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Erzgebirgischer Volksfreund : 19.01.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-189501194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18950119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18950119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-01
- Tag 1895-01-19
-
Monat
1895-01
-
Jahr
1895
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 19.01.1895
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alltiu di« Grinde der 1'/. des Em-Iod. — Die „Agenzia-Sttfani" meldet aus London: Die englische Regierung beantwortete das Schreiben Ras Manga- Lbg. EnneeeeruS (nat.-lib.) ging sogleich auf eine sach lich» Beurtheilung der Borlage em und erklärte, daß die Entschädigung unschuldig Verurtheilter die uuartheilt« Freude aller seiner Parteigenossen finoe. Doch schien e» chm be denklich, daß nur bei dem positiven Nachweis der Unschuld d«S Angeklagten di« Wiederaufnahme des Verfahren- und die Entschädigung stattfinden dürfe und nicht gestattet sein solle, wenn geringe Schuldmomente noch zurückblieben. Hier ver lange er Abhülfe in der Commission. Auch die Frage der Entschädigung für unschuldig erlittene Untersuchungshaft em pfahl er zur näheren Erwägung in der Commission. Mit der Berufung war er einverstanden. Dagegen schien ihm die Besetzung der Strafkammern mit drei, statt wie bisher mit fünf Richtern bedenklich; ebenso die Beseitigung der Ab hängigkeit des Verzichts auf die Voruntersuchung von der Jterlie«. Mailand, 17. Januar. Heute nachmittag Uhr wurde der Generalstaatsanwalt hiesigen Appellhofes, Celli, in seinem Kabin«t durch ein Individuum ermordet, daS ihn unter falschem Namen zu sprechen verlangte. Der Mürber faßte Celli an der Kehle und durchschnitt ihm die Schlagader. Der Mörder, welcher alsbald verhaftet wurde, nennt sich AttiDuS Bellocchio, er stellt sich irrsinnig und antwortet nicht auf die an ihn gerichteten Fragen. Man glaubt, daß e» sich um einen Anarchisten handelt. Celli starb nach einigen Augen- blicke«. Zustimmung des Angeklagten und die vorgeschlagene Be schränkung des Beweisverfahrens. Auch gegen die Ver- Weisung einer großen Zahl von Strastthaten von den Strafkammern an die Schöffengerichte äußerte er große Bedenken. Im Allgemeinen glaubte er, daß die Aenderunaen aus dem Bestreben entsprungen seien, den Gang der Justiz zu beschleunigen, daß man sie aber nur angesehen habe vom Standpunkte des Staatsanwalts und nicht von dem der All gemeinheit. Für den Fall, daß eine Neubearbeitung der Vor lag» nvthig werde, sprach er di« Bitte a«S, zu prüfen, ob eS nicht angezeigt wäre, eine Mittelinstanz zu schaffen zwischen Schöffengericht und Strafkammern. Auf Veranlassung des Redners stillte schließlich Staatssekretär Nieberding noch fest, daß die Entlastung Hr die Straflammern auf höchstens 15°/, all»r Sachen zu schätzen sei. Darauf wurde di« Weiterberathung auf heute vertagt. — Die Kommission zur Berathung der sogenannten „Umsturzvorlage" trat gestern zu ihrer ersten Sitzung zusam men. Von einer Generaldebatte wurde nach den eingehenden Erörterungen im Plenum Abstand genommen. Abg. Spahn (Zentrum) beantragt«, di« Regirrung aufzusordern, a) eine Uebersicht zu geben über die Strafbestimmungen der