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Beilage zur „Weißeritz-Leitmrg" 100. Jahrgang Sonnabend, am 20. Ottober 1934 Nr. 246 Arbeit für 4VVVVV Arbeitslose Generaloberst von Kluck s schlug er Eng- 23.—Ä. August; Quentin. Wie- n ft Ilent Generaloberst von Sluck r unv dem Werte nach von 1SS,«4V aus 172.26» Do; 69L3 auf 78.33 N' l ! Berlin, 1S. Oktober. Der Führer und Reichskanzler hak an den Sohn des Herrn Generalobersten von Kluck ein Telegramm gerichtet, in dem er seine aufrichtige Anteilnahme zu dem schwe ren Verlust aussprlcht. stein nach dem Main. Er wurde am 16. 8. 1868 Offizier und machte den deutsch-französischen Krieg 1870—71 als Leutnant mit. Bet Colombey-Neuilly. vor Metz, wurde er zweimal verwundet und erhielt bei dieser Gelegenheit das Eiserne Kreuz. Bis zum Oberstleutnant machte o. Kluck die Laufbahn des Frontofstzlers durch. Als Oberst führte Kluck das Füsilier-Regiment Nr. 34 Ins Bromberg, in Gletwitz als Generalmajor die 23. Brigade und in Allenstein als Generalleutnant die 37. Division, bis er im Jahre, 1Vv7 Kommandierender General des 1. Armeekorps In Königsberg wurde. In dieser Stellung wirkte er bis 1813; er wurde nun Generalinspekteur der neugeschaffenen 8. Armeeinspektion in Berlin. , Die Finanzierung der Ardeitsdeschaisung In der Berwaltungsakademie Berlin machte Staats sekretär Reinhardt interessante Ausführungen über die Finanzierung der Arbeitsbeschaffung. Er führte u. a. aus: Das Aufkommen an Lohnsteuer hat im September 1934 67,6 Millionen RM betragen gegenüber 68,7 Millionen RM im September 1933, also Im September 1934 um 15 o. H. mehr. Daraus ergibt sich, daß auch das Arbeitseinkommen im September um 15 v. H. größer gewesen ist als im Sep tember 1933. Ein solches vermehrtes Arbeitseinkommen wird zwangsläufig zu erhöhtem Verbrauch und zu weiterer Belebung der Berbrauchsgüterindustrien führen. Aus dem Mehr an Umsatzsteuer in der ersten Hälfte des Rechnungs jahres 1934 ergibt sich, daß die steuerpflichtigen Umsätze in den sechs Monaten von März bis August um rund 8 Mil liarden RM größer geworden sind als im gleichen Zeit raum des Vorjahres. Durch das Papen-Programm, das Sofort-Programm und das Reinhardt-Programm sind insgesamt 1902 Millio nen RM zur Verfügung gestellt worden. Davon sind bis Ende September 1934 1810,7 Millionen RM bewilligt und 1390,4 Millionen RM ausaezahlt gewesen. Das Arbeits- beschaffungsprogramm der Reichsbahn beträgt für 1933/34 630 Millionen RM. Davon sind 270 Millionen RM für die Monate November bis März vorgesehen. Die Auszahlungen, die aus die 500 Millionen RM zur Förderung von Instandsetzung«!- und Lrgönzungsarbeiten an Gebäuden bis heute erfolgt sind, betragen erst rund 390 Millionen RM. Der Rest von 110 Millionen RM bedeutet, daß Arbeiten in ansehnlichem Betrage noch im Gang, teil weise vielleicht noch gar nicht in Angriff genommen find, und daß aus dem Gebäudeinstandfehungsgeseh noch ein Ar beitsvorrat für den bevorstehenden Winter besteht. Dabei ist zu berücksichtigen, daß der Arbeitsvorrat mit mindestens dem vierfachen des Zuschusses anzunehmen fein wird. Denn zu dem Zuschußbekrag kommt im Einzelsalle noch der Selbst aufbringungsbetrag. . Ein wichtiges Mittel im Kampf um die Verminderung der Arbeitslosigkeit ist auch die Grundförderung durch die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloienver- Als Generaloberst erhielt er mit Beginn de» Weltkrieges die 1. Armee. Es war in erster Linie die Armee Kluck (1. Armee), deren rascher Bormarsch zu Beginn des Kriege» aller Augen auf sich lenkte. Bei Jemappes, Frameries und Mons schlug er Ena» länder und Franzosen vereint in den Tagen vom 23.