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Weitzeritz-Jettung Tageszeitung unö Anzeiger sür Dippol-iswal-e, Schmie-eberg u. U. - Bezugspreis: Für einen Monat 2.— RM. mit Zutragen; einzelne Nr. 10 Rpfg. - :: Gemelnde-Verbands-GIrokonko Nr. 3 :: - Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 Postscheckkonto Dresden 125 48 Netteste Zeitung des Bezirks Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der AmtShanptmannschaft, des SladlralS und des Finanzamts Dippoldiswalde Anzeigenpreis: Die 4« Millimeter breite - Milltmeterzeile 6 Rpfg.; im Teiltest die V3 - Millimeter breite Millimeterzeil« 18 7 ? Anzeigenschluß 10 Uhr vorm. M. 172 Donnerstag, am 26. Juli 1934 100. Jahrgang Seitliches n- ÄMches Dippoldiswalde. Gestern nachmillag und abend sand durch die städtische Polizei eine Vcrkehrskontrolle stakt. In den Nach mittagsstunden wurden hauptsächlich Nadfahrcr und Fußgänger, die sich gegen die Verkehrsvorschriften vergangen, belehrt oder verwarnt. Bei der Kontrolle in den Abendstunden muhten eine Anzahl Kraftwagcnführer wegen schlechter Beleuchtung deS Schlußlichtes im abgekürzten Verfahren abgestraft werden. Auch mehrere Radfahrer wurden erwischt und abgestrast, die ohne Licht gefahren kamen. Dippoldiswalde. Nach dem Tanken entstand gestern auf dem Niedertorplatze an einem Motorrads beim Antreten des Motors ein Vergaserbrand. Der Fahrer umwickelte kurz entschlossen den Vergaser mit einem Kleidungsstück und erstickte so den Brand, «he er größeren Umfang erreichte. — Am l y. Juli feierte Oberstudienrat i. R. Professor Dr. Ernst Lincke in Dresden, der früher am dortigen Wettiner- Gymnasium tätig war, sein SO jähriges Doktor-Jubiläum. Die philosophische Fukultät der Universität Leipzig übermittelte ihm aus diesem Anlaß das goldene Doktordiplom. Professor Dr. Linke ist der Bruder des früheren Kaufmanns Richard Lincke, hier, des langjährigen Kassierer des Vorschubvereins. s Neue 5-Reichsmark-Stücke. Seit einigen Tagen ist mit ider Ausgabe der neuen 5-RM-Stücke begonnen worden, i Diese unterscheiden sich von den zur Erinnerung an den ITag von Potsdam geprägten 5-RM-Stücken dadurch, daß !das bei diesen Münzen aus beiden Seiten des Turms der Garnisonkirche angebrachte Datum „21. März 1933" und die als Einrahmung dienenden Hakenkreuze fehlen. Neben den beiden S-RM-Stücken mit der Garnisonkirche bleiben die großen S-RM-Stücke mit dem Eichbaum und die zur Er innerung an besondere Begebenheiten geprägten 5-RM-Stücke i weiter kursfähig. Postendorf. Unsere Freiwillige Feuerwehr, die am Sonn abend bis spät abends beim Löschen des in Wendischcarsdorf aus gekommenen Schadenfeuers tätig war, stellte sich Sonntag früh 7 Uhr zur Prüfung. Prüfer waren Branddirektor Kölbel, Glas hütte, und Fritzsche, Kreischa, und Hauptmann Münzner, Ruppen dorf. Die in der nach dem Angriff folgenden Kritik-Versamm lung bekanntgegebene Zensur lautet: Hauptzensur gut bis sehr gut, Fußdienst gut bis sehr gut, Steigerdienst gut bis sehr gut, Motorspritze sehr gut, Handdruckspritze gut bis sehr gut, Hydran- tenwagen sehr gut. Gemeinderatsmitglieder, der kommissarische Bürgermeister, der OG.-Leiter sowie der Landesverbandsvor- sitzende des SSchs. Feuerwehr-Verbandes, Branddirektor Müller, Schmiedeberg, u. a. wohnten dieser Prüfung bei. Dem Zeugwart Joh. Rasche wurde von letzterem die Medaille und die Ehrenlitze für 40 jährige treue Dienstzeit verliehen. Dresden. Am Mittwochnachmittag stieb auf dem Horst- Wessel-Platz ein Lastkraftwagenzug mit einem zweispännigen Pferdegeschirr zusammen. Zwei Mitfahrende des Lastkraft wagens wurden leicht verletzt. Eines der Pferde des Geschirrs erlitt so schwere Verletzungen, daß es erschossen werden mutzte. Das andere Pferd wurde weniger schwer verletzt. Der an beiden Fahrzeugen entstandene Sachschaden ist grotz. Dresden. Der Rat der Stadt Dresden nahm in seiner Sitz ung am Dienstag davon Kenntnis, daß der Stadt sür den weite ren Ausbau des Könlgsufers Reichsmittel im Betrag von 705 500 Mark zur Verfügung gestellt worden sind. Zur Deckung der Ge samtbaukosten wurden noch 80 500 RM. aus dem im Stadthaus- haltplan vorgesehenen Mitteln zur Arbeitsbeschaffung bewilligt. Damit können die Arbeiten zwischen der Prießnihmündung und Ler Marienbrücke zum Abschluß gebracht werden. Dresden. Der frühere Direktor des Stenographischen Lan desamtes, Ober-Reg.