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Devisenkurse. Belga (Belgien) 58,50 (Geld) 58,64 (Bries), diin, Krone 56,77 56,89, cngl. Pfund 12,71 12,74, franz. Frc. 16,50 16,54, Hull. Gulden 169,53 169,87, ital. Lira 21,32 21,36, norm. Krone 63,89 64,01, österr. Schilling 47,45 47,55, poln. Zloty 47,25 47,35, fchmed. Krone 65,55 65,69, schweiz. Franken 81,32 81,48, span. Peseta 34,27 34,33, tschech. Krone 10,43 10,45, Dollar 2,507 2,513. — Berichtigung zum Devisenmarkt vom 29. Mai: Oesterr. Schilling 47,45 47,55. In London setzte eine starke Hausse der Dawes-Boung-An- leihe ein. Die Doung-Anleihe zog um 7, die Dawes-Anleihe um 6 Punkte an. Amtlicher Erohmarkr für Getreide und Futtermittel zu Berlin. Wahrend Roggen am Berliner Gctreidcgroßmarkt vom Mitt woch wieder sehr sest lag, war für Weizen kaum Nachfrage vor handen. Die Preise sür Weizenscheine stellten sich auf 159 bis 159,75, für Roggenfcyeine auf 113,75 (Mai—Juni) und 114,50 (Juli). Für Mehl und Kleie zeigte sich etwas Interesse. Hafer roo unverändert fest. Notierungen vom 30. Mai 1834: Weiz, mäv». Gcjetzl. Mükleinkpr. W II 188 N II 163 W III 191 R II» 166 W IV 193 R IV 168 Gcjetzl. Mllhleinkpr. Sommergerste, mittel W II 194 frei Berlin 169—173 W III 19? ab Station 160—164 W IV 19l Hafer Roggen, märk. frei Berlin 175—179 frei Berlin 161 ab Station 166—170 N II 157 N Ili 160 N IV 162 — —- — (34. Fortsetzung und Schluß.) .Erik! Sei barmherzig! Was hast du da eben gesagt?" „Die volle Wahrheit. Und ich denke, das; du nun selbst daran glauben wirst, daß noch alles gut wird." Professor Stahls Augen brannten in wilder Sehn sucht und Neue. „Und nun soll ich hier bis ins Ungewisse aushaltcn?" „Nein! Aber gesund pflegen wirst du dich wohl lassen? Und dann habe ich eben ein kleines Zusammentreffen arrangiert, ohne daß Krau Maria eine Ahnung davon hat. Du mußt doch auch irgendwohin zur Erholung. Nun, da wirst du eben auch nach Meran reisen, wo deine Frau weilt. Bist du zufrieden mit mir, alter Freund?" „Ich danke dir, Erik!" Professor Stahl wandte das Gesicht ab, schloß die Augen. In seinem markanten Gesicht prägte sich die ganze Erschütterung noch deutlich aus. Erik Molström verließ das Zimmer. * » * Zn Meran waren noch viele Kurgäste. Der Herbst war selten schön und warm in diesem Jahre. Eine erquickende Luft wehte von den Bergen herüber. In einer vornehmen 'leinen Pension wohnte Maria mit den beiden Kindern und der Pflegerin. Sie unternahm sehr ost weile Spazier gänge, und langsam kam in ihre Wangen eine rosige zarte Farbe. Ihre schönen Äugen blickten sehnsüchtig in die Ferne. Maria dachte immer und immer wieder an den Gatten. Ob es recht war, daß sie sortgereist war, ohne zu wissen, daß er vollkommen gesunden würde ? Daß sie nur auf ärztliches Anraten an ihre eigene Gesundheit gedacht hatte? Wenn nun Hans Joachim »och immer krank war? In Gefahr schwebte? So lange hatte sie nichts von ihm gehört. Erik Mol- ftröm halte ihr seit vielen Wochen nicht mehr geschrieben. Und die Unruhe wuchs in ihr, wurde größer und größer. Hans Dieter oekam die reine Luft Merans auch vor züglich. Er war ein bildschöner Junge, den alle Kurgäste in der Pension liebten und verwöhnten. Auch die kleine Margeritte liebte man und streichelte ihr das blonde Haar. Sic war aber ein selten stilles Kind, und saß am liebsten zu Füßen Marias, das Köpfchen an deren Knie geschmiegt. Es war, als bitte das Kind immer wieder von neuem darum, m diezer reinen, erzieherisch einwandsreien Atmosphäre bleiben zu dürfen. Seit einigen Tagen wohnte der Herzog v. R mit in der Pension. Er war hier schon seit Jahren Gast, wenn er nach Meran kam. Er verschmähte die vornehmen Hotels und wohnte hier, wo er ja auch jede Bequemlich teil halte und dabei von dem lauten