-28. August! 1S14, wenige Tage daraus die Engländer bet St. Quentin. Wie der wenige Tage später „streifen Reiter der Armee von Kluck vor Paris", wie es im amtlichen Bericht lautet. In der Marne schlacht verhinderte die Armee Kluck in erbitterten Känwfe! am Ourq dir von der Pariser Aussallarmee de» Generals Gallien, oersuchte Umfassung der rechten, oorgeprellten Flank« de» deut» fchen Feldheere». Nack der Zurücknahme der deutschen Front lag die Armee Kluck aus den Hohen hinter der Aisn«, wo Kluck am 29. 3. l91S im vordersten Graben durch einen Granatsplitter ver wundet wurde und daraufhin den Oberbefehl über die 1. Armee nlederlegte. Im Oktober 1916 wurde er endgültig zur Disposition gestellt. ! Lsj1ejästsIsArs«m Lessm äsL Lolm Lincks Kurze Rottzen Der preußische Ministerpräsident hat den vberberg- yauptmann Winnacker auf Grund des Z 3 der Verordnung vom 26. Februar 1919 unter Gewährung des gesetzlichen Wartegeldes sofort einstweilen in den Ruhestand versetzt. Nach einer Mitteilung des japanischen Außenministe riums hat Moskau in den Verhandlungen über die Ostchina bahn neue unerwartete Forderungen gestellt. Von russischen Stellen wird angedeutet, daß eine Sicherung für die Grenze gefunden werden müsse und daß die Verhandlungen noch lange dauern würden. Für die Winterhilfe sind von Einzelpersonen, Verbänden und Firmen am 17. Oktober insgesamt 165 470,20 RM ge spendet worden. Der deutsche Gesandte in Wien und frühere Vizekanzler von Papen ist in Linköping in Südschweden eingetroffen, um als Gast des Barons Adelwärd in Adelsnäs einige Tage auszuruhen und zu jagen. Andere Fragen hat von Papen mit dem Hinweis darauf, daß er nach Schweden nicht zu dem Zweck komme, um sich hier mit ernsten Dingen zu befassen, unbeantwortet gelassen. Der Marsch der nordfranzösischen Arbeitslosen aus Lille fand seinen Abschluß mit dem Einzug in die Stadt unter dem Absingen der Internationale. Ein starkes Polizeiaufgebot sorgte für Vie .Aufrechterhaltung der Ordnung. Zu Zwischenfällen scheint es. so weit bekannt, bisher nicht gekommen zu seinen. Zwei Motorschiffe mit Polizeibeamten aus Costartca sind aus der Kokosinsel angekommen. Sie haben den Auftrag, 19 Englän der, die nach einem Seeräuberschatz suchen, von Her Insel zu ent fernen, da Costarica die Oberhoheit über die Insel beansprucht. Dem Vertreter der britischen Aero-Gesellschaft in Santiago de Chile ist mitgeteilt worden, oah Chile eine erste Lieferung von 20 modernen Schulflugzeugen im Gesamtwert von 60 000 Pfund Sterling bestellt. Es handelt sich um 17 Land- und 3 Wasser flugzeuge. Im Zug« der Neugestaltung der deutschen Handelspolitik wurde der oeutsch-amsritanische Handelsvertrag gekündigt. Ein« befriedigende Aenderung ist für beide Teile deswegen notwendig, weil die Bereinigten Staaten Deutschlands größ ter Eiäuoiger und Deutschland einer der besten Abnehmer amerikanischer Waren ist. Da» in diesen Tagen zwischen Polen und Deutschland in Kraft getretene Abkommen ist nicht nur bezüglich der Ein fuhr sondern auch wegen der Ausfuhr deutscher landwirt schaftlicher Erzeugnisse von besonderer Bedeutung. Handelt es sich hier doch In erster Linie um ein Abkommen von Bauerntum zu Bauerntum, d. h. also, es werden nicht nur landwirtsGastliche Waren gegen Industrieerzeugniss« ein- getauscht, sondern es tonnte in diesem Falle auch der deutsche Bauer seine berechtigten Ausfuhrinteressen wahrnehmen. Die während der Trockenheit des vergangenen Sommers verschiedentlich aufgetretenen Befürchtungen und Schwierig, leiten bezüglich der Futterversorgung de» Viehs sind in- zwischen erheblich gemildert worden. Denn die Entwicklung der Hackfrucht- und