anderen Kulturstaaten, welche Bezug nehmen auf die neu vorgelegten Paragraphen d) das entsprechende Material zu liefern, welches die Verschärfung der einzelnen Paragraphen rechtfertigt. Staatssekretär Nieberding verspricht, das Material »ä » zu liefern, während es unmöglich sei, dem Wunsche »ä d zu ent sprechen. Abg. Bebel beantragt noch die Vorlage sämmtlicher bezüglichen Reichsgerichtsentscheidungen, damit die Kommission sich davon überzeugen könne, ob und weshalb sich die vor- geschlagene Straferhöhung (8 111 Abs. 2) rechtfertige. Abg. Frhr. v. Hammerstein widerspricht dem zweiten Theil des Antrages Spahn, da eS sich in vielen Fällen um sekrete Dinge handele. Die Abgg. Spahn, Bachem und Rintelen (Z.) erwidern, daß sekrete Borträge mündlich und als sekret mrt- getheilt werden können. Staatssekretär Nieberding erklärt, daß die verbündeten Regierungen di« Annahme d«S Antrages Bebel als eine Ablehnung der ganzen Novelle ansehen würden. Ebenso sprechen sich die Abgg. Dr. Enneccerus, Dr. Osann und v. Stumm gegen den zweiten Theil des Antrages Spahn, wie gegen die vom Abg. Bebel beantragte Erweiterung des Antrages Spahn aus, während die Abgg. Dr. Barth und Lehmann die Anträge befürworten. Bei der Abstimmung wird der Antrag Spahn »ä a mit großer Mehrheit, acl v mit 14 gegen 13 Stimmen angenommen. Der Anttag Bebel wird gegen 5 (freis. und sozialdem.) Stim- men abgelehnt. — Abg. Dr. Bachem (Z.) beantragt darauf, die Kommission zu vertagen, bis die Regierung daS im An- trag Spahn gefordert« Material vorgelegt habe. Der Vor- sttzende Dr. Böttcher (nl.) erklärt, daß die Annahme dieses Antrages die Verwerfung der Vorlage bedeuten würde. Der Anttag wurde darauf mit 14 gegen 13 Stimmen abgelehnt (Abg. Lenzmann stimmte gegen den Anttag); "ebenso wurde ein Anttag Rintelen (Z.) auf Vertagung der Kommission um acht Tage abgelehnt und di« nächst« Sitzung auf Montag, 21. Januar anberaumt. — In der Budgetkommisston deS Reichstags kam gestern bei Berathung des MilitäretatS die Frag« zur Berathung über die Gewährung der Berechtigung deS Einjäh- rigen-FreiwilligendiensteS an die Bolksschul- lehrer. Abg. von Kardorff (Rp.) beanttagt folgende Re solution : „Aus den Mittheilungen der Vertreter der verbün deten Regierungen gehe hervor, daß bezüglich der anderwei- tigen gesetzlichen Regelung der Dienstpflicht der BolkSschul- lehrer nn Heere «in Einverständniß mit den Finanz- und Unterrichtsressorts der Einzelregierungen dahin erzielt ist, daß diese Dienstzeit zu einer einjährigen gestaltet und den unvermögenden Lehrern während der selben eine staatliche Unterstützung gegeben wird. Die verbündeten Regierungen werden ersucht, die Durchführung der geplanten Abänderung nach Möglichkeit zu beschleunigen." Major Wachs ist mit der Resolution von Karoorff einverstanden; die Lehrer würden beim Eintritt in die Reserve möglichst als Unteroffiziere verwendet werden. Aba. Müller-Sagan (fr. B.) ist gegen die Resolution. Die Bildung der Sekunda sei kaum höher als die der Semina- rien. ES sei grundsätzlich auSzusprechrn, daß die Seminarien den Anstalten gleichgestellt werden, welch« befugt seien, daS Zeugniß zum Etnjährigendienst auszustellen. Abg. Richter ist auch gegen die Resomtion: danach würden di« L«hrer, statt jetzt