Getriebe verschont blieb. Er war ein schlanker Mann in den mittleren Jahren; den Herzog sah man ihm nicht an, dazu gab er sich viel zu bescheiden. Er unternahm gleich am Morgen nach seiner Ankunft in seiner etwas schäbigen Touristentracht einen weiten Ausflug, von dem er erst am Abend zurückkehrte. Er kam dann in einem einfachen dmcklcn Anzug wieder herunter und nahm auf der Veranda sein Abendbrot ein. Der Zufall fügte es, daß er am Nachbarlisch saß, Maria direkt gegenüber, lind sie fiel ihm auch sogleich auf in ihrer zarten Schönheit. Diskret musterte er sie. Hell glänzte der Trauring auf au Marias rechter Hano, und der Mann dachte resigniert: „Also bereits verloren sür mich, ehe ich noch den Wunsch mir selber eingestand, sie besitzen zu wollen." Zwischen einer verheirateten Frau und sich hatte er sters eine Wand aufgerichiel, auch wenn er bemerkt hatte, daß dies nicht nötig gewesen wäre und Vie Betreffende sehr gern etwas erlebt hatte. Diese Achtung vor der Frau hatte ihm seine Mutter ins Herz gelegt, und dieser Worte war er auch stets eingedenk. 1. Zuni. Sonnenaufgang 3.43 Sonnenuntergang 20.12 Monduntergang 7.09 Mondaufgang 23.46 :765: Christiane v. Goethe, geb. Vulpius, in Weimar geb. 'gest. 1816). — 1780: Der preußische General Karl v. Clause- vitz in Burg bei Magdeburg geb. (gest. 1831). — 1899: Der riedevdeutsche Dichter Klaus Groth in Kiel gest. (geb. 1819). Namenstag: Prol.: Nikodemus, kalh.: Juventius. Rundkunk-Brogramm Rcichssender Leipzig: Freitag, 1. Juni 10,10 Schulfunk: „Wie entsteht eine Landkarte?"; 12,00 Mittagskon^ert; 13,10 Beliebte Ouvertüren; 14,25 Aus neuen Romanen: Anton Gabele: „Pfingsten"; 14,45 Johannes Brahms Sonnte, c-moll; 15,15 Für die Frau: Geheimnisse des Kunst- aewerbes; 16,00 Nachmittagskonzert; 17,00 Niederdeutsche Volks lieder; 17,30 Das Fronterlebnis im Reichsheer; 18,00 Bekennt nisse zum Arbeitertum; 18,25 Gedichte und Lieder aus dem Verg- mannsleben; 19,05 Beliebte Märsche auf Volksinstrumenten; 19,40 „Fliegeralarm", Kurzhörspiel von Werner Plücker; 20,00 Neichssendung: Politischer Kurzbericht; 2010 Marinckonzert; 22,00 Nachrichten und Sportfunk; 22,30 llcbcrtragung aus Ham- Dcuischlandsender Freitag, den 1. Juni. 9.00: Berliner Programm. — 9.40: Isländische Märchen. — 10.10: Festgemauert in der Erden . . . Hörbericht aus der Glocken- Trotzdem gefiel ihm diese junge schlanke Frau, die so einsam am Tisch saß und um deren Mund ein tiefes Leid stand. Einige Tage später traf er sie draußen auf einem ein samen Wege, der sich zwischen Wiesen zum Walde hin wand. Grüßend ging er an ihr vorüber, denn sie waren einander an der gemeinsamen Mittagstafel vor kurzem vorgestcllt worden. Die Pcnsionsmutter, eine weißhaarige vornehme Frau, besorgte diese Vorstellung stets in ihrer freundlichen, diskreten Art, sobald ein neuer Gast ihr Haus bezogen hatte. Maria neigte gleichfalls grüßend den feinen Kopf. Dann waren sic aneinander vorüber, und der Herzog war ärgerlich auf sich selbst, weil er so zaghaft gewesen war und diese junge Frau, die ihn so sehr interessierte, nicht an- gesprochen hatte. Vielleicht lächelte sie nun über ihn, oder sie hielt ihn für stolz und eingebildet. Schließlich waren sie doch Pensionskameradcn und hätten ruhig ein paar Worte miteinander wechseln dürfen. Langsam ging der Herzog weiter. Maria aber dachte nicht mehr an den Mann, dessen sympathisches Wesen ihr gefiel, von dem sie gleich beim ersten Sehen gedacht hatte: Er ist gewiß ein guter Mensch. Maria erwog ernstlich, ob sie nicht Heimreisen sollte. Sie hielt diese Unruhe nicht mehr aus. Was war mit Hans Joachim? War er — gestorben? Und man verschwieg es ihr, weil man wußte, daß es sie zu Boden schmettern würde? Maria lief jetzt, so schnell sie konnte. Georg Delthoven sollte