Rübenernte sowie auch der zweite Schnitt Gesandter von Mutius f Berlin, 19. Oktober. Gesandter Gerhard von Mutlus, der zuletzt dem Auv- wärtlgen Amt für die Bearbeitung von Sonderaufträgen zur Verfügung stand, ist in Lharlojtenbura. kur, nachdem auf den Futterflächen lind wesentlich günstiger ausgefallen, als man zunächst geschätzt hatte. Außerdem hat sa auch die letzt« Vorratserhebung gezeigt, daß die Verwendung der deut» Ichen Getreideernte In völlig normalen Bahnen vor sich geht- Als ein Zeichen für di« durchgreifende Besserung der ländlichen Wirtschaftsverhältniffe Ist auch die in diesen Ta gen bekanntaegebene Cinlagerungsbewegung' der braun schweigischen Dorfkassen zu werten. Bei diesen braunschwei^ gischen Spar- und Darlehnskassen haben die Spareinlagen ein« bedeutende Steigerung erfahren. Die Gesundung der wirtschaftlichen Lage des Bauerntums läßt sich allmählich immer deutlicher erkennen. Berlin, 20. Oktober. Der oerannle deutsche Heer,obrer aus dem Weltkrieg Generaloberst Alexander von Sluck ist am Freitag nm 17 Uhr in seiner Privatwohnung in Berlin-Grunewald im Alter von 88 Jahren gestorben. Alexander von Kluck Ist einer der volkstümlichsten deutschen Heerführer. Am 20. Mai 1846 zu Münster i. W. geboten, rückt? er als Fähnrich im Feldzug» 1866 mit General Vogel von Falcken- MWAOmM Wirtschaft der Woche An der Reform des deutschen Steuerrechts nimmt wohl fast jeder Volksgenosse Anteil. Die jetzt vom Reichskabinett verabschiedeten neuen Steuergesetze stellen zwar noch nicht die große Reform dar — denn diese läßt sich erst Im Zuge der Reichsreform verwirklichen — sie sind aber nach den Ausführungen von Staatssekretär Reinhardt der erste Teil der Neugestaltung, der mit großer Genugtuung aufgenom- men wird. Bei sämtlichen neugestalteten Steuern sind be deutende Ermäßigungen für Familien mit Kindern vorge sehen. Von dem dadurch den Familien zugute kommenden Betrag wird zweifellos auch die Wirtschaft durch Neuan schaffungen angeregt werden. Darüber hinaus sind es aber besonders zwei Maßnahmen, die der Belebung der Wirt schaft und damit der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit dienen. Einerseits handelt es sich um die Abschreibungsberechtigung der buchführenden Gewerbetreibenden und der buchführen den Landwirte für jeglichen Gegenstand des gewerblichen oder landwirtschaftlichen Anlagekapitals, dessen betriebsae- wähnliche Nutzungsdauer fünf Jahre nicht übersteigt. An dererseits ist die Umsatzsteuer im Binnengroßhandel einheit lich auf K Prozent festgesetzt worden. Ein Landwirt oder G«wero«treibender, der vor dem 1 Januar 1935 Maschi nen, Fahrzeuge, Werkzeuge, Rundfunkanlagen usw. anschafft, darf nach der Neuregelung z. B. diese Aufwendungen be reits vom Gewinn des Jahres 1934 voll zpbsetzen. Zu er wähnen ist noch, daß das Gesetz nicht nur vorübergehend gilt, sondern in jedem kommenden Jahr ebenfalls zur Anwendung gelangt. Auch das neue Umsatz teuergesetz, das ein« grundlegende Neuregelung der Umsatzbesteuerung des Binnengroßhandels bringt, wir- zur Entlastung der Wirtschaft beitragen. Wäh rend bisher für solch« Lieferungen, die auf das Lager des Großhändlers kamen. 