zehn Wochen, in Zukmfft ein Jahr dienen; außerdem wolle er nicht, daß eS zwei Kategorien von Ein- jährigen gebe. Man wolle den Berufsstand der Lehrer an derS behandeln als andere Stände, das würde böse- Blut machen. Wenn die Seminarien als berechtigt anerkannt würden, würden auch viele Lehrer im Stande sein, sich auf eigene Kosten auSzurüsten und zu verpflegen. Bayerischer » ablehnend« Haltung d«S BundeSraths beruht«u «S bei d«, -««wärtige» Lag« der Gesetzgebung g« geling«« kn«, durch Benutzung v«ränd«ttr ihre Freisprechung im Wiederaufnahmeverfahren zu und sich so einen Anspruch auf Entschädigung zu «u. Doch hab« der Bundesrat- den wiederholten An träge« Reichstag«- schließlich Folge gegeben. Der Herr StaatSsekretair begründet« im Weiteren eingehend die Einzel- heile« d«S Gesetzentwurfs. Abg. Rintelen (Z.). betont«, daß «S sich bei diesem Ge- setzmtwurf mn keine Parteisach« Handl«, sondern daß er aus allgemein«« Erwägung«« und auf Grund von Beschlüsse« des Reichstags erfolgt sei. Ge«eralmajor v Haag th«il mit, daß tu Bahn« bereits seit 188V di« Seminar« bewchtiat seien, daS Eiujährigen-Zeuauiß auüzustell«. Seit ISS- Hamm aber nur S Prozent der Lehrer davon Gebrauch gemacht, wovon nur '/, Prozent dtensttaug- lich gewesen seien. Abg. Dr. Lieber beanttagt folgend« Re solution: „Dieverbündet«« Regierungen z« ersuchen, B«stimmuugru zu 1r«fs«u, daß d«r erfolgreiche Be such «ine» LehrerfemtuarS di« Berechtigung zum Dienst als Einjährig-Freiwillige, in sich schließt." Aba. Dr. Hammacher (uatl.) tritt im Wesent lichen für di« voll« Gleichberechtigung der Lehrer «in; daS würde auch wiederholt auf Lehrer-Kongressen gefaßten Be- schlüssen entsprechen. Schließlich zieht Aba. v. Kardorff seine Resolution zu Gunst« der vom Abg. Lieber eingebrachten zurück und die Resolution Lieber wird einstimmi g angenommen. Berlin, 17. Jan. I« Verfolg der Besprechungen in der GeschäftSordnungSkommissto« des Reichstags über die Er weiterung der DiSzipltnarbefugnisse deS Präsidenten ist aus Grund der von den Abgg. Dr. Pieschel (nl.) und Gamp (Rp.) geäußert« Ansichten der Anttag auf Ausschließung für di« Dauer d«r Sitzung «ingrbracht Word««. D-r Antrag lautet: „Die Kommission wolle beschließen, dem 8 60 der Geschäftsordnung folgenden Absatz 2 hinzuzufügen: Ein Mit glied des Reichstags, welches ia gröblicher Weise die Ruh« des Hauses stört, die Würde desselben oder de« Anstand ver letzt, kann auf Anttag deS Präsidenten durch MehrheitSbe- schluß des Hause», welcher ohne Debatte erfolgt, für die Dauer des SitzungStagS von der Theilnahme an der Sitzung ausgeschlossen werden. Leistet der Bettoffene dem Beschluß keine Folge, so kann der Präsident nach 8 61 der Geschäfts ordnung verfahren. Auf Anttag deS Bettoffene« kann dem- selben vor der Abstimmung zu einer Aeußerung zur Geschäfts- ordnung verstattet werden, aber nur darüber 1. ob er etwa seine Thäterschaft in Abrede stellt, 2. oder ob er um Ent- schuldigung bitten will." Berlin, 17. Januar. Der Gerichtshof verurtheilte heute den Schriftsteller Heinrich Feistler wegen fortgesetzter Verbreitung verbotener sozialistischer und anarchistischer Schriften zu 1*/, Jahren Gefängniß und den Buchhändler Otto Harnisch wegen Aufreizung zu Gewaltthätigkeiten, Ver ächtlichmachung von