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Erzgebirgischer Volksfreund : 16.01.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-189501165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18950116
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18950116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-01
- Tag 1895-01-16
-
Monat
1895-01
-
Jahr
1895
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 16.01.1895
- Autor
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len. Kaiser Vilhelm beabsichtig, mit König Hum bert i« Frühjahr ob«, wen« die« umn-glich, im Herbst zus ammenzukommen. Die Monarchen würden alsdann die Hauptpunkte der v«ä«derungeu in de« Verträge« persönlich regeln. Eme Begegnung de» Zaren mit den Kaiser« vo« Oesterreich n«d Deutschland sei jcht ebenfalls fast gewiß. — Zum Prozeß de» ehemaligen Kanzler» Leist vor dem R«ich»g«icht verlautet, daß der von einem der Käthe auSzu arbeitende Bericht zwar «stattet, daß aber eine Bestimmung de» Termin», wenn der sensationelle Prozeß stattfindet, bi» zur Stund« noch nicht «folgt ist. Berlin, 14 Januar. D« „RttchSanzttg«" veröffent licht da» vom Kaiserlichen Bizrkonsul in Casablanca ausge nommen« Protokoll üb« die Hinrichtung de» Manoka««» Abdeleader weg«« der Ermordung Neumann». Berlin, 14. Januar. Da fortgesetzt falsche 50 M.- Reichskaffenschei«« angehalten werden, sichert die RetchSschul- denverwaltung demjenigen, welch« einen verfertig« ob« wissentlichen verbreit« solch« Falschstück« zuerst enn ttelt und der Polizei oder d« Gerichtsbehörde dergestalt nachweist, daß d« Berbrech« zur Untersuchung und Sumse gezogen werden kann, eine nach den Umständen zu bemessende Belohnung bi» auf Höhe von 3000 Mk. mr. Stuttgart, 13. Januar. — DaS Volk-Vermögen Württembergs und Deutschlands. — Finanzmiuister Dr. v. Rieck« hat an der Hand des Werke» „Das Königreich Würt- t«mb«g" von StaatSrath Dr. v. Schall das Gesammtactiv- vermögen de» Lande» auf 10 Milliarden 646 Millionen Mark geschätzt. Auf den freien Besitz der Privaten käme ein Aktivvermögen von 9285 Millionen mit ein« Verschuld ung von 1167 Millionen (die württembergische Staatsschuld — 470 Millionen — ist vom Sesammtactivvermügen bereits in Abzug gebracht) od« auf den Kopf 4710 Mk. Activa, 092 Mk. Passiva, mithin 4118 Mk. reines vermögen für Zwecke des persönlichen individuellen Erwerbes und Genusses, auf die Familie 20,590 Mk. Das reine VolkSvermügen von ganz Deutschland beträgt 196 Milliarden, und diese Summe in gleicher Weise unt« die etwa 50 Millionen Einwohner vertheilt, macht 3900 Mk. auf den Kopf und 19,500 Mk. auf «ine Familie von fünf Köpfe«. Daraus geht hervor, daß der Volkswohlstand Württembergs im Allgemeinen größer ist als der.Durchschnitt in anderen deutschen Bundesstaaten. Oesterreich., Pest, 14. Januar. Die Liste de- neuen KabinetS, welche heut« dem Könige vorgelegt wird, lautet wie folgt: v. Banfsy, Präsidium, Ladislau» LukacS Finanzen, Deside rius Perczel Inneres, Alexander Erdelyi Justiz, Fräs Feste- titsch Ackerbau, WlasstcS Unterricht und Kultus, Ernst Daniel Handel, Fejervary Landesvertheidigung und provisorisch a lutors, Josipovitsch Minister für Kroatien. Die „Budapester Korrespondenz" versichert, Szilagyi sei bereit, die