2 Prozent Umsatzsteuer entrichtet wer den mußten, die Lieferungen aber, die das Lager des Groß händlers nicht berührten, umsatzsteuerfrei blieben, wird in dem neuen Gesetz di« Umsatzsteuer für den gesamten Großhandel einheitlich auf Prozent festgesetzt. Das bedeutet für den lagerhaltenden Großhändler ein« Entlastung um 75 Prozent der bisherigen Umsatzsteuerlaft und ermöglicht eine angemes- sene Lagerhaltung. Gänzlich besreit von der Umsatzsteuer find einige Massengüter wie Baumwolle, Wolle, Düngemit tel. Mineralöle. Mehl. Milch. Kartoffeln. Durch die Steuererleichterungen, di« eine weiter« An kurbeluna der Wirtschaft zur Folge haben sollen, hofft der Staat, erhöhte Steuereinnahmen zu erzielen. Daß diese Hoff- nuna berechtigt ist. beweist die Entwicklung der Reichsfinan zen, die so günstig Ist. daß für die erste Hälft« des laufenden Finanzjahres die Gesamteinnahmen mit rund 350 Mill. RM über den Voranschlag hinausgehen. Das Aufkommen betrug allein Im September 1934 etwa 112 Millionen RM mehr als im Vorjahr. Allerdings muß berücksichtigt werden, daß durch die Einlösung der Steuergutschein« größere Ausgaben als im Vorjahr entstehen. Auch unsere Außenhandelsbilanz gestaltete sich im Sep tember günstiger. Es ergibt sich zwar noch ein Einfuhrüber schuß, aber er beträgt nur noch 2 Mill. RM gegen 9 Mill. RM im August. Bemerkenswert ist hierbei, daß die Außen handelsumsätze in Ein- und Ausfuhr gestiegen sind. Die Einfuhr hat von 342 auf 352 Mill. NM, d. h. um fast 3 Pro zent zugenommen, die Ausfuhr ist im September von 333 auf 350 Mill. RM gestiegen und lag damit um rund 5 Pro- zent über dem August-Ergebnis. Unsere Außenhandelsbilanz ist damit fast ausgeglichen. Einen besonderen Erfolg Inder Ausfuhr hat die deutsche Farbenindustrie zu verzeichnen. Sie konnte ihr« Ausfuhr in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres gegenüber ! HM. gleichen Zeitraum d«s Vorjahre» mengenmäßig von i sicherung. Hier handelt es sich darum, daß die Reichsanstalt bestimmte öffentliche Arbeiten dadurch fördert, daß sie aus ihren Mitteln einen Zuschuß zu den Kosten der Arbeit ge währt, soweit dabei unterstützungsbedürftige Arbeitslos oer wendet werden. Der Grundförderungssatz ist wieder auf 3 RM pro Mann und pro Tag erhöht worden. In Fällen, in denen mit einem geringeren Förderungssatz ausgekommen wer den kann, dürfen jedoch die Präsidenten der Landesarbeits ämter nur den geringeren Satz bewilligen. In den Fällen, in denen eine Arbeit, die mit 2,50 RM pro Tagewerk be reits begonnen ist, während der Wintermonate besonders intensiv fortgesetzt wird und dadurch Mehrkosten entstehen, soll eine Erhöhung des bewilligten Förderungssatzes inner halb der neuen Höchstgrenze für die In den Monaten Oktober 1934 bis März 1935 abgeleisteten Tagewerke nicht ausge schlossen sein, wenn sie unbedingt erforderlich ist. Es ist zu wünschen, daß Gemeinden und Gemeindeoer-i bände nunmehr, wieder in großem Ausmaß Anträge ausi Gewährung von Grundförderung stellen, um entsprechend« Aufträge durchzuführen. Bei 3 RM Grundsörderung für da« Tagewerk ist der Betrag der Restfinanzierung kleiner al« bei einer solchen von 2,50 RM. Und schließlich sollte auchs deshalb jede Gemeind« und jeder Gemeindeverband alles mm Denkbare aufbieten, um entsprechende Arbeiten so schnell! wie möglich in Angriff zu nehmen, weil jede Vermehrung! der Zahl der Beschäftigten eine Erhöhung des Einkommen« -es bisherigen Aroeitslosen, eine Vergrößerung der Umsätz« und des Verbrauches und in zwangsläufiger Folge davon eine Vergrößerung der Ergiebigkeit der Steuer-Abgabe-j und Beiträge-Ouellen und eine Verminderung d«s Finanz bedarfes d«r Arbeitslosenhilfe bedeutet. ! L» muß und wird gelingen, in Anwendung der «euen Bestimmungen über die Gewährung von Grundsörderung In den nächsten Wochen und Monaten mindesten» 300000 Mann in entsprechende Arbeit zu bringen. Die Mehrbeschäf- tigung dieser Z00 00Ü Mann wird zwangsläufig zu einer Belebung in den verschiedensten Zweigen der deutschen Volks wirtschaft und zu einer Mehrbeschäftigung von etwa weiteren 100 000 Mann in den verschiedensten Zweigen der deutschen Volkswirtschaft führen.