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Erzgebirgischer Volksfreund : 24.01.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-189501247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18950124
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18950124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-01
- Tag 1895-01-24
-
Monat
1895-01
-
Jahr
1895
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 24.01.1895
- Autor
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jpielt h-t- K oa « tn Rußland » iu- Tage in Holland aufgehalten hatte, wo er mit dem russischen Konsul in Amsterdam in Beziehung gewesen ist, nach Ser bien flüchtete. Dort wurde er von der Polizei verhaftet, aber Wit der fre-gelassen. Dann ging er nach der Türkei, wo er ein zweites Mal verhaftet, zum zweiten Male aber wieder freigelassen wurde, bis er endlich nach Rußland kam, wo er bei Odessa durch die russisch« Polizei verhaftet und nach Pe- tersburg befördert wurde. P ar i s, 22. Januar. Die Angriffe der Sozialisten gegen den neuen Präsidenten Fanre dauern fort. In ihren Blättern und Versammlungen werden die heftigsten Worte laut. So erklärt« in «inrr Versammlung ein Redner, man müsse be dauern, daß die Sozialisten in der Nacht vom 15. Januar nicht einen Staatsstreich gemacht und sich der höchsten Gewalt bemächtigt hätten. Man werde jedoch die nächste Gelegenheit hierzu benutze«. — Casimir-Peri« hat mit seiner Familie am Dienstag Vormittag 11*/, Uhr das Palais Elyse« verlassen. Er empfing am frühen Morgen, nachdem er bis zuletzt seine Papier« g«ordn«t, grupptnwtise die Diener und Be amten des Hauses, sagte allen Adieu und dankte ihnen. „Wenn jemals-, sagt« er, „einer von Ihnen mich in der Z, kunst braucht, so soll er vertrauensvoll zu mir kommen. I, — DaS Pariser Blatt „kollt. colomalv" veröffentlicht heute ein Telegramm aus Kairo, wonach eine Abtheilung ein geborener Truppen unter dem Kommando italienischer Offi zier« von 10 000 D«rwischrn bei Kassala angegriffen und daß die Italiener vollständig aufgerieben worden seien. Demgegen über meldet die „Agenzia Stefani-: Die aus Kairo datirten Pariser Nachrichten, daß die Derwische bei Kassala ein durch italienische Offiziere befehligtes Corps von Eingeborenen ver- nichtet und daß 15000 Mahdfiten Kaffala belagern, find tendenziöse Erfindung. Die Nachrichten seien durch die heute eingegangenen Depeschen des Generals Baratieri an die italienische Regierung widerlegt. Parrs, 22. Januar. Nach Beendigung seiner Be- sprechungen mit Poincarö und Cavaignac hat der Präsident Felix Faure Bourgeois nochmals nach dem Elysee berufen und ihn beauftragt, die Unterhandlungen zur Kabmetsbildung sortzusetzen. Bourgeois hat auf dringendes Er suchen des Präsidenten den Auftrag wieder übernommen. ..... „ ^ch behalte eine Erinnerung an Sie, die Ihnen ein Recht aus meine Dankbarkeit giebt.- Viel« Di«n«r sah man gerührt. Um 11 Uhr stiegen Perier und seine Gemahlin die Treppe hinab. Auf vorher ertheilten Befehl Faures trat in diesem Augenblick im Hofe die Wache ms Gewehr und der Tambour rührte die Trommel. Der Civil- und Mlitärstaat nahm Ab- chied von dem ehemaligen Präsidenten. Casimir-Perier, im chwarzen Regenmantel, ohne die Dekoration der Ehrenlegion, eine Gemahlin in dunkler Toilette, nahmen Platz in einem großen zweispännigen Landauer. Die wenigen Vorübergehen- den, die Perier «kannten, grüßten, und der Expräsident dankte. Der Wagen führt« ihn zu seinem Hotel Rue Nitot. Vor der Abfahrt aus dem Elyse« hat kein«Zusamm«nkunft zwisch«n ihm und Faur« stattgefunden.