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Einführung vom Komponisten: Das Scherzo deutet folgendes Programm, das jedoch der Komponist bittet, nach einem Worte Rob. Schumanns, nur als „feineren Finqerzeiq für Vortrag und Huffassunq“ zu betrachten. Ein Ballsaal. Das Motiv des Karnevals ertönt, wie ein kurzes Proemium, das in vielen Verwandlungen auch zugleich der Inhalt des Folgenden ist. Nach und nach treten Masken in den Saal. Ein buntes, wechselvolles Treiben be ginnt, in mannigfachen Verkleidungen verschlingen sich die Reihen, Verkleid ungen, unter denen sich doch immer Karneval selbst zu verbergen scheint. Aus dem Gewühle treten einige Gruppen und Masken besonders hervor: Odaliske, Spanierin, Harleskin, Bauern. Man hört Pierrot sehr vernehmlich seine Laute stimmen, was die übrigen kurze Zeit zu neugierigem Schweigen bringt: Mit großen Sprüngen kommt er in den Saal. Unter seinem grotesken Benehmen steckt eine tiefe Sehnsucht nach einem Erlebnis, nach Liebe, wie auch das Ständchen, das er irgend einer Schönen bringt, grotesk beginnt und bald zartere Töne findet Da schwebt die Odaliske in der Entfernung vorüber. Pierrot er blickt sie. Er ist betroffen. Schaut ihr nach. Sie gefällt ihm. Sie gefällt ihm immer mehr. Die Maske erscheint ihm mit einem Male wie eine Verheißung seiner Erwartungen, die Hoffnung begleitet seine Gedanken mit Versprechungen— er verliebt sich in sie, wie in ein schönes Bild. Schnell eilt er ihr nach, nähert sich ihr und bringt seine Liebeserklärung vor, in der sich alles, was der Inhalt seiner Sehnsucht ist, zusammendrängt. Auch in der Liebeserklärung scheint Karneval seine Stimme zu erheben, bald höhnisch, bald drohend, bald über mütig lustig, wie mit seiner Macht spielend. Pierrot bittet um Demaskierung. 'Sie“ suiiuu sidf^air, 'seinen drhit/ernteit D.-Ke-a -z« * ißi aVii c»i. Eiöl 1 üVr^r- verstecktem Lachen der Odaliske fällt die Maske — es ist Pierette! Da bekommt er Angst und leises Grauen vor dem weiblichen Spiegelbilde seiner selbst und eilt davon. Karneval schneidet ihm eine Grimasse nach. Pierrot will dem ganzen Treiben entfliehen, das er jetzt deutlicher als bloße Täuschung empfindet. Immer ferner sind die Masken, nur einmal schlägt der Lärm an sein Ohr und es kommt ihm vor, als stünde Karneval drohend vor ihm. Leise schweben die Klänge eines Walzers herüber Nun lodet ihn Karneval schmekhelr.d zurück in sein Reich und dieser Bote der zierlichen Sinnenfreudigkeit verscheucht die Er innerungen Pierrots an sein verfehltes Erlebnis, seine Enttäuschung Mit einem Satze ist er wieder im Saale, als werfe er aile philosophierenden Gedanken von sich, stürzt sich in das ruhelose Treiben in neuer Sehnsucht, neuer Er wartung. Immer toller wird der Reigen, immer verwirrender bewegen sich die Reihen, bis ein Schrei des Jubels alles mit sidi reißt, als wäre das höchste unnennbare Glück, losgelöst von allem, was beschwert und beschränkt, in wil dem Anstürme errungen Da erscheint inmitten der Fröhlichen deutlich sichtbar Karneval und man erkennt auch im Jubel der übrigen, verborgen und verheim licht, nur ihn selbst, jene geheimnisvolle Macht, die nach jeder Enttäuschung neue Freuden vortäuscht und der alle untertan sind, die am Tanze des Lebens im großen Ballsaale, der die Welt bedeutet, in trügenden Larven sich beteiligen . . . Das ganze Scherzo ist ein Variationswerk, dem das Karnevalsmotiv als thematische Grundlage dient.