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Donnerstag, am 1. Februar 1934 100. Jahrgang Nr. 27 Hennersdorf. Am 3. Februar ist es dem Rentenempfänger Ernsl Thümmel und seiner Gattin vergönnt, das goldene Ehe jubiläum zu feiern. Für ihr Alter sind beide noch ganz rüstig, der Jubilar ist 78 seine Frau 7l Jahre alt. Seinen Geburts tag kann der Ehemann leider nur aller 4 Jahre feiern, da er an einem 29. Februar geboren ist. Die Beiden führten einen glücklichen gesegneten Ehestand, ihnen wurden 13 Kinder, l 0 Söhne und 3 Töchter, geboren, wovon noch 8 Söhne und die Töchter am Leben sind. Am Weltkrieg nahmen 7 Söhne teil, wovon einer während der Genesung in der Garnison tödlich verunglückte. Ein weiterer Sohn verstarb voriges Jahr an einem Unfall. 6 Brüder sind jetzt stramme SA-Männer, und der Jüngste dient als Feldwebel bei der Reichswehr. Mag das wackere Ehepaar seinen Ehrentag im Kreise Fa milienangehörigen bei bester Gesundheit und in rechter Freude begehen. Alle Dorfgenossen wünschen dem Jubelpaare das Beste. Dresden. Der Landesbischof erläßt folgenden Aufruf: „Unsere Diakonissenhäuser leiden große Not, teilweise mußten starke Einschränkungen vorgenommen werden. Die Diakonissen arbeit ist zweifellos eine volksmissionarische Tätigkeit, die, so weit es möglich ist, auch die Unterstützung der Landeskirche verdient. Es wirb deshalb für den Sonntag Seragesimä, den 4. Februar 1934, eine freiwillige Kollekte für unsere sächsischen Diakonissenhäuser verordnet. Der Kollektenertrag ist durch die Psarrämter längstens innerhalb acht Tagen nach dem Kollekten tag an die Superintendenturen und von den Superintenden- turen binnen vier Wochen nach dem Kollektentag an die Kasse des Landeskirchenamtes zu überweisen. Im übrigen wird auf die Verordnung vom l.Juli 1913 hingewiesen. ^7.. eiaußnilr. Infolge der herrschenden Glätte geriet eine Händlersfrau, die sich, einen Tragkorb mit Butter und Eier auf den Rücken, auf der Fahrt zu ihrer Kundschaft befand, mit ihrem Fahrrade in den Dorsbach. Die Verunglückte zog sich nicht unerhebliche Verletzungen zu und wurde besonders dadurch schwer geschädigt, daß der reiche Inhalt ihres Trag korbes bei dem Sturze in Trümmer ging bez. unbrauchbar wurde. Dev Neuaufbau des Reiches Rundfunkrede des Reichsinnenministers Dr. Frick Wetter für morgen Vielfach heiter, scharfe Nachtfröste in allen Höhenlagen bei zunächst noch rauhen, später aber abflauenden nordöstlichen Win den. Temperatur Im Flachlande auch am Tage nicht über Null steigend. Seitliches und Sächsisches Dippoldiswalde. Frl. Claus an der hiesigen Volksschule kann heute auf eine 25jährige Tätigkeit zurückblicken. Aus diesem Anlaß vereinigte heute früh zu Beginn des Unterrichts eine schlichte Feier Lehrer und Schüler der oberen Klassen. Als Vertreter der Stadt und des Schulausschusses war Bürger meister Dr. Hohmann erschienen. Nach Choralgesang und Gebet würdigte Schulleiter Heise in kurzer Ansprache die Tätigkeit der geschätzten Lehrerin, indem er besonders der schweren Schularbeit während des Krieges gedachte. Die Verbundenheit mit dem Kollegium wurde durch ein künstlerisches Geschenk zum Aufdruck gebracht. Ein Mädchen überreichte einen Strauß frischer Blumen. Hierauf übermittelte Bürgermeister Dr. Höh mann die Glückwünsche der Stadt und des Schulausschusses. Das „Gebet" von Mvricke, von einem Kinde gesprochen, und Las Lehrerquartett mit „Gebet" von Chr. W. Gluck beschlossen die Feier. — Zu der in Nr. l9 vom 23. Januar gebrachten Notiz über die Voraussetzung zur gewerbsmäßigen und gemein nützigen öffentlichen Musikausübung ist noch nachzutragen, daß als Musikfachberater, bei