- — Di« Reihe der Staatsoberhäupter, welche die dritte französische Republik m den verflossenen 24 Jahren verbraucht hat, scheint sich schneller zu vergrößern, als man bei Begründ- ung der Republik und später der siebenjährigen Amtsdauer gemeint hat. Wir stellen in folgendem die Staatsoberhäupter zusammen: 1870: 4. September, General Trochu (geb. 1815), Borsitzender der nationalen Verteidigung. 1870: Oktober, Lbon Gambetta (geb. 1838, gest. 1882), Diktator. 1871: 17. Februar, L. Adolph« ThierS (geb. 1797, g«st. 1877), Chef d«r Exekutivgewalt: vom 31. August Präsident der Republik. 1873: 24. Mai, Marschall Mac Mahon (geb. 1808, gest. 1893), Präsident o«r Republik auf 7 Jahre. 1879: 30. August, Jule- Grövy (geb. 1807, gest. 1891) aus 7 Jahre. 1885: 28. Dezember, Jule- G ' '!> zum 2. Male. 1887: 3. Dezember, Sadi Tarnot (g« l^7. gest. LÄ«. Bekannt ist di» Roll«, di« d«r Russ« Jagolkowrch »i»r dem Ramm „Barorr Ungern von Ml«nilarg- oabei ge spielt hat. Gr, d« Hauptanmklagw, ist «her nicht anwesend, da «r «Rußland verhaftet fit und durchdie russisch« Poli- zei «tcht auSgütefert wurde. Die and««« Angeklagten, 16 m Game«, M>: Acht Deutsch«: Müller, Broich, Bach, West- camp, Boss«, Wilke Schlebach und Henriette Maller, verehr- lichte Schlebach: zwei Holländer: LornÄfisen und Blieaeu; »ns Belgier: Berbut, Jooris, Berg, Arnold und Leblanc. Di« b«td«u Holländer haben bis jetzt nicht entdeckt »erden können: der Staatsanwalt mußt« nach Verlesung der Anklage- fchttst erklären, dieselbe müsse in eiyem Punkt« abaeäadert werden. Ja ihrer ersten Fassung beschuldigt« st« Jagolkowsky au d«m Attentat« am Hause des Dr. Rmson (3. Mai 1894) sich persönlich beteiligt zu haben. Dieser Behauptung jedoch wiedersprach derselbe aus» EntschiHenste in seinem verhör durch die russischen Gerichtsbeamten, und es hat auch, nachdem ihm diese» verhör bekannt gegeben war, der Angeklagte Müller gestanden, er habe gelogen, al» er Jagolkowsky diese» Ilten- tat« beschuldigte : das Attentat sei wimich allem durch West- camp verübt worden, der Ruffe habe nur die Bomb« aus Mast- richt mitgebracht und übergeben. Diesen Au-sagen gemäß klagt somit der Staatsanwalt den Westcamp an, das Attentat vom 3. Mai mit Müller verübt zu haben, und Jagolkowsky wird nur der Mitschuld angeklagt. Der Staatsanwalt selbll giett zu, daß alle Fäd«u de» anarchistischen Komplots noch nicht aufaedeckt seien. Da» Verhör der Angeklagten hat nicht mehr Licht hineingebracht. Keiner der Angeklagten hat ein anarchistisches Bekenntniß abgelegt ; Müller, der daS Alten- tat in der JakobSklrch« und am Theater gestanden hat, er- klärte, er hab« durchaus nicht gewußt, um was eS sich han delte. Er habe blindlings Jagolkowsky gehorcht, weil duser ihm Gkld und Kleider schenkt«. Müller beschuldigte Vossen und Westcamp besonders der Anfertigung der Bomben; die Bombe des 3 Mai sei aber durch Cornelissen und Bliegen in Mastricht mit Jagolkowsky verfertigt worden. Alle an- deren Ang'klagten widersprechen energisch den sie belastenden ^Aussagen Müllers. Einige bekennen, an dem Diebstahl von Dynamit in Chevron (bei Lüttich) theilgenommen zu haben. Alle versichern, diese Expedition sei durch Jagolkowsky mit 25 Fr. bezahlt worden. Sie behaupten, nur von Attentaten gewußt zu haben, die zur Einschüchterung der bürgerlichen Klassen dienen sollten. Sonderbar klingen die Einzelheiten, die über die Verhaftung JagolkowkyS bekannt gegeben wur- den. Man erfährt, daß der Russe, nachdem er sich einige W». s LOM» i W» Jean Casimir-Perier (geb. 1847), Präsident auf 7. Jahr«. 