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I Montag, am 22. Oktober 1934 100. Jahrgang Nr. 247 Netteste Zeitung des Bezirks Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amlshauptmannschasl, des Sladlrals und des Finanzamts Dippoldiswalde Anzeigenpreis: Die 48 Millimeter breite Mulimeterzelle S Rpfa.: >m Tertteil die VS Millimeter breit« Millimeterzeile 18 Npfg Anzeigenschluß 10 Uhr vorm. - Bezugspreis: Für einen Monat 2.— RM. - mit Zutragen: einzelne Nr. 10 Rpfg. - :: Gemeinde-Berbands-Glrokonko Nr. 3 :: : Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 j Postscheckkonto Dresden 12S48 Veitzeritz-Zeilung Tageszeitung unö Anzeiger für Dippolüiswal-e, Schmiedeberg u. A. gertlilhes imd SWslhes Dippoldiswalde. Ein regenfreier, zeitweise aber doch recht trüber Herbsttag, das war die Signatur des gestrigen Sonn tags. Doch herrlich ist jetzt ein Spaziergang durch den Laub wald. Rotgolden sind die Blätter; eine herrliche Farbenpracht tut sich auch hier noch einmal auf, ehe des Winters weihe Decke alles unter sich begräbt. Der Verkehr hielt sich gestern in mittleren Bahnen. Bahn und Bus waren leidlich besetzt. Verschiedene Kirmesfeste in der Umgebung mögen dazu auch . mit beigetragen haben. Dippoldiswalde. Die „Neue sächsische Landesbühne", die uns im letzten Winter schon in 6 Vorstellungen Vortreff liches geboten hat, hat am Sonnabend mit einem Lustspiel die Winterspielzeit 1934/35 eröffnet. War im vergangenen Winter die Ortsgruppe der NSDAP, der Träger der Ver anstaltung, so ist es jetzt der Kreis Dippoldiswalde der NS.- Eemeinschaft „Kraft durch Freude". Aufgeführt wurden „Die vier Musketiere" von Siegmund Graff. War dieses Stück auch vor kurzem erst in Filmbearbeitung in den „Ar-Ni"-Licht- spielen gelaufen, es hatte das keinen Abbruch getan; der große Schützenhaussaal war bis auf den letzten Platz besetzt. Voll Erwartung war alles, denn man wußte ja vom Vorjahre, daß die „Neue sächsische Landesbühne" hervorragendes bringt. Auch diesmal. Das Lustspiel handelt im l.Akte gegen Ende des Weltkrieges in einem Ruheort in Frankreich. Vier Mus ketiere haben sich ein feines Ruhequartier gesucht. Manche recht drastische Szene entwickelt sich da und man muß herz lich lachen, lachen über den urwüchsigen Bayer Schumberger oder den Sachsen Krause, den Urberliner Stempel oder den Hanoveraner Gisevius. Und dann treffen sich zum Regiments- tag 1932 alle in Krauses Wohnung wieder. Aber die Poli tik, die Nachkriegszeit, Inflation und Parteienhader hat sie innerlich auseinandergeführt, die Kameradschaft ist verloren gegangen, bis der Zapfenstreich sie doch noch wieder an diese erinnert. Und wollte man die Handlung noch weitersühren, das neue Reich unter Hitlers Regiment hat uns doch alle wieder herausgeholt aus der Zersplitterung und uns zur Volksgemeinschaft geführt. Die Gestalten der vier Musketiere wurden, man könnte sagen, wahrheitsgetreu dargestellt von Ferd. Weller, Hans Oehler, Bruno Merczinski und Hans Meincke. Es waren die echten Lanser, wie sie aus dem Schützen graben kamen und hinter der Front sich einmal ein paar ruhige Tage gönnen wollten, und es waren dann Menschen wie sie leibten und lebten, die das Schicksal aufwärtsgeführt oder hart mitgenommen hatte. Nicht weniger gut aber waren auch die Darstellerinnen, Frls. Wend, Heym, Grimm und Keller, erstere drei besonders in ihrem Zusammenspiel als streitende Gattinnen dreier „Musketiere". Wie alles aber erst besonders gut in einem schönen Rahmen wirkt, so auch ein Theaterstück bei guter Inszenierung und Ausstattung. Und beides ließ nichts zu wünschen übrig. Es war alles in allem eine feine