dem sich Nichtberufsmusiker, die nur im Bedarfsfall herangezogen werden dürfen, sich zu melden haben, für den Bereich des Arbeitsamtes Dippol diswalde Pg. Bruno Haustein eingesetzt worden ist. Dippoldiswalde. Ein Kraftfahrer, der sich gestern vorüber gehend hier aufhielt und kosmetische Artikel anbot, wurde nach der Polizeiwache geholt, wo festgestellt wurde, daß er wohl einen Wander-Gewerbeschein besah, der aber für den Handel mit anderen Waren als den feilgebokenen ausgestellt war. Die mit geführten Waren wurden beschlagnahmt. — Fahrpreisermäßigung zum Theaterbesuch. Am 1. Februar wird zum Besuch der Sächsischen Staatslheaker und des Albert-Theaters in Dresden versuchsweise eine neue Fahrpreisermäßigung eingeführt. Die Bahnhöfe der näheren und weiteren Umgebung Dresdens geben an allen Tagen ab 12 Uhr an die Reisenden nach Dresden beim Lösen der Fahrkarten zum gewöhnlichen Fahrpreis auf Verlangen Ausweise zur Erlangung der Fahrpreisermäßigung zum Theaterbesuch aus. Bei Vorlage dieses Ausweises an der Theaterkasse erhalten die Besucher der Staatstheaker durchschnittlich 10 der Albert-Theaters 30 Ermäßigung auf die Kassenpreise. Für die Rückfahrt, die bis spätestens 1 Uhr nachts angetreten sein muß, erhalten die Reisen den 30 9L Fahrpreisermäßigung, wenn sie an den Fahrkarten ausgaben in Dresden die benutzte Eintrittskarte und den von den Theatern abgestempelten Ausweis vorlegen. Die bisher an Mitt woch Nachmittagen gewährte Ermäßigung zum Besuch dieser Theater durch Ausgabe von Sonntagsrückfahrkarten wird durch diese an allen Tagen gewährte Vergünstigung aufgehoben. (Da sowohl auf der Linie Zainsberg—Kipsdorf, wie Heidenau—Gei- stng^Altenberg bis auf Sonntags Nachtzüge fehlen, hat für unsere Gegend diese Maßnahme keinen Wert. D. Schriftltg.) Vie Durchführung de» Gesetze» zur Ordnung der natio- aalen Arbeit. Ueber die Bildung der in Paragraph 23 des Gesetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit vorgesehenen Sachverstandigenbeiräte und Sachverständigenausschüsse wird in den Durchführungsverordnungen zum Gesetz, die das Reichsarbeitsministerium vorbereitet und in nächster Zeit veröffentlichen wird, nähere Bestimmung getroffen werden. Es wird dabei insbesondere geregelt werden, nach welchen Gesichtspunkten die der Deutschen Arbeitsfront übertragene Aufstellung der Vorschlagslisten der Sachverständigen und die oen Treuhändern obliegende Berufung der Sachverstän digen zu erfolgen hat. Das Reichsarbeitsministerium hat mit Rücksicht hierauf die Treuhänder gebeten, selbst von vor- zeitigen Maßnahmen abzusehen und auch in ihren Bezirken darauf hinzuwirken, daß etwaige Vorarbeiten für die Vor schlagslisten bis zum Erlaß der Durchführungsbestimmungen zurückgestellt werden. Auslösung der Handwerkerbünde. Der Reichsstand des Deutschen Handwerks hat Anweisung gegeben, die Kreis handwerkerbünde und ebenso auch die Gewerbeoereine, di« sich auf das Gebiet der unteren Verwaltungsbehörden er strecken und sich mit berufsständischen Aufgaben des Hand werks befaßten, in Innungsausschüsse oder Kreishandwerker schaften umzubilden, die Handwerkerbünde ganzer Wirt schaftsgebiete und die Verbände der Gewerbeoereine aber aufzulösen. Diese Neuorganisation wurde nach dem Infor mationsdienst der Arbeitsfront notwendig da nach der Neu organisation der Deutschen Arbeitsfront auch die Angehöri- gen des Handwerks von der Arbeitsfront ersaßt werden, so daß für die Handwerkerverbände und für die Gewerbever eine nunmehr kein Raum mehr war. Die Handwerkerbünde wurden zum Teil schon in den 80. und 90. Jahren gegrün det mit dem Zweck, die wirtschaftlichen