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Mr Veilage Mr ^Wechrrttz-Lettu«-" Dienstag, am 16. Oktober 1934 100. Jahrgang Nr. 242 Bekanntmachung des Chets des Stades Der Chef des Stabes sieht sich, um böswilligen Gerüchten «ntgegenzutreten, veranlaßt, folgendes bekanntzugeben: Im Verordnungsblatt -er Obersten SA.-Führung Nr. 29 vom 13. August 1934 habe ich grundsätzlich verboten, daß sich SA.-Dienststellen dazu hergeben, Empfehlungen an Firmen und deren Erzeugnisse zu geben, und hab« ferner an geordnet, daß überall dort, wo geschäftliche Bindungen mit irgendwelchen Firmen bestehen, diese sofort zu lösen sind. Diese meine grundsätzliche Einstellung ist bezüglich der Fabrikate der Sturm-Zigarettenfabrik in Dresden in bös williger Weise so aüsgelegt worden, als ob die Sturm zigarettenfabrik mit der Röhm-Revolte zu tun gehabt hätte und von der SA. boykottiert werden müßte. Es ist weder das eine richtig, noch das andere gewollt. Die Sturm-Ziga rettenfabrik ist für die SA. ein reines Privatunternehmer! wie jede andere Firma auch. Der Chef des Stabes, gez.: Lutze. Krrrze Notizen Der Reichsstatthalter von Bayern, General Franz Rit ter von Epp, vollendet am 16. Oktober sein 66. Lebensjahr * Eine Abordnung des Bolksbundes „Deutsche Kriegs aräberfürforge e. B." legte in Warschau auf dem deutscher Kriegerfricdhof und am Grabe des Unbekannten Soldater Kränze nieder. Die Abordnung ist in Warschau eingetrof fen, um über die Ausgestaltung der deutschen Kriegerfried Höfe in Polen Besprechungen zu führen. * Der Chef des belgischen Generalstabes, General Nuyter hat, wie aus politischen Kreisen verlautet, sein Abschieds Gesuch eingereicht und um seine Pensionierung nachgesuchi A» der Lahre einer Mrs Frankreich verlor in diesen Tagen zwei seiner aktivsten Politiker und Staatsmänner: Am Dienstag erlag Außen- ! Minister Barthou den schweren Verwundungen eines Atten tats, und kaum eine Woche später verstarb PoincarL. Er erfordert politischer Anstand, sestzustellen, daß beide. Barthon , und PoincarS, nur ein Ziel kanten: Frankreichs Größe Ihr Leben galt von frühester Jugend an ihrem Vaterland. Wenn sich beide auch in ihrem Haß gegen Deutschland einix waren, so beweist das nur, daß sie als gute Franzosen nicht nach Recht und Wahrheit fragten, wenn sie glaubten, ihrem Vaterland zu dienen. PpincarLs Haß gegen Deutsch land erklärt sich zudem aus heimatpolitischen Gründen: denn als Lothringer vermochte er die Abtretung Elsaß-Lothringene an Deutschland als Folge des verlorenen 70er Krieges nie zu verwinden. Er gehörte zu den Männern, die ohne Un terlaß di« Rückeroberung der verlorenen Provinzen predig ten, und die den Haß gegen Deutschland durch regelmäßige Kundgebungen am umflorten Straßburg-Dekmal in Paris wachhielten. Wir verstehen, daß Frankreich tief um diese beiden Toten trauert. Deutschland und die europäischen Völker aber werden durch den Tod Poincarts an seine Politik erinnert, die schon im Jahre 1912, nachdem Poincare im zweiten „Großen Ka binett" die Ministerpräsidentschaft überndmmen hatte, be wußt den Weg des Krieges beschritt. Daß Poincarö den Krieg wollte und daß er aus ihn mit allen Mitteln zur Zuruckgewinnung Eisaß-Lolhringens hinarbeitete, wußte man auch im französischen Volk. Nicht umsonst hieß es in Frankreich im Jahre 1913 nach seiner Wahl zum Staats präsidenten: „Poincarö — c'est la guerrel" lDas bedeutet Krieg.) Diesen Eroberungs- und Vernichtungskrieg gegen Deutschland hat er systematisch vorbereitet. Seine Bündnis- und Einkreisungspolitik hatte kein anderes Ziel. Poincare hat das begreiflicherweise bestritten; die Tatsache, daß er ' sich beharrlich geweigert hat, ebenso wie Deutschland und Sowjetrußland die Geheimarchive aus den Borkriegsjahren zu öffnen, beweist nur,- daß in diesen Geheimakten die Schuld Poincarös am Krieg« naehgewieien ist. Es ist ein eigenartiges Zusammentreffen, daß in diesen Wochen der 20. Wiederkehr jener Vorgänge, die den un mittelbaren Anstoß zum Kriege gaben, neue Ereignisse in den Vordergrund der europäischen Politik treten, di« in