StaotSeinrichtungen, Verspottung der Religion und Verletzung des Preßgesetzes zu einem Jahre Gefängniß. Der Staatsanwalt hatte je vier Jahre Gefäng niß beanttagt. Frau Harnisch wurde wegen Verletzung des Preßgesetzes zu einer Geldstrafe von 60 Mk. verurtheilt. — Die „Köln. Zeitung" meldet aus Dortmund: DaS hiesige Schwurgericht verurtheilte heute den Bergmann Robert Wecker aus Unna wegen Dynamitverbrechens zu zehn Jahren Zuchthaus. Schwede«. Stockholm, 17. Januar. Der schwedische Reichstag ist heute durch den König eröffnet worden. Frankreich. — Ueber die Präsidenten» ah l wird aus Ver sailles 17. Jan. telrgr. berichtet: Die erste politische Persönlichkeit, die hier heute Vor mittag etnttaf, war der Senatsprästdent Challemel - Lacour. Ihm folg« Brisson. Die Senatoren und Abgeordneten tra- sen erst nach 12 Uhr, die Minister sowie das diplomatische Corps knapp vor 1 Uhr «in. Das „Hotel des Reservoirs", wo die Vorberathungen stattfanden, war gedrängt voll. Viele Damen, zumeist dem französischen Adel angehörend, waren anwesend. Waldeck-Rousseau kam in Begleitung seiner Frau zu Wagen; er wurde von der Volksmenge mit großem Bei fall begrüßt. Gegen halb 1 Uhr begann sich der Congreß- saal zu füllen. Dupuy erklärte sofort, daß er st ine Candida- tur zurückziehe, so daß ernst nur drei Cand daten in Betracht kamen, nämlich Brisson, Waldeck-Rousseau und Faure. Schlag 1 Uhr eröffnete Challemel-Lacour die Sitzung. Alle Tri bünen waren überfüllt. In der Versammlung herrschte furcht barer Lärm. Die Sozialisten JaureS und Rouanet, die kürz- lich von der Kammer ausgeschlossen wurden, erschienen trotz des Protestes der Mehrheit. Kaum war die Sitzung eröffnet, so eilte der Monarchist Baudry d'Asson auf den Vorsitzenden zu und überreichte ihm einen geschriebenen Anttag. Challemel- Lacour verweigerte die Annahme und begann daS Gesetz über die Präsidentenwahl vorzulesen. Baudry d'Asson ließ den Vorsitzenden nicht sprecheu. Der Soeialtst Michel unterbrach gleichfalls und rief: Ich stelle de« Anttag auf Einberufung der constituirenden Versammlung. Lebhafter Beifall erscholl auf den Bänken der Socialisten, ungeheurer Lärm im ganzen Saale. Zwischen dem Vorsitzenden und Baudry D'Asson ent stand ein förmlicher Streit, bis die Diener Baudry gewaltsam unter lebhaftem Klatschen der Republikaner entfernten. Hier- auf begann der Namensaufruf. Beim Namen Mirmans, der z. Zt. im Heere dient, erhoben die Socialisten erneuten Lärm, weil Mirman verhindert sei, an der Abstimmung theilzunehmen. Groussier rief: „Niederträchtig!" Nach Schluß des Namens- aufrufS riefen die Socialisten, wie auf ein gegebene« Zeichen „ES lebe die sociale Revolution." Nach der um 4 Uhr 30 M. vollzogenen ersten Abstim mung ergab sich folgende- Resultat: Abaestimmt hatten 794, abwesend waren oder Stimmenthaltung übten 76. Brisson er hielt 338, Faure 244, Waldeck-Rousseau 184, Cavaignac 6, Meline 4, Dupuy 4 St. Es war somit ein zweiter Wahlgang erforderlich, für welchen Waldeck Rousseau öffent lich zu Gunsten von Felix Faure verzichtete. Im zweiten Wahlgange wählte nunmehr der Congreß den ehemaligen Mariueminister Felix Faure mit 428 Stimmen zum Präsidenten Republik. Brisson erhielt 363 Stimmen. schaS, worin d«rselb« den freundschaftlich«» Schutz