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der spitzen Klarinette. Till gerät hoch zu Roß auf den Topfmarkt, wo das Geschrei der Markt weiber ihn schleunigst zur Flucht veranlaßt. Eine gemächliche Wanderweise führt ihn als sal bungsvollen Moralprediger weiter, unter dessen Mönchskutte das Narrengewand hervorlugt. Sein zärtliches Abenteuer (liebeglühend steht in der Streichermelodie) wird mit einem Korbe belohnt. Seine Wut läßt er aus an trockenen Männern der Wissenschaft - durch drei Fagotte, Baßklarinette und Kontrafagott höchst trocken gezeichnet. Mit einem frechen Gassenhauer zieht Till weiter. Doch jetzt wird’s ernst. Till sieht sein letztes Stündlein kommen und geht in sich. Er wird von den Bütteln vor Gericht geschleppt. Auf die Schuldfrage pfeift er nochmals unbekümmert sein Thema als Antwort, dann aber ist ihm recht kläglich zumute. Drohend geben die Posaunen des Gerichts das Urteil bekannt: der Tod — mit dem letzten Flötentriller geht dem Spötter die Puste aus. Der kurze Epilog sagt, daß der Schelm im Bewußtsein des Volkes weiter- lebt ..(Ernst Krause). p rof Dr Mlynarczyk Das b~Moll-Klavierkon%ert op. 23 vom Jahre 1875 hatte Peter Tschaikowski für Nikolai Rubin stein geschrieben, der ihn, den er als Theorielehrer an das neugegründete Moskauer Konser vatorium berufen hatte, in sein Haus aufnahm und von dem er bedingungslose Gefolgschaft erwartete. Tschaikowski, der als Pianisten Nikolai über dessen Bruder Anton Rubinstein stellte, gedachte das Werk auch dem Erstgenannten zu widmen. Dieser aber erklärte das Werk für nicht spielbar und verlangte Änderungen. Daraufhin durchstrich der Komponist die Widmung an N. Rubinstein und dedizierte es Hans von Bülow. Dieser setzte sich in Amerika und Europa für das Werk ein, in Moskau spielte es erstmals Tschaikowskis Schüler Sergej Tanejew. Rubinstein, den Bülows Erfolge mit dem Konzert nicht ruhen ließen, nahm es schließlich auch in sein Repertoire und erspielte ihm in Rußland und im Auslande bedeutende Erfolge. Schreibt auch Tschaikowski im Hinblick auf die Konzeption des Konzerts: „Prinzipiell tu ich mir Gewalt an und zwinge den Kopf, Klavierpassagen auszudenken“, so widerspricht solche von versteckt sich äußernden Krankheitssymptomen diktierte Aussage dem Zuschnitt des Werkes, das, die reichen Mittel der Klaviertechnik nutzend, doch das virtuose Element dem sinfonischen Geschehen einordnet und so überzeugend das Erbe Liszts und Schumanns den Charakteristika der Persön lichkeit Tschaikowskis unterstellt. Nicht immer wurde in der Vergangenheit Tschaikowskis. Anteil an der Betonung des nationalen Elements der russischen Musik voll gewürdigt. Gewiß: bei Mussorgski oder auch Rimski-Korsakow tritt es deutlicher in den Vordergrund, zumal diese nicht in gleichem Maße mit der Verarbeitung italienischer, französischer oder deutscher Einflüsse zu schaffen hatten. Aber wenn schon nicht durchgehend, so äußern sich doch auch im b-Moll- Konzert nationale Bestandteile, und das nicht nur im Hauptthema des ersten Satzes oder im Schlußsatz, wo Volkslieder (Gesang der Blinden, ukrainisches Frühlingslied) die thematischen Konturen bestimmen, sondern auch im Einfangen mancher Stimmungen und der ihnen entspre chenden Weiterführung thematischer Bestandteile. Gerade die hierdurch in Erscheinung tretende Eigenart des Persönlichkeitsstils dürfte bewirkt haben, daß das b-Moll-Konzert zu den Werken gehörte, die Tschaikowskis Ruhm im Auslände festigen halfen. (W. B.) Bo/lgarf^: Patrid 0 muerte (Fidel Castro und den kubanischen Volk in vifrichtiger Bewunderung gewidmet) Mit harten .Paukenschlägen und scharf dissonierten Akkorden beginnt dieses kurze Musikstück. Es schildert die Wutgeschreie eines unterdrückten Volkes. Mit einem scharfen Motiv führt ein herrisches Thema zu einer lyrischen Episode, worin auch die Internationale auf klingt. Die Sehn sucht nach Befreiung drückt ein kurzes Thema aus, Trompetensignale eröffnen die Revolution, die sich zu dem siegreichen Abschluß - der den Marsch des 26. Juli zum Inhalt hat - steigert. 6069 Ra 111-9*5 462 0,7 ItG 009/9/62