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len. Doch wie gesagt, ich kann ; änderbare Wehmut lag. 1 tun. vorsichtig anzufragen. Die Sekundenlang war Schweigen in dem hohen Raum, i könnte es malen m allen seinen Einzel heiten. Und deine Haube auch, die mit den schwarzen Blondenspitzen und den niedlichen, blauen Feldwinden darauf, die bei jedem deiner Worte über deinem Runzelgesicht nickten, als wollte sie bei allem, was du sagtest, ihr Ja und Amen geben. Und die beiden feingeflochtenen Weidenkörbchen trage ich auch un verwischbar m der Erinnerung, die dir bei unseren Waldgängen immer um die Arme schaukelten. Das eine war zum Beeren suchen be stimmt, das an dere barg die Butterbrote und Leckereien, mit denen du uns nach ge taner Arbeit zu belohnen Pfleg test. Unter den „Drei Buchen" machten wir immer halt. Von dort aus verteiltest du uns an die tags zuvor von dir ausfindig ge machten Wald- blößen, auf de nen die reifen Erdbeeren leuchteten und dufteten. Und zu den „Drei Buchen" muß ten wir auch zurückkommen, wenn du zum Sammeln in die Hände ^„Aber nur ja mit gefüllten Körbchen!" sagtest du jedesmal, Großmüttcrchcn, und hobst den Zeigefinger in die Höhe Ich bekam dabei stets Herzklopfen, denn du schautest mich dabei immer mit einem mir unvergeßlichen Blicke an: halb lustig, halb ernst, so als wolltest du sagen: „Es wird ja diesmal auch nicht viel anders sein mit dir, als es schon immer war." Ach, Großmütterchen, Herzliebes, wa rum dufteten die Erdbeeren auch so köstlich, so verlockend, daß sie aaste das Körbchen stets in meinen Lina wanderten! Ich wollte das ganz ge wiß nicht, aber es war doch jedesmal dasselbe: wenn du zum Sammeln in die Hände schlugst, sah es in meinem Körbchen traurig aus. Ich schämte mich furchtbar, war aber immer am schnellsten unter den „Drei Buchen", weil ich meinen Platz stets in deiner Nähe angewiesen erhielt. Gelt, Großmütterchen, du und ich, wir beide wuß ten wohl wa rum, wenn wir auch nie dar über sprachen: damit du mir unbemerkt von den anderen einen Teil der von dir ge pflückten Erd beeren aus dei nem hochgcfüll- < ten Körbchen in das meine Mitten konn test, damit man mich nicht aus lachen sollte. Und dabei schmunzelte dein liebes Runzelgesicht immer so wun derbar eigen, und mit einem Auge zwinkertest du mir lächelnd zu. Und da war es, daß es mir jedesmal wieder zur ganz unum stößlichen Gewißheit wurde, daß du mich von allen deinen Enkelkindern am allerliebsten haben müßtest. Und dann kam das köstliche Schmausen inr Waldesschatten und später das wun dervolle Heimwärtsziehen. Ich hing mich an deinen Arm, Großmütterchen, und wir sangen alle deine Lieblings lieder. Oder du erzähltest uns aus deinem langen Leben. Das war das Atterscbönste, wenn du deine ferne Jugend vor uns aufleben ließest. So jüH klang das, wie uralte, halbvergessene Sommerfrcude, Sommerlust Zieht nun ein in jede Brust. Juni kommt mit Sonnenschein; Üppig grünen Flur und Hain. Linden düsten, Rosen blühn, Rot inr Laub die Kirschen glühn. Wird zu heiß der Sonnenbrand, Geht's hinaus zum Badestrand. O, wie tut die kühle Flut Bei der Hitze doch so gut! Naht die Sommersonnenwende, Leuchten von den Bergen Brände, Ist der längste Tag erreicht, Bald die Sonne von uns weicht. O, du schöne Sommerzeit, Alle Herzen werden weit. Else NeuhauS.