1S9ö: 1v. Jauuar, Rücktritt Casimir-Brrier». Roch t« vor. Som««r kouuw «au sagen, daß di« durchschnittlichen Dau«» der fiebeojährigtu Präsidentschaft vier Jahr« betrage. Jetzt wird «um di« Durchschnittszahl »och mehr herabsetzea oder schließlich da» Septeuuat al» g«geustaud»lo» abschaffe» müssen. — Wie schon kurz erwähnt, wurde am Freitag Abend der Ex Hauptmann Dreyfu» im Gefängniß La Gant» rafirt und in der braunen Sträflingstracht den Gendarmen Überlie. fert, welch« ihn «ach der Insel Saint-Mart« d« Rb bringen mußten. Di« Abfahrt vom Orl«an»-Bahuhofe fand kurz vor Mitternacht statt; in Pottier» wurde in der Morgenfrühe der Wagen gewechselt und gegen 1 Uhr traf der Zug mit dem Berurthrllteu in La Rochelle «in. Er sollte sogleich nach dem Gefängniß der Stadt gebracht werden, um dort vor der Ein schiffung Rast zu halten; allein man hatte durch Depeschen au» Parr» erfahren, wa» vorging, und «ine dichte Menge umstand schon vor Mittag den Bahnhof und da» Gefängniß drohend und heulend. Als die Verwaltung die» sah, ging sie auf den Jrrthum ein und verdoppelte die Wachtposten vor dem Gefängniß. behielt aber Dreyfus auf dem Bahnhofe. Hier sammelte sich der ganze Janhagel einer Hafenstadt gegen Abend an, um all« Be- wegungen zu brobachten und darüber zu wachen, daß sein Opfer ihm n:cht ertzehen könne. Bon Zeit zu Znt ertönten Rufe: „Tod dem Verräthrr", „Heraus mit ihm!" Als die Stunde nahte, da die Einschiffung stattfindeu sollte, suchte man ihn durch eine Hinterthüre herauszuführen; allein auch hier war der Andrang schon so groß, daß seine Hüter plötzlich wieder anderen Sinne» wurden und sich dem großen Ausgange zu wandten. Aber hier wie überall wogte eine aufgeregte, durch la»zes Warten noch mehr gereizte Menge, die nun mit Fäusten und Stöcken auf den Sträfl ng losschlug, der gesenkten Haup- tes einherging und von den Gendarmen mit knapper Noth den Rasenden entrissen werden konnte, di« ihn ins Wassrr wrrftn wollt««. Endlich gelang «S, den Übel Zugerichteten in «inen Omnibus zu werfen, der nach dem Hafen La Pallice fuhr, wo die feindseligen Kundgebungen sich erneuerten, bis der Dampfer „Nbnuphar," der Dreyfu-, heute nur noch eine Bagno-Nummer, «ach der UebergaugSstatton der Deportirten brachte, sich vom Lande entfernt hatte. Italia«. — Die italienischen Blätter sehe« das Dekret, durch welches die Kammer geschlossen wird, al» sicheres Anzeichen für die Auflösung der Kammer an. Wie die Blätter ferner melden, ist zwar noch kein Zeitpunkt für di« Wahlen festge- fitzt, doch mein«« einig« Zeitung««, daß die Wahlen im April stattfinden werden. Di« „Tribuna- und di« „Rlsorma- sagen bei Besprechung des Schlusses der Kammersession, daß in dem Gedankengange der Regierung daS Dekret über Len SeffionS- schluß als logische Konsequenz der vorhergegangenen Vertagung angesehen werde, deshalb sei demselben auch kein Bericht des MinisterratHS vorangegangen. Die „Tribuna- fügt hinzu, daß Italien thatsächlich, wenn