Darstellung, mit der sich die „Neue sächsische Landes- bühne" wieder viele Freunde erworben hat, so daß man in Zukunft nicht nur aus weiteren guten Besuch hoffen braucht, sondern daß dieser gewiß ist. — Wiederholt überflogen gestern verschiedene Flugzeuge unsere Stadt. Sie flogen so tief, daß Aengstliche schon die Befürchtung hatten, sie müßten an Baumwipfeln hängen bleiben. — Mit „Kraft durch Freude" ins Theater. Ueber 1200 Arbeitskameraden au» unserem Kreise, dabei aus den entferntest gelegenen Orten, fahren am 28. ONober ins Central- Theater nach Dresden zu einer Aufführung der Operette „Polenblut", einige angenehme Stunden zu verbringen. Die Vorführung beginnt nachmittag» 15.30 Uhr. Ed ist somit für jeden möglich, günstig wieder nach Hause zu kommen. Der außerordentlich niedrige Preis, der sich einschließlich Fahrt und Eintritt versteht, macht e» allen Arbeitskameraden leicht, mttzufahren. Die Nachsrage nach den Karten ist außerordent lich stark und es ist zu empfehlen, sich sofort diese zu besorgen. Anmeldungen und Auskunft bei jedem Ortswart der NSG- „Krast durch Freude". — In der „Berufserziehungswoche des deutschen Menschen" werden außer in der Stadt auch im Kreis Dippoldiswalde noch größere Veranstaltungen getroffen und zwar in Glashütte, Hök- kendorf, Kreischa, Possendorf und Iohnsbach und zwar u. a. in Glashütte ein Llchtbildervortrag am Mittwoch, ein Film am Freitag, in Höckendorf ein Werbeabend am Freitag: „Entwick lung und Aufbau des Berufsschulwesens", in Kreischa ein Eltern abend am Freitag, in Possendorf sSchulhaus Wilmsdorf) eben falls ein Elternabend am Freitag, und in Iohnsbach ein Film streifen „Falsch und richtig In der Hühnerhaltung" am Donners tag. Oeffentlicher Unterricht Ist an den Berufsschulen Glashütte tauch Gewerbeschule), Höckendorf, Kreischa, Lauenstein, Alten berg, Postendorf, Schmiedeberg, Frauenstein, Burkersdorf, Pretz schendorf. Ausstellung von Schülerarbeiken findet statt in Glas hütte, Höckendorf, Possendorf, Lauenstein und Altenberg. Die soziale Reform Seldte über die Leistungen der Reichsregierung. Stuttgart. 22. Oktober. Bel einem Kameradschaftsabend des Landesverbandes Württemberg RSDAB. (Stahlhelm) in Stuttgart gab Reichsarbeitsminister Franz Seldte eine umfassende lleber- sicht über all die Maßnahmen, die die Regierung Adolf Hiller ans dem Gebiete der Sozialpolitik getroffen hat. Er wies zunächst darauf hin, daß die ersten sozialen Lerbessexungen den Kriegsbeschädigten und ihren Hinterbliebenen gegolten haben. Wenn auch hier schon manche wesentlichen Erleichterungen getroffen worden seien, so begmige sich die Regierung mit dem Erreichten noch nicht. In dem Gesetz v. 3. Juli 1S34 erklärt die Reichsregierung ausdrücklich, daß sie die Versorgung der Kriegsbeschädigten und Kriegerhinterbliebenen, neu ordnen wolle. Allerdings nähme die Schaffung von Arbeit und Brot für unsere Volks genossen zunächst noch gewaltige Mittel in Anspruch, daß noch i.icht alle geklanten Verbesserungen hätten erreicht wet- den können. Aber die Kriegsopfer dürften der Ueberzeugung sein, daß die Reichsreglernng ihr Versprechen einlöse, sobald - es nur irgend gehe. Hinsichtlich derS 0 zia 1 ve r s icherung schilderte der Minister die trostlose finanzielle Hage, in der sich diese bei der Machtübernahme durch Adolf Hitler befunden haben. Nichts aber ist verderblicher für den sozialen Frieden als eine zahlungsunfähige Sozialversicherung. Es war daher eine soziale Großtat der neuen Regierung, daß sie schnell mit einem entscheidenden Werke der Arbeiter schaft die Sicherung ihrer Invaliden-, Alters- und Hinter- bllebenenversorgung