England- anrust, mit d«m Rathfchlag«, Statt« als d«m Freund« m»d BundeSginoffen Englands treu -n bl«ib«n. Di« «nglischa Regierung beglückwünscht« Stall«» »um Si«g« Barati«rtS. Aste«. — Nach «tn«r Meldung d«r „Ti««S" aus Tienist» vo» gestern hat sich auch in der Schlacht bei Kaipiug di« japa nische Taktik der chinesischen überlegen gezeigt. Unter de« 2000 Getödteten und Verwundet«« Ware« viel« höhere Offi ziere. Die Generale Schut und Ma standen mit genügend« Streitkräfte« ia der Nähe d«S Schlachtfeldes, ohne die Ge legenheit zu ergreifen, den Feind ntederzumachen. Shanghai, 1v. Jmiuar. Die Abreise der Friedens- gesandten nach Japan ist wiederum verschob« worden, wie «S h«ißt, auf telegraphische Anweisung von Peking hin. Ma« scheint sich dort über die Konzessionen, welcht China zu mach« erbütig ist, noch nicht ganz geeinigt zu Haden. — Al» Seitenstück zu dem Bericht über di« Bethellig- ung der Haremsfrauen an der Berthetdigung von Tjakra- Negara entnehmen wi, dem „Nieuwe Rotterdamsch« Courant" folgende ergreifend« Schildrrung über eine andere Schlußscene der Lombok-Tragödie. Ei« holländischer Offizier berichtet: „Am 21. November büam das 6. und 11. Bataillon der Holländer den Befehl, die noch übrig gebliebenen Mitglieder der fürstlichen Familie und die Häuptlinge gefangen zu «eh- men. Durch Spione erfuhren wir, daß sie sich All« üt Safari aufhi«lten. Um S Uhr früh lag« wir vor dem befestigten Dorfe, und eS wurden nun Unterhandlungen er öffnet, welche jedoch zu keinem Resultate führt«, in Folg« dessen um 11'/. Uhr der Befehl kam, vorzurücken. Ich mußte mit meiner Abtheilung hinter dem Thore, welche- zum Palast führt, Stellung nehmen. Gerade war ich in diesem Aufmarsch begriffen, als die Balinesen rasch aus dem Thore gestürzt kamen und den Paputan (eine Lanzenattaque) auS- führten. Ich kommandirte sofort Schnellfeuer und in zehn Minuten hatte sich daS Drama abgespielt. Später zählte ich 50 bis 60 todte Balinesen, worunter sehr viele Frau« und Kinder. Dies war der richtige Paputan, auSgeführt von dem Rest der fürstlichen Familie; durch die PungamaS, Idas und «ustis (die Titel der Häuptlinge) mit ihren Frauen und Kinde«. Ich sah unter Ander« eine Frau, wi« si« mit hr«m Kind an der Brust und den goldenen Kris (Dolch) in der Hand sich an dem Ausfall betheiligte. Voraus ging« die Männer, bewaffnet mit Gewehren, und hinter ihnen die Uebrigen mit Lanzen und Dolchen. Wer nicht niedergeschossen wurde, erdolchte sich selbst; ich habe gesehm, wie Männer und Frauen dies that«. Eine Frau war schwer im Rücken verwundet, sie sah mich an und flehte mich in ihrer Sprache an, Mitleid mit ihr zu hab« und ihr den Tod zu geb«. Ich that «S nicht, wie flehend ihr« Aug«n auch darum baten; darauf versucht« sie sich selbst zu erdolchen, aber es fehlte ihr die Kraft dazu. Da bot sie uns ihre» Dolch an mit den Worten : „Stoß zu!" Einige Minut« später wurde sie durch ein« Kugtl getüdttt . . . Mehr als zwei Stunden blieb ich in dieser Position, die Todten und Verwundeten mir gegenüber; es war ein furchtbarer Anblick, vornehmlich wegen der Frauen, welche sich haufenweise mit eigener Hand erdolchten. Si« waren Alle in Festgewänder gekleidet und batten sich so dem Tode geweiht. Was wir sahen, war Alle» von Gold. Die Dolchmesser