einem gewissen Zusammenhang mit jenen Vorgängen vor 20 Jahren zu stehen scheinen: Das Attentat von Marseille mit , dem Tode des Iugoslawenkänigs und des französischen ! ; Außenministers Barthou - der im Grunde eine Neubele- > Sachsens Jugend am Bölkerschlachtdenkmal vung der Versailler Dikiatpolitik verfolgte —, die unterir- > dische Gärung, die sich als Folge dieses Attentats innerhalb i der europäischen Politik zu entwickeln droht, der Tod Poin- " carös, der in Barthou einen Verfechter seiner Bündnis- und Einkreisungspolitik erkennen durfte, und der von der Auswirkung dieser Politik offenbar ein zweites Versailles erhoffte. Im Augenblick sind Urheber und Hintergründe des Mar seiller Attentats noch nicht näher bekannt. PoincarS sah noch den Anfang einer Entwicklung, ohne aber die Fäden so fest in der Hand zu haben wie vor zwanzig Jahren nach dem Mord von Serajewo. In Deutschland kann man den Namen Poincarts nicht nennen, ohne an seine.Reparations- und Nachkriegspolitik erinnert zu werden. Er ist es gewesen, der mit dem fran zösischen Generalstab und den Vertretern der französischen Rüstungsindustrie jene Politik des Reparationswahnsinns entfaltete, die ihm die seit langem erstrebte Möglichkeit bracht«, wegen einiger Dutzend angeblich zu wenig gelieferter Telegraphenstangen und des Fehlens-einiger Waggons Koh len mit einer hochgerüsteten Armee in das massen- und wehr- sie bedeuten für uns die Erkenntnis, daß große Leistungen immer verbunden sind mit großer Zucht und Unterordnung der privaten Wünsche unter das Wohl der Nation. Wir, die Jugend, haben das Vermächtnis der zivet Millionen Gefallenen von Geschlecht zu Geschlecht zu tragen. Adolf Hitler hat uns Einheit und Einigkeit geschenkt; im Geist des Soldatentums und damit im Geist der Jugend gedenken wir dieses Mannes, der heute Deutschland ist, mit einem dreifachen Sieg-Heil." Das Gebietssportfest der HI, das am Sonnabend ein geleitet worden war, konnte am Sonntag des strömenden Regens wegen nicht durchgeführt werden. Führerlnnentagung des Lbergaues Sachsen 107S Mädelführerinnen erhielten im Rahmen des Füh« rerappells der sächsischen Hitler-Jugend von der Obergau führung Richtlinien für ihre zukünftige Arbeit. Die Obergauführerin Rosemarie Brüß legte die kom menden Aufgaben der Mädelerziehung dar. Es gelte, den Kampf um jedes einzelne Mädel nn BDM zu führen. Erst dann, wenn jedes einzelne Mädel zum Willensträger der nationalsozialistischen Gedanken erzogen worden sei, könne das. Schaffen des BDM sich zum Segen kommender Ge schlechter auswirken. Die Iungmädelführerin im Obergau, Maria Steinicke, stellte die Einheit zwischen Junamädel- schäft und BDM heraus, die in der Gleichartigkeit der gestellten Aufgaben beschlossen liege. Darauf gab die Schu lungsleiterin im Obergau, Irmgard Doering, Anregun gen'zur Fest- und Feiergestaltung. , Anschließend sprach die Schulungsleiterin der Reichs- jugendführung, Erna Bohlmann. Ein hartes, herbes Mädelgeschlecht tue dem deutschen Volk not, das sich seiner Verantwortung auf allen Le bensgebieten des Volkes klar bewußt zu sein habe. Einzig und allein im BDM könne das Mädel den Platz finden, an den es in dieser Zeit gehöre. Die Aufgabe der Mädelfüh rerin sei es, die in jedem Mädel vorhandenen blutbedingten Kräfte zu wecken und machzuhalten. Besonders aus der Kenntnis geschichtlicher Zusammenhänge solle die Erkennt nis kommender Aufgaben klar herauswachsen und verpflich ten; Bereitschaft zum Einsatz fordere man auch von den Mädel. „Wir Führerinnen legen das Bekenntnis ab zur Verantwortung unserer Aufgabe und wollen es haltenI" - Damit schloß die Schulungsleiterin der Reichsjugendführung ihre Ausführungen. Zum Schluß erinnerte Gebietsführex Günther Blum eindringlich an die Einigkeitder gesamten Ju gend, die sich in gleichem Glauben und Willen im Zeichen des Führers zusammengeschlossen habe. Jungen und Mädel arbeiten in ihrer arteigenen Weise am gleichen Ziel, einan der ergänzend zur Seite stehend. Führer-Appell der sächsischen Hiller-Jugend In Leipzig waren am Sonnabend und