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Vielleicht ging- es uns allen viel Vesser und' vielleicht würden wir alle mehr auf unsere Gesundheit achten, wenn wir das Wort: „Lebens—mittel" mit Bedacht aussprechen. Es ist durch die Umgangssprache etwas abgeschliffen und hat fast seinen geheimnisvollen Klang verloren. Aber die Sprache meint doch ein „Mittel", welches Leben, und zwar leibliches und seelisches Leben, überträgt. Die Wechselwirkung zwischen Leib und Seele ist ja durch die Erkenntnisse der neueren Me dizin und Naturwissenschaft sehr erforscht worden, so daß wir auch viel mehr als früher von der Wirkung der Ernäh rung auf die Stimmung, das Gemüt und das ganze seelische Leben wissen. Unsere ..Lebensmittel" bergen in der Tat Le benskräfte. deren Wesen und Ursprung uns trotz aller Wissen schaft noch unbekannt sind. Wir kaufen und verarbeiten also nicht eigentlich Kartoffeln, Mohrrüben, Fleisch oder Zucker, sondern Lebenskraft, Gesundheit. Stimmung, Mut und Zu versicht. Es ist gut, wenn wir an diesen tieferen Sinn der Er nährung einmal denken und unter solchen Gesichtspunkten die großen Anstrengungen der Menschen für Erhaltung der natürlichen Lebenskräfte der Nahrungsmittel betrachten. Es ist gut, wenn wir daran denken, welche Ueberlegungen die Wissenschaft anstellt, um den natürlichen Wert der Nah rungsmittel bei dem Vorgang des Kochens und überhaupt der Zubereitung zu erhalten. Vielfach sind mit solchen Ueberlegungen die beruflichen Köche unseren Hausfrauen vorangegangen. Es ist interessant, daran zu erinnern, gerade jetzt, wo die große Armee unserer deutschen Köche wiederum wie vor sechs Jahren jene große in der ganzen Welt beachtete Interna tionale Kochkunstausstellung — die IKA in Frankfurt a. M. — aufgebaut hat. Die Oeffentlichkeit weiß viel zu wenig darüber, mit welchem Eifer unsere Berufs köche an die wissenschaftliche Begründung ihrer für die Ge sundheit des Volkes so außerordentlich wichtigen Arbeit ge hen. In der IKA nun, zu der fast alle Nationen der Welt ihre Vertreter schicken, wird offenbar, daß die wissenschaft liche Arbeit der ganzen Welt gründlich am Ernährungs problem arbeitet. Früher zeigten uns die Köche auf ihrer Ausstellung, welche kunstvollen Küchensensationen sie hervor bringen konnten. Da stand wohl im Mittelpunkt der Aus stellung eine Schau von Luxusgerichten. Da wurde wohl daran erinnert, daß — wie wir dies im Bilde bringen — von der Phantasie der Köche Tausende von Rezepten für die ver schiedensten Speisen erdacht wurden. Heute ist das anders. Es stehen die Fragen im Mittelpunkt: wie müssen die Spei isen hergestellt sein, damit sie der Gesundheit der Menschen nützen und wirklich im wahrsten Sinne des Wortes: Lebens mittel sind. Und die Industrie ist bemüht, zu zeigen, mit wel chen vollkommenen und einfaches Mitteln es möglich ist, durch Kochen, Braten und Backen den Wert der Lebensmittel zu erhalten und den Köchen und den Hausfrauen ihre Arbeit zu erleichtern. W di» gesund " ! Wir stellen im folgenden Sprüche des Voltswissens und ! einige interessante Sätze von Philosophen und Wissenschaft lern, die volkstümlich zu werden verdienen, zusammen. ! Volkssprüche: Wir leben nicht, um zu essen, Sondern wir essen, um zu leben. Gesundheit ist nicht alles, aber Ohne Gesundheit ist alles nichts. Lieber einen Tag gefastet, als den Magen überlastet. Die