzende Götterlüfte Rühren euch leicht, Wie die Finger der Künstlerin Heilige Saiten. Schicksallos, wie der schlafende Säugling, atmen die Himmlischen; Keusch bewahrt In bescheidener Knospe Blühet ewig Ihnen der Geist, Und die seligen Augen Blicken in stiller, Ewiger Klarheit. Doch uns ist gegeben, Auf keiner Stätte zu ruhn ; Es schwinden, es fallen Die leidenden Menschen Blindlings von einer Stunde zur andern, Wie Wasser von Klippe Zu Klippe geworfen, Jahrlang ins Ungewisse hinab. Friedrich Hölderlin. STIEB ER: DAS LEBEN - EIN TANZ I. Teil: AUFBRUCH 1 der Wnff -er Heiho, zum Tanz ! Mächtig ist, der da weiß Die Waffen zu schwingen Im Kreis, Auf eigenen Füßen Im tödlichen Ringen Aufrecht zu stehn, Mit Jauchzen und Singen Dem Schicksal ins starre Antlitz zu spähn Und inmitten der feindlichen Reihn Den Tod zu grüßen Mit Lust Als Waffenkumpan, Niemanden untertan Als allein Dem Gesetz in der Brust. 2. Tanz der Opfernden Heilig sind, Die da Opfer tragen Ohne Laut und Klagen, Fern von Lärm und Streiten In der Dornen Kranz. Heilig sind, Die von ird’schem Wesen Sich in Hoheit lösen Aus erl.äb'aeiii Schreiten Steigt der heil’ge Tanz. 3. Tanz der Begnadeten Selig sind, Die da ferne wandeln, Hoch über täglichem Handeln Auf einsamen Höhn Sich gottverbunden ergehn Mit himmlisch gelösten Gliedern Und unbeschwert. Leise erwidern Sie irdisch gebundenes Grüßen Zu ihren Füßen, Verklärt, Mit der Liebe Gebärde Und segnen die Erde. II. Teil: DERGROSSE FEIERABEND Auftakt Aber da löst sich im Abendglanz Der gesegneten Erde Unterm geernteten Kranz Zum Feierabend am Ziel Des ewigen Stirb und Werde r r\ oße Tag»» erkv an». . Tanz derTagwerker 1. Spielt auf Spielt auf, Wer Hände hat, zu greifen! Herbei, Wer Sohlen hat, zu schleifen ! Und tanzt, Wer Beine hat zum Springen ! Und jauchzt, Wer Kehlen hat, zu singen ! 2. Schlendrian Wenn ich nicht weiß, wie’s morgen geht, So halt’ ich mich an’s Heut’. Was frag’ ich, wo der Nachbar steht, Wie er sich dreht, wie er sich bläht In seinem Sonntagskleid. Ich tanze meinen Schlendrian, Was kümmert mich die Zeit. Ich frage nicht nach Wie und Wann, Wenn ich nur heute tanzen kann, Das Morgen liegt noch weit. 3. Annemarie Annemarie geht tanzen In ihren neuen Schuh’n, Wer eitel tanzt zur Frühling.,zeit, Hat leicht im Winter Herzeleid Und anderes zu tun Als Tanzen. 4. Späte Gäste Die Maronen mag man rösten, Mag’re Gänse soll man mästen, Durst’gen Kehlen schenkt man Bier, Aufgespielt den späten Gästen! Wer zuletzt tanzt, tanzt am besten! Und die Letzten, die sind wir! Aufgespielt zum letztenTanz! 5. Ausklang Tanzt die Gretel, tanzt der Hans, Mit der Friedei tanzt der Franz, Tanzt mit Lies’ und Lieselott’, Alles Volk tanzt Hüh und Hott. Und so tanzt die ganze Welt, Sonne tanzt am Himmelszelt Mit den Sternen im Komplott. Und am Ende wiegt im Tanz Selber sich der liebe Gott.