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Avtwerpen — M4! 1914! Brüssel war in deutscher Hand; die Front blickte westwärts. Antwerpen lag an der rechten Flanke. In der Stadt lag der Kern der belgischen Armee, verstärkt durch britische Truppen. Antwerpen mußte fallen, wenn die deut schen Operationen in ihrer Aktivität gegen Frankreich un gehemmt sein sollten. Deshalb beauftragte die Oberste Hee resleitung den General der Infanterie v o n B e s e le r, den ehemaligen Chef des Ingenieur- und Pionierkorps und der Festungen, mit der Wegnahme dieses Störenfriedes am Scheldestrande. Mit seinem 3. Reserve-Korps, mit der neu gebildeten Marinodioision und mit verschiedenen Front- und Spezialtruppen, darunter modernster Belagerungsartillerie — 42er, genannt „Dicke Bertas 35,5 cm österreichische Motorbatterien usw. — Nat er auf den Plan. Am 28. Sep tember 1914 fiel der e r st e Sckuß auf di« Verteidigungs werke. Zugleich arbeiteten sich die deutschen Truppen durch Stacheldraht und Flatterminen, durch Bortruppen und irr sinniges Granatfeuer bis an die Außenwerke heran, so daß in den folgenden Tagen hier und dort Fort auf Fort fiel, eine Position nach der andern aufgegeben werden muß, bis schließlich eine weite Lücke in dem riesigen Festungsringe geraden Vorstoß auf das bloßliegende Herz der Innenfestung erlaubt. Die Flankenfeuer aus den Nachbarforts sind un ablässig bemüht, Riegel zwischen Stadt und Stürmer zu schieben. Vergeblich! Am 7. Oktober schickt Beseler die Nach richt in die belagerte Stadt, er werde mit dem Angriff auf die innere Festungslinie und die dahinterliegenden Stadt teile beginnen, wenn der Gouverneur die Festung nicht übergäbe. Der Gouverneur übernimmt die Verantwortung — der König selbst ist in der Stadt! -, und die Beschießung be ginnt um Mitternacht. Inzwischen haben schon Eisenbahn züge des Nachts die Verwundeten und allerlei kostbare Vor räte aus der Stadt westwärts geführt. Englische Spreng- tommandos entzünden die Petroleumtanks und die Lager schuppen. Die Schleusen werden betriebsunsähig gemacht. Der Rückzug beginnt immer stärker die Stadt zu entblößen, immer mehr Forts fallen. Der Belgierkönig Albert schließt sich im Kraftwagen seiner Armee an, bei der er bleibt; die königliche Familie wird im letzten Augenblick nach England geleitet. Im Norden kämpfen die Forts noch, während die deutschen Truppen schon im Herzen der Stadt sind. Schließ lich streichen auch die Nordforts die Fahne, die sie rühmlich verteidigt haben. des Hamburg-Lehrter Güterbahnhof-, an der Heidestraße im Berliner Stadtteil Moabit, brach »a«A» in einer Dach- pappenfabrit ein Brand aus» der das Gebäude m AAe legt«. Die Flammen ergriffen auch die angrenzenden Ge bäudeteile einer Fassadenputzsabrik und »»nichteten hier den Dachstuhl und die Inneneinrichtung. .Sieben Zuge der Feuerwehr mußten mehrer« Stunden mit Schlauchleitungen größten Kalibers und mit Schaumlöschgeräten arbeiten, ehe sie Herr des rasenden Elementes wurden. Der Schaden ist noch nicht annähernd abzuschätzen, er beträgt aber sicherlich mehrere hunderttausend Mark. Die Fabriken sind jedoch voll versichert. Verleger lot aufgefunden. Der Berliner Verleger Fritz Wreede, der Mitinhaber des Theaterverlages Felix Bloch Erben» wurde seit Mittwoch voriger Woche versucht. Er Katte am Dienstagabend die Wohnung eines Bekannten ver lassen und mit seinem Kraftwagen di« Heimfahrt angetre ten» war aber zu Haus« nicht «ingetroffen. Am nächsten Morgen wurde sein Wagen in Spandau , herrenlos aufge funden. Seit dieser Zeit fehlte von Wreede jede Spur, bis er jetzt am Ufer des Pichelse«s tot aufgefunden wurde. Der Tote weist «in« Schußwund« an der rechten Schläfe auf. Der Verleger, der längere Zeit hindurch unter starken Ge mütsdepressionen zu leiden hatte, hat zweifelsohne Selbst mord begangen. Im Abnzässerschacht erstickt. Im Betriebe der Papier- fabrik Tannroda hat sich ein bedauerlicher Unglücksfall