halbe Wahrheit findet weit mehr Käufer als die ganze und reine. Der Mund ist des Bauches Henker und Arzt. Unsere Nahrungsmittel sollen Heil-, Unsere Heilmittel — Nahrungsmittel sein. » Hippokrates, griechischer Arzt. Wer trinkt ohne Durst, Wer ißt ohne Hunger, Stirbt desto junger. Martin Luther. Viel tausend essen sich zu Tod', Bis einer stirbt aus Hungersnot. > Friedrich Rückert. Durch den vollkommenen Mangel qn Bernunft in der Küche ist die Entwicklung des Menschen am längsten aufaehalten und am schlimmsten beein trächtigt worden. Friedrich Nietzsche. Die Auswirkung der Ernährungsfehler erstreckt sich kek- iteswegs nur auf das Einzelleben sondern reicht über die fot zenden Generationen — das dritte und vierte Glied hinaus. ' ' Dr. med. Max Bircher-Benner. Nicht durch die Apotheke sondern durch die Küche geht der Weg zur Gesundheit. Dr. Max Hindhede. Wir müssen von den Ernahrungstheorien des Mannes -ar ixeuen NahruWskullur der Frau kommen. MM: SnUMe sung anläßlich des deutschen Turnfestes in Stuttgart und un längst von der gewal tigen Leistung am Reichsparteitag. Ge rade solche Veranstal tungen zeigen am be sten, daß die Koch kunst nicht allein dar auf abzielt, dem Gau men und dem Genuß zu dienen, sondern daß über allem bei ihr die Frage steht Die internationale Kochkunst-Ausstellung, die in Frank furt am Main stattfindet, ist keineswegs im eigentlichen Sinne eine Fachschau. Sie interessiert auch Kreise, die weit über jene hinausgehen, welche durch das engere und weitere Berufsinteresse umgrenzt sind. Die Internationale Kochkunst- Ausstellung zeigt allen, die Wert auf Gesundheit und gutes Essen und gutes Trinken legen, wie es gemacht wird. Hohe Qualität ist seit jeher Kennzeichen und Streben der Gastronomie gewesen. Hier und da haben wir von beson deren Rekordleistun gen der Köche gehört. Z. B. von der elek trischen Riesenspei Einen anschaulichen Beweis dafür bieten uns die neu zeitlichen elektrischen Diätküchen, die zur Aufstellung in Kran kenküchen und Sanatorien gedacht sind; — überhaupt kann man feststellen, daß die elektrische Küche auch im gastrono mischen Betrieb in wenigen Jahren erhebliche Fortschritte gemacht hat. Vom Tafelherd mit elektrischer Kochplatten- Ausrüstung bis zum elektrisch beheizten Kippkocher, vom Hocker bis zur Fettpfanne — alles was Wärme braucht, ist elektrisch eingestellt. Für den Laien noch interessanter ist das zahlreiche und überaus mannigfache Hilfsgerät, das in neuzeitlichen Re staurants, Hotels, Krankenhäusern und Heimen im einzel nen eine untergeordnete, im ganzen aber eine sehr bedeut- ame Rolle spielt: elektrische Kaffeemaschinen, Wärmeschränke, Geschirr - Spülmaschinen, Roste, Heißwasserbereiter, Obst entkerner, Rühr- und Schlagmaschinen und wie alle die Ge räte heißen, die weniger von den Köchen, als von den Kü chengehilfen benutzt werden. Die Hunderttausende, die die „IKA" durchwandern, fin den, daß die neuzeitliche Technik ein umfassendes Gebiet zu reichhaltiger Betätigung gefunden hat, und auch daran ist zu denken, daß so wiederum für Hunderttausend« deutscher Volksgenossen Arbeit geschafft wird Auch das kochen ist eine Wissenschaft.. .