-Rat Prof. Dr. Robert Fuchs, ist — wie erst setzt bekannt wird — am 18. Juli verstorben. Er wurde am 18. Januar 1868 als Sohn eines Konsuls in Baltimore <USA.) gebo ren. Am 1. Mai 1894 trat er in das Kgl. Stenographische Lan desamt zu Dresden ein. 1902 wurde er zum Professor, 1910 mm Regierungsrat ernannt. Seine Ernennung zum Ober-Reg.-Rat erfolgte im Jahre 1931. Seit Oktober 1915 leitete Prof. Dr. Fuchs das Stenographische Landesamt, bis er am 30. April 1933 nach Erreichung der Altersgrenze in den Ruhestand trat. Ober- Neg.-Rat Dr. Fuchs war auch Präsident des Welistenographen- vereins. MsstowU». 2n einer gemeinsamen Aussprache der Ge- melndevertreter von Piskowitz, Weitzschen und Sönitz kam eine Einigung dahin zustande, daß ab l. September dieses Jahres Bürgermeister Walther — Piskowitz die Verwaltung aller drei Dörfer übernimmt. Jede Gemeinde behält jedoch ihre Selbständigkeit. Meißen. In Taubenheim verunglückte ein Fräulein Sch. schwer. Sie hatte in einem dunklen Raum zu tun und stürzte dabei über rin Paar Holzpantoffeln, wobei sie sich beide Arme brach. Sie mutzte dem Krankenhaus zugeführt werden. ... DollM tot Der Wiener Rundfunk gibt amtlich bekannt, daß der österreichische Bundeskanzler Dollfuß seinen Verletzungen erlegen ist. JeOerWg der EmM Berlin, 26. Juli. Der gestrige Tag hat für das öster reichische Volk Ereignisse von größter politischer Bcdentung gebracht, die in inneren Folgen noch durchaus unabsehbar sind. Der österreichische Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, der ! tragende Kopf des Systems, ist das Opfer eines Volksauf- s standes geworden. Er ist nach Mitteilungen, die der öster- s reichische Minister Schuschnigg am Wiener Radio, gab, den ! Verletzungen erlegen, die er am Nachmittag im Bundeskanzler amt erlitten hatte. Soweit sich bisher aus den vorliegenden Meldungen er sehen läßt, haben sich die Ereignisse, Lie zum Tode des Bundes kanzlers Dollfuß führten, in folgender Forni entwickelt: Kurz nach 13 Uhr'fuhren vor dem Gebäude der Rawag, der österreichischen Sendegesellschaft in der Iohannisgasse in Wien, ein Trupp Bewaffneter in Bundesheeruniform vor und besetzte das Gebäude. Einer der Teilnehmer an dieser Unternehmung gab eine Rundfunkmeldung des Inhalts durch, daß die Regierung Dollfuß zurückgetreten sei. Un mittelbar danach wurden die Sendungen unterbrochen. Etwa zur gleichen Zeit besetzte eine mit Bundesheer stark unter- mischte Volksmenge das Bundeskanzleramt, schloß die Tore und sicherte das Gebäude durch Aufstellen oyn Maschinen gewehren. In dem Gebäude selbst befanden sich zur Zeit des lleberfalls nach sicheren Meldungen Bundeskanzler Dr. Doll fuß, Bundesminister Fey, der Staatssekretär für das Sicher heitswesen, Hofra« karwinsky, die von den Aufständischen gesangengenommen wurden. Um das Gebäude der Rawag entspann sich ein Kamps, der nach dreistündiger Dauer mit der Kapitulation und Gefangennahme der Aufständischen endigte. Das Bundeskanzleramt clbst, ebenso der Bundes kanzler und die beiden genannten Minister, befinden fich nach wie vor in den Händen der Aufständischen. Ueber das Schicksal der übrigen Regierungsmitglieder ist zur Stunde noch nichts zu erfahren. In den Vororten Wiens, ebenso wie in verschiedenen Teilen der Provinz sollen sich starke Ansammlungen regie rungsfeindlicher Masten zusammenziehen. Ueber die Hin tergründe des Ausstandes verlautet bis jetzt, daß in der Bevölkerung «ine unerhörte Erregung darüber entstanden sei, daß die vor das Standgericht gebrachten Nationalsozia- listen in geradezu mittelalterlicher Weise gefoltert, würden. in Lestmeich! ! um aus ihnen Geständnisse oder Selbstbeschuldigungen her- I auszupressen. Die Regierung Wgensmmen Rach Abschluß der Kampfhandlungen bei der Rawag nchlet sich das ganze Interesse aus die Lage im Bundes lonzleramt. Die amtliche Rachrichtenstelle erklärte aus An frage, daß sie mit dem Bundeskanzleramt keine