er- ereignet. Bei der Kontrolle einer Abwässer-Äbteiluna in einem Schacht wurde ein Betriebsangehöriger durch Gase bewußtlos. Da am Sonntag der Betrieb ruhte, konnte der Unglücksfall nicht sofort bemerkt werden, so daß er erstickte. Bei den späteren Rettungsversuchen ist ein Vetriebsmeister in Unkenntnis der Gefahr in dem Schacht ebenfalls erstickt. Zwei weitere hilfsbereite Einwohner von Tannroda liegen noch erkrankt danieder. Bei einem besteht keine Lebens gefahr. Devisen im Zug-Abtetl. Bei einer Kontrolle im Fern- D-Zug München—Hoek van Holland entdeckten deutsche Bahnpolizisten in einem Abteil 2. Klass« zwischen den Pol stern versteckt Dollarnoten und Schweizer Franken, ferner Wertpapiere im Gesamtwerte von 30 000 RM. Die Devi sen wurden beschlagnahmt. Die Eigentümer, die wahrschein lich aus „Sicherheitsgründen" ein anderes Abteil aufgesucht hatten, wurden nicht ermittelt. Rettung abgeschnittener Bergknappen. Auf der Zechs.N«u- mühl in Hamborn stützten nachts in einem Aufbruch zwi schen der 4. und 6. Sohle etwa 200 Tonnen Gesteinsmassen av, wodurch die mit Gesteinsbohren beschäftigten Schieß hauer Schneider und Putischke abgeschnitten wurden. Die Rettungskolonne konnte nach vielen Stunden zuerst eine Ver ständigung mit den Eingeschlossenen, die unverletzt geblie ben waren, ermöglichen. Durch ein Bohrloch und «in« Preß- luftleitunH wurden ihnen Nahrung und Erfrischungen zuge- sührt. Die Rettungsarbeiten wurden mit Eis«r fortgesetzt und nach insgesamt 12 Stunden war es gelungen, die beiden Eingeschlossenen unverletzt zu bergen. Hamburger Dampfer in Norwegen gesunken. Der Hamburger Dampfer „Boldwill", der mit einer Heuladung von Drontheim nach Antwerpen unterwegs war, und im Maaloesund im Fahrwasser vor Anker gegangen war, wurde von dem norwegischen Dampfer „Raftsund" ge rammt. Die „Boldwill" sank im Laufe von zwei Stunden. - Die aus 12 Mann bestehende Besatzung wurde von der „Raftsund" gerettet. Der gesunkene Dampfer liegt in drei- . big Meter Tiefe. . . .. ! Britischer Dampfer bei Hongkong gescheitert. Die Ret tungsboote des britischen Kreuzers „Suffolk" konnten an den am Patras-Riff, ungefähr 200 Meilen von Hongkong, gescheiterten Dampfer „City of Cambridge" nicht heran kommen, da der Seegang tzu stark war. Die Besatzung des Dampfers besteht aus 80 Mann. Das Wrack befindet sich in einer äußerst gefährlichen Lage. Frankreichs! Erst 1876 tonnt« sich diese Nation zum Sin. tritt in die große internationale Berkekrsvereiniguna ent- schließen. Aber schon feit Beginn des Postvereins gehörten ihm 22 Staaten mit 350 Millionen Einwohnern an. Der Austausch d«r Briefpost nach einheitlichen und sich entspre chenden Portosätzen stand im Mittelpunkt der Neuarün- düng. Als Briefpost gilt nun aber auch schon Drucksache, Zeitungsversand, Warenprobe, Buchfendung, Geschäfts- vapier und — die von Stephan als Verkehrsneuerung er- fundene Po st kart«, das erst belächelte und dann so un- entbehrlich gewordene Geschenk des deutschen Generalpost meisters! Regel wurde sofort, daß die eingenommenen Porti den einziehenden Staaten verblieben. Ein „Inter nationales Büro des Weltpostvereins in Bern" ist heute noch fachlicher Mittelpunkt der ständigen Fortarbeit auf postalischem Gebiete. Die dort erscheinende Zeitschrift „L'Union Postale" mit deutschem, englischem und französi schem Text dient dem Zusammenhalt, der Verkehrsforschung und der offiziellen Berichterstattung. Der Name „Welt postverein" bürgerte sich im Jahre 1878 ein, als der erste Postkongreß in Paris stattfand und man feststellen konnte, daß sich in den vier Jahren des Bestebens der Um fang des Postvereins verdoppelt hatte. Ein glänzender Be weis der Folgerichtigkeit des Stephanschen Gedankens und der richtigen Organisation des Weltunternehmens! Im glei chen Jahre wurden die Aufgaben desselben Unternehmens durch Einbeziehung des Verkehrs mit Wertbriefen und Post anweisungen wesentlich erweitert. heM Als ich durch