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„Machen Sie unsere Eva glücklich, junger Herr. Ich habe es schon seit Jahren gewußt, daß das Herz des Kindes nicht mehr allein ihrem Vater und mir gehört/ „Ja, ja, Alterchen! Jetzt wird er sie uns Wohl bald entführen. Lange genug haben sie aufeinander gewartet. Aber nun soll Johann Sekt aus dem Keller holen. Wir wollen doch auf das junge Paar anstoßen." An diesem Abend fuhr Thomas Burian als glücklicher nach Lüneburg zurück. * * * Am anderen Tage ließ sich der junge Erfinder bei dem Besitzer der Turmach-Werke, bei Josef Leder, meldem Das war ein wortkarger, verbissener Herr mit einem stechenden Blick und einem harten, brutalen Kinn. Er galt all gemein als rücksichtslos und hatte wenig Freunde. Die Angestellten fürchteten ihn. Wer ihm nützte, zu dem konnte er freundlich und liebenswürdig sein, aber ebenso schnell verflüchtigte sich seine Gunst, sobald er wußte, daß der andere ausgcnutzt war. Josef Leder kannte keine Dank barkeit. Bisher war Thomas Burian wenig mit seinem Chef in Berührung gekommen. Als er sich bei den Turmach- Werken beworben hatte, da waren seine glänzenden Zeug nisse von der Hochschule maßgebend gewesen, daß man ihn gegen ein geringes Entgelt einstellte. Als der junge Ingenieur dann die Pläne seiner neuen Erfindung vor legte, war Leder befriedigt gewesen, daß er sich in dem Jüngsten seines Jngenieurstabes nicht getäuscht hatte. Eine Unterredung mit dem jungen Manne überzeugte ihn dann später, daß der sich über die Tragweite seiner Erfindung gar nicht bewußt zu sein schien; mindestens schien er sich keine Gedanken zu machen über die Form einer Beteiligung an der Auswertung der Erfindung. Josef Leder hatte daher beschlossen, zunächst einmal die Probcftarts abzuwarten, um dann dem Erfinder einen Vertrag vorzukegen, den er schon möglichst so gestalten wollte, daß ihm selbst und seinen Werken der Hauptvorteil zugute kam. Um Burian noch anzuspornen, hatte er aus Berechnung dessen Einkommen mehr als verdoppelt in der Gewißheit, daß diese Gunstbezeugung reiche Zinsen tragen würde. Thomas war zu wenig Kaufmann und zu lehr mft stE ME E d«s Manöver Ader« durchschaut HMe. Nr glaubte noch immer, daß er eine Dankesschuld gegenüber den Durmach- Werken abzutragen habe, weil diese ihm erst die Möglich keit gegeben hatten, seine Berechnungen praktisch aus zuwerten. Deshalb betrat er auch ein wenig verlegen das Privatbitro seines Fabrikherrn. Der setzte eine liebenswürdige Miene ans und lud seinen jüngsten Mitarbeiter ein, Platz zu nehmen. „Sie kommen mir gerade recht. Da bewirbt sich bei uns ein Herr Fritz Schaeffer, der gegenwärtig bei William Brother in Manchester beschäftigt ist. Aus seinem Schreiben ersetz« ich, daß er seine Ausbildung an der Technischen Hochschule in Charlottenburg genoß und etwa in Ihrem Alter ist. Kenne« Sie den Herrn näher?- „Allerdings, es war ein Studienkollege und Jugend freund/ „So? Und was haben Sie denn für einen Eindruck von den Kenntnisse» Ihres Freundes?" „Das ist schwierig zu beantworten. In Charlotten burg galt er als tüchtig. Wieweil seine praktischen Er fahrungen reichen, vermag ich natürlich nicht zu be urteilen/ „Das ist auch nicht notwendig. Der alte Brother emp fiehlt ihn warm. Ich werde -och einen Versuch mit Ihrem Freunde machen. Engagiert ist er bereits." Bei diesen Worten fühlte Thomas ein leises und ihm unerklärliches Unbehagen. Nicht der Auseinandersetzung wegen, die er seinerzeit in Fllnsberg mit Schaeffer gehabt hatte. Die war nicht mehr berührt worden, und während des Nestes ihrer Studienzeit hatten sich die Gegensätze auch wieder ziemlich ausgeglichen. Später schrieb