waren vo« Gold, sogenannte heilige Dolchmeffer, deren Griffe mit Buddha- kvpf« verziert waren. Inzwischen wurden wir fortwährend von einigen Balinesen, welche sich in ein Häuschen zurückge zogen hatten, beschossen, wodurch wir viele Verluste erlitten; so verloren wir auch den Obersten Tirackers. Endlich gelang es uns, alle Kerle niederzuschießen. Ungefähr um 1 Uhr, gerade als wir mitten im Gefechte waren, fand eine furcht bare Pulverexplosion statt. Di« Balinesin hatten «ine Min« «xplodiren lassen. Kurz darauf flog eine zweite Mine auf, wodurch der Palast und viel« Häuser in Brand geriethm. Es war «in furchtbarer Anblick, denn Alles brannte lichterloh. D'« vielen Explosionen hatten unsere Soldaten d«rmaßm er schreckt, daß st« nur m«hr schwer vorwärts zu bringen waren. Da nun der Zweck der Expedition erfüllt war und all« im Palast befindlichen Balinesin ihr Ende gefunden, rückte di« Truppe ab. Wir waren Alle körperlich und geistig erschöpft. Diesen Tag werde ich mein Leben lang nicht vergessen." M«S Sachse». Leipzig, 17. Januar. Se. Maj. der König Albert wird in der ersten Februarwoche «Leipzig erwartet, wo Aller höchst derselbe mehrere Vorlesungen und industrielle Etablisse ments besuchen wird. — Der Cigarrenabschnitt-Sammelverein in Dresden kann auf das verflossene Jahr abermals mit großer Be- frikdigung zurückblicken, denn Dank dem Eifer der Sammler war es möglich, 25 Kindern (14 Knaben und 11 Mädchen) am Freitag Abend im Saale des Tivoli eine WeihnachtS- freude zu bereiten. DaS Ergebniß der Sammlung im vorig« Jahre war folgendes : Es wurd« von den verschiedenen Sammelstellen tnSgesammt abgeliefert: 600 Pfund Cigarren abschnitte im Werth« von 420 Mark (gegen 550 Pfund 1893); 880 Pfund Blei und 100 Pfund reines Staniol (gegen 800 Pfund 1893); ferner über 9 Pfund Cigarrenbänder, viele Säcke Korke und ca. 2000 Stück Champagnerkorke. — Die Arbeiten an der Herstellung der Drahtseilbahn nach der Lofchwitzer Höhe mußt« infolge des außerordentlich starken Schneefalles »war eingestellt werden, doch werd« die selben binnen kürzester Frist wieder ausgenommen, da au dem Eröffnungstermin des 1. Mai festgehalten werden soll. Die Anlage der elektrischen Kraftstation zum Betriebe der Bahn ist so groß geplant, daß von dem überschüssigen Strom« «in Th«il von Oberloschwitz eltkirisch bel«ucht«t werden kann. — Seit mehreren Jahren besteht in 8öba« rin Komitee für Errichtung eines GiegeSdenkmalS zur Erinnerung an die rühm- reiche Zeit von 1870/71. ES sind bis jetzt 5213 Mk. anae- sammelt worden. Da nun dieses Jahr di« fünfundzwanzig- jährig« JabiläumSfeirr der denkwürdigen SiegeStage von 1870 bring« wird, so ist damit die passendste Zeit gegeben, da hier zu errichtende Erinnerungszeichen mit «inzuweihen. Da man aber schließlich höchstens über 7000 bis 8000 M. ver füg« kann und diese Summe nicht au-reichen dürft«, «in würdiges Dmkmal auS Erz oder Stein inmttt« der Stadt zu erricht«, schlug der Vorsitzende deS Komitees, Bürger meister Mückltch, in einer dieSdyüglich einberufenen Versamm lung in Ueberemstimmung mit dem geschäftsführenden Aus schuß vor, ein« „Siegeshain" am Fuße deS Stadtber- grS anzulegm. Dieser Vorschlag fand einstimmig« Annahmr.
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