den Wald heut ging. Schon ein erstes Sterben hing In den Buchenzweigen. Malt der Herbst schon gelb und fahl All die Blätter oyne Zahl, Tanzt nun seinen Reigen. Ueber fernen Wiesenhain Hängt der Nebel schon ganz ffein Lange graue Fahnen. Blümlein starb in kühler Nacht, Hat kein Stern ihm zugelacht — Konnte das nicht ahnen. Und es springt kein frohes Lied Tanzend über Moor und Ried — Ist so still geworden! Traurig nur ein Rabenschwarm Hockt auf kahlem Buchenarm Wie vor Grabespforten. Erich Wappler. Sächsisches SeiferSdorf. Der Kriegerverein Seifersdorf hielt am vorigen Sonntag seine Monatsversammluna im Kurhaus ab. Vereins- führer Kamerad Pfarrer Eltz gedachte vor Eintritt in die Tages ordnung des Mannes, der 20 Jahre nach Ausbruch des Krieges seine Äugen für immer schloß: Reichspräsidenten Generalfeldmar schall v. Hindenburg. Er war einer der wenigen, di« weit in die Geschichte unseres Holkes zurückblicken konnten, der die Einigung der Stämme Im Schloß zu Versailles und damit Deutschlands Aufstieg erleben durste, und der auch bereit war, In der Stunde der Not und Gefahr sich Deutschland zur Verfügung zu stellen. Er blieb unentwegt derjenige, der beseelt war, die Einigkeit aller Deutschen zu fördern. Als DankeSzeichen erhoben sich die Kame raden von den Plätzen. Auch im Verein hat der Tod Lücken g«- rillen. Am 30. Juni verschied Kamerad Hermann Querner, ein Mitgründer des Vereins (1888), ferner am 27. September Kame rad Gustav Hamann, Paulsdorf, welcher am 1. Juli ds. IS. auf eine 40 jährige Mitgliedschaft zurückblicken konnte. Die Ver sammlung ehrte die zur großen Armee abberufenen Kameraden durch Erheben von den Plätzen. Zur Tagesordnung übergehend, händigte der Vereinsfahrer den Männern der SAR. ll Ausweis und Abzeichen aus. Die Kosten hierfür hat die Vereinskaste übernommen. Erklärungen des Verelnsfllhrers über die Höhe der Beiträge folgten. Um die Einholung der Beiträge zu erleichtern, wurden Blockwarle bestimmt. Ueber das Kleinkaliberschießen be richtete in ausführlicher Weise Schießwart Kamerad-Schröter. Kamerad W. Kunath erbot sich, für den Bau eines SchießstandeS Sorge tragen zu wollen. Der VereinSführer teilte mit, daß der Psllchlbezug der Kyffhäuserzeitung aufgehört hat und appellierte an die Kameraden, daS Verbanosorgan weiter zu halten zum Preise von 35 Psg. sür ein Vierteljahr. Ein« Umsrage durch die Blockwarte soll erfolgen. Die nächste Versammlung findet in PaUlsdors statt. Glashütte. Regelmäßig im Oktober begeht die Kirchgemeinde Ihr Missionsfest. Gottesdienst und Faiyilienabend stehen da im Zeichen des MistionSgedankens. So auch am Sonntag, wo Mif- ionSdirektor O. Baudert, Herrnhut, di« Predigt im VormittagS- sollesdienst hielt. Nach den mahnenden Worten des Predigers, ich im alltäglichen Bekennen und Zeugen für die Wahrheit, für eine Kirche zu üben, kam er auf den Beginn der Missionsarbeit zu sprechen, die sich vor etwa 100 Jahren von England aus Bahn gebrochen habe. Er wies dann im Verlauf seiner Betrachtungen nach, daß Missionsarbeit auch Dienst an unserem Volke ist, da bei die Auffassung des Auswärtigen Amtes erwähnend, daß wir ferner mit ihr der ev. Gemeinde einen Dienst erweisen; denn während die katholische Mission allein In Südafrika 1200 Mis sionare unterhalte, habe die evangelische nur 1500 in der ganzen Welt, und im Hinblick auf die Ausbreitungsbestrebungen anderer Weltanschauungen meinte Baudert, daß wir mit der Missions arbeit lehlich auch der ganzen Christenheit einen Dienst tun. Un ter Hinweis auf den 9. November 1018 rief er der Gemeinde ins Gewissen, daß wir nicht noch einmal erleben dürfen, daß die He>7 mat die Front im Stiche läßt. Anschließend bekannte der Predi ger, daß wir nicht nur aus den angeführten äußeren Gründen MtssionSarbeit treiben, sondern es mit den Jüngern halten sollen, die es taten aus Liebe zu Christi und weil es der Herr befohlen hatte. In ähnlichen Betrachtungen erging sich Pfarrer Beer