eventuelle Wahl zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses anzunehmen. Die neuen Minister werden am Mittwoch vereidigt. Am Sonnabend stellt sich das neue Ministerium den beiden Häu sern des Reichstages vor. — Nächsten Freitag entwickelt Banffy das Programm der Regierung in einer Konferenz des liberalen Klubs. — Der König bleibt bis nächste Woche hier. Belgier«. Lüttich, 14. Januar. Vor dem hiesigen Schwurge- richte begann heute die Verhandlung gegen 16 Anarchisten, welche wegen der Dynamitattrntate in den Monaten April und Mai vorigen Jahre» angeklagt sstd 25 Gendarmen und zahlreiche Poltzeiagenten halten di« Ordnung aufrecht. Die Zugänge zum.Justizgebäude werden bewacht. Die Angeklagten Jagolkowsky alias Ungern-Sterberg und v. Bliegen sind „ich« erschienen, Frankreich. Paris, 14. Januar. Obwohl die Polizei über den Dynamitanschlag in d« Rue Monceau Stillschweigen beo bachtet, besteht nach den bisherigen Ergebnissen der Unter suchung darüber kei» Zweifel, daß Anarchisten den Anschlag beginnen. Die Rue Monceau gehört zu den vornehmsten Vierteln von Paris. Neben Nummer 65, wo der Anschlag stattfand, befindet sich das Wohnhaus d«S Barons Alfons Rothschild, so daß die Bermuthung nahe liegt, daß die Anar chisten es auf diesen abgesehen hatten; Polizeipräfect Lepine dagegen sprach die Ansicht ous, daß die Urheber des An schlages das gegenüber liegende Wohnhaus des Untersuchungs richters Athalin zerstören wollten, um Rache zu nehmen, weil Athalin in der Verfolgung der Anarchisten große Rührigkeit entfaltet hat. Die Beschreibung zwei« Personen, die im Augenblicke der Explosion die Flucht ergriffen, paßt auf zwei Anarchisten, di« von der Polizei seit Langem gesucht werden. Vierzig Geheimpolizisten wurden am Nachmittag zu ihrer Auffindung ausgesandt. Der Anschlag verbreitet neuerdings großen Schrecken, da ein Wiederaufleben d« anarchistischen Gefahr befürchtet wird. Die Untersuchung der Bombe im städtischen Laboratorium ergab, daß sie der Bombe Vaillants vollständig gleicht und offenbar aus derselben Werkstätte stammt. Parts, 14. Januar. Die im städtischen Laboratorium vorgenommene Untersuchung ergab, daß die Bombe, welche gestem in der Rue Monceau explodirte, mit Ehloratpulver gefüllt und ein Sturzbombe war. Die Wirkung der Explo sion zeigte sich hauptsächlich in der Höhe; denn auf den Dächern wurde« Bruchtheile der Bombe gefunden. Wäre di« Explosion auf dem Fenster «folgt, hätte sie großen Schade« angerichtet. Jtnlie«. — General Baratieri, der Hüchstkommandirende tu der erythräischen Kolonie, scheint die Wirkung seines Husaren- mäßigen Vorstoß«» gegen Adua überschätzt zu haben, indem er nach Rom berichtete, « habe dadurch die Tigrehäuptlinge, vo, allem den sehr verdächtigen Ra« Mangascha, gründlich «ingeschüchtert. Wenn dem wirklich so wär«, dann brauchten nicht, wie jetzt gemeldet wird, am oberen Mahreb zwei ita- lienische Truppenkorps bereit zu stehen, um einen etwaigen Vormarsch de» RaS Mangascha vom Belesa, einem Reben- fluß des Mahreb, her aufzuhalten. Am rechten Ufer des Mahreb, an da» Fort Adiugri gelehnt, steht General Ari- mondi, d« Sieger von Agorvat, am linken Uf«, Halbwegs zwischen dem Belesa und dem Fort Adiugri, General Bara tt«! selbst. Di« ersten Vorzeichen