wledergegeben habe. Rach menschli chem Ermessen sei durch das Sanierunggefeh vom 7. De zember 19ZZ die Invaliden- und Angestelltenversicherung sa niert. Durch eine umfassende Revision der Krankenversicherung durch Reichskommissare fei eine Säuberung der zxranrenrasien vorgenommen worden, die sich schon vielfach in Beitragsherabsetzungen wohltätig ausgewtrkt habe. Die großen Grundlinien für einen organischen und straffen Neubau der Sozialversicherung seien nun festgelegt. Eine Anzahl von Durchführungsverordnungen würden dem nächst folgen. Sodann ging der Minister näher auf die grundlegenden Veränderungen, die sich im Bereiche des Arbeitsleben» vollzogen haben, ein. Die Feier des 1. Mai, die Zerschla gung der Gewerkschaften, die Auflösung der Arbeitgeberver bände, die Bildung der Deutschen Arbeitsfront, die Einsetzung von Treuhändern der Arbeit, die Schaffung der Feierabend- Organisation „Kraft durch Freude" und als Krönung die in dem Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit enthaltene neue Arbeitsverfassung, seien die ragenden Säulen auf dem Wege der sozialen Reform, die sich.der Führer zum Ziele gesetzt habe. Damit sei die wichtigste soziale Aufgabe, die dem neuen Staat gestellt sei, nämlich die Eingliederung de» Lohn- -rbeiters in den Staat, entscheidend in Angriff ge nommen. Las schwerste Hemmnis zur Lösung dieser Aufgabe sei der Marxismus gewesen. Deshalb hätte dieser vernichtet werden müssen. Durch die Tatkraft des Führers sei das schneller ge lungen, als man zu hoffen gewagt hätte. Den Schutz des Arbeiters habe setzt der Staat durch die Treuhänder selbst übernommen. Deshalb seien die Rechte des Arbeiters heute gesichert. Zum Schluß seiner Ausführungen schilderte der Retchs- arbeitsminister noch die Fürsorge der Relchsreglerung für die arbeitslosen Volksgenossen. Wie erfolgreich diese gewesen sei, beweise nichts besser als die Tatsache, daß es i der Regierung gelungen fei, mehr al» dreieinhalb Millionen Volksgenossen wieder in Arbeit und Brot zu bringen. Kein Industriestaat der Welt habe so erfolgreich wie die deutsche Regierung die Arbeitslosigkeit bekämpft Senkung der Kalipreise. Zur Sicherung der deutsches Nahrungsfreiheit und zur Erweiterung unserer inländischen Rohstoffgrundlag« sind mit Wirkung vom 16. Oktober 1934 ermäßigte Preise und Lieferungsbedingungen für die zur unmittelbaren Verwendung als Kalidüngemittel in der deut schen Landwirtschaft bestimmten Kalisalze festgesetzt worden. Entsprechend dem Wunsche des Reichsnährstandes auf Ver- rinaeruna der Düngemittelzahl werden in Zukunft nur noch fünf Kalifalzsorten zur unmittelbaren Verwendung als Kali düngemittel an die deutsche Landwirtschaft geliefert werden. In diesen Kalisalzsorten wird die Einheit Kali zwischen 11 und 38 v. H. des dafür zuletzt vom Reichskalirat festgesetzten Preises gesenkt. Gleichzeitig werden Frankopreise einge führt, so daß nunmehr alle Bauern an Stelle der bisherigen ungleichen Bezugsbedingungen ohne Rücksicht auf die Ent fernung vom Lieferwerk den gleichen Preis für jedes Kali düngemittel zu entrichten haben. RÄnhardtsgrimcka. Auf der Straß« nach Cunnersdorf kam an: Sonntag vormittag der dem Fleischermeister Wolf aus Schmiedeberg gehörige Lieferwagen auf der abfallenden Straße im vorderen Fischerschen Grunde in der Biegung ins Schleudern. Das Auto schlug mit dem Hinterwagen, der unbelastet war, an einen Bäum und fuhr dann, da der Führer wahrscheinlich keine Gewalt mehr über das Auto hatte, an einen starken Baum an, den er umriß. Der Anprall war so heftig, daß der Wagen zertrümmert wurde. Wie durch ein Wunder kamen die drei Insassen mit dem Leben