auch nicht offiziell, in die Wahl- kampagne trete. Der „Diritto- bezeichnet daS Dekret als Ein leitung zu den allgemeinen Wahlen und bestätigt, daß die Re gierung hiermit «inen Schritt inS Ungewisse thue: di« übrigrn Blätter beschränken sich auf die Wiedergabe des Dekrets. Griechenland. Athe», 22. Januar. Heute vormittag hielt Trikupis in Anwesenheit des Kronprinzen dem Könige Bortrag über die beiden Meetings am Sonntage. Da die Ansichten des Königs und der Regierung in diesem Punkte auseinander gingen, reichte Trikupis seine Entlassung ein. Die Meldung von der Demission machte auf der Börse tiefen Eindruck. Man glaubt, es werde ein politisch farbloses Kabinet gebildet werden, mn die Kammer aufzulöse«. Bulgarien. Sofia, 22. Januar. In Tirnova fanden Zusammen- flöße zwischen Anhängern Stambulows und solchen der R« gierungspartei statt. Unter den Verwundete« befindet sich auch der Bürgermeister von Tirnova. Türkei. — Neber die bereits gestern erwähnte Vergewaltig ung englischer Postbeamte» wird heute aus Kon stantinopel gemeldet: Am Sonnabend Abend wurde ein Briefträger des eng- lichen Postamtes mit 12 aus Smyrna (Kleinasien) ange- kommen«» Brfifen bei der nach Stambul führenden Brücke wegen angeblich mit falschem Gelbe bezahlten Brückenzolles angehalten und nach der Wache geschleppt. Ein Passant be- nachrichtigte den Postdirektor Cobb, welcher sich mit einem türkisch sprechenden Beamten alsbald auf die Wache begab. Der Briefträger war inzwischen visitirt und ihm die Briefe abgenommen worden, außerdem waren ihm Handschellen an gelegt, während er selbst von einem Zapti« mit dem Säbel verwundet worden war. DaS Verlangen Cobbs, den Konsul zu benachrichtigen, wurde abgelehnt. Als sich Cobb anschickte, aus dem Fenster um Hülfe zu rufen, wurden die Fensterladen geschlossen. Cobb versuchte hierauf, die auf einem Tische liegenden Briefe an sich zu nehmen, diese wurden ihm jedoch entrissen und er selbst aufs Gröblichste insultirt. Augen scheinlich lag die Absicht vor, die Briefe, welche man au» Armenien kommend wähnte, zu lesen. Ein am Fenster vor- übergehender Paffant benachrichtigte den Konsul, welcher sich mit dem Dragoman und einem KawaS nach der Hauptstatlon begab, wo die Freilassung des Briefträgers erfolgte. Der englische Botschafter Currie erhob sofort Vorstellungen. A « s Sachse«. Dresden, 22. Januar. Se. Maj. der König wird nächsten Sonnabend nach Berlin reisen, um dem Kaiser per- sönlich die Glückwünsche zum Geburtstage zu überbringen. — Da» „Dresdner Journal- schreibt: Um Zweifeln zu begegnen, sei mitgetheilt, daß nach den festgestellten Er- örterungen die Granate, durch deren Explosion vor einigen Tagen tn Meerane ein Arbeiter getödtet, ein anderer Arbeiter verletzt wurde, nicht von einem König!. Sächsischen Schieß plätze herrührt. — Die mittlere Jahrestemperatur für Sachsen beträgt -s- 8°0. Im Allgemeinen gilt, daß die Temperatur mit der Srehühe abntmmt. Für Sachsen würde für Orte mit der MeereShvhe von Null, wenn eS solch« i« Sachs«« gäbe, die Mitteltemperatur -j- 9,3 Grad betragen, dagegen für je 100 m MeereShvhe die Temperatur von 0,545 Grad geringer sein. Wärmer al» sich nach ihrer Höhe erwart« ließe, liegen Plauen und Bautzen, und auch Oberwiesenchal ist noch ver- -ältatßmäßia war», dagegen Hal Re-efeld gpy abweichend von semer Höhrnlage, auffallend kühle