Interessen ihrer Mit- glieder zu vertreten. „Der 30. Januar 1934, der für das deutsche Volt ein Tag des Rückblicks auf ein äußerst arbeitsreiches und nicht minder erfolgreiches Jahr bedeutet, wird zugleich als der Beginn einer neuen, so Gott will, segensreichen Entwicklung in die Geschichte des deutschen Volkes einziehen. Denn das auf Grund der Erklärungen des Führers und Volkskanzlers in der gestrigen Reichstagssitzung vom Reichstag einstimmig angenommene „Gesetz über den Neuaufbau des Reiches" bringt dem deutschen Volk endlich die langersehnte staatliche Einheit. So lange es Deutsche gibt, so lange besteht wohl die Sehnsucht des deutschen Menschen, seinem Leben als Volk auch die äußere geschlossene staatliche Form zu geben. Und doch ist in einer über tausendjährigen Geschichte des deutschen Volkes dieser Wunsch nur einmal erfüllt worden. Zur Zeit der Sachsen- und Frankenkaiser bestand ein starker in sich geschlossener deutscher Nationalstaat, der in der Lage war, die geballte Kraft des Volkes gegen seine Feinde zu wenden, um nach außen seine Grenzen zu schützen und im Innern dem Frieden zu dienen Aber nur knapp zweihundert Jahre währte dieses erste Reich. Schon unter den Hohenstaufen begann trotz äußeren Glanzes der Zerfall des Reiches, der erst in unseren Tagen sein Ende finden sollte. Die Kaiser begannen, der römischen Kaiserkrone mehr Wert beizulrgen als ihrem deutschen Königtum. Sie verzettelten die Kraft ihres Volkes in immer neuen Kriegen mit dem Papst, mit Italien und sonstigen Gegnern ihrer Machtansprüche außer halb Deutschlands. Sie opferten deutsches Volkstum zu gunsten einer Kaiserkrone, die ihnen äußeren Glanz, aber keine Macht verlieh, die sie zugunsten ihres Volkes anwenden konnten. Im Innern benutzten die Fürsten und die geist lichen Herren die allzuhäufige Abwesenheit der Kaiser, um ihre eigene Hausmacht zu stärken. Je größer und stärker die Fürsten wurden, desto schwächer wurde der Kaiser. Um nur ja eine starke Reichsgewalt zu verhindern, brachten es die Fürsten fertig, oolksfremde Ausländer zu deutschen Kai- j:rn zu wühlen und sich mit dem Ausland zu verbünden. Ein Blick auf die deutsche Landkarte des Mittelalters zeigt ein grauenvolles Bild der Zerrissenheit und Zersplitterung. Die Folgen dieser Entwicklung hatte das Volk selbst zu tragen. Der deutsche Boden wurde d e r Kriegsschauplatz Europas. Spanier, Schweden, Ungarn, Franzosen, Türken und Böhmen kämpften aus Freiberg. Zum Vorsitzenden des Erbgesundheiksgerichts für den Landgerichtsbezirk Freiberg ist Landgerichtsrat Dr. > Häbler, zu seinem Stellvertreter Landgerichlsrat Dr. Hennig ' bestellt worden. Dem Erbgesundheltsgericht liegt die Durch- ' führung des Reichsgesetzes zur Verhütung erbkran ken Nachwuchses vom 14. Juli 1933 ob. Die Geschäfts- ! stelle befindet sich im Amtsgericht Freiberg, 1. Obergeschoß, j Zimmer Nr. 126. Pirna. Unterschlagungen eines Direktors. Wegen Veruntreuungen in Höhe von 14 000 RM ist der frühere Direktor Kummer des Spar-, Kredit- und Bezugs vereins Burkhardtswalde verhaftet worden. Leipzig. Vermißt. Seit dem 27. Januar wird der in Schönefeld, Klara-Wieckstraße 29, wohnhafte, 55 Jahre alte Kraftdroschkenführer Max Dietze vermißt. Der Vermißte äußerte Selbstmordabsichten. Leipzig. Ueber 50000 RM aus demEintopf. In der Zeit vom 15. bis 20. Januar sind bei der Kreisstelle für das Winterhilfswert Spenden von über 100 RM im ! Betrage von 115 629,11 RM eingegangen, darunter befin den sich Sammlungen für Eintopfgerichte von über RM s 50 000. Hierzu kommt eine größere Anzahl von Spenden ! von unter 100 RM. Bautzen. Bei Göda stießen an einer Straßenkreuzung