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Weitzeritz-Zeitung Tageszeitung uni Anzeiger für DipMl»iswalSe, Schmiedeberg u. ll. Aelteste Zeitung des Bezirks Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast, des Stadtrats und des Finanzamts Dippoldiswalde - Anzeigenpreis: Die 48 Millimeter breite - Millimekerzeile 6 Rpfa.; Im Tertteii bi» 93 - Millimeter breite Mllllmekerzeile 18 Rpfg. - Anzeigenschluß 10 Uhr vorm. D.-A. I. 1335 100. Jahrgang Montag, am 19. Februar 1934 M.42 ^„ntlchristleiter- Felir Zehne. Dippoldiswalde,- Stellvertreter: Werner Kuntzsch, Altenberg! verantwortlich sür den gesamten Tertteii: Feliks verantwortlicher Anzeigenl-it-r: FeNr Zehne, Dippoldiswalde; Druck u. Verlag: Carl Zehne, Dippoldiswalde Seitliches und Sächsisches k^cln so zeigte sich das Wetter des gestrigen Sonnlags. Wer söllle da noch Lust haben, ins Freie zu gehen oder Z» vcrsuchoi, wie die Skibahn im Gebirge ist. Uncnlwcgle gabs, die mit den Bretteln hinaussnhrcn. Auf der verharrschlcn oder gar vereisten Bahn sanden sie nicht den rechten Genuß und kehrten schon zcü>g wieder beim. Auch die Verkehrsmittel waren nur mäßig beseh! und die Zahl der durchfahrenden Privatwagen gering. — Heule früh herrschte noch um 9 Uhr große Dunkelheit infolge der lies- hängenden schweren Regenwolken. Dippoldiswalde. Am Sonnabend abend nach 7 Uhr hatte sich eine stattliche Anzahl Kameraden der NSBO. und DAF. sowie andere Personen auf dem Marktplatze eingefunden, um den aus hiesigem Kreis teilnehmenden Urlaubsfahrern der I. Sonderfahrt der NSG. „Krast durch Freude" den Abschied recht kameradschaftlich zu gestalten. Bevor die sieben „Glück lichen" den kleinen Autobus bestiegen, der sie nach Tharandt bringen sollte, wo sie mit noch anderen Kameraden den „Urlauber-Sonderzug der l 000 Sachsen" zustcigen sollen, hielt bei feierlicher Fackelbcleuchtung der Kreisbetriebszellenobmann und Leiter der DAF. des Kreises Dippoldiswalde, Rudolf Werner, eine kurze Ansprache. Er führte u. a. folgendes aus: Heute und in den nächsten Tagen werden aus allen Gauen Deutschlands 12 Sonderzüge der NSG. „Kraft durch Freude" Urlauber in schöne Gegenden unseres Vaterlandes bringen. Auch aus unserem Kreise sind 7 Mann auserwählt worden; es seien alles verdiente Leute, die 10, 20, ja 50 Jahre im Betrieb tätig seien und vielleicht wohl kaum aus der engen Heimat herausgekommen seien, nun durch diese Fahrt ihr schönes Vaterland kennen lernen sollten. Durch das Entgegen kommen der Betriebssichrer sei allen der erforderliche Urlaub gegeben worden. Auch die noch erforderlichen 20 Mark seien ihnen von den Betriebsführern dazu gegeben worden. Die Arbeitskameraden hätten an den Vorbereitungen freudigen An teil genommen und mit tätig eingegriffen. Der deutsche Arbeits mensch solle wieder Kraft durch Freude erhalten. Was die Marxisten in den 15 Jahren nicht fertiggebracht hätten, das solle jetzt geschaffen werden und durch die Organisation der Arbeitsfront „Krast durch Freude" in die Tat umgesetzt werden. Dies bedeute aber nicht etwa ein Beiseiteschieben der sozialen Probleme. Alles müsse schrittweise geschehen. Mit einem dreifachen „Sieg Heil" aus unseren Führer, der alles geschaffen habe und dem wir alles zu danken hätten, schloß Werner seine Aussührungen. Mit den besten Wünschen der Zurück- bseibenden bestiegen die Teilnehmer das Fahrzeug, das sie zu den anderen lieben Kameraden des Sachsenzuges bringen soll. — Zu einem Kameradschaftsabend der alten Kämpfer der SA. hatte der Führer des Sturmes l 3/178 und Mitbe gründer der hiesigen SA., Müller, am vergangenem Sonn abend nach Hotel „Stadt Dresden" eingeladen. Eine stattliche Anzahl hatte der Einladung Folge geleistet. In seiner Be grüßungsansprache ließ Sturmführer Müller in beredter Weise erkennen, daß er mit diesen Kameradschastsabenden den Zweck verfolge, die während des Kampfes um die Macht geschlossenen Banden weiterhin zu festigen. Gerade die alten Kämpfer mit ihrer über jedem Standesdünkel stehenden Opserbereitschaft sollten befruchtend wirken auf ihre neuhinzugekommenen Kame raden. Darnach wechselten SA.