Sonntag etwa 7000 sächsische HJ-Führer zu einem Appell in Leipzig zu sammengekommen. In Vertretung des Gauleiters Reichsstatthalters Mutschmann erkannte der stellvertretende Gauleiter Innen minister Dr. Fritsch die Mitarbeit der Hitler-Jugend am Erringen der Macht im Reich und forderte die Jugend auf, in dem bewährten Geist mitzuarbeiten am Ausbau und an der Erhaltung des Erreichten. Neichsjugendführer Balduroon Sch irach erklärte: „Wir, die Hitler-Jugend, sind nicht eine Gründung des Staates für die Jugend sondern eine Gründung der Jugend für den Staat und das ist das Geheimnis unserer inneren Kraft. Unser Dienst ist die selbstlose Hingabe an das gemeinsame Werk aller Deutschen. Wir üben strengste Neutralität in allen konfessionellen Fragen. Dem Gedanken der Ertüchtigung hat sich alles unterzuordnen; jeder einzelne unserer Millionenbewegung muß wissen, daß er Teil ist eines großen Ganzen und daß das Werk dieses, großen Ganzen von seiner eigenen Leistung abhängt. Füh rer und Führerinnen müssen sich in immer neuen Leistun gen dauernd bewähren; wir müssen dafür sorgen, daß nicht aus unserer Bewegung Konjunkturmenschen in die Partei hineinwachsen; Hitler-Jugend und Partei sind eins! Wir wollen als kulturelle Aufgabe alles das, was an Resten bürgerlicher Art in Deutschland vorhanden ist, überwinden durch neue nationalsozialistische deutsche Ausdrucksformen. Am Abend hatten sich die 6700 Führer und Fuhrerin nen und 75 000 hitlerjungen, Jungvolk- und BVM-Ange- hörige auf dem weilen Gelände um das festlich erleuchtete Völkerschlachtdenkmal mit brennenden Fackeln versammelt, um den Reichsjugendführer zu sehen und zu hören. Der Neichsjugendführer erklärte: „Wenn wir aus diesem geschichtlichen Boden in der Nacht zusammenkommen, so legen wir damit kein Bekenntnis ab zu irgendeiner kriege rischen Gesinnung, wie sie von hetzerischen Zeitungen des Auslandes uns angedichtet wird. Aber wir bekennen uns in dieser Stunde zu jenem harten und geraden Soldatentum der Pflichterfüllung, das auch für unsere junge Front immer vorbildlich bleiben wird und das gerade in dieser jungen Front immer wieder gestal tet werden muß. Unser Bekenntnis ist das zum Geist des Soldatentums, zum Geist des Opfers und der Zucht. Nur eine uns wesensfremde und feindliche Welt kann in einem solchen Bekenntnis der Jugend eine Gefahr für den Frieden der Welt sehen. Für uns war das Erlebnis des Krieges das sozialistische Erlebnis der Unterordnung des einzelnen unter den Geist der Gemeinschaft und des Volkes; die Lehren der großen Schlachten der Vergangenheit sind für uns die großen Leistungen derer, die vor uns waren. wie nuyrgemet einzusallen. Poincare hat damals den zyni schen Ausspruch geprägt, daß Frankreich den „Griff an dev Gurgel Deutschlands" habe, und daß sich „Frankreich als; der Gendarm -er Siegermächte" fühle. Wenn er mit sei-i nem Ruhreinmarsch trotz -es Aufwandes ungeheurer militä-; rischer Kräfte und der Zusammenstellung eines technischer» Spezialkorps für die Ausbeutung der Kohlengruben, der Hüttenwerke usw. einen vollen Mißerfolg erzielte, so dadurch. daß er den nationalen Widerstand des deutschen Volkes wie überhaupt den deutschen nationalen Abwehr willen restlos unterschätzt hatte. Poincarö war der typische Vertreter französischer Er oberungs. und Expansionspolitik. Die Reihen der Männer dieser Politik haben sich in den letzten Jahren wesentlich ge lichtet. Delcassö, Briand — denn auch vieler gehörte zu diesem Kreis und arbeitete schon vor dem Kriege die fran-, zösischen Eroberungsziele aus (u. a. Annexion des Saar gebiets zur Schaffung einer strategisch und wirtschaftlich wichtigen Kohlenbasis) —, Doumer, Clemenceau, Joffre sinA ihrem geistigen Führer Poincarö schon voraufgegangen. Der^ Kreis der alten Hasser, die für ihre Politik gegen Deutsch land noch durch den Krieg 1870/71 beeindruckt wurden, ist^ Die Beisetzung Barthou» Der Trauerzug aut den» Wege durch die Jnva- lidenesplanade in Pa ris. Unser Bild zeigt die Lafette mit dem Sarg des in Marseille ermor- deten französischer Außenministers.