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MM /Lr/xcmÄe^Ä«/M»i». (24. Forts« Hong.) „Was ist, Bertl, daß du schon wieder hier bist?* Bert war sehr blaß. Er gab Monika die Hand, dann sagte er leise: „Komm mit in dein Zimmer, Monika!" Angstvoll folgte sie ihm, der so erregt war, wie sie ihn noch nie gesehen hatte. „Sag, Monika, vermißt du etwas?" fragte er sie drinnen. „Ich? Etwas vermissen?" , Man sah, wie erstaunt sie war über diese seltsame Frage. „Ja, ein Stück deines Schmuckes. Hast du irgendeinen Verlust bemerkt?" „Ich habe nichts verloren." „Kennst du das?" fragte jetzt Bert, indem er seine Hand öffnete und ihr den großen Smaragd zeigte. Monika taumelte zurück. Sie war tief erblaßt, als sie fragte: „Wie kommst du zu dem Anhänger? Wo hat man ihn gefunden? Ich ... ich habe wirklich nicht bemerkt, daß er sich nicht mehr unter meinen Schmuckstücken befand." So sehr sich auch die Gedanken in ihrem Kopfe ver wirrten, das eine wußte sie, daß Bert nicht erfahren durfte, wem sie den Anhänger gegeben hatte. Noch ehe sie seine Antwort gehört hatte. „Es ist eine rätselhafte Geschichte. Ich weiß nicht, ob du es schon gehört hast; eine der Schreibmaschinendamen von PaddHscholle ist ertrunken. Ob ein Unglücksfall vor liegt oder Selbstmord, weiß man noch nicht. Man nimmt eher letzteres an, da die Untersuchung ergeben hat, daß Inge Schwarz Mutter werden sollte." „Schrecklich. Und ... und das Schmuckstück?" „Man hat es an ihrem Halse gefunden und mir ge geben, weil man den Smaragd erkannte, den du damals beim Fest in Paddyscholle getragen hattest und der die allgemeine Bewunderung erregt hatte." Monika hatte regungslos zugehört. Blitzschnell ent hüllte sich ihr das Drama, das sich hier abgespielt hatte. Dietmar! Dietmar hatte dieses Mädchen verführt. Und hatte ihr das Schmuckstück gegeben, wohl als ein Unter pfand seiner Liebe, um sie zum Schweigen zu bringen. Und jetzt ... jetzt hatte das arme Geschöpf das alles nicht mehr ertragen, jetzt, wo Dietmar Hochzeit gemacht und sie endgültig verlassen hatte. Mit einem leisen Aufstöhnen griff Monika nach ihrem Herzen; sie wäre getaumelt, wenn Bert sie nicht auf gefangen hätte. „Kind, rege dich doch nicht so auf! Wenn ich gewußt hätte, wie sehr du dich erregst, hätte ich dir das alles gar nicht erzählt. Es wird sich wohl nie aufklären lassen, wieso dieses kostbare Schmuckstück an den Hals der Toten kam. Sicher hast du es verloren, ohne es zu merken. Ich weiß ja, wie wenig du an solchen Dingen hängst. Inge Schwarz hat es gefunden und es behalten, aus irgendeiner Per- lockung heraus. Obwohl sie sonst die Ehrlichkeit selbst war. Aber — was mag wohl in solch einer Mädchenseele oorgehen, noch dazu mit der Angst um das Kind. Viel leicht, daß sie den Smaragd zu Geld machen wollte, wenn der Vater des Kindes sie im Stich ließ. Aber jetzt ist, sie tot, niemand wird alle diese Rätsel lösen." „Ja, Bertl, niemand wird es lösen! Aber — wirf das Ding da weg, ich will es nicht mehr sehen. Es hängt Unglück daran. Wirf es weg." „Beruhige dich doch, Liebling! Ich tue alles, wie du es wünschst. Unglück — ja! Aber nicht^der Smaragd hat es gebracht, sondern die Menschen, der Mann, der das fleißige, liebenswürdige und allgemein beliebte Geschöpf ins Unglück gebracht und es dann seiner Schande über lassen hat. Kein Mensch weiß, mit wem Inge Schwarz sich eingelassen hatte. Nie hat man sie mit einem Manne zusammengesehen, kein Verdacht ist laut geworden. Und der Verführer selbst wird sich hüten, irgend etwas zu er zählen. Ewiges Schweigen wird auf diesem Schicksal liegen." * - * Ja, es lag ewiges Schweigen auf dem Schicksal der armen Inge Schwarz. Sie konnte den Verführer nicht