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Kongreßsaal Deutsches Hygienemuseum - Dresden ^ nee cktalGnzeti &JdiL CLtHttGnie Dirigent. Siegfried Geißler Solist: Wolfgang Stephan. Trompete Donnerstag, den 16. Juni 1960, 19,30 Uhr Freitag, den 17. Juni 1960, 19,30 Uhr PROGRAMM Bela Bartök 1881-1945 »Bilder aus Ungarn« Ein Abend auf dem Lande Bärentanz Melodie Etwas angeheitert Uröger Hirtentanz Siegfried Kurz geb. 1930 Konzert für Trompete und Streicher, op. 23 Lebhaft Ruhig Sehr lebhaft Antonin Dvorak »Böhmische Suite«, op. 39 Pastorale Polka Menuett Romanze Furiant PAUSE Nicolai Rimski-Korsakow 1844-1908 »Scheherazade« Sinfonische Suite nach »Tausendundeine Nacht«, op. 35 Largo e maestoso - Allegro non troppo Andantino - Vivace scherzando Andantino quasi Allegretto Allegro molto Preis DM -,20 Zur Einführung Bela Bartkök »Bilder aus Ungarn« Bela Bartök wurde am 25. März 1881 zu Nagy Szent Miklös in Ungarn ge boren und starb am 26. September 1945 in New York. Er war nicht nur der bedeutendste Komponist Ungarns, sondern auch im Weltmaßstab unserer Zeitgenossen. Darüber hinaus zählt Bartök zu den für seine Heimat wich tigsten Musikwissenschaftlern; hat er doch in mühevoller Kleinarbeit tau sende von Volksmelodien in Ton und Wort aufgezeichnet und somit eine enorme Forschungsarbeit geleistet. Diese Volksmelodien, die in natürlichster Weise die Folklore (= Volkskunde) Ungarns widerspiegeln, waren zu einem gewichtigen Teil Arbeitsgrundlage der Kompositionen Bartöks. In den »Bildern aus Ungarn«, welche heute erklingen, kommt dies besonders zum Ausdrude. Beginnend mit einem »Abend auf dem Lande« (1. Saß) hören wir eine weiche, geschwungene Klarinettenmelodie, welche von der Flöte wie Vogel rufe lustig, kapriziös fortgesetzt wird. Mit diesem wenigen musikalischen Material versetzt uns Bartök gleich in die wundervolle Atmosphäre seiner Heimat und zaubert uns einen geruhsamen, malerischen Abend vor Augen. Im 2. Saß »Bärentanz« erleben wir, wie ein wandernder Zigeuner auf einer Dorfwiese seinen Bären tanzen läßt. Jeder wird aus Erzählungen diese Bärenführer kennen. Interessant hierbei ist, daß auch mit den Mitteln der Musik ein zeitkritisches Bild vor dem Hörer entstehen kann. Unmittelbar drängt sich uns der Gedanke sozialer Not, wandernder Menschen, Bettler usw. auf. In diesem Saß erlebt man, wie der müde werdende Bär mit Peitschenschlägen wieder angetrieben wird, den Leuten auf der Dorfwiese seine Kunsstückchen zu zeigen. Ein mit »Melodie« bezeichneter 3. Saß reiht sich an, welcher als Mittel punkt dieses Werkes einen gewissen Ruhepunkt darstellt und von einer gesanglichen Cantilene (= sangbare Melodie) getragen wird. Vielleicht denkt hier Bartök an eine Landschaft seiner engeren Heimat und zeichnet musikalisch so ein Stimmungsbild. Mit der Erinnerung an die Heimat kommt natürlich auch die Erinnerung an die sie ausfüllenden Menschen wieder. So nimmt es nicht wunder, wenn Bartök im nächsten Saß »etwas angeheitert« einen Gang aus der Dorfschänke heimwärts musikalisch charakterisiert und in einer humorvollen, wißigen Art vom Väterchen erzählt, der einen kleinen Trunk genommen hat und nun fröhlich seines Weges zieht. Die geniale Art, nicht nur etwas zu schildern sondern auch kunstvoll zu verarbeiten, drückt sich in diesem Saß besonders aus. Als leßten Saß erleben wir dann einen »Hirtentanz«, heiter, ausgelassen, jubelnd bis zum Abschluß dieses Werkes.