„Gut und ausreichend ernähren". W i r verweisen darauf, daß gerade das aesunde Kochenin derGroßküche seine grundlegen den Erkenntnisse gefunden hat. Aas wir mit Appen» essen, tkt bekömmlich! Hunger haben, aber keinen Appetit — wem wäre es nicht schon so gegangen? Man fühlt sich hungrig und möchte ordentlich zulangen, sitzt man aber vor dem Teller, dann mag man ihn nicht berühren. Der Appetit fehlt. Schon längst ist man sich darüber klar, daß nicht allein der Nährwert für die Bekömmlichkeit einer Speise den Ausschlag gibt. Die Stim mung spricht ebenfalls mit. Was man im Zorn oder vom Kummer bedrückt zu sich nimmt, wird meist nicht bekommen. Aber auch die Aufmachung, in der die Speise dargeboten wird, spielt eine Rolle. Hübsch und gefällig soll alles ange richtet werden, damit auch die Augen etwas davon haben. Vor allem wichtig ist die richtige Würzung. Wenn Mutter die dampfende Suppe austrägt und köstlich würziger Dust sich verbreitet, dann läuft jedem das Wasser im Munde zu sammen. Und so soll es sein. Man muß sich auf das Essen freuen. Aussehen, Geruch und Geschmack müllen den Appetit anregen und die Verdauungssäfte fließen lassen. Dann wird das Essen schmecken, seine Nährwerte werden restlos aus- genutzt, es wird „anschlagen". Hausfrauen und Köche setzen ihren Stolz darein, schmack- hast zu kochen. Gar vielerlei Hilfsmittel verwenden sie dazu. Viele Köche und Hausfrauen bevorzugen in letzter Zeit als Würzmittel den Bitamin-Speisenzusatz Vitor, der neben sei- ner Würzkrast auch gesundheitliche Vorteile besitzt. Wahrend Man zur Herstellung der meisten Würzen Fleischextrakt aus dem Auslande einfuhren und dadurch unsere Deoisenbilanz belasten muß, wird Vitox aus deutscher Hefe im Inland her gestellt, ist also ein rein deutscher Hefeextrakt. Er ist dem ausländischen Flelschextrakt in jeder Beziehung gleichwertig, hinsichtlich des Vitamingehaltes sogar überlegen. Die In nenministerien des Reiches und der Länder empfehlen daher die bevorzugte Verwendung von Hefe - Extrakten anstatt Fleischextrakt. Denn gerade in der heutigen Zeit, In welcher wir un« nach Möglichkeit vom Ausland unabhängig zu machen str»^ den, sollte man darauf bedacht sein, deutsche Rohprodukte bis! aufs letzte auszunutzen. Dies geschieht leider noch nicht m^t der in großen Mengen anfallenden Bierhefe. Hefe gilt als das kleinste pflanzliche Lebewesen und hat nach den Unter suchungen angesehener Wissenschaftlicher neben Mineralstof-! sen den höchsten Gehalt an lebensnotwendigen Vitaminen. Die Lehre von den Vitaminen ist an sich noch jung. Vor we nigen Jahrzehnten erst wurden sie entdeckt. Sie sind für eine gesunde Ernährung überaus wichtig. Ihr Fehlen hat ernste Erkrankungen zur Folge. Bekannt ist der Skorbut der See fahrer, der durch andauernde vitaminfreie Kost entsteht. Ebenso geht die in östlichen Ländern gefürchtete Bert-Bert; auf den überwiegenden Genuß von geschältem, also vitamin freiem Reis zurück. Hierzulande sind derartig schwere Krank-! beiten nicht zu beobachten. Trotzdem dürste manchen Krank-! yeitserscheinungen ohne Zweifel ein Vitaminmangel zu-! gründe liegen — etwa der sogenannten Frühjahrsmüdigkeit, Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen. Vitox als konzentrier ter Auszug aus vitaminhaltiger Hefe ist reich an Vitaminen. Seine Verwendung als Küchenwürze beseitigt daher die Ge fahren des Vitaminmangels. Die Nahrung wird gründlich verwertet. Bei Kindern wird das Wachstum gefördert. Bei! gewissen Formen von Blutarmut entfaltet es blutbildende! Eigenschaften. Die Hefewürze gleicht nach