eine» bevorstehenden Waffen- gange» mit Ra» Mangascha sind in dies« Drahtmeldung zweifellos zu «kennen. Die Lag« wär« nicht bedenklich, wenn nur nicht gleich- H» hab« »ersucht, d« Antrag de» Staatsanwalt» g«ge« de« Lbg. Liebknecht zu hintertreiben Di« bt»h«iaeu Disziplinar- «Wl sei«« uyzunich«vd, er wünsch« «in wirksam«»«» Di»zi- pliuarmtttel, wikche» da» Hau» zu beschlichen hab«, f«r«« di« Herabsetzung der Beschlußfähigkeit-M« irr GtschästsorduungS- frag«« und dt« Ennächtiauug urr Ltthttlung ein« Rüg« an oh«« Entschuldigung fehlend« Abgeordnete. Abg. Si«g«r be- streitet da» vedürfntß, g«g«n d«u Ton tm R«tch»tagr v«r- schärfend« Maßregtlo zu «greife», d«aa verglich«« mit an- deren Ländern, geh« «» im deutschen R«tch»tag« noch verhält- tttßmäßia ruhig zu. Di« Abgeordneten bedürft«« d«» Schutze» MH« dl« Bundr»rath-mitgV«d«r, di« Frhl««d«n würd«n durch "MamenSaufruf schon genügend gekennzeichnet. Abg. Bachem (Tentrum) ist geneigt, den Ton de» Hause» verbessern zu helfen. Die Ausschließung von den Sitzungen sei jedoch nur durch «ine Verfassungsänderung möglich. Abg. Gamp erklärt sich für Verschärfung der Disziplinarmaßregeln. H Berlin, 14. Januar. Zum Vorsitzenden der Kom mission zur Berathung der Umsturzvorlage wurde der Abg. Böttcher (natlib.) zum stellvertretenden Vorsitzenden Frhr. v. Stumm (Reichsportei) gewählt Di« Kommission tritt Donnerstag vormittag zur erste« Sitzung zusammen. — AuS Anlaß de» Besuche- d«S Reichskanz lers Fürsten Hohenlohe beim Fürsten Bis marck veröffrntlichen die München« Neuesten Nachrichten beut« einen Privatbrief «in« dem Fürsten nahestehenden Per sönlichkeit, welch« das in gestriger Nummer unseres Blattes geschilderte Bild aus FriedrichSruh im Wesentlichen bestätigt. ES heißt dort: , WI - „Zum Schluffe fragen Sie nach dem Befinde» des Fürsten. — Mein Gott, wie kann es chm geben, — körper lich bewunderungswürdig gut, die alte ehrwürdige, ehrfurcht- gebietende Haltung, das Auge ganz das alte feuer- und geist- Mühende, noch dasselbe Interesse an den Ereignissen dies« Welt — aber sonst geht eS ihm wie etwa RubenS, dem man plötzlich die Palette aus der Hand gerissen »nd zuschauen ließ, wie Jahr auS Jahr ein ein Bild von ihm nach dem andern von Dilettanten überschmirt und ruinirt wird und wi« Andere an der Arbeit sind, vom Dache seines wohleiu- gerichtetrn Hauses einen Zitgel nach dem andern wegzu- nehmen. Dann fragen Sie noch, ob d« Fürst von den vielen Ovationen nicht sehr gerührt wäre, — das weiß ich nicht sich«, ab« mir kommt es vor, als wenn ein alter Tänzer oder Komödiant, wohl mehr Senugthuung davon hätte. — DeS Fürsten Leben war Sorge um Land und Reich und eine andere Freude gäbe e» für ihu wohl nicht mehr, als wenn er noch den StaatSwagen bergauf begriffen sähe." Ein Mann wie Bismarck wird bis zum letzten Hauche tn und mit dem politischen Leben Deutschlands existiren. Schon die Masse der Zeitungen, die der Fürst täglich mit dem größten Interesse studiert, geben von dem nie erlahmen den Interesse Kunde, da» der greise Kanzler allen öffent lichen Dingen entgegenbringt. Man könnte sagen, daß der Fürst überhaupt nur mehr in einer Gedankenwelt lebt, in der Betrachtung und Sorge um sein Lebens- werk: Dieser große und gewaltige Gedanke heißt: „Deutschland." Man