am Abend im Saale Les Hotels „Stadt Dresden" während seiner Be grüßungsansprache. Er teilte unter Vergleich mit dem Weltkrieg das Vorwärtstragen des ev. Christentums in Front, Etappe und Heimat und ermahnte letztere an ihre Pflicht und gedachte der schon hierorts geleisteten Arbeit, namentlich des Frauenmissions- hundes und der Helfer. Zum ersten Male seil langer Zeit ver schönte auch der Kirchenchor mit Vortrag von Volksliedern die abendliche Feier, Posaunenmusik umrahmte Ansprache und Vor trag und die übliche Vier-Farbenlotterie brachte Bewegung in den vollbesetzten Saal, sür viele Freude, für andere Heiterkeit und sür manchen vielleicht eine ganz kleine Enttäuschung. Pfarrer Beer leitete die Sache sehr geschickt, hatte für manchen Gewinner ein freundliches Wort, erfand manchen guten Witz und streute kleine Erzählungen ein. Aber auch am Abend kam Mlssionsdirektor O. Baudert zu Wort und zwar mit dem Thema: „Was ich In Afrika gesehen und Im Bilde mitgenommen habe." Er war also In der Lage, die von ihm geschilderten Reiseeindrücke, Erlebnisse und Be gebenheiten mittels Lichtbild dem Zuhörer anschaulicher vor Au gen zu führen. Er vermittelte besonders durch die Art seines Deutsche Matrosen hissen am 9. Oktober auf der Kathe drale von Antwerpen die Ichwarz-weiß-rote Flagge! Am Nachmittag des 10. Oktober rückt die Marinedivision, am Abend die Belagerungsarmee ein. Vier Tage waren die Truppen nicht zur Ruhe gekommen, zwölf Tage hatten die Kernaktionen gebauert. Mit strammem Schritt und Hellem Lied rückten die Blaujacken und die Feldgrauen in die Fla menstadt ein. Ein Erlaß des siegreichen Generals von Be seler mahnt die Bevölkerung zur Ruhe, Besonnenheit und Ordnung, rvarnt vor Hinterlist und Feindseligkeit. Es ist kein hartes Los, die deutsche Siegerhand über sich zu spü ren, während die Besatzungsgreuel aller unserer Feinde in der ganzen deutschen Geschichte, wo wir einmal unterlagen, unbeschreiblich sind, wie es ja auch in eben jener gleichen Zeit, da Antwerpen fiel, noch die letzten Rusieneinsälle in Ostpreußen bewiesen! „Weltvoft" Sechzig Jahre Weltpostverein. Noch im Jahre 1850 gab es innerhalb der vielen deut schen Staaten mehr als 100 Postverträge mit 2000 (!) ver schiedenen Brieftaxen! Im Deutsch-Oesterreichischen Post- verein erwirkte dann, der Preuße Heinrich Stephan — geboren 1831 zu Stolp, 1876 Generalpostmeister, geadelt 1885, verstorben 1897 — zehn Jahre vor der Reichsgrün dung vielfache Vereinfachungen und Tarifermäßigunaen durch Postverträge, organisierte auch das im Jahre 1867 nach Auflösung des Deutsch-Oesterreichischen Postvereins ab getretene Turn- und Taxissch« Postwesen und den Post verkehr der 1866 einverleibten deutschen Länder nach preu ßischem Muster. Ueber diese innerdeutsche Regelung hinaus erstrebte Stephan die Verbesserung der Weltpost. War es bis dahin so gewesen, daß ein Reisender im. fremden Lande erst die Einzelbestimmungen über den Postverkehr mit den verschiedensten Ländern studieren mußte, bis er Frei machung, Nachgebühren, Gewichtssätze und Zulassungsbedin- aungen nach Größe und Inhalt der Sendung begriffen hatte, so schlug Stephan in seiner maßgebenden Denkschrift von 1868 vor, alle europäischen Staaten und die wirtschaft lich interessierten auswärtigen Länder in einer postalischen Gemeinschaft zu vereinigen. Nach der Reichsgründung ließ Heinrich Stephan dann namens des Deutschen Reiches 1873 an alle europäischen Regierungen und an die Vereinigten Staaten von Nord amerika Einladungen zu einem Postkongreß am 15. Sep tember 1874 in Bern ergehen. Das Ergebnis der dann so fort einsetzenden Fachberatungen war die fast einstimmige Gründung des Allgemeinen Postoereins, dem sich alle ge ladenen Staaten anschlossen mit der einzigen Ausnahme — Die Oktober-Plakette für das Mnlerhllfswert 1S34/ZS. Zum Lernsteintag des Winterhilfswerkes. Ostpreußisches Mädchen mit einer selbstgefertigten Kette aus Bernstein-Opfernadeln.