davon, sie wurden aber ernstlich verletzt. Der Wagenführer erlitt Schnittwunden an der Stirn. Die übrigen beiden Wageninsassen flogen durch die Windschutzscheibe. Der eine erlitt nur leichte Verletzungen, der andere eine starke Wunde an der rechten Seite des Kopfes, auch wurde ihm die Schlagader sowie die Kniescheibe verletzt. Die Verunglückten begaben sich selbst noch zu Dr. Berg und erhielten dort ärztliche Hilfe. Die Unfallstelle »war am Nach mittag das Ziel für viele hiesige und Cunnersdorfer Ein wohner. Der Wagen wurde am Montag durch die Auto reparatur Schütze—Schmiedeberg abgeschleppt. Reinhardtsgrimma. Etwa 50 Mann Arbeitsdienst vom Hochwasserlager Niederfrauendorf räumten hier vorige Woche das Bachbett innerhalb des Ortes aus und stellten dadurch den ordnungsmäßigen Wasserlauf wieder her. Sie entfernten das Holz- und Steingeröll aus dem Bachbett und beseitigten dadurch manches Hindernis. Es war bei dem ungünstigen und kalten Wetter und dein hohen Wasserlauf eine schwierige Arbeit. Die Arbeitsdienstler, die vom Lager Königstein und Pirna waren, sind nunmehr wieder au» dem Hochwasser- gebiet zurückgekehrt und arbeiten an der Umgehungsstraße Pirna weiter. Sie haben hier eine dankenswerte Arbeit geleistet. Mb Ulberndorf. In vergangener Nacht gegen 23 Uhr fuhr m der Nähe des Umspannwerkes ein aus Richtung Alten berg kommender Personenkraftwagen, dessen Führer infolge zu schneller Fahrt die Kurve übersehen hatte, geradeaus in die Wiese und überschlug sich. Der Wagen war mit 4 Personen besetzt, davon kamen drei ohne Schaden davon, nur eine Per son wurde leicht verletzt. Kreisleiter Delang, der von einer Dienstbesprechung zurückkam, brachte sie nach Dippoldiswalde. Der Wagen wurde wieder aufgerichtet, war noch fahrbar und fuhr mit eigener Kraft davon. i Schmiedeberg. Am Freitag sand in unserem Gotteshause vor einer zahlreichen Hörerschaft ein kirchlicher Vortragsabend statt. In klarer, eindrucksvoller Weise sprach Sekretär Göschel, Dresden über das Thema: „Jesus Christus, Heliand oder religiöser Volksheld". Redner führte aus, wie die Person Jesu gegenwärtig wieder mehr denn je alle Geister beschäftige- 3n allen Zeitepochen sei versucht worden, das Bild Jesu umzu- stallen, daß man aus ihm einen idealen Helden nach mensch licher Art machen wollte. Mit einem leidenden und dienenden Jesus wollte man sich nicht abfinden. Doch wahrer christlicher Glaube überrage alle diese Begriffe. Gott habe den Menschen nach seinem Bilde geschaffen, nicht daß der Mensch sich einen Gott und eine Religion nach rassischer Art zurecht mache. Solcher Glaube sei eip Irrglaube. Alle Verzerrungen des BUdes Jesu machen die Meüschen unglücklich. Die Vertreter der nordischen Glaubensbewegung wollen in der germanischen Geschichte den Ur-Christus entdeckt haben. Solch ein Christus aber in menschlichen Gehirnen entstanden, habe nichts mit dem Heiland zu tun, den uns die Heilige Schrift zeigt. Kein anderes Buch, als die Bibel, das alle Testament kündet und weist auf den Sünder- Heiland Jesus Christus der Juden, wie überhaupt aller Völker hin. Auch die Kunst wollte einen menschlich starken Christus schaffen. Alle diese Vorstellungen enden im Unglauben. Die Heilige Schrift aber sagt: „Jesus Christus, gestern und heute und derselbe werde es auch in Ewigkeit bleiben". Möchten wir diesen Heiland und Erlöser von unseren Sünden in uns aufnehmen, wie er uns in der Bibel gezeigt wird, ihn vor der Welt freudig bekennen. Der Vortrag hinterließ einen sichtlichen tiefen Eindruck. Wetter für morgen Nur leicht bewölkt und müd bei südlichen Winden. Keine oder höchstens unbedeutende Niederschläge.