hat vielfach davon gesprochen, daß d« Besuch des Fürsten Hohenlohe auch einen Gedankenaustausch beider Staatsmänner v«anlassen werde. Es liegt wohl nahe, daß zwei im politischen Leben Deutschlands so hervorragende Per sönlichkeiten bei ihr« Zusammenkunft nicht lediglich vom „guten Wett«" sprechen werden. ES wird ab« dl dem Fürsten nahestehenden Kreisen Werth darauf gelegt, dieses „Rath-Ertheilen" auf das richtige bescheidene Maß zu redu- zden. Um daS in dem ebenerwähnten Brief gebrauchte Bild hier wett« auszusühren, könnte man ungefähr sagen: Es wäre gerade so, wie wenn ein RubenS von einem vielleicht kleineren Künstler gebeten würde, ihn auch so malen zu lehren. Fürst Bismarck hat den Fürsten Hohenlohe stets sehr hoch gestützt. Tr hat ihm bekanntlich ein Mal üb« ein halbes Jahr lang seine Vertretung übertragen, als « durch Gesund- heitsverhältnisse dazu gezwungen war, sich jeder politischen Arbeit und Aufregung zu entziehen. Man weiß, daß Bismarck da mals und auch spät« noch Hohenlohe das größte Lob für diese Vertretung spendete und besonders betonte, daß sich Hohenlohe so rasch in allen Fragen orientirte und mit merk würdig« Agilität in den Geschäftsgang hineinarbeitete. Hohen- lohe nahm die Sache mit solcher Energie und solchem Ernst in di« Hand, daß « nach Ablauf d« Bertretungszett selbst erkrankte. Nicht Eingeweihte machen sich überhaupt schwer einen Begriff von d« in der Person des deutschen Reichs kanzlers konzentrirten Arbeitsfülle und Verantwortlichkeit. Es gehört« die eiserne Natur eines Bismarck dazu, die Last der Geschäfte durch Dezennien hindurch zu tragen. Man wird wohl nicht fehl gehen, wenn man annimmt, daß Fürst Bismarck dem dritten Kanzl« gegenüber mit der selben Offenheit, wie stinen vertrauten Freund« gegenüber, über die politischen Tagesfragen gesprochen hat. Fürst Bis- marck betrachtet die Umsturzvorlage als eine Halbheit. Er steht heute noch auf dem Standpunkt, daß nur radikale Maß regeln gegenüber den revolutionären Parteien zu einem Er gebniß führen können und daß auch nur letztere durch die Gesetzgebung getroffen wnden müßten. Eine Partei, welche die Grundlage unseres Staats- und GesellschastslebenS über haupt negirt und damit auch eine hervorragende Institution m diesem Ganzen, das Parlament, sollte man eigentlich gruud- Nützlich nicht aus dieser Institution Nutzen ziehen lassen. Berlin, 14. Januar. Die „Berl. Börsenztg." will wissen, Fürst Hohenlohe habe dem Altreichskanzler die Ein- ladung des Kaisers überbracht, am 27. Januar nach Berlin ur kommen, sowie dem Fürsten Bi-marck den Besuch des Kaisers zum 1. April angekündigt. Berlin, 14. Januar. Heute früh hörte Se. Maj. der Kais« den Vortrag des Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe in Lessen Palais. — DaS StaatSministerium trat nachmittags 2 Uhr unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten Fürsten zu Hohenlohe tm ReichStagSgebäude zu einer Sitzung zusammen. — Wie der Wien« Berichterstatt« der „Daily News" erfährt, laufen Ende 1896 di« di« Dreibundmächte bindenden Verträge ab. Bor Schluß de-Jahres 1895 werden di« Unterhandlungen für deren Erneuerung stattfin den. Italien wünsche einige Erleichterungen seiner militärischen Verbindlichkeiten zu er- hangen, die