-Lieder mit Anekdoten und bald herrschte die beste Stimmung, die leider allzufrüh mit dem Eintritt der Polizeistunde ihr Ende fand. Dippoldiswalde. Das Direktorium der privilegierten Schliß eng «fe il s cha ft hatte am Sonnabend abend die Mit glieder zu einem in der Reichskrone stallfindenden „Ar.Mbarq- fchen Ohmd" eingeladcn. Der Reichskronensaal war dazu passend dekoriert, vor allem die Bühn« mit Blattpflanzen reich geschmückt. 3n eener Ecke stund a richtger „Nußknacker-Mo", dazu die Mu- stkanlcn von Zahn in ihrer bunten Tracht. Sie spielten fleißig Tanze auf, daß die Röcke flogen. Noch dazu das „Arzge- vargschc Nacke-Trio", Altenberg, welches unter dem selbslvcrfaß- ten Molto Max Nackes: „War usf sei Vulk un sane Hamit nischt dorthin gichn, wu's ihm besser gefällt" echt erzgc- c? -1" Gehör brachte. Eie lösten damit großen Bei- """de durch ihre Vorlräge ansgcsnlll. zahlreich erschienenen Schüßenbrüdcr und deren s^unyschuhen mit ihren Bräuten, welche alle in kW??'Äscher Kleidung erschienen waren, noch lange den Weisen Elke" 5m^ aber „se mußtcn aam fort im ^lse . um nur einiges aus der langen Borlragsfolae zu crwälmcn seien genannt: „Die Pust", „'S Walter" Licdcrvol^ Hamit" Der Wald< „Zwee lust'ge Brieder" Z^ „Der Rutschwanz" usw. Den Schluß bildete '„Der Buaelbeer-' baam". Dazwischen begrüßt« der vom Direktorium Borstehcr Alfred Kothe die zahlreich Erschienenen mit den Wor- Dev König der Belgier verunglückt Todessturz bei einer Bergpartie Der König der Belgier, Albert I., ist am Sonnabend bei I ! einer Bergbesteigung in der Nähe von Namur tödlich ver- ! unglückt. Der König, der bekanntlich ein leidenschaftlicher ! Bergsteiger war, hatte sich am Nachmittag in einem von ihm > selbst gesteuerten Kraftwagen, nur von seinem kammerdie- ' ner begleitet, in die Nähe von Namur begeben. Der König verließ dann den wagen und erklärte dem Diener, daß er den etwa 200 Meter hohen Felsen Marche-les-Dames bestei gen wolle und in etwa einer Stunde wieder zurück sein werde. Als jedoch der König nach der angegebenen Zeil nicht zurückgekehrt war, wurde der Kammerdiener unruhig und telephonierte von der nächstgelegenen Ortschaft aus, nachdem er zunächst vergeblich nach dem Monarchen gesucht hatte, nach Brüssel, von wo sofort eine yilfsexpedition abging. Ge gen 2 Uhr früh fand dann die Expedition, die von Ortskun digen und Gendarmerie unterstützt wurde, König Albert am Fuße eines Felsens tot auf. Die Leiche wies am Nacken eine schwere Verletzung auf. Nach den ersten Feststellungen scheint der Tod aus der Stelle eingetreten zu sein. Der Sturz scheint aus einer Höhe von 12 Metern direkt auf die unter dem Felsen vorbeiführende Straße Namur— Marche-les-Dames erfolgt zu sein. An der Unglücksstelle ist die Straße sehr eng. Die Felsen erreichen teilweise eine Höhe bis zu 200 Metern. Der König, der fast jedes Jahr längere Zeit in den Schweizer Alpen weilte, suchte oft, wenn seine längere Abwesenheit von Brüssel nicht möglich war, die land schaftlich sehr reizvolle Gegend bei Namur auf, wo er, meist ganz allein, längere Fußwanderungen und kleinere Fels- ! besteigungen unternahm. * Belgiens Trauer Die Nachricht von dem Tod des Königs, der bet allen Schichten der Bevölkerung sich einer außergewöhnlichen Le- lieblheit erfreute, hat im ganzen Land größte Bestürzung hervorgerufen. Die Trauerbotschaft ist in