man sich hin und wieder einmal, und dabei hatte Thomas so nebenher erwähnt, daß er eine neue Maschine baue und sich damit der Erfüllung eines großen Wunsches nähere. Seitdem hatte er von Schaeffer keine Nachricht mehr erhalten. Um so mehr wunderte ihn, daß sich nun der Freund hier in Lüneburg um einen Posten bewarb. Es war jetzt jedoch keine Zeit, sich über die eigenartige Be klemmung Rechenschaft abzulegen, da Leder ihn nun fragend wegen des Grundes seines Besuches anschaute. „Ich bitte mir zu gestatten, Herr Leder, mich mit Ihnen einmal über tue Auswertung meiner Erfindung unter halten zu dürfen." Der Angesprochene horchte erstaunt auf. Nanu, wie kam denn der junge Mensch plötzlich zu einem solchen Wunsche? Wer hatte ihm denn diesen Gedanken ein- gcblasen? Sollte etwa die Konkurrenz aufmerksam ge worden sein? Das wäre fatal, besonders deshalb, weil er noch keine bindenden Abmachungen mit Burian ge troffen hatte. Er würde jetzt erst einmal beobachten und sich nicht aus der Reserve locken lassen. So sagte denn der Fabrikherr nur ganz kurz: „Bitte!" „Ich bin von anderer Seite darauf aufmerksam ge-« macht worden" — aha l, dachte Leder —, „daß meine Er findung den deutschen Flugzeugbau bis auf die Turmach- Werke gefährden könnte, wenn ich die Lizenz nur dew Turmach-Werken verkaufen würde/ „Den deutschen Flugzeugbau?" unterbrach Leder. „Ja,! da kommen doch überhaupt nur zwei Fabriken in Frage:! unsere und die Alter-Werke." ! „Ich weiß — da aber die Alter-Werke noch größer sind! als wir, muß man mit ihnen rechnen." „Gewiß! Doch geht unser Interesse an diesen Werken nicht so weit, daß wir ihnen eine Erfindung überlassen, mit der wir den Weltmarkt beherrschen könnten, wenn Ihre Versprechungen sich erfüllen. Schließlich bilden wir leine Interessengemeinschaft, und ich glaube auch kaum, daß die Alter-Werke sich um uns kümmern würden, wenn zum Beispiel einer ihrer Ingenieure eine Erfindung ge macht hätte." „Entschuldigen Sie, Herr Leder, wenn ich anderer Meinung bin. Wie ich Herrn Alter kenne, würde er be stimmt die gesamtdeutschen Interessen geschäftlichen Vor teilen vorziehen, wenn cs sich um das Sein oder Nicht sein des Konkurrenten handelt." „Sie kennen Alter?" fragte Leder erstaunt. „Ich hatte als Student das Vergnügen, seiner Tochter und ihm eine Gefälligkeit zu erweisen und außerdem habe ich mich mit Fräulein Alter gestern inoffiziell verlobt." Leder erbleichte und wurde nervös. Nun kannte ers >en Hintergrund dieser Besprechung. Herrgott, war das! sine Dummheit von ihm gewesen, nicht sofort einen Ver-- trag abzuschließen, als dieser Mensch ihm die Pläne seines neuen Modells vorgelegt hatte. Jetzt galt es, auf der! Hut zu sein. Er ließ sich äußerlich nichts von seiner Er«! cegung anmerken, streckte Thomas seine Hand entgegen! und sagte mühsam beherrscht: „Meine herzlichste Gratulation! Also daher rührt die! besondere Anteilnahme an dem Geschick der Alter-Werke., Nehmen Sie es mir nicht übel, lieber Herr Burian —, Iber nach meiner Auffassung haben Sie nicht ganz korrekt § zehandelt, wenn Sie ohne Rücksprache mit mir Ihren zu-! !ünftigen Herrn Schwiegervater über Ihre Pläne unter-! richtet haben." ! «Fortsetzung folgt.) Wieviel Sprachen gibt es in Europa? Der Turm von! Babel könnte ebensogut in Europa erbaut worden sein„ i denn hier herscht eine entsprechende Sprachenverwirrung„ ' Es gibt in Europa nicht weniger als 120 Sprachen. Deutschs ! hat unter diesen die weiteste Verbreitung, es wird von! ! 80 903 000 Menschen gesprochen; dann folgt das Russisches ! mit 70 254 000 Menschen, Englisch mit 47 001 000 (in, Europa), Italienisch mit 40 807 000 und Französisch mist 39 841 000.