ihr die Wahrheit schreiben. Und — er würde es tun! Maria hetzte daheim in ihr Zimmer hinauf. Mil fliegenden Händen legte sie sich alles zurecht. * s * „Maria, bitte verstecke mich! Sie haben Franzesko ge fangen!" Maria sprang auf. An der Tür lehnte Lona. Aber war das wirklich die Pilde, schöne Lona? Was hatten diese wenigen Monate rus ihr gemacht? Voll Grauen blickte Maria auf die Frau. Und Wider willen und Abwehr krochen in ihr hoch. Warum kam ihr Sona wieder in ven Weg? Warum vurfte nicht endlich Frieden sein? Und Lonas Worte, daß man ihren Begleiter zefangen, besagte alles. Strafbare Handlungen also. Und ze, Maria, wieder mitten darin in all den Aufregungen, ill den unsauberen Machenschaften, und sie konnte nichts oasür. Aber konnte sie denn Brunos Frau im Stich lassen? Durfte sie das? Ja, aber sie wußte voch nicht einmal, welch eines Vergehens Lona sich mitschuldig gemacht? Oder — war es noch wegen der Untat, die dem Professor Stahl geschah? Und war sie dann nicht verpflichtet, Lona luszuliefern? „Du hast versprochen, brieflich, dich mir nicht mehr zu nähern und auch deinem Kinde den Frieden zu lassen. Was willst du nun? Willst du uns alle mit in dein aben teuerliches Leben hincinreitzen? Denke doch wenigstens an dein armes kleines Töchterchen! Sie soll ein gutes Menschenkind werden. Ich mache zwischen ihr und meinem eigenen Kinde keinen Unterschied. Und nun willst du alles wieder zerstören?" Eine seltsame Wandlung ging mit Lona vor. Sie senkte den Kopf, ging zur Tür, sagte leise: „Du hast recht. Verzeihe mir, wenn du kannst. Fran zesko weiß es nicht, daß du hier bist; nur ich sah dich vorhin, als du so schnell an mir vorüber liefst. Und da kam mir der Gedanke, bei dir Schutz zu suchen. Franzesko ist mein Mann. Wir haben. — wozu darüber reden —, es ist ja alles gleich. Leb wohl, Maria." „Lona!" Aber Lona Hörle sie nicht mehr. Maria lies ihr nach, aber sie sah sie nicht, konnte sie nirgends entdecken. Lona mußte sich irgendwo versteckt haben. Maria kehrte in ihr Zimmer zurück. Unsagbar traurig war ihr zumute. Sie dachte daran, was Brunos Leichtsinn alles nach sich zog. Denn indirekt war eben doch auch ihr Glück an ihm zerschellt. Vorwürfe peinigten sie. Was würde diese unglückselige Frau nun tun? Im pulsiv, unüberlegt und leichtsinnig, wie sie war? Hätte sie sichere! in Breslau. — 11.30: Für die Mutter. — 15.l5: Fürs leutsche Mädel: Das Rasieproblem im täglichen Leben. — 15.45:; Zum 35. Todestage von Claus Groth. — 17.00: Iugcndsport-; - tunde: Ans den Kindertagen des deutschen Fußballsportes. — >7.15: Wo suchen wir Thule? — 17.30: „Zuckerguß". — 18.10: Oas Lied von Balder. — 19.00: Die Weise von Liebe und Tod >es Cornets Christoph Rilke. Dichtung von Rainer Maria Rilke., - 19.45: Berliner Programm. — 20.10: Marinekonzert. — 22.00: politischer Kurzbericht. — 22.10: Wetter-, Tages- und Sportnach lichten. — 23.00—24.00: Aus Stuttgart: Tanzmusik. Die Tanz- iapelle der Stuttgarter Philharmoniker. Interessantes aus obigem Programm und von anderen Sendern: Freitag: 15.45: Zum 35. Todestag Klaus Groths (Deutschlandsendcr). 17.30: Sintemalen, ansonsten, dieweil (Dculschlandseuder). 17.35: Die schlesischen Sleinkrcuze als Sühnzcichen und als Frei stätten der Bedrängten (Breslau). 17.50: Sticke, jetzt funkt Orje (Berlin). 18.00: Bekenntnis zum Arbeitertum (Leipzig). 18.10: 3ch kaufe ein Armband. Goldschmiedekunst (München). 18.25: Wir unter Tage (Leipzig). 18.40: Alke deutsche Bauernschwänke (Leipzig). 19.00: Die Weise von Liebe und Tod des Cornels Christof Rilke (Deutschlandsendcr). 19.00: Kirschen, Erdbeeren und anderes junges Gemüse (Hamb.). 20.00: Politischer Kurzbericht (alle Sender außer Deutschland- scnder; 22.00 Dcutschlandscnder). 20.10: Rund um den Radetzky-Marsch (Frankfurt, Stuttgart). 