Temperst«. Anch di« Jahrrüsumme d« Niederschlä-t fit abhäa-ta va» der Höb«-' lag«. Doch ist «um, al» man di« Ort« «ut gleichen Ri««- schlagSmtng«« durch Linie« (Jsohy«te«) verband, zu ganz eigenartigen Ergebnisse« gekommen. Jm^Allgewtine« gilt hier da» Gesetz, daß Or« inmitten groß« Kontinente gering« Nie- derschlagSmeugeu aufweis««, während dirse. nach d«n Küste« hin zunehm«». In dieser Beziehung liegt-also Sachsen, da» ' nahezu die Mitte Europa» bttdet, ziemlich ungünstig. Na mentlich fit die UckWend von GroßenhaM auffallend trockne. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge beträgt bei einer See- höh« von Null 567 mm und nimmt bei je 100 m MeereS hvhe um 49,8 Mm zu, so daß, da der Unterschied zwischen d« höchstgelegenen und oen niedrigsten Orten Sachsen» etwa 1000 » beträgt, erstere etwa doppelt soviel Niederschläg« hab«« aHAe-te«. Durch große Niederschlagsmengen zeichnen sich Altenberg mit 200 mm über den berechneten Werth und Karl», seid, durch geringe Niederschläge Sirehla aus. Ais hvchste Temperatur überhaupt ist an den meteorologischen Stationen in Sachsen, und zwar in Dresden -s- 37° 0., als niedrigst« — 34° 0. in Elster beobachtet worden. Für den Januar hat sich noch nie «ine Temperatur über -s- 16°, dagegen vom Mai bis September tn allen Monaten schon «ine solche von über 30° ergeben. In allen Monaten aber konnte bereits Kätte, beispielsweise in Rehefeld im Juli — 1,5°, konstatirt werden, und die tiefste Temperatur kann auch in den Nieder ungen auftreten. — Eine strenge, aber gerechte Straf« «hielt der in Zittauer Kreisen wohlbekannte ehemalige Zahlmeister-Aspirant Hemprich von der Militär-Behvrde zuerkannt. Hemprich diente vor einigen Jahren im dortigen Infanterie Regiment und wurde dann nach Leipzig versetzt, wo er sich zu Anfang vorige« Jahres mehrfacher Unterschlagungen schuldig machte. Um der drohenden Strafe zu entgehen, desertirte Hemprich von Leipzig aus und wandte sich zunächst nach der Schweiz, von wo au« er nach Frankreich ging. Von dort richkete er an ibm bekannte Militärpersonen in Deutschland Briefe und forderte sie zum Berrath militärisch« Geheimnisse auf, hier für hohe Entschädigungssummen zusichernd. Hemprich besaß di« Dreistigkeit, nach Deutschland zurückzukehre«. Sem« Hoffnung, unerkannt zu bleiben, ging nicht in Erfüllung; er wurde ergriffen und der Militärbehörde ausgeliesert. In wie weit ihm der Verrath milttärischer Geheimnisse gelungen war, fit nicht an die Oeffentlichkett gedrungen, da dl« Verhaf tungen geheim geführt wurden. Jedenfalls muß ab« gegen ih« schweres Belastungsmaterial Vorgelegen haben, denn« wurde vom Militärgericht zu acht Jahren Zuchthaus vernnyeitt. Ver- hängnißvoll wurde die Bekanntschaft mit Hemprich für den Zahl meister - Aspiranten Auerwald beim Zittauer Regiment, der von dem H- ebenfalls Briefegeschickt bekommen hatte und eS unterließ, davon Meldung zu machen. Die Tyatsache kam heraus und Auerwald wurde verhaftet. Die mit Beschlag belegten Briefe müssen ebenfalls belastend für Auerwald ge wesen sein, denn derselbe wurde zu 9 Monaten Gefängniß verurthe lt, welche Strafe er gegenwärtig als Arbeitssoldat abbüßt. Die Vorgänge machten seinerzeit in den betyeillgten Kreisen viel von sich reden, doch wurde von den geheim ge- führten Verhandlungen nichts bekannt. Durch die Berurcheil- ung der beiden Zahlmeist«-Aspiranten