Brüsfel erst im Laufe des Sonntagvormittag durchgedrungen, und zwar zunächst als ein Gerücht, an das niemand glauben wollte, das aber dann bald daraus eine furchtbare Bestätigung er fuhr, als die Sonderausgaben der Zeitungen mil dem Bild des Monarchen erschienen und in großen schwarzumrän- derlen Lettern verkündeten: „Le roi est mort". Bald stauten sich am königlichen Schloß die Mengen. Unübersehbar ist ote Schar der Menschen aus allen Ständen, die ununter brochen seit dem Vormittag zum Schloß zieht, um sich in die dort ausgelegten Listen cinzutragen und dadurch ihre Teil nahme zu bekunden. Die Missionschefs haben im Laufe des Tages in der kgl. Residenz und im Außenministerium persönlich vorge sprochen und das Beileid ihrer Regierungen überbracht. Als einer der ersten traf der deutsche Geschäftstäger Dr- Breuer ein. Der Außenminister dankte dem Vertreter der Reichs- regiernng in bewegten Worten und bat ihn, den Dank auch dem Reichskanzler und der Reichsregierung zu übermitteln. In den Kirchen wurde das Ableben des' Monarchen den, Gläubigen von der Kanzel verkündet. Ein feierliches Te- deum, das aus Anlaß der Papstkrönungsfeier stattfindcn sollte, wurde abgesagt. Punkt 12 Uhr ertönten 101 Kanonen schläge. Alle öffentlichen Veranstaltungen, Theatervorstel lungen, Konzerte sowie die in den nächsten Tagen ange setzten Empfänge sind bis zum Tage nach der Beisetzung abgesagt worden. Weitere Einzelheiten zum Todessturz Ueber den Todessturz König Alberts werden noch fol gende Einzelheiten bekannt: Der Sturz scheint aus nner Höhe von zwölf Meter unmittelbar auf die unter dem Fel sen vorbeiführende Straße Namur—Marche-les-Dames cr- solgt zu sein. An der Unglücksstelle ist die Straße sehr eng; die Felsen erreichen teilweise eine Höhe bis zu 200 Meter. Der König, der fast jedes Jahr längere Zeit in den Schwei zer Alpen weilte, suchte oft, wenn seine längere Abwesen heit von Brüssel nicht möglich war, die landschaftlich sehr reizvolle Gegend von Namur auf, wo er, meist ganz allein, längere Fußwanderungen und kleinere Felsbesteigungeu unternahm Lleberführung nach Schloß Lacken Lie Leiche wurde gegen 144 Uhr morgens nach Schloß Laeken übergeführt. Der Königin hatte man zunächst nur schonend mitgeteilt, daß ihr Gemahl einen Autounfall erlit ten habe. Erst gegen 6 Uhr wurde ihr die volle Wahrheit gesagt. Die Leibärzte des Königs haben die Aufbahrung der Leiche im Schloß vorgenommen. Der belgische Thronfolger, Kronprinz Leopold, der seit zehn Tagen mit seiner Gattin Astrid zur Erholung in der Schweiz weilt, ist sofort telegraphisch verständigt worden und hat nach Empfang der Todesnachricht die Rückreise nach Bel- gien angetreten. Noch im Lause der Nacht haben sämtliche ten: „Grüß euch Gott all« mit einand" und gab, zugleich 1m Nam«n des gesamten Direktoriums, seiner Freude Ausdruck über den gu ten Besuch u. die prächtigen Trachten. Er lieh seine Ansprache aus klingen mit den Worten: Laßt uns einmal all« Sorgen vergessen und fröhlich miteinander sein. Morgen ist auch ein Tag! Heule ist heul'! Gleichzeitig bat der neue Borsteher aber auch die Schü ßen, wen «s in Zukunft gelte, bei den Uebungen Dienst zu tun, bis zu einer gewissen Altersgrenze auch dabei ihren Mann zu stellen, damit die Gesellschaft weiter ihren guten Ruf erhalte, öm Laufe des Abends wurde auch- mancher Ulk aufgeführk, u. a. von den Zungschüßen «in Weltessen von einer trockenen Semmel, wobei Curt Böhme sFarbenböhm«) den Preis erhielt, ein« Wurst, welche er dann gemeinsam mil den „Wctt«ssern" verzehrte. Einige Bauern und Bäuerinnen veranstalteten auf dem Saale «in richtiges „Fle- geldreschen" im Drei- und Bierschlag auf einige Garben, was großen Beifall auslöste, weil gerade ein