20.10: Fr. Blunck: Spuk und Lügen (Berlin). 20.10: Marinekonzcrl (Deutschlandscnder). 20.35: „Der zerbrochene Krug" (Hamburg). sie nicht doch zurückhallcn müssen, um noch Schlimmeres zu verhüten? Am Abend kam der Herzog zurück, blickte sich suchend um, kam, als er Maria auf der Veranoa sitzen sah, auf sie zu und bat sie, an ihrem Tisch Platz nehmen zu dürfen. Maria nickte, und eine plötzliche Angst schnürte ihr die Kehle zu. Der Herzog betrachtete mit Kennermiene den goldgelben Wein, den er sich hatte kommen lassen, sagte Maria einige Artigkeiten, neigte sich plötzlich zu ihr: „Ich sand heute im Walde eine Frau. Sie hatte sich vom Abhang heruntergcstürzt und lag im Sterben. Sie bai mich, Frau Maria Stahl auszusuchen und ihr zu sagen, daß sie sroh sei, den Frieden zu finden. Menschen, wie sie, seien am besten aufgehoben, wenn der Nasen sie decke. Und ich habe der armen kleinen Frau dann die Augen zu- gcdrückl. Ihre letzten Worte waren: ,Jch bin so froh, daß Margeritte besser werden wird, als ihre Mutter.' Ich habe alles Weitere angcordnet, und nachdem ich die Papiere durchgesehen, bin ich überzeugt, daß man Sie, liebe gnädige Frau, mit der Angelegenheit nicht behelligen wird." Maria dankte dem Herzog. Er sah ihre Erschütterung und verstand es, daß sie sich unvermittelt von ihm verab schiedete. Allein und sehr nachdenklich gestimmt blieb er noch lange am Tische sitzen. Ringsum sah man nach ihm hin, unv aus manchem Frauenauge traf ihn ein ausleuch- tender Blick. Der Herzog nahm keine Notiz davon. Lang sam, bedächtig trank er seinen Wein, und all seine Ge danken waren bei Maria Stahl. Am anderen Morgen stand es in den Zeitungen, daß man den internationalen Hochstapler Franzesko Tortino endlich gefaßt habe. Er sei aber gar kein Italiener, son dern ein Serbe. Seine Begleiterin sei tot. Sie'scheine bei der Flucht verunglückt zu sein. Abgestürzt! Der Ver brecher werde nach Budapest transportiert, da er dort einige Verbrechen begangen habe, die aber schon Jahre zurücklägcn. Hier sei er nur wegen Zechprellerei verhaftet worden. Angstvoll wartete Maria, ob man nicht doch noch an sie herantretcn würde. Doch nichts geschah. Kein Mensch brachte sie mit der armen Toten in Verbindung, und der Herzog schwieg auch! Margeritte kam ins Zimmer, schmiegte sich an Maria: „Liebe, gute Mutti!" sagte sie leise, und Maria küßte das Kind, das immer bei ihr eine Heimat haben würde. Wieder vergingen Tage. Der Herzog drängte sich Maria nie auf, aber er war immer aufmerksam und höflich. Nun wehte es aber doch schon kühl, und viele Kurgäste reisten ab. Auch der Herzog ließ packen. Aber nicht wegen des Wetters, sondern weil seine Mutter gestorben war. Ehrlicher Schmerz wetter leuchtete über sein Gesicht, als er den Brief las. Als er sich von Maria verabschiedete, sagte er: „Sie sind in Ihrem ganzen Wesen meiner Mutter ähn lich. Ich wäre glücklich, eine Frau zu besitzen, wie Sie es sind." Maria blickte ihn groß und offen an. „Ich liebe meinen Mann. Ihrer werde ich immer mtz Dankbarkeit gedenken, Hoheit." * * Als Maria am dritten Tage nach des Herzogs Abreis« i ihren kleinen Salon betrat — sie kam von einem Spazier- , gang zurück —, da erhob sich aus dem Sessel am Fenstei ! ein großer, breitschultriger Mann. Marias Hände griffen ! in die Luft. Da war er schon bei ihr, nahm sie in sein« ! Arme, küßte sie. „Maria, vergib mir! Ich habe dich immer geliebt!" Maria lag ganz still. Sie wagte sich nicht zu rühren denn dann konnte der unirdisch schöne Traum doch zr j Ende sein. Aber es war ja kein Traum. Wahrheit war es. Beseligende Wahrheit. Er wai wieder bei ihr, hielt sie in den Armen. Er küßte sie wü einst, sagte zärtlich: „Kleine Maria, welch großes Glück bist du für mich!' — Ende. —,