zweifelsohne gewährt werden dürf- zeittg die Anzeichen sich mehrten, daß de» vo« varatieri für «awahrschemltch gehalten« Lagriff d« Mahdtst« auf Kaffala nun doch «folgen werden. Der Mahdi rüstet, wi« au» Kaffala berichtet wird, wiewohl seine Angehörigen -ihm vo« tivrr» Feldzuge abrathen, der vielleicht sein« Henfchaft «in End« mach«« könnt», mit all«» Macht zum entscheidenden Angriffe. Einen Tagmarsch vor Kaffala bei El Fash« steh«« dt« Spitze« sein«» H«««» n«d «» wurden daselbst jzroß« vorräth« zu- sammvlg,tragen. S«tne gesammten Streitkäst« betragen 12000 Mann, worunter 1000 Reit« mit Lanzen. Seine Absicht geht v«muthlich dahin, sich mit alle» Macht zwischm Kassala und Agordat zu werfe«, da» au» Erytbräa kommend« HilfSkorp» z« schlagen, Kaffala ab« au»zuhung«rn. Da» letztere dürft« ihm sittlich nicht so lttcht gelinge«, dem» Kaffala ist verhältnißmäßig — man muß immer di« recht primitiv« Bewaffnung der Mahdisten nn Auge be- halten — stark befestigt, mit Mundvorrath für läng« al» einen Monat versehen und mit vi« Kanonen »ad vi« Mttrailleusen armirt, wozu demuächst noch vi« Wei- tere Geschütze kommen sollen. Schießbedarf für Geschütze und Gewehre ist in Masse vorhanden. Auf «ine länge« Belagerung Kassala» durch die Mahdisten dürfen e» die Italiener aber nicht ankommen lassen, sollen nicht üble moralische Wirkungen tm ganzen Hinterlande der Kolonie ein- treten; die Offensive ist auch da die gebotene Form d« Ber the digung. Ob dazu aber die nach Abzug de» ObservattouS- korp» am Mahreb übrigen Streitkräfte au»retchen, ist jedex- fall» fraglich. Im Ganzen verfügen die Italien« in Ery- thräa momentan üb« 8000 Mann mit ZOO Pferdm und 18 Geschützen, sie sind mit 6'/, Millimeter-Gewehren ausgerüstet; die Mahdistenmacht wird mit 22000 Mann, wovon 10000 Gewehre tragen — wohl durchweg Flinten alt« Konstruktion — und 1500 Pferden beziffert. Unt« solchen Umständen wird wohl nichts übrig bleiben, als den Rath des erfahrene« Generals Orero, des früheren Kammandanten in Massauah, zu befolgen und Verstärkungen, wenn auch nicht gleich 3000 Mann, nach der Kolonie zu entsenden. Ein zweite» Dogalt könnte in Italien selbst zu einer schweren politischen Kata strophe führen, die selbst mit dem Aufgebot beträchtlicher Opfer nicht zu theuer verhütet wäre. Wie wett das Gerücht von dem bereits «folgten Abgang von Verstärkungen von Neapel aus auf Wahrheit beruht, muß abgewartet werden; schlimmstenfalls dürste eS verfrüht, keinesfalls ganz grundlos sein. Begreiflicherweise s-ägt man sich in Italien vielfach, ob denn England, dem mit der Wegnahme vo» Kassala durch die Italien« doch zweifellos ein großer Dienst erwiesen wor den ist, richt von Oberegypten aus etwa» thun werde, die Italiener bei Kassala zu degagiren. Bisher offenbart sich aber die ganze Theilnahme der Engländer an den Vorgängen in Lrythräa lediglich darin, daß die Londoner Presse aller hand Alarmgrrücht« eilfertig üvernimmt und sehr besorgte Mienen zur Schau trägt. Egypten „Daily News" melden auS Kairo, daß gestern zwischen Derwischen und italienischen Posten 80 Kilometer westlich von Wadihalfa ein Gefecht stattfand. Der Ausgang des Ge- fechts ist roch nicht bekannt. Afi«. — Eine Umwälzung in Zentralasien. — AuS jenem unheimlichen Wetterwinkel in