Erbhofbauer, „Biermüller" genannt, am schlechtesten dreschen konnte. Man sah cs, ihm fiel's schwer. Zuletzt wurde das ausgedrofchene Stroh von den Bäuerin nen weggebrachk. Dann ging es in die Schenke nebenan, wo der Wirt mit guten Bissen aufwarlcl« und sie von hübschen Dirndln verabreichen lieh. Auch „Knobler" knobelten dort manch« Runde aus. Bei aller Fröhlichkeit wurd«n auch die Notleidenden nicht vergessen und der „Niekenmann" sand tüchtige Abnehmer. Bis zum Schluß herrschte fröhliche Stimmung. Alle Teilnehmer wer den wohl gern an diese frohen Stunden denken. Es war wieder mal schön bei d«n Schüken. Möge es so weiter gehen in unserer neuen, aufblühcnden Zeit. D»ppot»>swalde. Volkshochschule: Montag, den 10.2., ! abends 8 Uhr, Zimmer 13, Bernau: „Geschichte und Wesen ! des deutschen Liedes"; Dienstag, 20. 2., abends 8 Uhr, Hähnel: „St-rnkunde". — Helft die Tierquälerei bckämpscn! Das von der nationalen Regierung erlassene Rcichsticrfchußgcsctz gibt uns die Möglichkeit an die Hand, erfolgreich endlich einmal auch gegen jene zahlreichen Quälereien cinzufchrciten, denen vor allem die freilebenden Klcin- licre ausgesetzt find und die man bisher säst immer nachsichtig übersah. Insekten und andere niedere Tiere werden nicht nur gern von Kindern, sondern auch von Erwachsenen aus rohe Weis« gemartert; an einem flüchtigen Eichhörnchen draußen im Walde crvrobt Sonntags gern der Großstädter seine Treffsicherheit im Clcincwcrfcn und das Fortschleudcrn eines Frosches oder einer Kröte mit dem Fuße ist für manchen ein Sport, den man draußen immer wieder beobachten kann. Es ist unbedingteste Pflicht jedes anständig fühlenden Menschen, beitragen zu Helsen, daß derartige Fälle von Gefühlsrohheit immer mehr verschwinden; und wenn ein aufklärend«s Wort seine Wirkung verfehlt, sollte man unbedingt dafür sorgen, daß das Gesetz in sein« Rechte tritt. Sowohl unsere Tierschutzvereine wie auch der Laudesverein Sächsischer Heimat schuß nehmen in allen derartigen Fällen begründete Anzeigen entgegen und geben sie den zuständigen Stellen zur Weiterver- solgung ob. Kreischa. Am Sonnabend, dem 17. Februar, wurde im Gasthof „zum Erbgericht" die Jahreshauptversammlung des Zweigvereins Kreischa vom Wohltätigkeitsverein Sächs. Fecht schule abgehalten. Nach dem Jahresbelicht war ein Rückgang der Mitglieder zu verzeichnen, dagegen stieg die Mitglieder- zahl der Sterdekasse auf 140. Unterstützungen konnten nicht in dem Maße wie früher erfolgen, und doch ist durch fleißige Fechtarbeit manchem Bedürftigen der Heimat eine rechte Freude bereitet worden. Ein stilles Gedenken widmete man dem ver storbenen Landesehrenmitgliede Buchdruckereibesitzer O. Neubert, 3 verdienstvolle Fechter wurden zu Fechtmeistern ernannt. An der Hand von Richtlinien des Hauptoereins kamen verschiedene Werbungsmöglichkeiten zur Sprache. Nachdem der jetzige Landesvorsitzende Direktor Otto Dolze in der am 11. Februar dieses Monats in Dresden slattgefundenen Tagung des ge samten Landcsvorstandes zum Landesführer gewählt und be stätigt worden ist und seinen Führerring in der alten Zu sammensetzung wieder berufen hat, führte man auch im Zweig verein das Führcrprinzip durch. Die Sächs. Fechtschule bleibt in ihrer Selbständigkeit nach wie vor bestehen, auch die ihr aogeschlossene Steibekasse, die über 10 Jahre besteht und einen bedeutenden Zuwachs erfahren hat. Die Fechtvereine gehören dem deutschen paritätischen Wohlfahrtsverbande an und sind durch diesen korporativ der NS.-Volkswohlfahrt angeschlossen. Wetter für morgen: Kalllufleinbruch aus Nordwcst. Unbeständige, böig«, zum Teil stürmische Nordwestwinde. Zeitweilig Regen und Schneeschauer, finkende Temperaturen, stm Gebirge Rückkehr zu winterlichem Frosiwctlcr mit Neuschnee.