Aussehen, Geruch; und Geschmack bestem Fleischextrakt und wird zum Würzen von Suppen, Soßen, Gemüsen, Salaten, Fischgerichten sowie zur Verwertung von Resten verwendet. Mit Butter vermischt ergibt sich ein würziger Brotaufstrich. Jas war die zeit des Darbens Späteren Epochen muß es vorbehalten bleiben, die rich tige Bewertung für die selbstlose Hingabe zu finden, mit der die deutsche Hausfrau in den vergangenen Jahren der Not die Lebenshaltung der Ihren vor der völligen Verelendung zu bewahren vermochte. Manche unserer Hausfrauen mußten in diesen schlimmen Jahren geradezu besondere Formen da für finden, wie sich jeder einzelne in der Familie den Bissen vom Munde absparte, damit es nur für alle reichte. § * und muß frühzeitig gelernt werden des Nährwertes mit einem Eßlöffel Malz extrakt. Uno doch war uns durch jene unsagbare wlrt-! schaftliche Verelendung die Möglichkeit genommen, in an-! gemessener Form zu vielem Volksnahrungsmittel zu grei-i wachsende Erkenntnis von der Nährkrast des Bieres dazu geführt, daß unsere Hausfrauen blutarmen und bleich süchtigen Kindern alko holarme Biersorten, z. B. das Malzbier, als gern genommene zusätz liche Nahrung geben, vielfach zur Erhöhung Selbstverständlich haben wir uns auch den Trunk vom Munde abgespart. Auch hier machte sich die Not bemerkbar., Nichts spricht dabei eine deutlichere Sprache als die Tatsache, daß uns die ganzen letzten Jahre ein ständiges Absinken des Bierver brauchs brachten. Wohl haben die Fortschritte unserer Ernährungsforschung gezeigt, daß das Bier in stei- gendem Maße als ein Volks- nahrungsmittel im wahrsten Sinne des Wortes bezeichnet E werden muß. Wohl hat die fen. .... , Der Bierverbrauch erlitt auf den Kopf der Bevölkerung! weit schlimmere Einbußen als irgendein andere» auch nur! einigermaßen gleich volkstümliche« Berbrauchsgut. Den Trunk mußten wir uns vom Munde absparen — da» sagen uns diese Ziffern. Sie sagen uns z sich, wie weste Teile der deutschen Hopfen und Malz anvauenoen Landwirtschaft in steigende Absatznot geraten mußten. Wenn heute bereits unter den ersten Auswirkungen der sich bessernden Wirtschaftsverhältnisse sich der deutsche Bier verbrauch langsam wieder zu heben veginnt, so verdanken wir das mit der Einsicht der deutschen Hausfrau. Sie räumt dem Bier einen bevorzugten Platz als Tischgetränk ein. Bier ist das Getränk, um das sich zu Hause in froher Geselligkeit die Gäste versammeln. Die Hausfrau vermerkt es dabei ge rade zum augenblicklichen Zeitpunkt durchaus nicht unwillig, daß die Bewirtung einer größeren Zahl von Gästen mst Bier für den Geldbeutel in der denkbar schonendsten Form vor sich geht. - Möge es bald der Vergangenheit angebören» daß sich auch nur eine einzige Famill« in Deutschland jeden Schluck Bier oder jeden Bissen vom Munde absvaren muß. Gerechte Lebensmöglichkest für alle, da» ist das Ziel, dem wir zustre- ben. Dann erhalten auch unsere Hausfrauen die Hände wie der frei, au« vollem Herzen für das Wohl der ihnen anver trauten Menschen zu sorgen und so mit Vas ihr« zur He-" bung der Volkskrast zu tun 2n einem allen üochtunstarchiv findet sich für die verschiedensten Gericht« eine groß« Anzahl von Rezepten, SUPPM e vvitspxisLpc ML»- Saucen MSOt- speisen _ semmre peeisen speise speisen süss-speisen nerepre aeitiomL. sekstrs Beilage zur „Weißerlb-Zeitung" Sonnabend, den 20. l 0. Nr. 24S