am Dienstag nachmittag ein Last- und ein Personenkraftwagen so heftig zusammen, daß beide Fahrzeuge nach links und rechts in den Straßengraben geschleudert wurden. Von den Insassen des Personenkraftwagens erlitt eine Dame aus Weiß wasser einen Oberarmbruch. Zwei Personen trugen Schnitt wunden davon. Die schwer beschädigten Fahrzeuge mußten abgeschleppt werden. deutschem Boden und richteten ungeheuerliche Verwüstun gen an. Noch heute zeigen die Ruinen deutscher Burgen, Städte und Dörfer, wie bitter das Volk die Uneinigkeit und den Eigennutz seiner führenden Schichten zu büßen hatte. In Zusammenhang damit vernichteten Pest und andere Seuchen bestes deutsches Volkstum. Unter dem Druck des korsischen Eroberers fand dieses machtlose, nur noch ein Schattendasein führende Reich am 6. August 1805 sein un rühmliches Ende. Auf den Taten der großen Preußenkönige, insbesondere Friedrichs des Großen, und auf den Opfern des Preußen- volkes in den Freiheitskriegen baute Bismarck sein zweites Reich. Wir wissen heute, was es in der deutschen Geschichte bedeutete. Es war ein Reich der Macht, der Ehre und Würde, ein Reich, das der Verwirklichung des alten Traums der besten Deutschen nahe kam, sie aber nicht vollendete. Wir würden unsere historische Aufgabe verkennen, wollten wir die Fehler und Schwächen dieses Reiches verschweigen. Auch das zweite Reich ließ die Ländergrenzen, die durch Kriege und Heiraten unter den Fürstenhäusern entstanden waren, die daher nicht die Volksstämme, nicht die Land- chaft und nicht die Wirtschaft berücksichtigten, unangeia- tet. Die Bundesstaaten behielten grundsätzlich ihre Selb- tändigkeit, die sich zum Nachteil des Ganzen auswirkte. Der chwerste Fehler des zweiten Reiches aber war es, daß man es trotz weitgehender materieller Fürsorge nicht verstand, die Massen der deutschen Arbeiterschaft innerlich dem Staat zu verbinden und sie zusammen mit dem deutschen Bauern zu Trägern des neuen Staates zu machen. An diesem Feh ler zerbrach letzten Endes am 9. November 1918 das zweite deutsche Reich. Revolutionen nach verlorenen Kriegen haben nur dann einen geschichtlich gerechtfertigten Sinn, wenn sie gemacht werden, um die Kraft eines Volkes zur letzten Selbstbehaup tung, zum äußersten Widerstand zusammenzufassen und rücksichtslos mit neuen großen Ideen den Neuaufbau des Staates zu beginnen. Von solchen Ideen war bei den Nooembermännern nichts wahrzunehmen. Der Endzweck dieser schwächlichen November-Revolte war nichts anderes, als einer kleinen, noch dazu vielfach volks- und rassefremden Schicht die Macht im Staat in die Hände zu spielen. Man dachte an sich und seinen wirtschaftlichen Vorteil, aber nicht an das Volk. Man bereicherte sich und ließ das Valk hun- Aelteste Zeitung des Bezirks Hauptschristleiter: Felir Zehne, Dippoldiswalde) Stellvertreter: Werner Kuntzsch, Altenberg; verantwortlich für den gesamten Tertteil: Felir Zehne, Dippoldiswalde; verantwortlicher Anzeigenleiter: Felir Zehne, Dippoldiswalde; Druck ».Verlag: Carl Zehne, Dippoldiswalde Dieses Blalk enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amlshauptmannschaft, des Sladtrals und des Finanzamts Dippoldiswalde Anzeigenpreis: Die 46 Millimeter breite Millimeterzeile 6 Rpfg.; im Tertteil di» 93 Millimeter breite Milllmekerzeile 18 Rpfg. Anzeigenschluß 10 Uhr norm. D.-A. XII. 1335 - Bezugspreis: Für einen Monat 2.— RM. - mit Zutragen; einzelne Nr. 10 Rpfg. - :: Gemelnde-Berbanos-Glrokonto Nr. 3 :: - Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 Postscheckkonto Dresden 125 48 WeiheritzZeilung Tageszeitung un- Anzeiger für Dippol-iswal-e, Schmie-eberg u. A.