har nunmehr dle An gelegenheit ihren Abschluß gefunden. — Am Sonnabend in ver Mittagsstunde ertrank m Köuigftei« der siebenjährige Schulknabe Grünewald in d« Elbe. Derselbe hatte sich auf daS am Ufer befindliche Eis begeben; eine Scholle löste sich plötzlich ab und trieb «in Stück mit dem Knaben fort, wobei derselbe von der Scholle abglitt und ertrank. All« ange- stellten Wiederbelebungsversuche blieben leider ohne Erfolg. — Als in diesen Tagen der vierjährige Knabe Tschenka in Roßwei« Gänse über den Scheunenberg nach Hause trieb, rutschte er den durch eine gefrorene Schlammkruste glatt ge- wordenen Berg hinunter, über den Weg hinaus und in eine kürzlich erst auf noch nicht erklärte Weise gebildete Erdöffnung hinein, welche ca. 2 Meter Tiefe hat und unteu mit dickem Schlamm gefüllt ist. Wahrscheinlich wäre der Knabe in dem Schlamm erstick!, wenn nicht ei: zufällig in der Nähe befind- licher, älterer Knabe nach der nahe gelegenen Scheune des Pfirdeschlächters Schumann geeilt wäre und den dort beschäf- tlgteu Besitzer von der Lebensgefahr des Verunglückten in Kenntniß gesetzt hätte. Schumann ließ eine Lett« in die Grube hinab, auf welch« der Knabe emporstetgen konnte. — Von einem schweren Schicksalsschlage wurde am Dienstag, Nachmittag eine in Chemnitz wohnhafte Familie betroffen. Zwei Kinder derselben, ein 7 Jahre altes Mädchen unv dessm 4 Jahre altes Brüderchen, waren zwischen Kanal- und Frei gulstraß« in «in«m Schlitten die Böschung yinadgefayren, hatten denselben ab« nicht mehr zu erhalten vermocht und waren damit direkt in de» stark angrschwoüenen Plechbach hineingefahren. Während eS einigen Vorübergehenden gelang, den Knabe« dem Tode des Ertrinkens zu entreißen, wur daS Mädchen sammt dem Schlitten voll der Strömung m den Pleißbachkanal getrieben worden, vor dessen Einmünd ung rn den Schloßteich man nur den Schlitten «langte. Die Unglückliche konnte trotz eifrig« Bemühung der Be- rufsfeuerwehr, welche sosort mit geeigneten Werkzeugen dahin abging, bis jetzt noch nicht aufgefund«« werden. — Am Sonntag feierte der Posamentirmeister Hermann Wolf ssn. in Scheibenberg sein fünfzigjähriges Bürgefiubiläum. Eine Deputatton des StadtgemeinderatheS beglückwünschte den Jubilar. Gleichzeitig wurde demselben durch Bürgermeister Kegler «in Diplom auSgehändigt. Auch «in« Deputation der Posamentirinnung, deren langjähriges Mitglied d« Jubt- lar ist, bracht« demselben die herzlichsten Glückwünsche dar. — Am Montag Abend gegen °/.7 Uhr wurd« ia Cra«- zahl «in prächtiges Meteor in östlich« Richttmg bemerkt, welches einen Schein dem elektrische« Lichte gleich hatte. Die Erscheinung dauerte ea. vier bis fünf Sekunde«. DaS Meteor ging vnt« einem starke« Donn« nieder. — In Zwickau wird in den Tagen vom 18. b.S 20. Mat ein groß»» VeretnigungSfest der ehemalig«« An gehörigen de» 5. Infanterieregiment» „Prinz Friedrich August!,' Nr. 104 stattfutden. Für de« 18. Mai (Sonnabend), Abends fit Festkommrr», nach Befinden tn mehreren Lokalitäten gen. Stadt, für den 19. Mai, al» dem Haupttag, Vormittag» Festzug mit anschließendem Fest-, bezw. FeldgotteSdienst, Abend» zwanglose Verewigungen in den Standquartieren d« einzelnen Compagnie« und am Mon tag Frühkneipe od« Ausflüge tu die nähere Umgebung tn Aussicht genommen. Der Festausschuß, welch« sich berett»
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