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gruppe ift gan3 im klaffifcf)en, alfo bualiftif<h = gegenfät$li<hen Sinne aufgebaut, Durchführung unb Heprife finb beutlid)er als in anöeren Sinfonien bes ITTeifters erkennbar. Die ©oba trägt ben Charakter eines Crauermarfdjes. Xüeldj ein ffiegenfat} ba3u ber gra3iöfe ßroeite Satj, ben man in Rufjlanb ben „ 5 /4=IDal3er" nennt, mit feinem unenblid) traurigen ©rio. Unb bann, eine küfpie Ueuerung, ein Scherzo mit einem bonnernben, gewaltigen, fiel) mächtig fteigernben, fidj überftür3enben, fortreifjenben Utarfcf). Unb aus biefem Überfdjwang gel)t es in bie aufftöf)nenbe ©roftlofigkeit bes $inales. So ift biefe Sinfonie be3eid)nenb für ©fd]aikowskt), beffen 100. ©eburts= tag wir am 7. ITTai b. 3- begingen. Be3eid)nenb in itjrer mufikantifdjen ©in= gänglidjkeit, in ihren ©egenfätjen, bie fo djarakteriftifd) für alle feine U)erke, * . für bie anberen Sinfonien, für bas Klaoierkon3ert unb feine Kammermufik, finb. * t ©in „Programm, bas allen ein Hätfel bleiben wirb", bas ift eine fd)öne 5ormulierung für bie abfolute Utufik, bie ja aud) nid)t ohne 3nl)alt fein kann, je ftärker biefes Snhaltsmäfeige betont ift, befto leichter nerftänblid) wirb ein foldjes tDerk ber abfoluten Utufik fein. Die örttte „£eonorett" = ®ut>ertüre, bie in unferm Programm 3U ber heiteren unb 3U ber ernften Sinfonie l)in3utritt, ift im ©egenfat} 3U ben beiben tDerken, wie faft alle ©uoertüren, programmufik. 3f)r Programm ift ber 3n= halt ber ©per. 3f?n erfahren wir, 3ufammengefafet, kon3entriert, aus ber ffiuuertüre. Beetfjoöen l)at 3U feiner ©per „Jibelio", bie er eigentlich „£eonore" nennen wollte, oier ffiuoertüren gefdjrieben. Die erfte gefiel nid)t. Da fdjrieb er eine 3weite. Diefe aber genügte ihm nid)t. Unb fo fcfjrieb er bie britte, bie fogenannte „©rofje". Dann aber fanb er, baf; biefe ffluoertüre 3U nielfagenb fei, baff fie bie gan3e ©per fd)on in fiel) enthielte, baf$ fie fo3ufagen bie ©per überflüffig mache, unb barauffjin fdjrieb er bie leiste E-Dur-®uuertüre, bie man heute als Dorfpiel ber ©per hört. So erleben wir alfo in biefer britten „£eonoren" = ©uoertüre ben gan3en „Siöelio", ben Sieg über ©prannenmacht unb ©qrannenwillkür. ©ingangs hören wir bie Klage $loreftans, bes oon feinem politifchen ©egner ins ©e= fängnis geworfenen Utannes. 3n bem folgenben fcbnelleren ©eil wirb ber f Kampf £eonorens gefdjilbert. ©in ©rompetenfignal künbet bie Rettung an. Der ©atte wirb befreit. Die £iebe h a t gefiegt. 3ubel ift ber ftrahlenbe Rus= klang ber ©onbicf}tung, mit ber Beethooen ber ©attenliebe ein Denkmal ge= fe%t hat, unDergänglid)er als ©r3.... 3n ber ©egenüberftellung mit feiner achten Sinfonie 3eigt biefe ffiunertüre 3ugleid) bie gan3e geiftige unb mufikalifdje Reichweite bes Beethooenfcfjen ©enius an. Dr. Karl £auj (Dresben).