Verbindung habe. Reuerdings wird mitgeteilt, daß im Bundeskanzler amt Dr. Dollfuß, der Generalstaatskommiffar sür die Sicher heit Fen, und Staatssekretär Karwinfky von der in das Bundeskanzleramt eingedrungenen Volksmenge einge- schlosien gehalten werden. Vor dem Bundeskanzleramt ist Polizei und heimwehr in großer Stärke aufmarschierl. Sie verhält sich jedoch untätig. Man erklärt diese merkwürdige Lage damit, daß Teile des vundeshecres bereits zum Volke übergegangen sind und die Besatzung des Bundeskanzler amtes verstärkt haben. Auch sonst hat das Bundesheer allen Anforderungen seitens einiger noch nicht gefangener Minister nirgends Folge geleistet. Der Wiener Großsender Bisamberg wurde besetzt und mit Dynamit gesprengt. Radio Wien sendet zur Zeit über den kleineren bisher stillgelegten Rosenhügel- Sender. In Linz wurde auf den Führer des oberösterrei chischen Heimatschutzes, den bekannten Legitimistenführer Graf Coreth, ein Revolveranschlag ausgeführt. Wie das L.nzer Volksblott meldet, soll Gras Coreth bei dem Atten tat mit dem Leben daoonaekommen lein. MomMllWlliWMWlir Die Meldungen über Mionen in der österreichischen Pro vinz liefen in widersprechenden Formen ein, zeigten aber, datz es sich bei den Vorgängen in Wien anscheinend nicht um eine lediglich lokale Aufstandsbewegung gehandelt hat. In Innsbruck zum Beispiel holte eine erbitterte Volksmenge den verhahten Sicherheitsdirettor Hickel aus seinem Amtshaus und erschlug ihn auf offener Stratze. Aus Steyr in Oberöster reich kamen Meldungen, datz Kampfhandlungen im Gange seien. Aus Wien gingen Mitteilungen über Zusammenrottungen der Bevölkerung in den Außenbezirken ein. Nach dem Tode des Bundeskanzlers Dollfuß trat die Be satzung des Bundeskanzleramtes mit den Mitgliedern des früheren Kabinetts Dollfuß in Unterhandlungen. Beide Par teien wandten sich an den deutschen Gesandten in Wien mit der Bitte um Vermittlung. Es kam zu der Abmachung, daß das Bundeskanzleramt wieder freigegeben, die Gefangenge setzten freigelassen und dafür der Besatzung freier Geleit an die Grenze zugesichert wurde. Amßspäten Abend sprachenßdann die wieder freigelassenen Minister Fey, der Staatssekretär Karwinrky und Minister Limbach. In der Kleingartenanlage „Grabeland" oberhalb des Knaumühlenteichs wurde dieser Tage ein Kleingarten voll ständig verwüstet, so daß dem Besitzer ein sehr erheblicher finan zieller Schaden entstanden ist. Als Täter wurde ein hiesiger Ein wohner festgestellt, der die gemeine Tat aus Rache darüber be gangen hat, daß ihn der Gartenbesitzer dieser Tage des Diebstahls von Eisenbahnschwellen vom städtischen Abladeplatz weg bezich tigt hat. Autobus stürzt in Abgrund Rach einer Meldung au» Barcelona ist ein mit drei zehn Personen besetzter Autobus bei Igulada in einen tie fen Abgrund gestürzt. Fünf Insassen wurden auf der Stelle getötet, die anderen acht zum Teil io schwer verletzt, daß an ihrem Auskommen gezweifelt wird. Da« Unglück soll auf Steuerbruch zurückzuführen sein Jie MimWen Mörder IM' inSMlW VZ "Wien. Die an der Besetzung" des "Bundeskanzleramtes beteiligten Personen sind zunächst in die Polizeikaserne in der Marokkanergasse gebracht worden. Die drei mutmaß lichen Mörder von Dollfuß befinden sich dckgegen in Sonder- Haft- MW des Mlanzlers SWmberg MW Wechten WM^oeMett Wien. In einer amtlichen Meldung heißt es: Bundes- Heimwehrführer Starhemberg hat sofort nach dem Eintref fen der ersten Meldung aus Wien in einem Caproni-Flug- zeug die Reise von Benebig aus nach Wien angelreten. In folge des herrschenden stürmischen und nebeligen Melters verlor der Pilot die Orientierung und erklärte, den Flug nicht fortsehen zu können. In der Nähe von Bölkermarkt kehrte er um und flog über Graz nach Benedig zurück. Starhemberg wird Heuke In Wien zurückerwartet. Weitere Ausführungen des Kommuniques lassen darauf schließen, daß es auch in der Provinz zu Aufstandshandlungen ge kommen ist, doch sind Einzelheiten unbekannt. Wetter für morgen: Zellwelse lebhafte Winde aus westlichen Richtungen. Ver änderliche, aber vorwiegend starke Bewölkung. Mäßig warm. Auftreten von meist leichten Niederschlägen.