Mittelasien, um den sich au» Norden, Süden und Westen immer mehr gewitter- schwangere» Gewölk zusammenzieht, kommt die Kunde von einem Fütstenmorde, der eben, weil « in jenem Winkel ge schieht, mehr Aufmerksamkeit verdient, als solche in den asiatischen Annalen sehr gewöhnliche Vorkommnisse im All gemeinen beanspruchen dürfen. DaS Reuier'sche Bureau be richtet aus Calcutta vom 10. Januar: Der Mehtar (Fürst) von Tschitral, Nizam-ul-Mulk, ist von seinem jüngeren Brud«, Emir-ul-Mulk, ermordet wor den. Der Letztere hat sich zum Mehtar gemacht. Der Er mordete war ein fähiger, gebildeter Mann. Sein Tod wird für die indische Regierung ein« politische Frage sein. Die Lage von Tschitral, östlich von Afghanistan, im Süden des Hindukusch und nördlich vom nordwestlichen Zipfel des britischen Ostindiens, macht diese Vorgänge auch für Eu ropa wichtig und ein kurz« Rückblick auf die Geschichte der letzten Jahre jenes BergländchenS ist dah« nicht uninteressant. Der Bat« des eben ermordeten Fürsten, Aman-ul-Mulk, ein energischer alt« Schurke, hinterließ die Herrschaft seinem Sohne Afzul-ul-Mulk, während Nizam-ul-Mulk Statthalter von Jas sin wurde. Wenige Monate nach diesem Thronwechsel er- schien ein in Verbannung gewesener Oheim der beiden Brü der, Schir Afzul von Badachschan h«, erstürmte die Haupt stadt, ließ seinen N:ffm erschießen und bestieg statt sein« den Thron. Dieser Vorfall war für di« Engländer eine große Verlegenheit, da gerade damals der Emir von Afgha nistan Neigung zeigte, das Recht Englands, sich in tue An gelegenheiten Tschitral« einzumischen, zu bestreiten, und man im Rathe der König« ebenso wenig Lust hatte, einen Feldzug nach Tschitral zu unternehmen wie «ine» Schützlmg des EmirS unbeanstandet die Früchte seiner Usur pation genießen zu lassen. Da half ihnen Nizam-ul-Mulk au» d« Patsche. Er zog mit seinen Truppen von Jassin heran, und Schir Afzul «griff die Flucht; er lebt augen blicklich in Kabul. Nizam-ul-Mulk trat die Herrschaft an und wurde sofort von England anerkannt, so daß er eigentlich al» Schützling der Engländer angesehen werden kanu, wenn e» auch nicht richtig sein würde, zu sagen, er sei von ihnen zur Macht «Hobe« worden. Emir-ul-Mulk ist ein jung« Mensch von 19 Jahren, während sein ermordeter Brud« 35 Jahre zählt«. Angeblich soll die ostindische Regierung nicht abgeneigt sein, die Rechte de» in Kabul lebenden Schir Afzul zu berücksichtigen. In Martudsch, südlich von der Haupt stadt Tschitral, steht «ine Abtheilung Seapoy», di« tm Verein mit der kleinen Truppe des Kapitän Gordon, des britischen Residenten in Tschitral, vollkommen genügt, den Wille» Eng lands zur Geltung zu bringen. Denn die Bewohn« de- LändchenS sind al» feig und unkriegerisch bekannt. An» Gwchf-m — Die Länge der Sächsischen Staatseisen bahne«. Nach dem Stande am Ende de» Jahres 1894 be trägt die Länge d« Sächsischen Staatse senbahnen (einschließ lich der gepachteten und ausschließlich der ««pachteten Strecken) 2755,68 km, d. s. gegen den Schluß des Vorjahres 8,81 km mehr. D« Zuwach» ist entstanden durch die im März v. I. erfolgte Eröffnung der Linie Pirna-Großcotta (6,36 km), sowie durch die Herstellung d« Anschlußbogen zwischen den Linien
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