mehr zur Rechenschaft ziehen, der jetzt im Glück zu schwelgen schien und von einem der großen und eleganten Fremdenorte zum anderen zog, um an der Seite seiner kapriziösen, lebenshungrigen jungen Frau das Leben aus vollem Herzen zu genießen. Und alles vergessen wollte, was ihn bisher bedrückt und ihm das Leben hatte schwer machen wollen. Es war ein Schwelgen in Genuß und Reichtum, ein Uebermaß von Ueppigkeit, das die beiden in immer neue Reize Hineinriß, um die Uebersättigung zu betäuben, die allmählich namentlich in Dietmar aufstieg. Und dennoch war er einverstanden, daß die Rückkehr von der Hochzeitsreise immer weiter hinausgeschoben wurde. Fast drei Monate waren sie weg gewesen, als sie mdlich nach Paddyscholle zurückkehrten und die ganz neu hergerichtete Villa bezogen. Beiden merkte man an, daß sie von all dem vielen Genießen ein wenig übersättigt waren, und Viola vor allem ließ ihrer Launenhaftigkeit die Zügel schießen. Dietmar tat, als ob er die Ausfälle seiner Frau weder sah noch hörte. Er kümmerte kick nickt darum, ob sie aut ooer ,gste<yr aufgelegt war. «r ließ sich nicht mehr gängeln wie in den Flitterwochen, und er spielte auch nicht mehr den verliebten Kater. Die ersten Wochen seiner Ehe hatte es ihn gereizt, auf das Liebesspiel einzugehen, die zärtlich schmollende Frau zu versöhnen, um eine um so glühendere zärtliche Szene derbeizuführen. Das hatte sich allmählich geändert: die komödienhafte Spielerei langweilte ihn, und eines Tages, nach einem «bermals vom Zaun gebrochenen Streit Violas, gab er fich nicht mehr die geringste Mühe, die Sache wieder einzu- cenken. Viola war es, die am anderen Morgen zu ihm !ommen und sich die Versöhnung erbetteln mußte. Und »on da an mußte immer sie klein beigeben in dem ewigen striegsspiel, das ihre Ehe bildete. Meist hatten die beiden verschiedene Meinungen, nur wenn es sich um Vergnügungen drehte und um den Lebensgenuß, da verstanden sie sich, waren sie sich einig. Viola war eifersüchtig bis zur Raserei und begleitete Hren schönen Mann, dem immer und überall die Blicke »er Frauen folgten, und der diese Blicke recht deutlich er- viderte, auf Schritt und Tritt. Und oft genug war es mch deshalb zu wenig schönen Szenen gekommen. Aber — vie es auch immer war — die Leidenschaft und der sinncngenuß führten die beiden immer wieder zusammen. Nun waren sie wieder zu Hause. Viola mehr mondäne Weltdame als je, die nur mit Seufzen und Klagen die Eintönigkeit der Heide ertrug. Dietmar hatte sich nicht verändert, er war liebens- vttrdig und heiter und voll des strahlenden Leichtsinns, »er seinen größten Zauber ausmachte. Mit keiner Wimper hatte er gezuckt, als man ihm Znge Schwarz' Tod mitteilte. Es war beinah, als ob in erlöstes Aufatmen aus seinem Munde kam. Dann, am Nachmittag, als man drüben im Westhof Zusammen um den Kaffeetisch saß, fing Viola davon an, »Hue daß Dietmar sie daran hindern konnte. „Was sein das eigentlich mit die junge Mädchen, die ich hat ertrunken? Weiß man, warum sie es hat getan? Ind wieso haben sie gehabt die kostbare Smaragd von Nonika?" „Das wissen wir auch nicht, liebe Viola!" antwortete Sert. „Wir nehmen an, daß sie den Schmuck — Monika nag ihn verloren haben, ohne darauf zu achten — ge- unden und nicht mehr zurückgegeben hat. Was meinst »u, Dietmar? Du mußt Inge Schwarz doch eigentlich »esser kennen, da sie deine Privatsekretärin war?" Dietmars Gesicht war völlig unbewegt, als er ant»! vortete: „Ich kannte sie auch nicht besser als ihr. Ich habe ihr f »iktiert, und sie hat meine Post geschrieben. Ab und zu f »abe.ich auch ein persönliches Wort mit ihr gewechselt,^ »as ist alles. Und das mit dem Schmuck — da wirst du vobl reckt boben "