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„Wie Sie wollen: — Aber ich sehe, Sie sind dahinter- ! törichten maus, oer 10 lange in ui gekommen, daß ich mir in der Grotte einen kleinen Scherz ' an ihr vorbeigeganaen ist, Wiederlie - 10 — reisen. Emerentia weinte, denn Hilde ver gaß in ihrer Hilde nickte. Die Kranke richtete sich ein wenig auf. Sie band eine um den Bettknopf gewickelte Schnur los und zog einen Puppenwagen hervor. Hilde tat einen leisen Schrei, stürmte daraus zu, und mit dem Ausrufe „Emerentia" griff sie nach der Puppe. Mutter legte den Finger auf ihren Mund zum Zeichen, daß Hilde schweigen solle. — Mit einem Male wurde der früheren Puppeumutter alles klar. Sie hatte sich seit langem überhaupt nicht mehr um Emerentia gekümmert. Des wegen war das Christkind gekommen, hatte diese schone Puppe wieder geholt und sie über Nacht dem lieben, kranken Mädelchen gebracht. — Als sie auf dem Heimwege waren, ,gte die Mutter: „Dein Kind hat nun keinen schönen tamen mehr, aber eine bessere Mutter." Da weinte Hilde. Dann cwer kam der Frühling, und Hilde durfte ih res guten Zeug- nisfes wegen zu Tante Lotte Damit luneuverlc. ^.we oie Puppe im Hemdchen, mit bloßen Füßchen, in Fritzens Pferdestall und rannte hinunter. Ein Glück, daß die Tage schon wärmer wurden, sonst wäre Emerentia erfroren; denn — Hilde kam nicht wieder. Wieder nahte der Winter. Da sagte eines Tages Hildes Mutter: „Möchtest du einmal mit mir zu Frau Schmitz gehen? Sie hat ein krankes Töchterchen, das immer im Bett liegen muß!" „Gerne, Mama. Das arme Kind! Sollen wir ihm einige Äpfel mitneh men?" „Ich habe schon ein Körbchen guter Sachen zurechtgemacht." Bald waren sie auf dem Wege. Im fünften Stock eines alten, schmutzigen Hauses wohnte die arme Waschfrau mit ihrem Kinde. „Hast du arge Schmerzen?" fragte Hilde, mitleidig die abgemagerten Händ chen ergreifend, denn sie hatte im Grunde ein gutes Herz. „Ja, oft," erwiderte die Kleine. „Aber seitdem ich ein Püppchen habe, vergesse ich sie manchmal ganz. Willst du es mal sehen? Es hat ein feines freudigen Auf regung, sich von ihrem jüngsten Puppen kinde zu verabschieden. Nach zwei Wochen kam sie wieder heim. Man hatte inzwischen Hausputz gehalten und Emerentia mit anderen Spielsachen auf eine Mansarde ge schafft. Am ersten Tage ihrer Ankunft fragte Hilde noch nicht nach dem Kinde. Es vergingen weitere acht Tage. Da endlich vernahm Emerentia die raschen, leichten Schritte ihres Mütterchens. „Emerentia, mein Liebling, wo bist du?" rief Hilde bei ihrem Eintritt be dauernd und suchte. Als sie das arme Wesen schließlich in einer Ecke unter allerlei Gerümpel fand, riß sie es stür misch an sich: „Ich war bei Tante Lotte. Armes Herzchen, kein reines Hemdchen, kein anderes Kleid hat man dir in der ganzen Zeit befolgt?" Unter Küssen zog sie ihr zunächst Hut und Mantel ab. Emerentia war ganz ge rührt. „Sie hat mich doch noch lieb," dachte sie glücklich und vergaß das lange Leid. „Hilde, Mieze Bonn ist gekommen," rief einer der Brüder unten an der Treppe. „Mieze Bonn? Herrlich! — Der muß ich gleich von meiner Reise er zählen. Bleib nur einen Augenblick liegen, mein süßes Kind. Ich bin so fort Wieder hier und mach' dich fertig."